Euroshop 2005

Invasion der Designbeläge

Alle drei Jahre zeigt die Euroshop die neuesten Trends für Ladenbau und Shop Design. Und immer mehr Bodenbelagsanbieter stellen auf der Messe in Düsseldorf aus, die Zugang zu diesem interessantem Marktsegment verspricht. Auffällig in diesem Jahr: die überaus starke Präsenz von Designbelägen. In Halle 11 tummelten sich nicht nur die großen Namen der Szene wie Amtico, Armstrong, Objectflor, Gerflor etc., sondern auch etliche Newcomer und Exoten, angefangen bei LG Floors über Toli bis hin zu Metroflor und Swift. Tarkett hat seine Lücke bei Designbelägen durch den Zukauf von Marley Floors geschlossen und Forbo kommt im Juni mit seiner brandneuen Halo-Kollektion. Etwas verloren gegenüber dieser elastischen Phalanx wirkten die wenigen "Textilen".

Wie sieht das Ladengeschäft der Zukunft aus? Das erkundeten über 90.000 Besucher auf der diesjährigen Euroshop in Düsseldorf. Fünf Tage lang präsentierten dort über 1.600 Aussteller, was es Neues zum Thema Shopdesign gibt.

Beim Rundgang durch die Hallen kristallisierte sich klar heraus: Den einen Mega-Trend gibt es nicht. Vielmehr laufen verschiedene Tendenzen parallel. Unverändert wichtig bleiben klare Linien und Reduktion mit schlichten, zurückhaltenden Formen, Farben und Materialien, die zeitlos sind und die Ware in den Vordergrund stellen. In trendorientierten Branchen macht sich allerdings eine Gegenbewegung bemerkbar, stellen einige Ladenbau-Unternehmen fest, dort sei eine neue Lust an der Dekoration zu spüren, beeinflusst durch die aktuelle Mode. Luxus, Nostalgie und Ethno sind dabei die Leitthemen.

Generell verlieren die Warenträger an Bedeutung. Stattdessen sind Gesamtkonzepte gefragt. "Wir müssen Lösungen für Einkaufswelten schaffen , die das Shoppen zu einem Ereignis machen und Emotionen transportieren", gibt ein Architekt die Richtung an. Und es geht noch weiter: Viele Händler unterschätzen, dass sie Botschaften über ihr Ladengeschäften senden können; jeder sollte heute seine eigene Philosophie, sein Profil haben und sich damit als Marke positionieren. Und diese Marke lässt sich perfekt über das Store Design kommunizieren. Wobei man über die reine Einrichtung hinaus auch den Außen-Auftritt, die Gangführung, die Decke und die Beleuchtung einbeziehen muss.

Stichwort Beleuchtung: Das richtige Licht ist viel wichtiger als gemeinhin angenommen. Es geht nicht allein um Helligkeit und Beleuchtungsstärke: Durch atmosphärische Beleuchtung können ganze Verkaufsräume umgestaltet werden. "Denn nicht nur das Produkt verführt zum Kauf, sondern die perfekte Inszenierung", ist Dr.Peter Matt überzeugt, CEO von Nobel-Leuchtenanbieter Zumtobel Staff. So ziehe Helligkeit an, Licht und Schatten erzeugten Spannung, Farbeffekte ließen innehalten. "An Stelle der früher üblichen statischen Warenbeleuchtung treten abwechslungsreiche Lichtdramaturgien". Ergänzt werden diese inszenierten Welten durch Duft- und Beschallungssysteme.

Für die Bodenbelagsbranche sind Ladenbau und Shopdesign, auf Neudeutsch auch "Retail" genannt, eins der interessantesten Objektsegmente. Auch wenn der Markt an sich eher stagniert, bietet er gute Perspektiven, weil dort zum einen die Renovierungszyklen kürzer sind - im Schnitt unter sieben Jahren - und zum anderen die Kunden aufgeschlossener und oft auch bereit,mehr Geld anzulegen. Und: Sie legen mehr Wert auf Individualität.

Deshalb sind gerade für diesen Einsatzbereich Designbeläge prädestiniert, mit denen sich nicht nur leicht individuelle Gestaltungslösungen realisieren lassen, sondern die auch die Ansprüche an Strapazierfähigkeit und Pflegeleichtigkeit in Ladengeschäften erfüllen. Entsprechend zahlreich waren die einschlägigen Anbieter auf der Euroshop vertreten, nahezu alle versammelt in Halle 11. Auch für Branchenkenner war es verblüffend, wie viele Unternehmen inzwischen versuchen, an der zweifellos wachsenden Nachfrage für Designbeläge zu partizipieren: Locker 15 Firmen mit Produkten dieser Art stellten in Düsseldorf aus. Neben den eingeführten Namen der Szene wie Amtico - immer noch wegweisend bei den Dekoren - , Armstrong - mit seiner neuen, speziell auf den Ladenbau zugeschnittenen Scala-Kollektion - , Objectflor mit seiner englischen Mutter Halstead und dem neuen Expona Art & Design-Programm mit außergewöhnlichen neuen Designs wie Kieselsteinen oder rostigem Eisen - und Gerflor mit seiner lose verlegbaren Attraction-Reihe fielen vor allem etliche Newcomer und Exoten ins Auge.

So demonstrierte LG Floors, eine Tochter des zweitgrößten koreanischen Konzerns, mit einem üppigen Stand seine Ambitionen. Die Asiaten, seit dem letzten Jahr ernsthaft in Deutschland aktiv (BTH Heimtex hat darüber bereits berichtet), haben sich die Unterstützung von Großhändler Dresing gesichert, der Zentrallagerfunktion übernimmt und kürzlich zwei Externe engagiet, die das Objektgeschäft aufbauen sollen. Auch Toli, einer der größten japanischen Bodenbelagshersteller, streckt seine Fühler offenbar gen Europa aus. Aber nicht nur aus Asien erwächst Konkurrenz für die etablierten Anbieter, sondern auch aus den USA, zum Beispiel mit Metroflor und Swiff.

Und dann haben auch die beiden letzten großen Bodenbelagshersteller, denen Designfliesen noch im Produktportfolio fehlten, ihre Lücken geschlossen: Tarkett verfügt durch die Übernahme von Marley Floors über eine eigene Produktion und Forbo hatte unmittelbar vor der Euroshop seine brandneue Halo Kollektion aus der Taufe gehoben und baut dabei auf kompetenten Flankenschutz: Mary Docker, Ex-CEO von Amtico USA, hat sich selbstständig gemacht und lässt in Asien produzieren und Forbo bedient sich teilweise ihrer Palette. Geplant sind insgesamt rund 100 Designvarianten, schwerpunktmäßig Holz und Stein, aber auch Fantasiedekore in 2,5 mm Stärke bei 0,7 mm Nutzschicht, rundum gefast, voraussichtlich eingelagert im niederländischen Krommenie und die offizielle Markteinführung ist für Juni geplant.

Kein klassischer elastischer Belag, aber auch nicht eindeutig den textilen zuzuordnen sind die eigenständigen Vinylgewebe von Bolon. Damit sind die Schweden hoch erfolgreich bei vielen Modemachern wie Armani oder Strenesse. Auf der Euroshop schaute sich auch die Escada-Mannschaft auf dem Bolon-Stand um. Blickfang war die neue gewagte, aber sehr schicke Farbpalette mit Pink im Mittelpunkt. Ein ähnliches Produkt, wenn auch anders in Optik und Aussage hat Carpet Concept im Programm.

Gegenüber der starken elastischen Phalanx gingen die textilen Beläge etwas unter. Bonar Floors mit seinen waschbaren Flotex-Böden - die neue Kollektion kommt im April - und Weseler Teppich mit seinem attraktiven Farbspektum verzeichneten dem Augenschein nach weniger Resonanz, zeigten sich aber nicht unzufrieden. Denn: "Die Qualität der Kontakte ist sehr gut. Hier treffen wir Interessenten mit einem wirklichen Bedarf."

Die nächste Euroshop findet im Februar 2008 statt.
aus BTH Heimtex 03/05 (Wirtschaft)