Verband der Deutschen Daunen- und Federnindustrie (VDFI)

"Federn bringen keine Vogelgrippe"

Mainz - Die Vogelgrippe, die bisher nur in Südostasien diagnostiziert worden war, hat inzwischen Russland erreicht. Als Reaktion darauf hat die EU den Import von Geflügel und u. a. unbehandelten Geflügelteilen gestoppt. Der Mainzer Mikrobiologe Prof. Dr. Sucharit Bhakdi bezeichnet das Importverbot von Vögeln noch als einsehbar, das von ungewaschenen Federn allerdings als völlig unsinnig (siehe auch Interview).

Das Grippevirus gehört zu den umhüllten Viren. Diese Lipidhülle ist leicht zerstörbar (z. B. durch Austrocknung infolge eines langen Transports oder durch Erhitzen) und Viren mit zerstörten Hüllen sind nicht mehr infektiös, mit anderen Worten: sie sind dann absolut unschädlich!

Federn und Daunen, die in der Regel einen langen Transportweg hinter sich haben, gewaschen und bei hohen Temperaturen getrocknet wurden, sind garantiert unbedenklich, es ist unvorstellbar, dass das Virus dies alles übersteht.

Um einer Verunsicherung am POS vorzubeugen, hat der Verband der deutschen Daunen- und Federnindustrie e.V. (VDFI) einen Produktanhänger entworfen, der auf Wunsch über die Mitglieder (www.vdfi.de) bezogen werden kann. Zur Hysterie besteht also kein Anlass, sie wäre völlig unbegründet.

Interview zum Thema Vogelgrippe: Hysterie ist unangebracht

Nachfolgend veröffentlichen wir das in der Mainzer Allgemeinen Zeitung abgedruckte Interview mit Dr. med. Sucharit Bhakdi, Professor am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz, über mögliche Gefahren durch das Virus H5N1.

Deutschland hat inzwischen den Import von Vögeln und Federn gestoppt. Halten Sie diese Maßnahme für sinnvoll?

Bhakdi: Das Importverbot für Vögel ist noch einsehbar, das von Federn allerdings ist völlig verrückt und jenseits aller Wissenschaft. Ganz abgesehen davon, dass ganze Geschäftszweige in eine wirtschaftliche Krise geraten würden, wenn Federn aus Asien nicht mehr importiert werden dürfen. Die Federn sind gewaschen und getrocknet und zudem wochenlang unterwegs, bevor sie hier eintreffen. Es ist unvorstellbar, dass ein Virus, das von einer Lipidschicht - also einer Fetthülle - umgeben ist, das alles übersteht.

Wie breitet sich die Vogelgrippe aus?

Bhakdi: Die Viren geraten über die Atemwege in den Körper.

Weltweit sind laut WHO 57 Menschen an der Vogelgrippe gestorben. Unter welchen Umständen springt die Krankheit auf Menschen über?

Bhakdi: In der Tat ist inzwischen nachgewiesen, dass das Vogelgrippevirus auf den Menschen überspringen kann, daher kommt ja die derzeitige Hysterie, die manchmal den Eindruck vermittelt, als stünde das Ende der Menschheit bevor. Dabei ist das Virus bisher nur in ganz seltenen Fällen von einem der Hunderttausend erkrankten Vögel auf einen Menschen übergesprungen. Eigentlich ist der Mensch für das Virus kein geeigneter Wirt, sonst hätte es schon viel mehr Ansteckungen gegeben. Noch unwahrscheinlicher ist derzeit eine Übertragung von Mensch zu Mensch. Diesen Fall gab es bei drei Thailändern, die auf ganz engem Raum zusammenlebten.

Was beunruhigt dann viele Wissenschaftler?

Bhakdi: Um effizient von Mensch zu Mensch überzuspringen, müsste das Virus sich noch einmal verändern. Und dass das irgendwann passiert, ist eben nicht ganz auszuschließen. Ich versuche, das bildhaft zu erklären. Die Grippeviren haben acht Eiweiße. Zwei davon sind quasi die Hände, mit denen das Virus andockt, die anderen sind quasi der Körper, der für die Wirt-Spezifität (Mensch-Vogel) mit verantwortlich ist. Die "Hände" des Vogelvirus sind anscheinend besonders "böse". Wenn sie beim Menschen andocken, der "Körper" aber nicht zum Menschen passt, ist das Virus normalerweise nicht in der Lage, sich im Menschen zu vermehren und von Mensch zu Mensch zu springen. Gefährlich wird es, wenn sich das menschliche Grippevirus und das Vogelgrippevirus im selben Lebewesen begegnen. Dann besteht die Möglichkeit, dass die Viren ihre "Hände" "austauschen". Ein solches Virus mit den Vogelgrippe-"Händen" könnte sich dann im Menschen vermehren und sich auch unter den Menschen ausbreiten.

Wie kann man da vorbeugen?

Bhakdi: Normalerweise finden solche Doppelinfektionen nicht im Menschen, sondern im Schwein statt. Theoretisch könnte der Tausch der "Hände" aber auch im Menschen ablaufen, wenn eben eine solche Doppelinfektion vorliegt. Dies kann verhindert werden, indem man die Infektion mit dem Menschenvirus verhindert - eben durch die Grippeimpfung.

Gibt es eine Impfung gegen die Vogelgrippe?

Bhakdi: Nein, bisher nicht. Die Anzucht der Viren für die konventionelle Herstellung des Impfstoffes bereitet Probleme. Gentechnologisch müsste es allerdings möglich sein, einen Impfstoff herzustellen.

Was sollten Menschen, die in die betroffenen Gebiete Asiens reisen, beachten?

Bhakdi: Das Vogelgrippevirus ist noch nie auf einen Menschen übergesprungen, der einfach "vorbeireist". Dafür wäre schon ein relativ enger Kontakt zu Vögeln notwendig. Welcher Tourist besucht schon eine Geflügelfarm? Eine Grippeimpfung ist aber in jedem Fall zu empfehlen.
aus Haustex 10/05 (Marketing)