Practical World meldet Besucherrekord

Neue Messestrukturen stark umstritten

Während die Kölner Messe eine uneingeschränkt positive Bilanz ihres Fachmesse-Doppels Eisenwarenmesse/Practical World zog, fiel das Fazit der Aussteller bei weitem nicht so rosig aus. Vor allem die Anbieter aus dem Bereich Bau- und Heimwerkerbedarf waren mit Besucherfrequenz und -qualität nicht zufrieden. Dementsprechend fiel die Beurteilung der Veranstaltung sehr unterschiedlich aus - von "unverzichtbar" über "notwendiges Übel" bis hin zu "überflüssig".

Auch die alteingessene Internationale Eisenwarenmesse in Köln ist von der allgemein schwierigen Messenkonjunktur nicht unberührt geblieben. Sie wurde umstrukturiert und neu aufgestellt als eine Doppelveranstaltung mit den Bereichen Sicherungstechnik sowie Schloss + Beschlag, die unter dem eingeführten Titel Eisenwarenmesse auftreten sowie Bau- und Heimwerkerbedarf/DIY, der international griffig als Practical World läuft.

In diesem Jahr zählte die Messe 3.677 Aussteller auf einer Brutto-Fläche von 255.000 qm und 74.000 Fachbesucher (+ 10%). Das klingt zunächst beeindruckend, doch konnte der positive Eindruck von etlichen der 1.350 Anbieter im Bereich Bau- und Heimwerkerbedarf nicht nachvollzogen werden. Sie sprachen von deutlich geringeren Besucherzahlen als im Vorjahr und bemängelten auch die Qualität der Interessenten.

So traf Olaf Memmen von der Mem-Bauchemie, die zusammen mit Bostik Findley auftrat, zwar die wichtigen Einkäufer, vermisste aber die "Praxis vom Point of Sale", sprich Marktleiter und Verkäufer, das Gleiche beobachtete HDM-Marketingleiterin Giuseppina Krone. Bei Ardex-Tochter Lugato herrschte zwar permanent Massenandrang, doch auch hier fehlten Gebietsverkaufsleiter Matthias Plaul die Kunden aus der Praxis. Das wurde vor allem insofern kritisiert, als viele der Aussteller verkaufsfördernde Maßnahmen in den Mittelpunkt ihrer Präsentation gestellt hatten - und diese müssen von den Verkäufern vor Ort genutzt werden. Als ein Beispiel sind hier die Gestaltungsideen von Ostendorf zu nennen, mit denen der Farbenhersteller dem Farbenabsatz Impulse geben will. Ostendorf war übrigens der einzige der großen Farben- und Lacknamen in Köln. Alle anderen hatten in diesem Jahr auf eine Teilnahme verzichtet.

Uneinig waren sich die Aussteller über den zweijährigen Rhythmus der Practical World, den die Kölner Messe mehr oder weniger notgedrungen eingeführt hat. Während einige die Practical World generell für überflüssig halten, plädiern andere für eine Rückkehr zur jährlichen Veranstaltungsfolge - etwa Henkel. "Die Messe ist eine wichtige Informationsplattform", wurde am Henkel-Stand argumentiert und überhaupt gebe es auch kein anderes Forum für den DIY-Sektor, auch wenn sich die weitgehende Spezialisierung auf Einzelsegmente in Köln in der bisherigen Form nicht bewährt habe. Anders wurde das Problem von Olaf Memmen von Mem Bauchemie gesehen: "Die Messe hat den Markt mit dem jährlichen Turnus überreizt. Der jetzige Rückzug auf die zweijährige Veranstaltungsfolge kommt zu spät. Es ist zu überlegen, ob man sich nicht ganz und ausschließlich auf die Bau in München konzentrieren sollte."

Zwischen diesen Fronten bewegt sich Wunderlich-Verkaufsleiter E. Christian Steinhoff: "Wir müssen trotz oder gerade wegen unserer Marktdurchdringung Messepräsenz zeigen," sprach er sich grundsätzlich für die Practical World aus, kritisiert aber die "unklare Konzeption": "Die Anbieter sind wild durcheinander gewürfelt". Er hält den zweijährigen Rhythmus für angebracht. Ähnlich äußerte sich Giuseppina Krone.
aus BTH Heimtex 04/04 (Wirtschaft)