Practical World litt unter Besucher- und Ausstellerschwund

Zäher Start für neues Messekonzept

Dass es der Do-it-yourself-Branche momentan nicht besonders gut geht, wurde auf der Practical World 2003 in Köln deutlich. Der ehemaligen Internationalen Eisenwarenmesse/DIY'Tec, die in diesem Jahr zum ersten Mal mit neuer Konzeption stattfand, fehlten nicht nur wichtige Großaussteller, wodurch zugleich die Ausstellungsfläche deutlich geschrumpft ist, sondern im Vergleich zum Vorjahr auch zahlreiche Besucher. Dass diese internationale Fachmesse dennoch überwiegend positiv beurteilt wurde, lag einerseits an der Internationalität und andererseits an der hohen Kompetenz der Fachbesucher.

Auch die Practical World, vielen noch besser bekannt als Internationale Eisenwarenmesse/DiY'Tec, blieb von der Konjunktur- und Branchenflaute nicht verschont. Weniger Aussteller - vor allem aus Deutschland, wo die Teilnehmerzahl binnen dreier Jahreum fast ein Viertel geschrumpft ist -, eine entsprechend verkleinerte Ausstellungsfläche und ein Einbruch bei den Besuchern von 90.000 auf 68.000 spiegelten die weltweit und speziell in Deutschland nicht gerade rosige wirtschaftliche Lage, die ohnehin schleppende Nachfrage im Einzelhandel und auch die zum Messetermin noch herrschende Unsicherheit hinsichtlich des Irak-Krieges wider. Kein Wunder, dass viele der Aussteller mit gemischten Gefühlen und eher pessimistischen Erwartungen nach Köln gekommen waren.

Bei den Besuchern fehlte vor allem das mittlere Management aus den Bau- und Verbrauchermärkten - die Praktiker, die in einflussreicher Position noch mit an der Verkaufsfront stehen. Sparmaßnahmen hatten deren Reiselust und deren Informationsbedürfnis einen Riegel vorgeschoben. Aber: Auf verschiedenen Messeständen wurde berichtet, dass Abteilungsleiter aus Baumärkten auf eigene Rechnung und in ihrer Freizeit nach Köln gereist waren, um sich über neue Produktentwicklungen und Trends in Kenntnis zu setzen. Positiv registriert wurde die "Qualität der Gespräche und Interessenten", was darauf hindeutet, dass die eigentlichen Entscheider durchaus in Köln vertreten waren. Das Ziel der Aussteller, neue Produkt- und Präsentationsideen durchgängig bis hin auf die Verkäufer-Ebene plausibel zu machen, konnte allerdings nicht erreicht werden. Damit bleibt fraglich, ob der "Motivationsschub in schwierigen Zeiten", den die Messegesellschaft in ihrem Nachbericht beschwört, tatsächlich Wirkung zeigt.

Trotz des Besucher- und Ausstellerschwunds stellte sich die Practical World mit 3.718 Teilnehmern aus 59 Ländern in 14 Hallen als Messegigant dar, der durch die neue, recht klare Gliederung in drei Angebotsbereiche für den Besucher leichter zu erfassen sein sollte. Dafür wurde sogar innerhalb der Einzelmessen World of Tools, World of Security, Locks and Fittings sowie World of Home Improvement/DIY für Produktkonzentrationen gesorgt, um weite und zeitraubende Wege in dem riesigen Messe-Areal zu vermeiden.

Die Produkte unserer Branche sind in den Bereich World of Home Improvement/DIY integriert, der mit 1.300 Ausstellern aus 44 Ländern und einer Ausstellungsfläche von 118.000 qm den zweitgrößten Sektor - und optisch gelungensten - Sektor darstellte. Vor allem die großen Farben- und Lackhersteller warteten mit dekorativen und repräsentativen Messeständen auf - nicht nur um die Wirkung der eigenen Produkte in das rechte Licht zurücken, sondern auch um zu dokumentieren, dass auch in den Baumärkten die Zeit der reinen Warenbeschaffung durch die Verbraucher vorbei ist, und jetzt verstärkt auch hier Erlebniskauf mit entsprechender Warenpräsentation angesagt ist.

Die Neuordnung ist ein Teil des neuen Konzeptes der früheren Internationalen Eisenwarenmesse/DIY'Tec. Zusätzlich versuchen die Organisatoren ihre Veranstaltung durch weitere Maßnahmen wie ein - noch ausbaufähiges - Dienstleistungszentrum mit Beratungs- und Software-Unternehmen, und einen vorgeschalteten Kongress mit illustren Referenten aus der Branche interessanter zu machen und wieder mehr Aussteller und Besucher anzuziehen. Gewöhnungsbedürftig ist ohne Frage noch der alternierende Rhythmus zwischen "Hard DIY" und "Soft DIY", sprich Rohbau und Innenausbau/Einrichtung. So wird zur nächsten Practical World vom 14. bis 17. März 2004 der Sektor Rohbau im Vordergrund stehen, der Innenausbau wird erst wieder im Jahr darauf in den Focus gerückt.
aus BTH Heimtex 05/03 (Wirtschaft)