Haustextilien auf der Heimtextil

Die Branche setzt auf Wellness, Geborgenheit Fitness, Wohlfühlen

Bettwäsche mit Rosenduft oder klimatisierende Bettwaren, intelligente Fasern und hochmodische Dessins - nach ihrem schlechtesten Wirtschaftsjahr nach dem Krieg sucht die Haustextilienbranche nach Möglichkeiten, offensiver an den Markt heranzutreten und so den kaufunlustigen Verbraucher doch wieder zu
stimulieren. Gefragt sind Kreativität und pfiffige Ideen, denn mit Me-Too-Konzepten lässt sich die Krise nicht überwinden.

Überraschend gut angesichts des Katastrophen-Jahrs 2002 war die Stimmung in den Haustextilien-Hallen - obgleich sich die Reihen der Aussteller merklich gelichtet hatten: Schloss Holte und Walterscheid fehlten wegen Insolvenz, Boras Cotton und Finlayson blieben der Messe ebenfalls fern, weil die Muttergesellschaften ihre deutschen Vertriebstöchter geschlossen haben, hochgenrige "Exoten" wie Paloma Picasso wurden ebenfalls vermisst.

Nach der kompletten Umstrukturierung der Heimtextil im Vorjahr hatte die Messeleitung in diesem Jahr noch mal im Detail "gefeilt", was nicht immer zu optimalen Ergebnissen führte: So verteilten sich Tisch-und Haushaltswäsche auf die Hallen 1.1, 8.0 und 9.3; Entfernung auf dem Messegelände 2 km!, Bettwäsche, Bettwaren und Matratzen belegten die Hallen 8.0, 9.1 und 9.2. Nicht jeder Aussteller war damit zufrieden. So beklagte etwa Halltex die geringe Besucherfrequenz in der Halle 9.3. Södahl dagegen in Halle 1.1 war begeistert: "Die Messe ist besser gelaufen als im Vorjahr. Wir haben sehr viele interessante Gespräche geführt", freute sich Lene Thalmann. Auch Firmen wie Curt Bauer, Schlossberg , Bierbaum, Irisette oder Centa-Star waren "sehr zufrieden", weil das Vorjahresergebnis übertroffen werden konnte. Insgesamt wurde die Zahl der Besucher niedriger eingeschätzt, ihre Qualität sei aber sehr gut gewesen, heißt es unisono.

Für die Wirtschaft insgesamt, den Handel und die Textilbranche war 2002 ein schwieriges Jahr. Der Textilhandel hat sogar besonders schlecht abgeschnitten. So ist der Verkauf von Haustextilien nach Berechnungen des BTE (Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels) um 12% zurückgegangen. Gleichzeitig sind die Kunden sehr preisbewusst, so dass ein weiteres Auseinanderdriften des Angebots in Billigprodukte über Discounter und hochwertige, das heißt beratungsintensive Produkte, zu beobachten ist. Es gibt immer mehr Sonderangebote, forciert durch die zunehmenden Importe aus Osteuropa und Fernost. Der mittlere Qualitätsbereich ist fast völlig weggebrochen.

2003 wird die Konsumzurückhaltung ein großes Problem bleiben, fürchtet die Branche, will sich dem aber nicht kampflos ergeben. Chancen werden vor allem in einer neuen Verbraucher-Ansprache gesehen, die mit innovativen Produkten auf Lifestyle, Wellness, Fitness, Geborgenheit und Wohlfühlen setzt. Denn Wellness ist das Schlagwort zur Zeit, und Wellness-Interessierte verfügen nach verschiedenen Studien über eine hohe Kaufkraft. Ihr Interesse sucht die Industrie über spezielle Primär- oder Zusatznutzen und funktionelle Innovationen zu wecken.

So präsentiert Brinkhaus Bettwaren, die aktiv für einen Temperaturausgleich im Bett sorgen. Centa-Star verwendet Füllungen in Bettdecken aus Mikrofasern, die die Körperwärme des Menschen reflektieren und zugleich die Feuchtigkeit nach außen abtransportieren. Bei Paradies bietet eine neue High-Loft-Technologie eine maximale Leistung und Volumen bei einem minimalen Gewicht. Und Ibena zeigt Decken, Matratzenbezug und Bettüberzug, die elektromagnetische Strahlen abschirmen können und vor Elektrosmog schützen.

Haustextilien-Trends 2003

Darüber hinaus reflektieren Haustextilien stärker modische Trends Im Bett wird es wieder farbiger. Nachdem jahrelang moderate Colorits favorisiert wurden, schwelgen die neue Bettwäsche-Dessins in Pink und Hummerrot, Lindgrün und Flieder, Türkis und Chrysanthemen-Gelb. Bordeaux und Chinarot werden gerne nobel mit Schwarz oder Anthrazit kombiniert. Weniger dominant wirken dezente Pastells von Creme bis Zartgrün.

Ein unverwüstlicher Klassiker sind Streifen und Karos. Vermehrt sieht man in diesem Jahr an die Sixties und Seventies angelehnte Kreismotive. Der Dauerbrenner Blumen konzentriert sich in dieser Saison auf malerische, oft naturalistisch gezeichnete Tulpen, Gerbera und Mohnblüten, ganz wichtig sind auch Rosen. Dabei findet man großformatige Solo-Blüten genauso wie locker allover gestreute Wiesenblumen oder florale Elemente im Zusammenspiel mit Streifen, Karos und grafische Formen. Fruchtig wird es mit Zitrusfrüchten, Weintrauben oder Granatäpfeln auf weißem Fond.

Aufsteiger des Jahres sind Paisley-Dekore in allen Größen und Farben. Exotik-Flair ins Schlafzimmer bringen Tiger- oder Giraffenfell-Muster.

Lizenzthemen wie Harry Potter oder Figürlich-Fröhliches von bekannten Cartoonisten haben einen festen Stellenwert in etlichen Kollektionen.
Bei den Materialien dominieren edel-glänzender Mako-Satin in bügelleichter Veredlung, hochwertiger Interlook-Jersey , Renforcé und edler Damast im hochwertigen Bereich. Bügelfreier Seersucker wird wegen seiner Pflegeleichtigkeit immer beliebter.

Bett- und Badtextilien werden gerne im Kombi-Look angeboten, wobei Farbvielfalt ein starkes Verkaufsargument ist. Manches Programm bietet in einer Farbgruppe bis zu zwölf Schattierungen von Babyblau bis Nachtblau oder Blassrosa bis Bordeaux und verspricht damit perfekte Abstimmung mit der übrigen Einrichtung. Nicht selten gibt es passend zur Bettwäsche Nachthemden, Pyjamas, Bettjäckchen oder Morgenmäntel aus Leinen, Seide oder Kaschmir.

Für die Tischwäsche gelten im Prinzip die gleichen Farbtrends wie fürs Bett, wobei das Farbspektrum hier noch bunter und fröhlicher wirkt. Zum Sommer dürfen großzügige florale Druckmotive nicht fehlen - besonders beliebt sind Tulpen, Hortensien und Rosen als Druck, feine Stickerei, Applikation oder Jacquard - auch lassen sich zierliche Schmetterlinge auf dem Tisch nieder. Hochaktuelle Trendthemen aus der Mode reflektieren farbenfrohe Kreise, Polkatupfen und vor allem Strié-Streifen. Die Optik ist eher matt.

Bei den Materialien finden sich neben Baumwoll-Damasten verstärkt pflegeleichte Baumwoll/Polyester-Qualitäten. Im oberen Genre unverzichtbar sind Leinen und Transparent-Qualitäten. Hohlsaum-Ajour, Spitze oder Ton-in-Ton-Stickereien bringen eine eine festlich-elegante Note auf den Tisch.

Sonderanfertigungen gehören schon fast zum Standard. Viele Tischwäsche-Dekore sind auch als Meterware oder Schlaufenschals erhältlich oder werden ergänzt durch Sets, Tischbänder, Läufer, Untersetzer, Duftkissen, Geschirrtücher, Grillschürzen oder Topflappen, bis hin zu Sitzhockern und Nackenrollen.

Decken und Plaids haben zwar ihren Zenit überschritten, sind als dekoratives Wohnaccesoire aber immer noch interessant. Aber: sie müssen schon etwas Besonderes sein. So sind die neuen Kollektionen verstärkt auf Themen, Wohnstile oder Zielgruppen ausgerichtet, um neue Käuferschichten zu erschließen. Sehr kreativ ist beispielsweis Zoeppritz mit Ethno-Inspirationen aus Peru und Mexiko und Gobelin-Kissen in modernre Auffassung. Neu: modische Plaids aus Sweatshirt-Ware in frischen Farben.

Neu sind elegante Mehrzweckdecken oder Plaids, die zur aktuellen Bettwäsche passen. Die Dessinierung variiert Streifen und Karos oder spielt mit grafischen , floralen, geometrischen oder folkloristischen Elementen. Extravagant: Fell-Applikationen, Webpelz oder Federbesatz. Farblich spielen Natur- und Brauntöne, Rot und Gelb die Hauptrolle.
aus BTH Heimtex 02/03 (Wirtschaft)