Parkett auf der Domotex

Dunklere Hölzer, breite Dielen

International war das Schlagwort, das über der Domotex 2005 hing. Vor allem wegen des hohen Anteils an ausländischen Messebesuchern (56 %), aber auch, weil die wichtigsten europäischen Produzenten sowie zahlreiche außereuropäische Hersteller in Hannover ausstellten. Auf Produktseite fällt auf, dass die seit einigen Jahren beschworene Trendwende zu dunkleren Hölzern jetzt tatsächlich zu kommen scheint und immer mehr Anbieter Zweischichtparkett zeigen. Immer noch gefragt: Breite Dielen.

Von "sehr gut", über "angesichts der parallel laufenden Bau in Ordnung" bis "an einigen Tagen eher enttäuschend" reichten die Messeaussagen der Aussteller aus dem Parkettbereich zur Domotex 2005. Die unterschiedlichen Einschätzungen resultierten vor allen Dingen aus den verschiedenen Blickwinkeln: Bei vielen heimischen Anbietern, die in den letzten Jahren ihr Glück vor allem im Export suchen, stand die Domotex hoch im Kurs. Hamberger und Meister beispielsweise äußerten sich sehr positiv zu der Internationalität der Veranstaltung. Zwar besuchen immer mehr Produzenten in ihren Export-Kernmärkten die jeweiligen Landesmessen, dennoch bleibt die Domotex die zentrale Veranstaltung für internationale Kontakte. Susanne Lägler, Geschäftsführerin des gleichnamigen Schleifmaschinenherstellers, brachte es auf den Punkt: "Die Domotex ist die internationale Messe für uns, fast alle unsere Kunden besuchen uns hier. Auf der Domotex führen wir unsere Jahresgespräche, da können die in München machen, was sie wollen."

China drängt nach Europa

Auffällig war auch der hohe Anteil an Ausstellern aus dem asiatischen Raum, insbesondere China. Hier ist in den letzten Jahren eine Parkett- und Laminatindustrie herangewachsen, die nicht mehr nur die heimischen Märkte bedient, sondern verstärkt auch den Sprung nach Europa und Nordamerika wagt. Zumindest ein Teil der chinesischen Produktionsstätten ist mittlerweile auf technisch gutem Stand - dank der starken Exporttätigkeit der europäischen Maschinenbauer in den letzten Jahren. Die Zeiten, in denen man die Produkte der asiatischen Hersteller als minderwertig abtun konnte, sind lange vorbei. Allerdings sorgten grade Chinesen für einen Eklat, weil sie unverfroren die Klickverbindung von Unilin kopierten. Die Belgier, die dafür bekannt sind, dass sie ihre Rechte konsequent durchsetzen, erwirkten daraufhin gleich auf den Ständen von vier chinesischen Anbietern juristische Maßnahmen.

Nach Angaben der Veranstalter kamen in diesem Jahr 43.500 Besucher zur Domotex. Rund ein Viertel der Fachbesucher wurden dem Fachhandel zugeordnet, ein weiteres Viertel dem Handwerk. Auf knapp 90.000 qm vermieteter Fläche in zwölf Hallen zeigten 1.226 Aussteller ihre Produkte. Parkett- und Laminatanbieter waren in den drei Messehallen 7, 8 und 9 konzentriert. Insbesondere in den ersten beiden Hallen zeigten die großen Unternehmen ihre Produkte, während in der Halle 9 bis auf wenige Ausnahmen kleinere und ausländische Hersteller vertreten waren. Dadurch und auf Grund der weiten Wege vom Eingang Nord fühlten sich die Aussteller in Halle 9 etwas "ab vom Schuss".

Traditionell standen auf der Domotex die Handels- und Industriekunden im Mittelpunkt. Zwar bemüht sich die Messeleitung seit Jahren mit dem Forum Handwerk und der Domotex-Werkstatt um mehr Besucher aus dem Handwerk, aber auch in diesem Jahr blieb ihr Anteil - trotz Sonderveranstaltungen - bei rund einem Viertel der Messebesucher. Doch vielleicht sind es auch die ganz einfachen Dinge, die den Parkett- und Bodenleger aus Hannover fernbleiben lassen. Die Stände der Aussteller sind in der Regel sehr groß, beeindruckend und nach außen abgeschlossen - eine Atmosphäre, die den ein oder anderen Handwerker davon abhalten könnte, mit den Lieferanten ins Gespräch zu kommen, meinte beispielsweise CC-Dr. Schutz.

Dunkel ist die Holzwelt, edel und gut

Einschneidende Neuheiten wurden von den Fachbesuchern auf der Domotex und der Bau vergeblich gesucht, manch interessanter Beitrag war aber durchaus zu finden. Der Schwerpunkt der Parkettproduzenten ist sehr eindeutig: Dunkle Hölzer wurden fast unisono als wichtigste Entwicklung bezeichnet. Das wachsende Angebot der dunklen Böden wird zugleich immer vielfältiger. Sie bestehen aus Hölzern, die von Natur aus rotbraun bis dunkel sind, die geräuchert, thermobehandelt, künstlich gealtert, farbig gebeizt oder color-geölt werden. Beinahe jeder Produzent hat mittlerweile zumindest ein oder zwei tropische Parketthölzer im Angebot, viele haben Thermoholz in die Produktpalette aufgenommen. Markant strukturierte Oberflächen und Fasen sind nicht mehr an Massivdielen gebunden. Längst haben sich auch Furnierböden und Laminatböden dieser Domäne bemächtigt. Dennoch gibt es technische Grenzen, die sich vor allem die Hersteller gealterter Böden im hochwertigen Bereich zu Nutze machen. Auch der Begriff der "Manufaktur" wird häufiger bemüht, um eine Abgrenzung gegenüber industrieller Fließbandware herbeizuführen. Das Erscheinungsbild der neuen dunklen Holzböden reicht von elegant über klassisch-modern bis urig-rustikal. Wie weit ihre Popularität schon gediehen ist, lässt sich noch nicht sicher sagen. Die Nachfrage nach dunkleren Böden werde stärker, berichten Hersteller und Händler. Angeschoben wird sie mit Sicherheit von Architekten und Innenarchitekten im Objektbereich.

Variable Breiten

Auch der Trend zu Landhaus- und Massivdielen scheint ungebrochen. Nach wie vor interessieren sich die Kunden für die breite, edle Optik - gerne kombiniert mit einer besonders natürlich aussehenden Oberfläche. Daneben präsentierten nicht nur die Parkett-, sondern vor allem auch die Laminatbodenhersteller ihre Böden mit unterschiedlich breiten Stäben. Besonders schmale oder besonders breite Stäbe sollten das Interesse des Fachpublikums wecken. Ein Beweis mehr dafür, dass die Produzenten alles versuchen, um vom einheitlichen, dreischichtigen Dreistab-Schiffsboden in Buche wegzukommen. Ein weiterer Punkt auf Domotex und Bau war sicherlich die Veränderungen im Parkettaufbau. Mehr Aussteller als bisher zeigten Zweischichtparkett - ein Produkt, bei dem die Verlegeleistung dem Handwerker überlassen bleibt. Vergleichsweise neu war auch der verstärkte Einsatz von Holzwerkstoffen im Mehrschichtparkett. Die Produzenten hatten sich eigentlich auf große Diskussionen eingestellt, beispielsweise über Dreischichtparkett mit HDF-Mittellage oder zweischichtige Riemen auf OSB-Träger mit nur 2 mm-Decklage. Doch diskutiert wurde nicht, entweder man war überzeugt - oder eben nicht.

Einfache Handhabung

Mit Blick auf den Endverbraucher standen auch einfache Anwendungen hoch im Kurs - egal ob Tuben für die einfache Pflege der beliebten geölten Holzböden oder zweiseitig klebende Verlegematten. Die Vereinfachungen zielen dabei nicht nur auf den Renovierer, der nicht zuletzt um Handwerkerkosten zu sparen, selbst Hand anlegt. Vielmehr können sich auch Vollhandwerker und Semi-Professionelle die Entwicklungen zu Nutze machen. Gleichzeitig werden dem Handwerker auch weiter eine ganze Reihe von Beratungs- und Marketinginstrumenten an die Hand gegeben, um ihn beim Kunden vor Ort zu unterstützen. Das Angebot an virtuellen Raumpräsentationen nimmt weiter zu und die meisten Bodenproduzenten haben sich dabei für das System von Esign entschieden.
aus BTH Heimtex 02/05 (Wirtschaft)