Für den VdP ist eine Epoche zu Ende gegangen

Hermann Wegelt im Ruhestand

Nach fast 40 Jahren als Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Parkettindustrie (VdP) ist RA Hermann Wegelt im Rahmen der Jahresversammlung in Bad Honnef in den Ruhestand verabschiedet worden. Seine Arbeit wurde vom Vorsitzenden Ralph Plessmann als hoch engagiert und kompetent gewürdigt; er habe für den VdP eine ganze Epoche geprägt.

Im Verband war man sich seit langem bewusst, dass das Ausscheiden von Hermann Wegelt einen tiefen Einschnitt bedeuten würde. Bei der Feier zu seinem 65. Geburtstag vor sechs Jahren klang dies erstmals an. Aber es hatte keine Eile; die Nachfolgelösung blieb lange in der Schwebe. Im letzten Jahr wurden bei der Jahresversammlung des VdP in Würzburg die Weichen für den Wechsel gestellt. Seither stand fest, dass Hermann Wegelt und sein Team zur Jahresversammlung 2006 ihren letzten Geschäftsbericht vorlegen würden und danach die Verbandsgeschäftsführung an den HDH delegiert wird.

Es wurde ein "sportlicher", scheinbar emotionsloser Abschied, der aber Hermann Wegelt und die VdP-Mitglieder doch nicht unberührt ließ. Ralph Plessmann, der als Vorsitzender elf Jahre lang mit Wegelt als Verbandsgeschäftsführer zusammenarbeitete, verglich ihr Miteinander mit einem Tennisspiel, in dem es von Seiten Wegelts "hin und wieder - wohl zur Aufmunterung - einen härteren Aufschlag, aber niemals fiese, unterschnittene Stops oder rasante Topspins" gegeben habe. "So sollte eine Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Verbandsführung aussehen", betonte Plessmann.

Wegelts persönliche und fachlichen Qualitäten hatten sich, bevor Plessmann 1995 sein Amt antrat, bereits in der fast 25-jährigen Zusammenarbeit mit dem vorherigen VdP-Vorsitzenden Ruprecht Hannemann (1971 - 1995) bewährt; beide galten als das "ideale Zuggespann" für den VdP, das bereits 1973 so wegweisende Projekte wie die Gründung der Informationsgemeinschaft Parkett und die erste übergreifende Werbekampagne für Parkett in Deutschland startete. Auch die zweite Werbekampagne unter dem Motto "Parkett - ein gutes Stück Persönlichkeit" fiel in die Ära Hannemann/Wegelt.

Besonderes Engagement investierte Hermann Wegelt in die Interessenvertretung für die deutsche Parkettindustrie, als es um die Neufassung nationaler DIN-Normen für Parkett und die Neueinführung einer Norm für Fertigparkett ging. Ebenso engagierte er sich später gegen unlauteren Wettbewerb. Auf europäischer Ebene war er als Mitglied der Technischen Kommission TC 175 maßgeblich an der EU-Normung beteiligt - "zum großen Vorteil unserer Branche". Plessmann weiter: "Unvergessen bleiben ferner die FEP-Generalversammlungen in ganz Europa, die Hermann Wegelt und sein Team jahrelang vorbereiteten und exzellent durchführten."

Wegelts Werdegang war quasi vorgezeichnet. Nach beendetem Jurastudium kam er in der väterlichen Anwaltskanzlei mit der Arbeit deutscher Holzverbände in Berührung. Dadurch früh fit gemacht für "Spezialaufgaben", fielen sie ihm nach dem Tod des Vaters fast zwangsläufig zu. Wegelt war bereits Geschäftsführer für andere Holzverbände, als er 1967 auch VdP-Geschäftsführer wurde.

Mit Elan ließ er sich auf alle Herausforderungen ein, assistiert von seiner Frau Irmgard Wegelt und Beate Winschermann. Der Erfahrungsschatz, der ihm aus der alltäglichen Arbeit zuwuchs, seine fachliche Kompetenz sowie sein politisches Geschick machten Wegelt zu einem allseits respektierten Verhandlungspartner, von dem man wusste, dass er an der Sache orientiert und an pragmatischen Lösungen interessiert war - und von dem der VdP wusste, dass wichtige Aufgaben bei ihm in guten Händen lagen. Das ist für den Verband stets "sehr beruhigend" gewesen, dankte Plessmann.

Das Auf und Ab in der Parkettbranche spiegelt sich Jahr für Jahr in der Parkettstatistik des VdP, für die Hermann Wegelt fast 40 Jahre verantwortlich war. Plessmann nutzte sie für einen Rückblick, in dem drei Eckdaten hervorragten:

1967, als Hermann Wegelt Verbandsgeschäftsführer wurde, hatte sich die deutsche Parkettproduktion innerhalb von zehn Jahren von 4 auf 8 Millionen qm erhöht. 80% davon waren Mosaikparkett, während die Fertigparkettherstellung gerade erst begonnen hatte und kaum mehr als 300.000 qm zur Gesamtproduktion beitrug. Der Durchschnittspreis pro qm betrug umgerechnet 4,75 EUR - etwa soviel wie heute, 40 Jahre später.

Anfang der 80er Jahre war die deutsche Parkettindustrie mit ihrer Gesamtproduktion wieder auf das Niveau der Nachkriegszeit zurückgefallen. Der Siegeszug des Teppichbodens war nicht zu stoppen, Parkett brachte es nur auf wenig mehr als 4 Mio. qm.

Mitte der 80er Jahre begann die Aufholjagd erste Erfolge zu zeigen. 10 mm-Massivparkett boomte, dreischichtiges Parkett rückte immer weiter vor. Die deutsche Parkettproduktion steigerte wieder auf über 11 Mio. qm - nunmehr mit Mehrschichtparkett als Spitzenreiter. An der Inlandsproduktion hat es heute mindestens den prozentualen Anteil, den vor 40 Jahren Mosaikparkett hatte.

Für Wegelt schließt sich damit ein Kreis: Zum Abschied vom VdP riet er, Mosaikparkett nicht gänzlich fallen zu lassen, sondern ganz gezielt als Nischenprodukt und damit als interessantes Spezialprodukt zu bewerben und zu vermarkten.
aus Parkett Magazin 03/06 (Personalien)