Neue Klickverbindung-Generation aus dem Entwicklungscenter Viken

Välinge Aluminium macht neue Verlegemuster bei Laminatböden möglich

Välinge Aluminium entwickelt leimfreie Verlegesysteme und vergibt sie als Lizenz. Zwei bis drei Jahre dauert es laut Välinge-Chef Darko Pervan, um ein neues Produkt marktreif zu machen. "Deshalb haben wir immer mehrere Neuentwicklungen parallel laufen." Im jüngst eröffneten Entwicklungscenter Viken bei Helsingborg stellten die Schweden unlängst ausgewählten Fachjournalisten ihre aktuellen Innovationen vor: Drei Kollektionen mit neuartigen Klickverbindungen, mit denen die verschiedensten Verlegemuster realisierbar sind. Ein Investor soll die weitere Expansion von Välinge forcieren.

"Was ist der Grund, sich einen neuen Boden zu kaufen?" Diese Frage beantwortet Darko Pervan so: "Weil er gut aussieht" Als Konsequenz solcher Erkenntnis hat der Välinge-Gründer die Devise ausgegeben: "Man muss Wege suchen, mit der Klick-Verbindung neue Verlegemuster möglich zu machen - auch solche, die historischen Ursprungs sind."

Mit den neuen schwedischen Entwicklungen kann man das machen. "Unser Laminatsystem wird 30 % des Marktes übernehmen", prognostiziert Darko Pervan. "Das klassische Klick-System ist tot und wird nur noch im Billigbereich eine Bedeutung haben."

Die Välinge-Entwicklung basiert auf zwei spiegelbildlichen Paneel-Formen. Aufgeteilt in A und B Paneele, lässt sich damit beispielsweise ein Fischgrät-Muster erstellen. Die A-Paneele unterscheidet sich nicht von herkömmlichen Paneelen, die B-Paneele besitzt dagegen an der Kopfseite eine Feder. Die mechanische Verriegelung von Längs- und Kopfseite funktioniert, weil Nut und Feder einmal durch Anwinkeln und durch höhengleiches Zusammenstecken verbunden werden können. Dabei werden zwei Längsseiten über einen Keil winkelig verriegelt, während die Kopfseite mit einer Längsseite per "Snap" mittels eines Schlagholzes einrastet. Chateau Collection heißt eine Variante dieses Laminatbodens.

Ebenfalls in A und B-Ausführungen gliedert sich die Stone Collection. Das Stein- oder Fliesenlaminat ist ein HPL-Produkt, wo das Fugendekor am Rand aus der oberen Schicht herausgefräst ist. Zur Geltung kommt in der Fuge also eine Schicht, die unter dem eigentlichen Oberflächendekor liegt. Leimfrei verbunden werden die Fliesen nach dem Winkelprinzip.

Dritte im Bunde der Välinge-Neuheiten ist eine Landhaus-Diele, die an der Längs- und an der Kopfseite eine dekorative Nut aufweist. Variable Muster lassen sich mit zwei Dielenmaßen erstellen: die kürzere Diele misst 85 x 1200 mm, die längere 170 x 2400 mm. Auch hier wird die Verriegelung per Anwinkeln herbeigeführt.

Um Entwicklungen dieser Art voranzutreiben hat sich Darko Pervan zusätzliche Geldgeber gesucht. An Banken wollte der Välinge-Inhaber nicht herantreten. Er setzt auf die Beteiligung verwandter Branchen. Einig wurde er mit der schwedischen Investmentfirma Nord-stjernan. Das Unternehmen ist bereits seit 1929 im Bausektor aktiv und besitzt eine freie Investitionskapazität von 160 Mio. EUR .

Tomas Billing, Präsident von Nordstjernan: "Wir erwarten Großes von dieser Investition. Hartböden werden ihren Anteil am Weltmarkt weiter steigern. Wir wollen Välinge in eine weiterhin so erfolgreiche, aber größere Firma umformen." Das wird durch die Errichtung eines Werkes neben dem Entwicklungscenter in Viken geschehen. Darko Pervan: "Die Partnerschaft gewährt Välinge mehr Kapitalstärke und erweiterte internationale Kontakte. Das neue Werk soll unsere speziellen Neuentwicklungen umsetzen und an unsere Lizenznehmer ausliefern. Die werden das Produkt weltweit an ihre Händler veräußern."

Im Entwicklungscenter sind die Techniker dabei, ständig neue Verriegelungsideen zu erproben. Dabei untersucht man nicht nur die eigenen Prototypen sondern auch die Produkte der Wettbewerber - unter dem Mikroskop. Erarbeitet und getestet werden die Välinge-Systeme jedoch überwiegend in der Computersimulation. Auch das ist eine Innovation.

Rund 250 Patente besitzt das Unternehmen, darunter solche auf komplette Bodenpaneele und Produktionsmethoden. Einige sind erst wenige Wochen alt. "Wir müssen ständig am Ball bleiben", heißt es, "da wir sonst Boden gegenüber der Konkurrenz verlieren." Um Nachahmern zuvor zu kommen, will Välinge seine Lizenzvergabe in Zukunft breiter streuen. Zu gerichtlichen Patentstreitigkeiten kam es bisher überwiegend im HPL-Bereich. Nur zweimal waren Holzböden betroffen. Die Aluminiumverriegelung blieb völlig unangetastet.

Bosse Engdahl, Produktionsmanager von Välinge: "Noch entwickeln wir mehr Verriegelungssysteme für den Laminatsektor. Aber dort ist die weltweite Produktionskapazität schon doppelt so hoch wie die Marktnachfrage. Deshalb werden auch wir uns stärker in Richtung Furnierboden, Mehrschichtparkett und Massivboden orientieren." Besonders im Mehrschichtbereich suche man nach einem geeigneten Trägermaterial, mit dem sich eine dauerhafte Klick-Verbindung realisieren ließe. Die Deckschicht würde dann laut Engdahl noch 2 bis 3 mm natürlichen Holzes betragen.

Als Zukunftsmarkt hat Välinge Nordamerika ausgemacht. Dort aber könne man mit den fein profilierten europäischen Klick-Verbindungen keinen Staat machen, heißt es. Sie wirken auf den amerikanischen Konsumenten zu "schwach". In den USA ist man an massives Holz und starke Materialien gewöhnt und vertraut daher eher der Aluminium-Verriegelung.
aus BTH Heimtex 02/03 (Wirtschaft)