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Karstadt Quelle zieht Konsequenzen aus enttäuschendem Warenhaus-Geschäft


Bei Karstadt Quelle hat 2002 der prosperierende Versandhandel ein Desaster verhindert; das stationäre Geschäft mit den insgsamt ca. 180 Warenhäusern brach regelrecht ein. Der Umsatz des Konzerns verminderte sich zwar nur relativ moderat um 1,7% auf 15,8 Mrd. EUR, dafür schrumpfte das Ergebnis vor Ertragssteuern und Firmenwert-Abschreibungen (EBTA) um 34,6% auf 250 Mio. EUR. Die dramatischen Ertragseinbußen, die Europas größter Warenhaus-Betreiber in seinem Stammgeschäft hinnehmen musste, forderten eine rasche Neuorientierung, heißt es in Zeitungsartikeln. Konkret: Die Warenhäuser von Karstadt Quelle stünden vor "tiefen Einschnitten".

Der klassische Warenhaus-Typ steht auf dem Prüfstand. So will sich der Konzern nach Informationen der LZ völlig von dem Nahversorger-Modell für die kleinen Häuser verabschieden, das gegenüber preisorientierten Großvertriebsformen nicht wettbewerbsfähig sei. Stattdessen wird überlegt, die kleineren Filialen mit Spezialkonzepten aufzurüsten.

Die größeren sollen gezielt qualitativ ausgebaut werden. "Ein Karstadt-Kunde soll auch in einem mittelgroßen Haus hochwertige Sortimente wie einer Großstadt erwarten können", gibt man in Essen die neue Marschrichtung vor. Nach der Umstrukturierung würde Karstadt nur noch 100 klassische Warenhäuser unterhalten. Die 10 bedeutendsten davon werden dabei intern als Premium-Häuser mit einem Komplett-Sortiment eingestuft, gut 80 sind der Kategorie Boulevard zugeordnet, deren Sortimente nach dem örtlichen Wettbewerb spezifiziert werden, ohne die Ausrichtung als universeller Anbieter aufzugeben. bei 10 Standorten ist noch unklar, wohin die Reise geht.

Mit dem Umbau verbunden sind Veränderungen beim Einkauf. Die Beschaffung wird zentralisiert - das heißt, auch die regional orientierten Sortimentsbereiche werden in der Essener Zentrale von denselben Einkaufsteams geordert wie für die großen Häuser. Extra-Einkauf wird es nicht mehr geben. "Dadurch können wir die Sortimentsbreite insgesamt erheblich verringern".


Karstadt Warenhaus Kategorien

- Die derzeit 10 Premiumhäuser bieten ein komplettes Warenhaus-Sortiment und sind die Top-Standorte im Hinblick auf Größe, Lage und Frequenz
- In die Kategorie Boulevard fallen 80 Großstadt-Warenhäuser mit mindestens 10.000 qm Fläche und einem umfassenden Sortiment, das auf den lokalen Wettbewerb abgestimmt ist
- Für 80 kleinere Filialen soll es selektive Sortiments-Kombinationen geben, die sich auf wenige Bereiche beschränken. Sie firmieren auch nicht unter Karstadt, sondern unter einem Logo, das einen Hinweis auf das Sortiment gibt
aus BTH Heimtex 04/03 (Wirtschaft)