Deutscher Maler- und Lackierertag 2003

Maler wollen Vielfalt an Herstellern und Handelsstrukturen

Das Motto "Markt machen - gegen vermachtete Märkte" stand im Mittelpunkt des diesjährigen Deutschen Maler- und Lackierertages in Osnabrück. Die starke Resonanz von über 250 Teilnehmern - Obermeistern, Innungsvertretern sowie Industrie und Handel - zeigte, dass die Veranstaltung als Branchentreff etabliert ist.

Gleich zu Beginn des diesjährigen Deutschen Maler- und Lackierertages kam Heinz Werner Bonjean, Präsident des Hauptverbandes Farbe, Gestaltung, Bautenschutz zur aktuellen Marktentwicklung und die Diskussion um die neue Handwerksordnung. Bonjean kritisierte vehement die Pläne der Bundesregierung zur Reform der Handwerksstrukturen und warnte, dass der Verlust von zigtausenden von Lehrstellen im Maler- und Lackiererhandwerk drohe.

Bereits im Vorfeld des Maler- und Lackierertages hatte der Verband eine Resolution verabschiedet, die die negativen Folgen der Referentenentwürfe für die Branche aufzeigte. Darin fordern die Mitglieder
- die Rücknahme des Gesetzentwurfes zur Förderung von Kleinunternehmen,
- den Erhalt des Malers und Lackierers als Meisterberuf in der Anlage A der HwO und
- vernunftbewehrte Reformen der Handwerksordnung, die an dem Meisterbrief als "Königsweg" zur Selbstständigkeit festhalten, gleichwohl durch alternative Qualifikationen einen flexiblen ,,2. Bildungsweg" zur Selbstständigkeit eröffnen.

Auch auf das Motto "Markt machen - gegen vermachtete Märkte" ging Bonjean in seiner Rede ein: " Die vermachteten Märkte bestehen überall dort, wo einseitig die Bedingungen gesetzt werden.

Wir wollen eine Vielfalt am Markt, wir wollen eine Vielzahl von Herstellern, die Garant für Innovationen und Fortentwicklung sind. Wir wollen eine Vielfalt bei den Handelsstrukturen, damit nicht einseitig eine Preisbildung möglich ist."

Den Maler verstärkt an die Tapete heranführen

Unter dem Motto "Mehr Markt machen mit Tapeten" stellte Dipl.-Kfm. Carsten Weerts, geschäftsführender Gesellschafter des Großhandelshauses Herzog, Aufsichtsratsmitglied der Großhandels-Kooperation Heimgro und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Großhandel Heim & Farbe die Initiative Tapeten & friends vor, mit der Großhandel und Industrie gemeinsam den Handwerker verstärkt an Tapeten heranführen. Dazu wurden in mehreren Regionen eintägige Schulungsveranstaltungen durchgeführt, bei denen kompetente Referenten sowohl über die Gestaltung mit Tapeten als auch ihre Verarbeitung und den Verkauf von Tapeten sprechen.

Wer beliefert künftig den Maler - Häfas oder Kofas?

Mit der "Konzentration bei Handel und Industrie - wer sind die zukünftigen Partner des Malerhandwerks am Mark?" setzte sich eine Podiumsdiskussion auseinander, der sowohl Vertreter von Malerseite, als auch des Großhandels, der Malereinkaufsgenossenschaften, der Häfas und der Kofas angehörten: Malermeister Klaus Ginsberg, CD Color-Geschäftsführer Dr. Hans-Joachim Güttler, Dr. Frank Jung von der MEG Rhein-Ruhr, Norbert Sonnen vom Großhandelsunternehmen Sonnen-Herzog, Sprecher IG Farben + Lacke im GHF, Sto-Vorstandschef Jochen Stotmeister und Gerard van der Weide, UNIEP- und FOSAG-Präsident. Werner Loch, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes, führte souverän durch die Debatte.

Dabei wurden die Befürchtungen des Malerhandwerkes vor Nachteilen durch Konzentration in Industrie und Handel von den Diskussions-Teilnehmern unterschiedlich bewertet.

Überwiegend als unbegründet zurück gewiesen wurden die Ängste des Handwerks, einem weiteren Preisdruck ausgeliefert zu sein wegen einer möglichen marktbeherrschenden Stellung einiger Unternehmen. Kritisch gesehen wird die Entwicklung im Großhandel.

Einig war man sich darin, die Profischiene zu unterstützen, also den Maler und Lackierer.

Neue Produkte und Techniken sollen so angelegt werden, dass eine klare Abgrenzung zum DIY erfolgen kann.

Generation 50 Plus ist interessante Zielgruppe für die Maler

Einem interessanten Einblick in das Freizeitverhalten der Bundesbürger gab schließlich Prof. Mag. Peter Zellmann vom Wiener Institut für Freizeitforschung. Er bot einen umfassenden Überblick über das Konsum- und Freizeitverhalten der Deutschen und damit auch über die Marktbedingungen im Maler- und Lackierhandwerk. Schlussfolgerung seiner Forschungsergebnisse: Die Freizeit-Angebote werden immer vielfältiger, und die Menschen werden zwischen ihnen wechseln. Verschiedene Lebensstile werden ausprobiert, neue kennen gelernt und jederzeit geändert.

Leistung und Spaß werden keine Gegensatze mehr sein. Arbeit und Freizeit werden harmonisch in ganzheitlichen Lebensstilen zusammen geführt werden.

Besondere Aufmerksamkeit schenken sollten die Handwerker der Generation ,,50 Plus". Hier können weitere Marktanteile erschlossen werden.
aus BTH Heimtex 07/03 (Wirtschaft)