Tarkett-Division Handel Europa mit ehrgeizigen Zielen

Deutschland bleibt ein wichtiger Markt

Die Division Handel Europa ist für Tarkett ein wichtiger Aktivposten. Seit Mai steuert John C. Rietveld die Sparte. Er will den hohen Marktanteil bei CV-Belägen stärken, verlorenes Terrain bei Parkett zurückerobern und das aufstrebende Laminatgeschäft forcieren. Dabei ist Deutschland einer der vier strategischen Märkte - mit Frankreich, Großbritannien und Polen. Ganz nebenbei muss den Kunden auch noch die neue Markenstrategie mit Tarkett als weltweiter Unternehmensmarke nahegebracht werden.

Im Mai fand ein überraschender Führungswechsel bei der Division Handel Europa von Tarkett statt, damals noch als Tarkett Sommer firmierend: Bernard Janssens, langjähriger Weggefährte von Vorstandschef Marc Assa, wurde kurzfristig abgelöst von dem Niederländer John C. Rietveldt. Assa begründete damals gegenüber BTH Heimtex den Austausch des Managements mit der Notwendigkeit einer "radikalen Verjüngung der Führungsebene". Angesichts der Herausforderungen des Marktes brauche Tarkett eine "junge, dynamische, entscheidungsfreudige Mannschaft, die erkennt, dass permanent Anpassungen und Umstrukturierungen nötig sind".

Rietveldt scheint dieses Anforderungsprofil zu erfüllen. Der gerade erst 40jährige hat innerhalb des letzten halbes Jahres die Marktstellung von Tarkett analysiert, die Ziele definiert, die entsprechende Marschroute festgelegt und die Mannschaft darauf eingestimmt.

Europaweit "aggressives Wachstum" bei Parkett und Laminat

Nach Produktgruppen gegliedert steht Tarkett vor allem bei elastischen (Wohn-)Belägen sehr gut da. Darunter werden hauptsächlich CV-Beläge gefasst, dazu ein geringerer Anteil an heterogenen Belägen. In diesem Segment sieht sich der Konzern europaweit weit vorn an der Spitze; in Westeuropa wird ein Marktanteil von 40% beansprucht, in Osteuropa über das Joint-Venture mit Sintelon sogar über 50%, in Russland 70%. Als Problem nennt Rietveldt hier den schwachen westeuropäischen Markt, der unter rückläufiger Nachfrage und Preisdruck leidet. Hier will er eine "Trendwende" erreichen, in dem er "das Bild von CV beim Verbraucher ändert".

Bei Mehrschicht-Parkett ist Tarkett mit 10% Marktanteil - entspricht 5,3 Mio. qm - in Westeuropa immerhin die Nr. 2 hinter der Nybron-Gruppe und vor Hamberger. Bei Laminat spielt der Späteinsteiger mit 2,3% Marktanteil - entspricht 3,7 Mio. qm - in Westeuropa bislang nur eine marginale Rolle, obgleich der Laminat-Umsatz kontinuierlich steigt. In beiden Bereichen steckt noch gehörig Potenzial, ist Rietveldt überzeugt und will dort in den nächsten drei Jahren "aggressives Wachstum" realisieren.

Dazu soll unter anderem die Partnerschaft mit Top-Kunden intensiviert werden. Dann will sich Rietveldt auf das Wachstum in Schlüsselmärkten konzentrieren. Diese strategischen Märkte sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Polen, in denen jeweils ein Zuwachs zwischen 6 und 10% angestrebt wird.

Tarkett ist die neue Hauptmarke

Ein weiterer wichtiger Baustein zur besseren Marktpositionierung ist die neue Markenstrategie, die nicht nur Europa, sondern weltweit gilt: Der multinationale Bodenbelagshersteller verabschiedet sich dabei von alten Firmennamen und Marken wie Tarkett Sommer, Domco Tarkett oder STS und heißt ab sofort überall nur noch Tarkett. Tarkett fungiert zugleich auch als die neue globale Marke. Ganz konsequent ist man bei dem Markenkonzept allerdings nicht: In einigen Märkten werden noch lokal eingeführte Marken "taktisch" weitergeführt wie Sommer für den Handelsbereich Westeuropa, Sinteros für den Handelsbereich Osteuropa oder Domco, Nafco und Azrock für Nordamerika.

Die Marke Tarkett soll über "profitable Schienen im mittleren bis hohen Preissegment" distribuiert werden und mit breit angelegten Werbe- und Marketingaktivitäten bis zum Verbraucher getragen werden. Die Kampagne startet 2004 zunächst in Frnkreich, Großbritannien, den Niederlanden und Polen, in Deutschland will man erst Ende 2004, Anfang 2005 loslegen, weil bis dahin hierzulande erst noch einige Weichen gestellt werden müssen.
In Deutschland stärker bei Parkett werden

Klar herausgehoben wird die Bedeutung des deutschen Marktes. Hier will man die Führungsposition bei CV-Belägen verteidigen und ausbauen, bei Laminat deutlich hinzugewinnen und vor allem die Scharte bei Parkett auswetzen, wo Tarkett in den letzten Jahren erheblich verloren hat. So soll weiter in neue Produkte investiert werden, die Vertriebsmannschaft aufgestockt und verstärkt bislang vernachlässigte Kundengruppen wie der Holzhandel angesprochen werden.

Schwarze Zahlen in Deutschland

Mit der Entwicklung in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres zeigt sich Deutschland- Geschäftsführer Wolfgang Sosnowski zufrieden - auch wenn die Anfang des Jahres genannten Ziele für das Gesamtjahr nicht erreicht werden, was aus dem schwachen ersten Halbjahr resultiert. Per Ende September lagen jedenfalls Umsatz und Absatz auf Vorjahresniveau, CV-Beläge konnten im Umsatz gegenüber 2002 nicht ganz mithalten, in der Menge knapp, Holz zog im Umsatz leicht, im Absatz etwas stärker an, es wurden also preiswertere Produkte verkauft, Laminat legte sowohl im Umsatz als auch im Absatz massiv zu, ebenso das Nischengeschäft mit Nadelfilz.

Für das gesamte Geschäftsjahr rechnet Sosnowski mit einem Umsatz von 66,3 Mio. EUR und einem Absatz von 15 Mio. qm. Nicht ohne Stolz verweist er auf die Verbesserung des Ertrages: Nach tiefroten Zahlen 2002 sei für 2003 ein leicht negatives Ergebnis geplant gewesen, schon in den ersten neun Monaten habe jedoch ein "hohes positives Ergebnis" erwirtschaftet werden können, dass er auch bis zum Jahresende halten will.
aus BTH Heimtex 11/03 (Wirtschaft)