Roundtable mit Deco Team

"Wir glauben an die Branche, an unsere Produkte und an unsere Schlagkraft"

Das muss erstmal einer nachmachen: Das Deco Team, Ende der 80er als Marketing-Kreis von deutschen Stoff-Herstellern gegründet ist der älteste - und einzige noch existierende - Verbund seiner Art. Das spricht für die Idee, die dahinter steht und auch für die Mitglieder, die das Deco Team immer wieder weiter entwickeln und lebendig halten. Wo steht das Gemeinschaftsprojekt heute und wo will es hin? Darüber diskutierte BTH Heimtex-Redakteurin Birgit Genz mit Donata Apelt-Ihling, Otmar Ihling, Birgit Schlenker, Georg Hünnemeyer, Frank Tovornik und Justus Schmitz.

BTH Heimtex: Der Markt und die Branche haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Davon ist auch das Deco Team nicht unberührt geblieben, wie sich allein an den Veränderungen in der Besetzung ablesen lässt. Was war früher die Bedeutung des Deco Teams und wo sehen Sie sie heute?

Otmar Ihling: Anfangs war das Deco Team nur eine Verbindung von Deko- und Gardinenanbietern. Im Laufe der Zeit hat sich der Kreis aufgrund der jahrelangen Erfahrungen verändert, es kamen andere Segmente dazu wie Sonnenschutz oder Bodenbeläge, so dass wir immer mehr den ganzen Bereich der Einrichtung abdecken. Das wird auch noch weiter gehen, denke ich.

BTH Heimtex: Haben sich außer der Zusammensetzung auch Intention und Philosophie von Deco Team verändert?

Birgit Schlenker: Ja. Basis des Deco Team sind die Inhalte: früher lag die Priorität mehr auf der Show. Wir haben versucht, über Prominente auf uns aufmerksam zu machen. Nach und nach hat der Inhalt mehr an Gewicht gewonnen, darüber haben wir uns zugleich mehr Kompetenz angeeignet und es kamen zusätzlich neue Produktgruppen hinzu. Nicht zuletzt hat die Gruppe an Gewicht gewonnen.

BTH Heimtex: Sie mögen an Gewicht gewonnen haben, die Zahl der Mitglieder ist über die Jahre geschrumpft. Hat Deco Team noch die richtige Größe?

Schlenker: Die Gruppe ist gut, weil sie sehr homogen ist, sehr eng zusammen arbeitet und über ein hohes Maß an Kompetenz verfügt. Das empfinde ich als sehr positiv.

Justus Schmitz: Das kann ich nur bestätigen. Wir haben eigentlich mit den grundsätzlichen Zielsetzungen und auch in der Bestimmung des Wegs, wie wir das Ziel erreichen wollen, nie einen Dissens. Wir kommen sehr schnell zusammen und können dann auch über die Inhalte, die wir vermitteln wollen, sehr gut sprechen. Das ist eine sehr schöne Konstellation.

Frank Tovornik: Ich finde sogar, dass wir an Homogenität eher gewonnen haben. Die heutigen Aktiven im Deco Team haben eine sehr gute Basis. Es macht Freude, miteinander zu arbeiten. Jeder Neuzugang müsste in diese Struktur passen.

BTH Heimtex: Aber auch wenn der Zusammenhalt noch so eng ist und die Kompetenz da ist, brauchen Sie einfach eine gewissen Größenordnung, um zu überleben. Sonst wird der Kreis irgendwann zu klein, um das Ganze zu finanzieren.

Ihling: Das ist nicht unser Hauptproblem. Sicher überlegen wir, das Team zu erweitern und es gibt auch einige interessante Kandidaten, die integriert werden könnten. Hier haben sich nur durch die Umstrukturierungen bei der Messe einige Verzögerungen ergeben. Der Wunsch, uns wieder zu vergrößern, ist auf jeden Fall da.

Schmitz: Wobei klar gesagt wird: Wir würden auch nicht jeden nehmen. Das macht eine Vergrößerung nicht unbedingt einfach.

BTH Heimtex: Mit einigen Bewerbern verhandeln Sie aber schon sehr lange.

Ihling: Schon; das ist ein ständiges Geschäft....

BTH Heimtex: Andersherum gefragt: Wie begehrt ist das Deco Team? Kommen Bewerber auf Sie zu oder müssen Sie akquirieren?

Schmitz: Beides.

Ihling: Wir haben keine Berührungsängste. Wenn wir jemanden interessant finden und meinen, dass er zu uns passen könnte, sprechen wir ihn auch an.

BTH Heimtex: Und wie argumentieren Sie dann?

Georg Hünnemeyer: Das ist nicht schwierig. Wir argumentieren damit, dass wir einen frequenzstarken Auftritt im internationalen Umfeld haben, als Trendsetter gelten und die Messe Frankfurt befürworten. Es gibt ja zum Beispiel potenzielle Beitritts-Kandidaten mit einem schlechten Messe-Standplatz, die im Hinblick auf Frequenz und internationale Kundschaft gut bei uns aufgehoben wären.

BTH Heimtex: Sie erwähnten bereits, dass sie mit Deco Team schon über den Ursprungsgedanken hinaus sind, sich nur mit Gardinen und Dekos zu beschäftigen. Denken Sie darüber nach, sich noch weiter zu öffnen?

Schmitz: Es wäre schön, wenn es und gelingen würde, den einen oder anderen auch großen Multiplikator für Trends zu integrieren. Das würden wir uns schon wünschen.

Und bei Dekos und Gardinen sind wir zwar schon mehrfach besetzt, dennoch würde es nicht schaden, wenn wir dort breiter besetzt wären, um diesen Bereich noch stärker zu beleuchten. Schließlich war das auch einmal die Kernkompetenz von Deco Team.

Ihling: Im Druckbereich wären noch Ergänzungen wünschenswert. Und auch der Teppichboden gehört auf jeden Fall dazu. Das müsesn wir zunächst noch etwas offenlassen und auch die Umstrukturierungen bei der Messe abwarten.

Tovornik: Die Tapete könnten wir genauso noch stärker mit einbinden.

Ihling: Wobei eins ganz wichtig ist: Die Mitglieder müssen unsere Idee mittragen. Wir können niemanden brauchen, der nur seine billigen Stoffe reihenweise an den Mann bringen will. Das passt überhaupt nicht zu unserer Grundidee. Wir wollen einerseits dem deutschen Raumausstatter und Handel, andererseits dem internationalen Publikum aktuelle Trends zeigen und Ideen mitgeben, die sie wiederum ihren Kunden weiter vermitteln können. Wir leisten Orientierungshilfe. Das ist unser Anliegen.

Schlenker: Gerade das Thema Orientierungshilfe ist wichtiger denn je und hat in den letzten Jahren an Bedeutung zugenommen. Der Handel braucht Sicherheit, er sucht Sicherheit - und die geben wir ihm. Wir zeigen ihm Trends und Anregungen, die er 1:1 in seinem Geschäft übersetzen kann.

Hünnemeyer: Und da ist es letztlich auch egal, wie viele Mitglieder Deco Team zählt. Die Aufgabenstellung oder Bedeutung an der Größe der Gruppe festzumachen, ist der falsche Ansatz. Wir können auch mit einem kleineren Kreis viel erreichen - immer noch mehr, als wenn wir alle alleine agieren würden.

Donata Apelt-Ihling: Wir bekennen uns zu alle zu Deco Team, zu der Branche und auch zur Heimtextil. Ich finde es ganz wichtig, dass wir uns über viele Jahre hinweg kontinuierlich um diesen für uns alle sehr wichtigen Termin und Standort Heimtextil gekümmert haben.

Hünnemeyer: Genau. Das ist doch letztlich ein Glaubensbekenntnis. Wir glauben an die Branche, an unsere Produkte und an unsere Schlagkraft. Das werden wir auch wieder 2005 demonstrieren und dementsprechend ein Magnet auf der Heimtextil sein.

Ihling: Wir wollen damit ja auch die guten Händler und Raumausstatter unterstützen - die zur Messe kommen, die sich informieren wollen. Wir wollen es ihnen leichter machen, etwas von der Messe mitzunehmen.

BTH Heimtex: Kommen denn heute auf der Messe andere Besucher zu Deco Team als früher?

Hünnemeyer: Schon, es ist internationaler geworden. Das ist auch für uns sehr wichtig.

Ihling: Und die Kunden haben an Qualität gewonnen. Gerade in den letzten drei Jahren sind viele von den Verlegern zu uns gekommen. Damit haben wir wirklich die Chance, neue Kunden zu gewinnen.

Schmitz: Wobei wir natürlich auch unseren Auftritt internationalisiert haben - etwa mit der mehrsprachigen Begrüßung an der Außenwand oder Hinweisen, welche Sprachen auf den Ständen gesprochen werden.

Es wird heute ja relativ viel über die Heimtextil-Messe an sich und ihre Bedeutung für die Branche diskutiert. Dass 2005 einige Verleger fehlen werden, führt zu einer gewissen Verunsicherung. Der ein oder andere Aussteller fragt sich schon, was langfristig mit der Heimtextil passieren wird. Wir sehen es auf jeden Fall als Riesenvorteil, dass wir in Frankfurt international auftreten können und nicht nach Shanghai oder Delhi müssen.

BTH Heimtex: Früher ist Deco Team auch gemeinsam außerhalb der Heimtextil aufgetreten. Könnten Sie sich das wieder vorstellen? Zum Beispiel bei den Ordertagen in Dortmund?

Schmitz: Das ist eine ganz andere Frage. Ich habe ja jetzt gerade die Internationalität herausgestellt. Wenn ich unser Marketingbudget sehe, stellt sich auch die Frage, wie viele Messen wir wirklich brauchen. Und wenn man sich auf eine beschränkt, muss es Frankfurt sein.

Ihling: Es gibt in Europa keine vergleichbare Messe mit der Bedeutung wie die Heimtextil. Sicher ist die Biennale in Paris schön, ersetzt aber keinesfalls die Heimtextil. Sie ist das Zentrum der Branche und unser Auftritt dort deshalb enorm wichtig. Wir strengen uns auch sehr an, unsere Kunden davon zu überzeugen, nach Frankfurt zu kommen.

Apelt-Ihling: Wir würden uns zwar noch mehr Raumausstatter auf der Heimtextil wünschen, vor allem aus dem Norden, dafür treffen wir in Frankfurt die großen Möbler und vor allem das internationale Publikum.

Tovornik: Und was ganz wichtig ist: Die Multiplikatoren und Meinungsbildner aus der Branche kommen nach Frankfurt, zum Beispiel die Einkaufskooperationen.

BTH Heimtex: Stichwort Einkaufskooperationen. Früher haben Sie Handel und Raumausstatter mehr direkt bedient, jetzt suchen Sie verstärkt Schulterschluss zu den Kooperationen...

Schmitz: Das ist letztlich auch die Zukunft: Allianzen bilden auf der horizontalen und auf der vertikalen Ebene. Und es passt doch: Wir schaffen mit Deco Team auf der Heimtextil einen perfekten Ort der Begegnung.

BTH Heimtex: Wir sind vorhin ein wenig von Deco Team zur Heimtextil abgeschweift. Lassen Sie uns noch mal einen Schritt zurück gehen. Welchen Nutzen ziehen Sie heute noch aus dem Deco Team?

Schmitz: Das wirkt nach außen und nach innen. Zum einen signalisieren wir damit, dass wir in Marketing investieren und auf unsere Kunden zugehen, zum anderen spornt es uns bei der Kollektionsgestaltung an.

Hünnemeyer: Wir brauchen für unsere Produkte ein Umfeld, um eine gewisse Wertschöpfung zu schaffen. Das gilt genauso für unsere Kunden und das wollen wir ihnen vermitteln: dass man mit Marketing Wertschöpfung erzielen kann. Allein würden wir das vielleicht auch schaffen, es wäre aber mit einem riesigen Kraftakt verbunden und sicher nicht so konsequent und stringent, wie wir es im Team schaffen. Beim Deco Team wird für uns vorgedacht.

Ihling: Der Aufwand in Deco Team hat sich immer gelohnt. Das Geld, das wir ins Deco Team investieren, ist gut investiert.

Hünnemeyer: Dabei ist das Geld nicht das Wichtigste. Was bei Deco Team an Ideen, Kontakten, persönlichem Einsatz steckt, ist mit Geld gar nicht aufzuwiegen.

BTH Heimtex: Wie eng ist denn der Kontakt außerhalb der Heimtextil bzw. der heißen Vorbereitungsphase?

Ihling: Wir haben sicher alle paar Wochen Kontakt.

Schlenker: Wir fangen ja kurz nach der letzten Messe an, die nächste zu planen. Und die Zusammenarbeit beschränkt sich sowieso nicht nur auf die Heimtextil. Bob Raumkunst beispielsweise hat über seine Posamenten sehr enge Verbindungen zu den Stoffproduzenten. Das geht bis hin zu gemeinsamen Prospekten, Aktionen o.ä. Da werden Synergien genutzt und aufgebaut zum Wohle aller.Das ist übrigens ein großer Vorteil von Deco Team: Dass alle Produktgruppen vereint sind.

Schmitz: Und: bei der Außenwirkung ergibt 1 + 1 mehr als 2. Und darum geht es eigentlich.

Apelt-Ihling: Ich empfinde dieses gewisse Wir-Gefühl auch als sehr positiv und motivierend. Wir als Firma Apelt haben ein ganz anderes Selbstverständnis und Verhältnis zur Branche, seitdem wir diesem Verbund Deco Team angehören. Das eröffnet uns Kontakte, die wir sonst nicht hätten und Einblicke in ganz andere Bereiche der Branche.

Ich finde auch, dass Deco Team auf der Heimtextil inzwischen zu einem richtigen Forum geworden ist, bei dem man sich trifft und miteinander spricht.

BTH Heimtex: Kommen wir zum Auftritt 2005. Was erwartet uns auf der Heimtextil?

Schmitz: Zunächst freuen wir uns darüber, das wir in die 3.1 aufrücken, werden auch dafür Sorge tragen, dass man uns dort findet. Natürlich sind wir wieder mit unserer Forumsfläche und unseren Wohnszenarien präsent.

Hünnemeyer: Wir haben ja eine Herausforderung: Wir haben den Platz des Marketingführers einzunehmen. Vom Umfeld her dürften wir uns verbessert haben.

Schlenker: Das Deco Team-Areal ist sehr plakativ - schon durch die Gestaltung mit modischen Streifen in hellen, fröhlichen Farben. Der Boden ist in Pink gehalten, die großen Portale gestreift.

Schmitz: Und bei unserem Stand geht das mit den Streifen gleich weiter....

Schlenker: Nicht nur bei Ihnen.

BTH Heimtex: Der publikumsoffene Heimtextil Sunday ist inzwischen mangels Resonanz wieder abgeschafft worden. Hatte Deco Team davon profitiert?

Schmitz: Ich bedauere eigentlich, dass es den Heimtextil Sunday nicht mehr gibt, weil ich ihn im Prinzip für eine gute Idee hielt. Denn nach wie vor leidet unsere Branche daran, dass sie vom Verbraucher zu wenig wahrgenommen wird. Und als Einzelne können wir kaum etwas dagegen unternehmen, wir müssen schon mehr in die Breite gehen.

Tovornik: Das Problem ist, dass man die Wirkung eines Publikumstages nicht konkret messen kann. Trotzdem denke ich, dass solche Aktivitäten wichtig für die Branche sind. Wir brauchen gute regionale Veranstaltungen für den Verbraucher zum Thema Einrichtung. Da gibt es in Deutschland eindeutig zu wenig.

Schmitz: Es gibt noch einen Aspekt des Publikumtages. Um den bin ich eigentlich besonders traurig: Und zwar sind das die Medien, die an einer Publikumsveranstaltung einfach mehr interessiert sind als an einer Fachmesse. Und meine große Sorge ist, dass wir wieder in der Versenkung verschwinden und noch mehr im Verborgenen arbeiten. Das wäre sehr schade.

BTH Heimtex: Abgesehen vom Messeauftritt nächstes Jahr - wie sehen die weiteren Perspektiven von Deco Team aus? Wo wollen Sie hin?

Hünnemeyer: Es ist schwierig, heute über eine langfristige strategische Ausrichtung zu sprechen. Fest steht, dass wir Solidität und Ausdauer beweisen wollen und uns auch bei schwierigem Fahrwasser unverändert auf konzeptionell hohem Niveau bewegen wollen.

Schmitz: Ich denke, dass wir mit dem Deco Team langfristig ein erfolgsversprechendes Konzept verfolgen.

Es ist natürlich schwer abzusehen, wie sich die Messe Frankfurt und auch der Markt weiter entwickeln. Aber grundsätzlich kann ich mir vorstellen, dass es das Deco Team auch 2009 noch gibt - vielleicht sogar noch größer und stärker als jetzt, weil bis dahin noch mehr Unternehmen begriffen haben, wie gut und wichtig die Idee des Deco Teams ist.
aus BTH Heimtex 12/04 (Marketing)