Hornbach setzt auf Dauertiefspreise, Projektkunden und Frauen

"Unsere Zielgruppe wartet nicht auf Sonderangebote"

Albrecht Hornbach, Vorstandsvorsitzender der Hornbach-Baumarkt AG, hat sich in einem Interview mit dem Tagesspiegel zur aktuellen Marktsituation nach der Praktiker-Pleite und den Strategien seines eigenen Unternehmens geäußert. Ein Interesse an der Übernahme der Max Bahr-Gruppe hat er nicht. Stattdessen setzt der Unternehmer lieber auf das Thema E-Commerce, hat die Frauen als Baumarktkunden im Visier und betont die eigene Unabhängigkeit.

Bislang war 2013 für die Baumarkt-Branche kein gutes Jahr. Das Frühjahrsgeschäft aufgrund extrem schlechten Wetters katastrophal, die Verluste kaum mehr aufzuholen, Praktiker pleite, die Zukunft von Max Bahr ungewiss. In diesem Umfeld hat der Hornbach Konzern die Ergebnisprognose für seine Baumarkt-Sparte angehoben. Für den Vorstandsvorsitzenden Albrecht Hornbach ist das kein Widerspruch: Viele Kunden hätten ihre Käufe einfach nur aufgeschoben. Insgesamt seien die Rahmenbedingungen in Deutschland derzeit sehr gut für sein Unternehmen. Und: "Die ganze Branche wird davon profitieren, dass Praktiker den Markt verlässt, auch wir", erklärte er Ende September in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel.

Spekulationen, Hornbach wolle die insolvente Baumarktkette Max Bahr übernehmen, erteilte er dort eine Absage. Man sei nicht bereit, Geld in die Hand zu nehmen, um Marktanteile zu kaufen. Lediglich an zehn Standorten bestehe Interesse, "um weiße Flecken auf der Hornbach-Landkarte zu schließen".

Auch konzeptionell passe Max Bahr nicht zu Hornbach: "Unsere Märkte sind deutlich größer als die von Max Bahr. Wir haben ein großes Sortiment, verzichten aber auf Produkte, die nicht in einen Baumarkt gehören." Außerdem betonte er: "Bei uns gibt es keine Rabattaktionen, sondern seit 1998 Dauertiefpreise. Unsere Zielgruppen sind Projektkunden, die Größeres vorhaben. Wer seinen Speicher ausbauen oder einen Gartenteich anlegen will, wartet nicht auf Sonderangebote."

Zur Hornbach Zielgruppe gehören außerdem Frauen ("Wir bieten spezielle Kurse an, wo Frauen in unseren Märkten kostenlos lernen können, wie man Fliesen oder Laminat verlegt.") und die wachsende Zahl der Onlinekunden ("Heute gibt es fast das ganze Sortiment im Netz, zu den gleichen Preisen wie im Markt. Insgesamt hat uns der Onlineauftritt einen kräftigen Umsatzschub beschert.").

Dass auf dem deutschen Markt mit dem angekündigten Engagement von Kingfisher mit der Marke Screwfix eine neue Konkurrenz entsteht, glaubt Albrecht Hornbach nicht. Das sei ein ganz anderes Konzept: "Bei Screwfix können Handwerker und Profis ihre Waren am Tresen aus einem Katalog bestellen, die sie dann aus dem rückwärtigen Lager ausgehändigt bekommen."

Dennoch hat der Markteintritt von Kingfisher mit Screwfix eine pikante Note. Schließlich halten die Briten Anteile von Hornbach.

Aber selbst wenn diese verkauft werden sollten, um Interessenkonflikte zu vermeiden: "Der Investor, der die Anteile kauft, hätte eine Minderheitsbeteiligung an der Hornbach Holding AG und keinen mittelbaren Einfluss. Unsere Eigenständigkeit tangiert das nicht, da die Mehrheit bei der Familientreuhand liegt. Diese Eigenständigkeit ist einer unserer Erfolgsfaktoren seit über 135 Jahren."



Screwfix

Mehr als Eisenwarenhandel


Kingfisher, Minderheitsgesellschafter bei Hornbach und in Europa die Nr. 1 unter den Baumärkten, will mit seiner Vertriebslinie Screwfix zukünftig direkt in Deutschland aktiv werden. Albrecht Hornbach sieht in dem auf professionelle Kunden ausgerichteten, kleinflächigen Konzept keine Bedrohung: Das Screwfix-Konzept funktioniere so wie früher der konventionelle Eisenwarenhandel.

Nicht ganz, möchte man meinen: Das 1979 gegründete Unternehmen gehört seit 1999 zur Kingfisher Gruppe und bezeichnet sich selbst als den größten Multichannel-Anbieter von Handwerksgeräten und Arbeitsbekleidung, Armaturen und Zubehör für Bäder und Küchen, Sanitärbedarf und Hauselektrik in Großbritannien. Die Zielgruppe sind primär Handwerker und professionelle Anwender. Auf der britischen Insel gibt es über 250 Standorte in denen jeweils rund 11.000 Produkte vorgehalten werden. Online sind etwa 14.000 Artikel verfügbar, die seit März 2013 auch europaweit verschickt werden.
aus BTH Heimtex 11/13 (Wirtschaft)