FEP-Hersteller warten auf den Aufschwung

Produktion in den FEP-Ländern 68Mio.m


Die Geschäfte laufen, aber sie laufen nicht gut. Seit Jahren wartet die europäische Parkettindustrie auf den vielbeschworenen Silberstreif am Horizont. Im vergangenen Jahr war er nicht in Sicht. Das belegen die Daten des Europäischen Verbandes der Parketthersteller (FEP) für 2012, die Anfang Juni in Brüssel veröffentlicht wurden.

Parkettproduktion und Verbrauch stehen in einem Missverhältnis. 2012 wurden 5,88% weniger Holzfußböden verkauft. Zwar produzierten die FEP-Mitglieder innerhalb ihres eigenen Gebietes auch 4,7% weniger Parkett, doch weil einige Firmen Teile ihrer Produktion ins osteuropäische Ausland verlagert haben, stieg die Gesamtproduktion in Europa um 5,08%. In absoluten Zahlen sieht das so aus: 68,266Mio.m Parkettherstellung in FEP-Ländern, dazu 7Mio.m außerhalb des FEP-Gebietes, macht zusammen 75,266Mio.m Holzfußboden in Europa 2012. Im Jahr zuvor waren es 71,63Mio.m.

Ein Bild der Lage auf den einzelnen europäischen Märkten geben die Gesamtzahlen jedoch nicht. Nationale Unterschiede sind groß. Produktionszuwachs gab es in Polen (4,02%) und Belgien (3,93%). Bestenfalls stabil lief die Herstellung 2012 in Deutschland (0,51%), Österreich (0,47%) und Rumänien (0,0%). Alle anderen Länder verringerten ihre Produktion: Dänemark, Finnland und Norwegen (-30,07%), Schweden (-3,15%), Niederlande(-3,59%), Tschechien (-6,9%), Slowakei (-13,15%), Frankreich (-3,85%), Schweiz (-15,87%), Ungarn (-10,54%), Spanien (-10,08%), Italien (-14,96%).

Beim Verbrauch sieht es nicht besser aus. Insgesamt notierte die FEP in ihren Mitgliedsländern 2012 einschließlich Importware einen Parkettabsatz von 87,509Mio.m. Doch lediglich Österreich (1,97%) und Deutschland (1,55%) meldeten einen leichten Zuwachs. Belgien (0,41%) tritt auf der Stelle, der Rest Europas musste Einbußen hinnehmen: Dänemark, Finnland und Norwegen (-5,13%), Schweden (-6,89%), Niederlande(-17,49%), Tschechien (-25,94%), Slowakei (-5,97%), Frankreich (-4,24%), Schweiz (-0,65%), Ungarn (-10,58%), Spanien (-25,75%), Italien (-15,0%).

Die Gründe für geringen Konsum sieht Lars Gunnar Andersen, Vorsitzender der FEP, nicht zuletzt in der hohen Arbeitslosigkeit auf dem Kontinent: "29Mio.Menschen haben keinen Job." Und obwohl es in Zeiten der Finanzkrise ein starkes Gefälle zwischen Nord- und Südeuropa gibt, bleibt selbst in Schweden die Jugendarbeitslosigkeit mit 20% über dem EU-Durchschnitt. Die Lösung sieht Andersen nicht in rigider Sparpolitik. Eher schlägt er sich auf die Seite südeuropäischer Staaten und fordert eine wachstumsorientierte Politik mit höherem Geldfluss. Mit anderen Worten: Geld drucken, mehr Schulden aufnehmen, Kaufkraft stärken, Inflation riskieren und hoffen, dass alles gut geht.

Situation in der Parkettindustrie 2013

Dass die Parkettbranche als konsumabhängige Industrie sich einen Staat wünscht, der die Konjunktur ankurbelt und einen Verbraucher, der mehr Geld in der Tasche hat, versteht sich von selbst. Beitragen kann sie dazu nichts, auch keine ökonomischen Patentrezepte liefern. Die aktuellen Prognosen für Europa bleiben trübe. Weder in der Industrie noch im Handel ist das Zutrauen in einen Aufschwung gestiegen. Zwar scheint der Holzboden im Vergleich zu anderen Bodenbelägen seinen Anteil (5%) zu halten, doch 2013 dürfte kaum besser laufen als das Vorjahr. Die Wirtschaftskraft wird um 0,1 bis 0,3% sinken. Der Bausektor - für die Parketthersteller ein wichtiger Faktor - müsste deutlich anziehen. Lars Gunnar Anderson wünscht sich eine weniger strenge Kreditvergabe der Banken, damit junge Leute sich den Traum vom Eigenheim erfüllen könnten.

In Bezug auf Parkettarten wird sich die Vorliebe der Verbraucher nicht ändern. Im vergangenen Jahr wurden 78% Mehrschichtparkett, 20% Massivparkett und 2% Mosaikparkett abgesetzt. 69,6% davon bestehen aus Eiche, gefolgt von Tropenhölzern (6,2%), Esche (5,9%), Buche (5,2%) und Kiefer (4,1%). Positiv sieht der FEP-Vorsitzende die jüngsten Fusionen von Karelia-Upofloor und Kährs sowie Bauwerk und Boen. "Vor Jahren schon haben wir erwartet, dass unsere uneinheitliche, familiengeführte Industrie strukturelle Änderungen erfahren wird. Ich glaube, größere und stärkere Unternehmen sind ein Vorteil. Wir brauchen Lokomotiven, die unsere ganze Branche vorwärts ziehen."

Um ihre Mitglieder bei aufziehenden Krisen rechtzeitig vorwarnen zu können, hat die FEP versucht, mit vierteljährlichen Statistiken ein aktuelleres Bild der Lage zu zeichnen. Laut Andersen ist dieses Projekt ausbaubar. Noch leidet es unter mangelnder Meldung von echten Quartalszahlen vieler Mitglieder. "Ihre Konkurrenz erfährt keine individuellen Unternehmensdaten", beschwört Andersen die ängstlichen Unternehmen. "Ein unabhängiger Rechtsanwalt in Brüssel sammelt die Daten und behandelt sie absolut vertraulich."

Darüber hinaus verfolgt die FEP verschiedenen Marketingaktivitäten. In Deutschland ist das seit drei Jahren das Webportal "Das Haus". Noch immer hat es im Durchschnitt 15.000 Besucher pro Monat. Andersen empfiehlt dieses Beispiel anderen europäischen Ländern. Der FEP-Award ist Teil der Marketinganstrengungen. Im vergangenen Jahr wurde der Preis erstmalig vergeben - an das Institut Holzforschung Austria. Neu ist eine Unterstützung von EUR 50.000 für das sogenannte HFA-Projekt, das eine Grundlage für die Standardisierung von Oberflächenqualität, Klimatauglichkeit und Klebequalität von Holzboden in Europa schaffen will.

Prognose für 2014

Die FEP erwartet kein rasches Angleichen der gravierenden ökonomischen Unterschiede zwischen den nördlichen und südlichen Staaten Europas. Die jüngsten wirtschaftlichen Indikatoren deuten weiter auf harte Zeiten hin. Viel ist abhängig von Entwicklungen in der Baubranche, flexibler Kreditvergabe im Wohnungsbau, Minderung der Arbeitslosigkeit und dem Vertrauen der Konsumenten. Die Parkettindustrie immerhin hat es seit Ausbruch der Krise 2008 geschafft, ihren Marktanteil gegen andere Bodenbeläge zu verteidigen. Echtes Holz behält seine Wirkung und zahlreiche technische Neuerungen und Designvarianten steigern die Attraktivität für den Verbraucher. Die FEP fordert eine rasche strukturelle Lösung für das Ungleichgewicht unter den europäischen Ländern. "Die wirtschaftliche und finanzielle Lücke zwischen den Regionen muss eingedämmt, kontrolliert und überbrückt werden."


Die FEP


Die Europäische Föderation der Parkettindustrie (FEP) ist ein Zusammenschluss nationaler Parkettverbände, Hersteller und Zulieferer. Als Dachverband vertritt die FEP die Interessen der europäischen Parkettindustrie auf allen Ebenen der europäischen Administration mit dem Ziel, den Absatz der in Europa produzierten Holzfußböden nachhaltig zu fördern. Die FEP wurde 1956 gegründet und besteht derzeit aus 73 Mitgliedern aus 22 Ländern (51 Hersteller, 9 Verbände, 13 Zulieferer). Generalsekretär der FEP ist Endre Varga, Vorsitzender ist Lars Gunnar Andersen.
aus Parkett Magazin 04/13 (Wirtschaft)