Wasserbetten auf der imm

Geblieben sind die altenHasen


Köln. Wer definiert eigentlich die Begriffe "Urgestein", "traditionell" oder auch "Marktführer"? Die Lieferanten, die in Halle 9 der Kölner Möbelmesse das Thema Wasserbett vertraten, können wohl allesamt hiermit in Verbindung gebracht werden. "Europas führender Hersteller", nach eigenen Angaben BluTimes, zeigte sich separat, und zwar bei der MZE-Präsentation im Radisson-Hotel nebenan. Bei allen Unterschieden gab es zwei Gemeinsamkeiten: Boxspring dominiert, durchschlagende Neuigkeiten präsentierte keiner. Das kann man verschieden interpretieren: Die Branche ist "angekommen". Oder einfallslos?

Man denkt, man habe die Halle erst vor wenigen Wochen verlassen, dabei war schon wieder ein Jahr herum. Angestammte Ausstellerplätze wie bei TBD/Carbon Heater sind mit der Grund dafür, dass man sich zuhause fühlt. Glücklicherweise dieselben Gesichter - und leider die gleiche Ware. Wäre da nicht noch ein kleines pfiffiges Utensil gewesen... Während im Bereich der Carbon-Heizelemente, wie zu erfahren war, aktuelle Entwicklungen noch nicht abgeschlossen sind, brachte das schwäbische Unternehmen aber ein gutes Nebenprodukt auf den Markt. Clima Sensor heißt das schlaue Teil, das beim Wasserbett ein ventilierendes Schlafklima sicherstellen und im Extremfall Defekte melden soll. Ein Mitbewerber von TBD hatte bereits ein Gerät präsentiert, das ähnliche Dienste tut. Man darf gespannt sein auf die Praxiserprobung und letztendlich darauf, wessen Gerät zuverlässiger, gefälliger und dem Konsumenten interessanter erscheint. In jedem Fall hat das Team um Andrejel und Miko Zajac die Gratwanderung dahingehend bestens bewältigt, aus einem Produkt, das Probleme thematisiert, potentiell einen Verkaufsschlager zu machen.

Gleich nebenan präsentierten Axel und Nicola Ludwig "The Best of Wohnform Wasserbetten". Man kann nicht an dem Stammplatz der südhessischen Manufaktur vorbeigehen, ohne ausgiebig hinzusehen - sie bietet immer was fürs Auge. Der Inhaber erläuterte das neue Zugpferd im Bereich der Night-Betten: Das Modell Lido - mit einer an das iPhone angelehnten Optik, designed von Volker Reichert. Ludwig erzählte von Mehrfachplatzierungen dieses Modells schon innerhalb der ersten Messetage. Wer auf der imm perfektes Handwerk dieser Branche finden wollte, der hat den Wohnform-Stand gewiss nicht ausgelassen.

Durchgängig war schon über den Anfang der Messe Zufriedenheit zu vernehmen. Das galt besonders für das dänische Unternehmen Wa core. Helle Bruun Hansen und Vertriebsleiter Boris Bodenhausen berichteten von einer ausgesprochen guten Auftragslage sofort nach Messebeginn und einer Tendenz zu mehr Stoff statt Kunstleder. Sie zeigten auch, dass Wasserbetten nicht länger nur grau/schwarz sein müssen, sondern demonstrierten mit ihren Produkten farbenfrohe Modelle. Grün, blau, türkis und helle Betten dominierten am Stand des Unternehmens, das inzwischen unter anderem nach Benelux, Österreich, in die Schweiz, nach Italien, Frankreich und Tschechien exportiert.

Die Landsleute von Akva Waterbeds brachen auf der Möbelmesse eine Lanze für das gute alte Hardside-Wasserbett. Aber Akva wäre nicht Akva, wenn dort nicht Überlegungen und Köpfchen mit eingeflossen wären. Mit holzverstärktem Kopf- und Fußende und schmalem Schaum von fünf Zentimetern in diesem Bereich zeigten Unternehmenschef Lars Brunso und seine Mitarbeiter eine alltagstaugliche Wasserbettenverarbeitung. Und belastbar zudem - dafür sorgt eine bewegliche Befestigung mit Scharnieren und einem Schaum aus der festen Kategorie. Ansonsten setzt das Unternehmen, das auf über 30 Jahre Marktpräsenz zurückblickt, auf Design: Gezeigt wurden das Boxbed by Larsen Design und Kvadrat Gisli in reiner Seide von Fanny Aronsen. Dieses Design zeichnet farblich einen Regenbogen gleichmäßiger, natürlicher Töne. Gerade für die Akva-Produkte eine wohltuende, angenehme und moderne Art, Wasserbetten zu präsentieren.

Pacific Breeze, Skyfall, Wave - allein diese Namen asoziieren schon Farbenfrohsinn, Frische und Aktivität. Tatsächlich hat das Unternehmen ESP mit seinen Marken Poseidon und Lunalife die Produkte seit seiner Hausmesse im Herbst zumindest optisch einer Art Runderneuerung unterzogen. Frisches Türkis und warme Töne wie Ocker und Terra geben den Produkten gleich ein ganz anderes Aussehen. Nicht zuletzt betont die Aufhellung der Optik auch die Tatsache, dass sich bei ESP mit Firmenchef Erik Beersen inhaltlich ebenfalls einiges fortentwickelt hat. Zu nennen sind nur beispielhaft der Schubladensockel Moltobox als neue Option, L-förmige Kopf- und Fußteile, Stoff-Holz-Kombinationen, hohe Kopfteile oder Glaskombinationen im Nachttischbereich. Die Kooperation mit Key West Bedding für den Trockenmatratzensektor demonstrierte direkt am Stand den Service-Gedanken am Kunden zu einem Rundum-Angebot im Boxspring-Bereich - nicht nur in der Kombination mit Wasser. Nach eigener Einschätzung hat ESP mit diesen Entwicklungen den Kreis potentieller Kunden ausgeweitet.

Wer lieber auf Schlauchsystemen und trotzdem auf Wasser schlafen möchte, der wurde bei Meisel & Gerken fündig. Traditionell fand man das norddeutsche Unternehmen am Gemeinschaftsstand mit der Textilfirma Dukal. Die Produkte werden mit einfacherer Handhabbarkeit im Vergleich zu vollvolumigen Wasserbettsystemen beworben, lassen allerdings Schlafkomfort aufgrund des fehlenden Volumens vermissen, so heißt es.

Keine Lücke im Angebot möchte Stendebach & Co. lassen. Das Unternehmen aus Montabaur ist mit Zubehör nicht nur Zulieferer der Wasserbettenindustrie, sondern insbesondere Lieferant von Bettwaren - und das praktisch rundum. Den Boxspring-Trend unterstreicht Stendebach mit der Option, ihn auch mit einem Luftbett verwirklichen zu können. Das Segment um das Produkt Cairona hat damit eine moderne Erweiterung erfahren. Damit die Zeichen der technisierten Zeit angemessen berücksicht werden, wird die Mengenveränderung der Luftfederung ab dem zweiten Halbjahr über W-Lan möglich sein, berichtete Patrick George für das Unternehmen. Auffallend: Tolle Topper für die Liegefläche. Schnelleren Feuchtigkeitstransport versprechen die Produkte, die bei Stendebach unter dem Namen Ultra Pol Premium 3.0 zu finden sind. Zudecken und Kissen entfalten diese Eigenschaften durch eine Polyester-Hohlfaser. Das Visco-Kuschelkissen für eine bessere Positionierung des Nackens rundet das Angebot ab.

Als eines der Mitglieder aus dem Zuliefererbereich war Stendebach dieses Jahr Gastgeber für die Messepräsenz des Fachverbandes Wasserbett. Im Rotationsprinzip präsentiert sich der Verband jedes Jahr bei einem anderen Lieferantenmitglied am Stand, um Zugehörigkeit und gemeinsame Zielsetzungen zu demonstrieren. Für die persönliche Präsenz des Verbandes sorgten dort abwechselnd Vorsitzender Ralf Köhler und sein Stellvertreter Roger Lumma. Auch ihnen als altgedienten Wasserbett-Händlern blieb praktisch nur die Feststellung, dass es neben einer etwas ausgedünnten Anzahl an Ausstellern im Wasserbettbereich ebendort wenig Innovationen und nichts spektakulär Neues gab.
aus Haustex 03/13 (Wirtschaft)