Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie

Stimmung: Besser als die Branchenzahlen


Angesichts der vielfältigen Turbulenzen infolge der anhaltenden Euro- und Schuldenkrise hat sich die deutsche Wirtschaft insgesamt ganz ordentlich durch die vergangenen zwölf Monate manövriert. Das Bruttoinlandsprodukt ist 2012 aller Voraussicht nach um 0,8 Prozent gewachsen. Für 2013 erwartet das Münchner ifo-Institut mit 0,7 Prozent eine vergleichbare Entwicklung. Die deutsche Heimtextilien-Industrie legte dabei einen guten Jahresstart 2012 hin. Die Leitmessen zu Jahresbeginn waren erfolgreich, die Stimmung in den Unternehmen entsprechend zuversichtlich. Demzufolge stimmten auch zunächst die Konjunkturzahlen der Branche.

Insbesondere im zweiten und dritten Quartal beeinflussten dann jedoch die wachsenden Probleme einiger Euromärkte zunehmend auch das Exportgeschäft der deutschen Heimtextilienindustrie, deren Absatzmärkte sich de facto überwiegend im Euroraum befinden. Nachfrageschwächen auf dem Inlandsmarkt konnten folglich nicht mehr durch erfolgreiche Exportaktivitäten aufgefangen werden. Das erste Halbjahr endete mit einem Umsatzrückgang von 5,9 Prozent. Zum Ende des dritten Quartals bezifferten sich die Einbußen im Jahresdurchschnitt sogar auf -9,0 Prozent. Mit Beginn der kälteren Jahreszeit schwächte sich dieser Negativtrend im vierten Quartal dann wieder leicht ab auf -7,8 Prozent per Ende November. Das Exportgeschäft verlief stärker rückläufig (-8,5 Prozent) als das Inlandsgeschäft (-7,5 Prozent). Die Exportquote blieb auch 2012 stabil bei 25 Prozent.

Die Anzahl der Produktionsbetriebe der Heimtextilien-Industrie verringerte sich 2012 geringfügig. Geschätzt werden 144 Betriebe, d.h. minus zwei Prozent. Die Anzahl der Beschäftigten ist dagegen insgesamt leicht gestiegen um 0,7 Prozent auf 14.800.

Bettwaren

Auch die Produktgruppe Bettwaren (Steppdecken und Kissen gefüllt mit Naturhaaren und Fasern) zeigte 2012 Umsatzschwächen. Per Ende November bezifferte sich der Umsatzrückgang auf -8,9 Prozent. Sowohl das Inlandsgeschäft (-7,0 Prozent) als auch das Exportgeschäft (-16,9 Prozent) entwickelten sich rückläufig bei einer Exportquote von 17,7 Prozent.

Es wurden überwiegend höhere Durchschnittspreise realisiert. Dies kann als notwendige Konsequenz gewertet werden, um zumindest teilweise die hohen Preissteigerungen auf der Beschaffungsseite aufzufangen. Positiv entwickelte sich 2012 insbesondere die Nachfrage nach Unterbetten und Matratzenauflagen. Bei den Füllmaterialien war kein Nachfragetrend zu erkennen.

Ausblick

Auf der einen Seite sendet der ifo-Geschäftsklima-Index für die gewerbliche Wirtschaft aktuell positive Signale. Im Dezember ist er nach drei vergleichsweise schwachen Monaten erstmals wieder gestiegen. Deutsche Unternehmen sind folglich wieder optimistischer gestimmt für die Geschäftsentwicklung der kommenden Monate.

Auf der anderen Seite ist die Eurokrise nicht vorbei. Sie bildet auch 2013 einen klaren Unsicherheitsfaktor. Auch das Energiethema wird 2013 weiterhin ein Dauerbrenner bleiben. Um das Ziel, den Rückgang der CO2-Emissionen um mindestens 80 Prozent bis zum Jahr 2050 zu erreichen sowie spätestens in zehn Jahren auf die Kernkraftnutzung verzichten zu können, wurden Gesetze wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erlassen, die die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie in besonderem Maße betreffen. Der Gesamtverband textil + mode engagiert sich in dieser Sache für die gesamte Textil- und Bekleidungsindustrie auf politischer Ebene. Praktische Hilfestellung in Energiefragen und der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen erhalten die Unternehmen der Heimtextilen-Industrie durch den Heimtextilien-Verband.

Die deutsche Heimtextilien-Industrie blickt insgesamt aufmerksam mit vorsichtiger Zuversicht ins neue Jahr. Es wird zum jetzigen Zeitpunkt davon ausgegangen, dass sich die deutsche Heimtextilien- Industrie weitgehend stabil halten wird. Sparten- und firmenindividuelle Konjunkturen werden tendenziell zunehmen.
aus Haustex 02/13 (Wirtschaft)