Bundesfachschule Estrich und Belag

Ausbildung im Estrichlegerhandwerk muss attraktiver werden

Die Bundesfachschule Estrich und Belag (BFS) macht mobil gegen den Nachwuchsmangel im Estrichlegerhandwerk. Die Ausbildung zum Estrichleger sei unter anderem wegen der fehlenden Bekanntheit des Berufsbildes zu wenig nachgefragt. Die BFS will Abhilfe schaffen und sucht Kommunikationswege, um junge Leute für die Chancen in diesem Beruf zu begeistern.

In der Dr.-Georg-Schäfer Berufsschule in Schweinfurt trafen sich Verantwortliche der Bundesfachschule Estrich und Belag (BFS) mit Ausbildern der Berufsschule Schweinfurt und dem Vorsitzenden des Bundesverbandes Estrich und Belag, Heinz Schmitt, zur Diskussion über die Ausbildungssituation im Estrichlegerhandwerk. Gemeinsam wollen sie Strategien entwickeln, um einerseits die Ausbildung zu optimieren, und andererseits Nachwuchskräfte in diesem Handwerk zu rekrutieren. Man ist sich darüber einig, dass die Ausbildung für Ausbilder und Auszubildende attraktiver werden soll. Seit dem Wegfall des Meisterzwanges sei das Image des Gewerks gesunken und die Lehrlingszahlen drastisch zurückgegangen. "In der Folge müssen wir mit einem Fachkräftemangel im Estrichlegerhandwerk rechnen", warnte Michael Ruhland, stellvertretender Vorsitzender der BFS.

Die Verantwortlichen der Bundesfachschule Estrich und Belag sehen ihre Institution als zentrale Weiterbildungsstätte für das deutsche Estrich- und Belagshandwerk - und damit sei diese auch für den Erhalt der Qualität im Estrichlegerhandwerk verantwortlich. Zur Förderung der Berufsausbildung arbeitet die BFS eng mit Lehrern und Ausbildern der Berufsschulen und überbetrieblichen Ausbildungszentren zusammen.

Welche Inhalte hat die Estrichleger-Ausbildung?

Die Ausbildung zum Estrichleger dauert in der Regel drei Jahre. Sie beinhaltet Lehrstoff aus den Bereichen Estrich und Belag. Im Ausbildungsplan steht der Estrich zwar im Mittelpunkt, aber immerhin 35 % des Unterrichtsstoffes entfallen auf den Themenkomplex Belag. Hintergrund ist, dass sich viele Estrichbetriebe stark spezialisiert haben. Sie können selbst nicht mehr beide Berufsfelder Estrich und Belag abdecken. Diese Lücke schließt die Berufsschule, die die fehlenden theoretischen Inhalte vermittelt. Praktische Kenntnisse werden in der überbetrieblichen Ausbildung der Handwerkskammer ausgeglichen.

Die Ausbildung ist grundsätzlich Ländersache und nicht einheitlich geregelt. Mangelnde Lehrlingszahlen zwingen die Bundesländer jedoch zur übergreifenden Kooperation bei der Berufsschulausbildung. Außer Bayern bilden nur das Saarland und Nordrhein-Westfalen Estrichleger aus. Die Berufsschule in Schweinfurt ist als so genannte Bundessprengelschule für 14 von 16 Bundesländern zuständig. Sie unterrichtet die Estrichleger-Lehrlinge ab dem 2. Lehrjahr. Aktuell werden in Schweinfurt 19 Schüler im dritten Lehrjahr unterrichtet. Die Schüler nehmen teilweise große Entfernungen in Kauf: Aktuell gibt es sogar Azubis im dritten Lehrjahr aus Bremen und Hamburg. Die Fahrt- und Unterkunftskosten während der Blockschulzeit führen zu einer erhöhten finanziellen Belastung. Durch die räumliche Distanz ist der direkte Kontakt zwischen Betrieb und Schule zusätzlich erschwert. Es gibt zwei weitere Berufsschulen für Estrichleger in Krefeld (NRW) und Saarbrücken (Saarland).

Wo sieht die BFS Handlungsbedarf?

Die Bundesfachschule Estrich und Belag hält eine Optimierung der Ausbildungsabläufe für nötig. "Die Abstimmung in den fachpraktischen Lernfeldern zwischen Berufsschule und überbetrieblicher Ausbildung funktionieren derzeit nicht optimal", berichtete Michael Ruhland. Manche Bereiche werden doppelt, andere wie Belagskompetenzen zu wenig unterrichtet.

Für die Lehrlinge, die zur Ausbildung nach Bayern entsandt werden, sei es außerdem nicht zumutbar, die zusätzlichen Kosten für Fahrt und Unterbringung selbst zu tragen. Dieser Umstand hat schon manchen zum Aufgeben bewogen oder gar nicht erst anfangen lassen, waren sich die Estrichfachleute einig. Hier müsse mit den zuständigen Ämtern über eine Zuschussregelung verhandelt werden.

Grundsätzlich sei es ein Problem, genügend Nachwuchs für dieses Handwerk zu motivieren. Ursächlich ist der geringe Bekanntheitsgrad des Berufsbildes. Michael Ruhland beklagte: "Wer sieht schon den Estrich unter dem Belag?" Die meisten Lehrlinge rekrutierten sich bisher aus dem Handwerk selbst, wenn sie einen familiären Bezug haben.

Estrichleger haben weit gefächertes Aufgabenfeld

Die BFS sieht es als vorrangige Aufgabe, mit öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen eine veränderte Wahrnehmung des Estrichlegerhandwerks zu bewirken und das weit gefächerte Aufgabenfeld, sowie das damit verbundene Know-how deutlicher zu kommunizieren. Die Ausbildung zum Estrichleger beinhalte über die Technik hinaus Fachwissen über Estrich und Bodenbeläge. "Vielleicht sollte man über eine veränderte Berufsbezeichnung wie Fußbodenbauer für Estrich- und Bodenleger nachdenken. Das würde dem Ansehen des Berufsbildes gut tun", empfahl Ruhland.

Für Öffentlichkeitsarbeit stellt die BFS finanzielle Mittel zur Verfügung. Davon werden unter anderem Flyer gedruckt, die als Information bei Ausbildungsmessen oder an Berufsinformationstage in Hauptschulen verteilt werden. Des Weiteren gibt es T-Shirts mit Werbedruck für Lehrlinge, die an Leistungswettbewerben teilnehmen. Möglich wäre auch ein neuer Imagefilm auf der Internetseite unter www.bfse.de.

Vorführung fachpraktischer Lerninhalte

Beim Termin in Schweinfurt hatten die Lehrlinge auch selbst das Wort. An vier Praxis-Stationen bewiesen sie ihr Können. Nebenbei verrieten sie Interessantes über die Berufsausbildung und ihre Beweggründe für ihre Berufswahl.

Häufig sind Vater, Onkel oder Freunde für die Berufswahl ausschlaggebend. Andere Lehrlinge hatten sich im Internet informiert oder fragten in der Firma vor Ort nach. Ein anschließendes Praktikum war für Ausbilder und Auszubildende häufig entscheidend.

Was gefällt den Auszubildenden an Ihrem Beruf?

"Im Estrichlegerhandwerk ist man neben dem Dachdecker der bestbezahlte Lehrling am Bau", das war ein mehrfach genanntes Argument der Azubis für ihre Berufswahl. Ebenso mögen viele Jungendliche das körperliche Arbeiten. "Da kann ich mich richtig auspowern," war zu hören. Auch die Abwechslung sowohl in den Tätigkeiten als auch durch die ständig wechselnden Baustellen gefällt den Lehrlingen. Viele arbeiten in einem guten Team und fühlen sich dort wohl.

Würden Sie diesen Beruf wieder wählen?

Für fast alle ist es die richtige Entscheidung und entsprechend motiviert gehen sie ans Werk. Ein "Nein" kam allerdings von einem Schüler, der von Bremen nach Bayern zu Berufsschule muss. Dabei ist es nicht der Beruf selbst, der ihm missfällt, sondern die finanzielle Belastung; er muss die Fahrtkosten selbst tragen.

Welcher Arbeitsbereich sagt Ihnen mehr zu?

Fast einhellig bevorzugen die Lehrlingen den Einbau des Estrichs: "Beim Estrichlegen kann man im Akkord gutes Geld verdienen und schnell Fläche machen."

Wie sieht die Zukunft aus?

Die meisten Estrichleger-Lehrlinge werden von ihrem Betrieb übernommen und wollen in dem Beruf bleiben, da sie dort gute Verdienstmöglichkeiten sehen. Arbeiten die Lehrlinge im elterlichem Betrieb, so streben sie häufig die Weiterbildung zum Estrich- oder Parkettlegermeister an.

Ernsthaft diskutieren sollte man über eine Antwort: "Im Akkord verzichten wir auf Arbeitshilfen, wenn sie den Arbeitsablauf verlangsamen und damit den Verdienst mindern." Einzelfall oder Realität? Gewiss eine kurzfristige Rechnung, die auf das Berufsleben gesehen nicht aufgeht.


Das duale Ausbildungssystem im Estrich- und Bodenlegerhandwerk


Ausbildungsstellen:

1.a) der Lehrbetrieb
Im Lehrbetrieb verbringt der Lehrling die meiste Zeit. Er erhält dort die berufliche Fachkenntnis und lernt die handwerkliche Umsetzung in der Praxis.

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1. b) überbetriebliches Ausbildungszentrum
der Handwerkskammer z. B. für Mittelfranken in Nürnberg. Die zusätzliche Praxisausbildung dient zur Ergänzung und Vertiefung der praktischen Lerninhalte im Ausbildungsbetrieb.

2. die Berufsschule
z.B. Dr.-Georg-Schäfer-Berufsschule in Schweinfurt, Bildungszentren des Bauhandwerks in Krefeld und Saarbrücken

Neben allgemein bildenden Fächern wie Mathematik, Deutsch, Sozialkunde, Religion werden fachpraktische Lernfelder in der Theorie vermittelt.


Was passiert in der überbetrieblichen Ausbildung / Berufsschule?


Überbetriebliche Ausbildung in den drei Ausbildungsstandorten Nürnberg, Krefeld und Saarbrücken:
- im 2. Ausbildungsjahr 11 Wochen Blockschule (1-2 Wochen) inkl. Zwischenprüfung
- im 3. Ausbildungsjahr 4 Wochen Blockschule (1-2 Wochen) inkl. Abschlussprüfung
Teilnahme ist nach der Ausbildungsordnung Pflicht, bei Nicht-Teilnahme keine Zulassung zur Abschlussprüfung.

zur Berufsschule:
- Im 1. Ausbildungsjahr BGJK Berufsgrundschuljahr-Kooperation mit anderen Bauhandwerken wie z.B. Maurer, Betonbauer, Fliesenleger etc. 17 Wochen in einer heimatnahen Berufsschule ca. 2 Tage pro Woche
- Im 2. und 3. Ausbildungsjahr (11. und 12. Jahrgangsstufe) in Schweinfurt (Krefeld, Saarbrücken) Jedes Ausbildungsjahr 10 Wochen Berufsschule, Blockschule nach den Lehrplänen (hier kann jedes Bundesland variable Lehrpläne haben)
- 39 Wochenstunden Unterricht gliedern sich im Bayern in 3 Std. Religion, 3 Std. Deutsch, 4 Std. Sozialkunde, 2 Std. Sport und 27 Std. fachlichen Unterricht auf.


Bundesfachschule Estrich und Belag im Überblick


Die Bundesfachschule Estrich und Belag (BFS) ist zentrale Weiterbildungsstätte für das deutsche Estrich- und Bodenlegerhandwerk. Im Jahr 1969 als gemeinnütziger Verein gegründet, finanziert sie sich zu 100 % aus den Beiträgen der 160 Mitglieder.

Ziel:
durch berufsbezogene und praktische Weiterbildungsangebote die Qualität im Estrich- und Bodenlegerhandwerk nachhaltig zu fördern und Facharbeitermangel vorzubeugen.

Schwerpunkte:
Durchführung der Meistervorbereitungskurse in Zusammenarbeit mit der bayerischen Bauakademie in Feuchtwangen sowie fachbezogener Seminare zur Aus- und Weiterbildung und technische Schulung von angehenden Sachverständigen. Zusätzlich Förderung der Berufsausbildung in enger Zusammenarbeit mit Berufsschule und überbetrieblicher Bildungseinrichtung der Handwerkskammer Mittelfranken.

Kontakt:
Bundesfachschule Estrich und Belag (BFS)
Ansbacher Straße 20
91555 Feuchtwangen
Tel.: 09852 / 9002-991
E-Mail: info@bfse.de
Internet: www.bfse.de

Vorstand:
Bernd Brandstetter, 1. Vorsitzender
Michael Ruhland, Stellvertreter
Thomas Allmendinger, Stellvertreter
Peter Körber, Beisitzer
Bernhard Schnepf, Beisitzer

in Kooperation mit der Bayerischen Bauakademie

Geschäftsführer: Wolfgang Bux
Sekretariat: Katrin Hackeneis
Marketing: Nils Wegner
aus FussbodenTechnik 02/13 (Wirtschaft)