Domotex Middle East, Istanbul

Gelungener Umzug nach Istanbul

Die Domotex Middle East hat seit November 2012 eine neue Heimat. Nach sechs - mehr oder weniger erfolgreichen - Jahren in der Golf-Metropole Dubai, hat die Messe nun in Istanbul eine neue Heimat gefunden. Auch wenn die Zahl der Aussteller nicht im Ansatz mit der Domotex in Hannover zu vergleichen ist, kann doch von einem gelungenen Umzug gesprochen werden.

Die Domotex Middle East hat im siebten Jahr des Bestehens mit Istanbul einen neuen Standort bekommen. Die ersten sechs Messen des Domotex-Ablegers hatten noch in Dubai stattgefunden, der Boom-Town der frühen 2000er-Jahre. Mit nachlassenden Investitionen und dem beinahe Kollaps des Golf-Emirates, wurde der Standort Dubai immer uninteressanter. Nur konsequent war daher die Herangehensweise der Veranstalter, die Messe nach Istanbul zu verlegen. Die Türkei ist aus vielen Gründen interessant. Die Wirtschaftslage im Land ist seit Jahren positiv und die türkische Teppichindustrie ist vor allem bei maschinengefertigter Ware auf dem Vormarsch. Nicht zuletzt ist Istanbul leicht zu erreichen.

Die erste Ausgabe der Domotex Middle East ist sowohl von Besucher- als auch von Ausstellerseite durchaus positiv bewertet worden. Kritische Stimmen kamen vor aber von Besuchern, die eine Messe im Format der großen Domotex in Hannover erwartet hatten. Wie alle Domotex-Messen neben Hannover ist auch die Domotex Middle East eine Veranstaltung für einen Regionalmarkt. In diesem Falle sollten Besucher aus den Ländern des mittleren Ostens gewonnen werden; vor allem kleinere Unternehmen, die den Weg nach Hannover scheuen und ein Sortiment suchen, dass auf ihren Heimmarkt zugeschnitten ist.

Auf dem Messegelände in direkter Nachbarschaft zum internationalen Flughafen belegte die Domotex Middle East drei Hallen. Eigentlich muss man eher von 2,5 Hallen sprechen. Die Halle 11 war so weit von den beiden Haupthallen 9 und 10 entfernt, dass sie von sehr vielen Besuchern links liegen gelassen wurde. Die Teppichhersteller aus den Ursprungsländern und ein versprengter Leistenanbieter aus Österreich waren entsprechend unglücklich über ihre Platzierung. Ganz anders die Situation in den beiden Haupthallen: Hochwertige Stände, einladend gelber Teppichboden auf den Gängen, gute Beleuchtung und hohe Decken machten einen sehr professionellen Eindruck.

Die gezeigten Warengruppen entsprachen denen in Hannover: Teppiche, Teppichboden, Parkett und Laminat, elastische Bodenbeläge und diverse Randsortimente. Der Schwerpunkt lag dabei vor allem beim abgepassten Teppich, sowohl handgefertigt als auch maschinengewebt. Auf den ersten Blick überraschte die sehr kleine Zahl türkischer Webteppichhersteller. Diese trafen sich aber schon zwei Monate vorher in der Teppichmetropole Gaziantep. Carpet XL berichtet in dieser Ausgabe ebenfalls über diese Messe.

Bei den handgefertigten Teppichen sah man vor allem Patchworks und überfärbte Teppiche im Vintagelook. Das Angebot hier ist sehr vielfältig. Einkäufer, die keine passenden Stücke gefunden haben, werden das wohl auch wo anders nicht tun. Interessant ist allerdings die Frage, wie viel dieser Ware vom Markt aufgenommen werden kann. Abgerundet wurde das Teppichangebot von einigen Herstellern feiner türkischer Flachgewebe und Knüpfteppiche. Klassisch gemustert waren vor allem die Kelims, die Knüpfteppiche zeigten sich eher zurückhaltend modern. Ein Angebot also, dass auch in Europa Kunden finden könnte.

Die maschinengewebten Teppiche waren - wie schon zu vor in Gaziantep - speziell für die Märkte des Mittleren Ostens entworfen. Zwar gab es auch ein großes Angebot an Qualitäten in schlichten Farben - Creme/Beige ist auch in der Türkei eine gefragte Farbstellung -, doch sind die Strukturen deutlich anders als in den westlichen Märkten.

Ausbaufähig war das Sortiment an Teppichböden und elastischen Bodenbelägen, sowie den Hartbelägen. Gefühlt war nur ein Drittel der Fläche für mit diesen Produktgruppen belegt. Der Mittlere Osten scheint von den Ausstellern als ein Markt für abgepasste Teppiche wahrgenommen zu werden.

Insgesamt kann man von einer erfolgreichen Erstveranstaltung am neuen Ort sprechen, auch wenn der Umfang mit nur zwei richtigen Hallen noch ausbaufähig ist. Ebenfalls nicht optimal ist der Termin im November. Die meisten Anbieter bereiten sich in diesem Zeitraum auf Hannover vor und haben noch nicht alle Neuheiten fertig - oder möchten ihr Pulver noch nicht verschießen. Ein Fazit könnte so lauten: Einkäufer aus Europa und internationale Zentraleinkäufer großer Ketten sind in Hannover besser aufgehoben. Kleine und mittlere Unternehmen aus dem Mittleren Osten können sich in Istanbul wohlfühlen - ebenso die Anbieter, die an diese Zielgruppe verkaufen wollen.
aus Carpet Magazin 01/13 (Wirtschaft)