Jacquardweber Gebr. Munzert produziert ausschließlich in Deutschland

"Reklamationen gibt es praktisch nicht"

Mit einer kompletten Kollektion "made in Germany", Qualität, Flexibilität und Service behauptet sich die Jacquardweberei Gebr. Munzert im Markt für Heimtextilien. Weltweit, denn die Hälfte der ausschließlich im oberfränkischen Naila-Marlesreuth gefertigten Möbel- und Dekostoffe geht ins Ausland. Die beiden Geschäftsführer Klaus Munzert und Bernd Kout können dabei auf die hohe Kompetenz ihrer Mitarbeiter, innovative Kreationen und einen modernen Maschinenpark zurückgreifen - und auf die Erfahrung aus mittlerweile 88 Jahren Unternehmensgeschichte.

Bereits seit 1925 webt Gebr. Munzert im oberfränkischen Naila-Marlesreuth Stoffe. Zu Zeiten der Gründer Georg und Heinrich Munzert wurden auf acht Webstühlen Baumwolldamaste und Kleiderstoffe produziert. Seit den 1960er Jahren konzentriert sich die modern ausgerichtete Jacquardweberei auf hochwertige Möbel- und Dekorationsstoffe für Industrie und Handel. Man bekennt sich zu Produkten "made in Germany" und setzt auf den damit verbundenen Qualitätsstandard, um auf einem globalen Markt bestehen zu können. Der Exportanteil liegt immerhin bei 50%, wobei die wichtigsten Exportmärkte die USA, Österreich und die Niederlande sind.

"Das ist in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit und wir sind stolz darauf, dass wir in Deutschland produzieren", formuliert Bernd Kout das Selbstverständnis des Unternehmens. Er kam 1990 als Verantwortlicher für den Vertrieb zu Munzert. Seit 1993 ist er als kaufmännischer Leiter Mitglied der Geschäftsleitung. "Made in Germany" stehe für Zuverlässigkeit, Qualität, Flexibilität und die Einhaltung hoher Sozial- und Umweltstandards. Das sei wichtig, um sich im internationalen Wettbewerb von der Konkurrenz zu unterscheiden.

"Eine Reklamationsquote gibt es bei uns eigentlich gar nicht", ergänzt Vertriebsleiterin Kerstin Baron-Breunig. "Und bei Problemen wird zusammen mit den Kunden nach einer Lösung gesucht." Gemeint sind zu etwa 70% Großhändler - das gilt sowohl für Europa als auch für Übersee. Auf die Hersteller von Stühlen und Eckbänken sowie Polstermöbeln entfallen insgesamt zwischen 15 und 20%. Den Rest liefert Munzert an die Caravan-Industrie.

Kompetente Mitarbeiter werden selbst ausgebildet

Die Basis für den Erfolg bilden die 100 gut ausgebildeten und motivierten Mitarbeiter. Das Motto "Gemeinsam sind wir stark" mit seinen Werten Fairness, Engagement und Teamwork wird von den Angestellten untereinander aber auch im Umgang mit den Kunden gelebt. Das Verhältnis im gesamten Betrieb ist sehr kollegial, die Geschäftsführung kennt alle Mitarbeiter und ist jederzeit für sie ansprechbar. Dass man dabei auf Personal setzt, das man nach Möglichkeit selber ausgebildet hat, verwundert nicht. "Wir haben die besten Erfahrungen mit dem eigenen Nachwuchs gemacht", erklärt Geschäftsführer Klaus Munzert sein fast familiäres Verhältnis zu den Azubis im Betrieb. Das Klima stimmt. Und das zahlt sich aus. Krankheitstage und Fluktuation sind bei Munzert äußerst gering.

Doch ohne die richtige Technologie ginge es auch nicht. Seit der Unternehmensgründung wurde der Maschinenpark in Schärerei, Weberei und Qualitätskontrolle stets auf dem aktuellen Stand gehalten. Das gilt natürlich auch für die technischen Anlagen in Verwaltung und Entwicklung. Zuletzt wurde das Verwaltungsgebäude aufwändig saniert und modernisiert. Auch ökologische und ergonomische Gesichtspunkte fanden dabei Berücksichtigung.

Hand in Hand arbeiten die verschiedenen Unternehmensbereiche Produktentwicklung, Produktion und Verwaltung, um einen reibungslosen Fertigungsablauf zu gewährleisten. Mit derzeit 13 Mitarbeitern erarbeitet die Kreativabteilung jährlich ca. 400 neue Dessins für die beiden Produktlinien Möbel- und Dekorationsstoffe. Mit Hilfe modernster Software werden gezeichnete Entwürfe am Bildschirm so umgesetzt, dass sie später in der Jacquardweberei verarbeitet werden können. Die Designer müssen dabei Anforderungen unterschiedlichster Märkte erfassen und umsetzen. Zum Einen wird ständig an Entwicklungen für die hauseigene Kollektion gearbeitet, zum Anderen werden aber auch Themen in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden nach individuellen Vorgaben umgesetzt.

Produktqualität, Service und Flexibilität werden groß geschrieben

Produziert wird dann von der Herstellung der Faser über das Spinnen und Weben bis zur Ausrüstung ausschließlich in Deutschland. Den Anfang nimmt der Produktionsprozess in der Schärerei. Hier entstehen die Ketten, auf denen später in der Webmaschine durch Eintragen der Schussgarne die Stoffe produziert werden. Zur Herstellung einer solchen Kette werden zwischen 360 und 720 Garnspulen aufgesteckt. Die fertige Kette wird auf einem Kettbaum in die Webmaschine eingelegt. Um in der Fertigung Flexibilität zu gewährleisten, ist es notwendig, fertig geschärte Ketten zwischen zu lagern. Derzeit sind das etwa 200.

Heute werden bei Munzert ausschließlich Jacquardgewebe hergestellt. Wöchentlich liegt die Produktion bei 35.000 lfm. Möbel- und Dekorationsstoffe für den weltweiten Vertreib.

Nachdem der Stoff aus der Webmaschine kommt, durchläuft er eine hausinterne Kontrolle. Ohne diese Warenschau verlässt kein Produkt das Werksgelände, um in einem der Spezialbetriebe in der näheren Umgebung mit diversen Ausrüstungen versehen zu werden. Hierbei profitiert Munzert von der guten Infrastruktur eines der letzten verbliebenen textilen Zentren Mitteleuropas. Zurück vom Ausrüster wird der Stoff bis zur Auslieferung an den Kunden zwischengelagert.

Standardmäßig beträgt die Lieferzeit vier bis sechs Wochen, in besonders dringenden Fällen oder auf speziellen Kundenwunsch kann es auch schneller gehen. "Service wird bei uns groß geschrieben. Und im Objektgeschäft muss man flexibel auch kurzfristig liefern, wenn man zum Schluss in der Kollektion sein will", so
Baron-Breunig.

Gezielte Messepräsenz

Um die Kundschaft rund um den Globus zu erreichen, setzt man bei Munzert auf die Teilnahme an den wichtigsten Branchenmessen. So nutzt das Unternehmen die Möbelstoffmesse Proposte im italienischen Como und ist auch auf der Mood in der belgischen Hauptstadt Brüssel dabei. "Internationalität ist dabei das entscheidende Kriterium", erklärt Bern Kout.

Nicht dabei sein wird man bei der kommenden Heimtextil in Frankfurt. Das Kaufverhalten der Kunden habe sich geändert. Die verlangten inzwischen immer mehr komplette Pakete, was wiederum intensive Beratungsgespräche erfordere. Doch für die ist im klassischen Messegeschäft zumindest derzeit nicht genügend Zeit.

Stattdessen setzt man bei Munzert lieber auf die Hausmessen der Polstermöbel- oder Caravanindustrie. "Und wenn die Kunden dann das Atelier oder die Produktion sehen, sind sie oft überrascht, dass Munzert tatsächlich seine Stoffe noch selber webt", berichtet Kout von seinen Erfahrungen.

Bei den Dekostoffen hat der Geschäftsführer in den letzten Jahren einen deutlichen Trend zu höherwertiger Ware festgestellt. Fließende, transparente Stoffe gehören daher genauso zum Angebot wie effektvoll geprägte oder gecrashte Optiken. Derzeit sehr stark ist der Scherli-Bereich. Hier gibt es Besonderheiten wie etwa Fransen oder plastische Anmutungen durch unterschiedliche Materialdichte, vielfach auch in schwer entflammbar. Angesagt ist eine großzügigere Formensprache, gerne grafisch dessiniert und rauchfarbig in der Kolorierung. Angeboten werden die Dekostoffe von Munzert in Warenbreiten von 140 bis 300cm.

Bei den Möbelbezugsstoffen setzen die Franken auf mehr Farbe. Frisch, fröhlich, sonnig und peppig muss sie sein, so Kerstin Baron-Breunig. Rottöne und Koralle in allen Schattierungen, Pink, Curry- und Honigtöne, Türkis und Apfelgrün bestimmen die Farbskala, die gerne mit Weiß kombiniert wird. Vielfach zeigen sich Blau und Grün miteinander, aber auch Beere mit Anthrazit und Grün oder Braun-Türkis Farbstellungen mit Schwarz. Rosa, Himmelblau und Grün geben sich gerne "warm und staubig". Ruhige Kittöne werden durch Akzentfarben wie knalliges Blau, Pink oder Rot aufgepeppt, während man im Naturbereich vor allem warme Farben wie Kastanie Stein und Ecru sieht.

Naturalistische Strukturen werden als Jacquard nachgeahmt, plastische Effekte und 3D-Optiken durch Schrumpfgarne erzeugt. Für Mutige gibt es prächtige Allover-Blumen in großflächiger Dessinierung.

Daneben konzentriert man sich bei Munzert auf Spezialitäten. Seit vier Jahren gibt es eine Outdoor-Kollektion mit spinndüsengefärbten Garnen. Bei schlechtem Wetter müssen diese Stoffe unter der Bezeichnung "Tex-Treme" nicht ins Trockene gebracht werden.

Zurzeit besteht die Kollektion aus Vorhang-, Deko- und Multifunktionsstoffen in 140 und 300cm Breite. Zeitlose Farben, Unis, Texturen und elegante Streifen vereinen sich mit aktuellen Designs. Darüber hinaus besteht durch das Atelier auch die Möglichkeit, Eigendesigns umzusetzen.

Gebr. Munzert Daten und Fakten


Weberei für Heimtextilien Gebrüder Munzert GmbH & Co.KG
Ernst-Richard-Funke-Straße 17-19
95119 Naila-Marlesreuth
Tel.: 09282 / 3 09-0
Fax: 09282 / 3 09-189
info@munzert.de
www.munzert.de

Geschäftsführung: Klaus Munzert, Bernd Kout
Gegründet: 1925 durch die Brüder Georg und Heinrich Munzert
Mitarbeiter: 100
Umsatz 2011: rund 11Mio.EUR
Exportquote: 50%
Webmaschinen: 66 Dornier Greifer Jacquardmaschinen
Portfolio: Möbel- und Dekostoffe sowie Gardinen, auch in Trevira CS, mit Fleckschutz- oder antibakterieller Ausrüstung, Air Fresh-Gewebe zur Raumluftverbesserung, Outdoorkollektion, alles ausschließlich Jacquardgewebe
aus BTH Heimtex 01/13 (Wirtschaft)