Interview mit Sabine Lynch, Impulsgeberin für "Die Zukunft unter uns"

"Boden muss nicht immer unten sein"


Sabine Lynch ist Leiterin der New York City Dance School in Stuttgart. Als Tänzerin hat sie einen ganz besonderen Zugang zum Thema Boden. Aber egal ob Tanz, Laufen oder Stehen: Am gesündesten für alle Nutzer ist nach ihrer Überzeugung ein Schwingboden.

BTH Heimtex: Frau Lynch, wie wichtig ist der Boden für Tänzer?

Sabine Lynch: Der Boden ist unser bester Freund und der größte Feind. Vor allem ist seine Beschaffenheit sehr wichtig: Er muss gelenkschonend sein. Das leisten Schwingböden, denn sie geben mit jedem Tritt etwas nach und wirken bei Sprüngen unterstützend. Die sollte es übrigens überall dort geben, wo sehr viel gestanden oder gelaufen wird. Das würde mit Sicherheit bei Haltungsproblemen und Gelenkbeschwerden Abhilfe schaffen.

BTH Heimtex: Wie sieht der ideale Tanzboden aus?

Lynch: Den gibt es nicht. Ballett braucht griffige Oberflächen, denn die Kontaktfläche zwischen Füßen und Boden ist verschwindend klein. Beim Modern Dance ist seine Materialität entscheidend, denn es gibt sehr viele Elemente, die am Boden ausgeführt werden. Und beim Stepptanz muss der Boden einen schönen Klang erzeugen.

Für den Tänzer ist der Boden aber nicht immer unten: Gene Kelly beispielsweise hat vertikal getanzt und die Wände in seine Choreographie integriert. Es gibt einige weitere Produktionen, in denen man nicht nur auf dem Boden tanzt, sondern auch die Wände und Decken integriert hat. Tanzboden ist also ein breit zu fassender Begriff.

BTH Heimtex: Wenn Sie drei Wünsche frei hätten: Was soll der Boden der Zukunft können?

Lynch: Ich möchte einen Balettboden, den ich nicht mehr verkleben muss; denn wir müssen unsere Beläge alle vier bis sechs Wochen erneuern. Dann wäre prima, wenn der Boden den lästigen Staub einfach schlucken würde. Und mein dritter Wunsch wäre, dass der Boden seine Beschaffenheit ändern kann, mal weich und mal hart ist.

BTH Heimtex: Hätten Sie noch weitere Ideen?

Lynch: Schön wäre es, wenn es richtig elastische Trampolinböden gäbe oder sich Synthesizer integrieren ließen, um beim Tanz Musik erzeugen zu können. Auch Lichteffekte wären toll, denn diese würden zusätzlich spannende Impulse mit sich bringen - und vielleicht sogar beim Training helfen.
aus BTH Heimtex 11/12 (Wirtschaft)