Imm Cologne Köln

Boxspring-Welle rollt, zumindest bei der Industrie


Köln - Was auf der Heimtextil begann, setzte sich kurz darauf in der Sleep-Halle der Kölner Möbelmesse fort: Positiv gestimmte Aussteller trafen auf entspannte Händler. Erneut erwies sich die Halle als ein optischer, aber auch kommerzieller Höhepunkt der Veranstaltung. Wer sich mit Matratzen beschäftigt, muss einfach an den Rhein fahren, um sich dort über die aktuellen Entwicklungen zu informieren. Zum Schluss zeigten sich die Matratzen-Aussteller zufrieden mit ihrem Messeerfolg, teilweise sogar sehr zufrieden. Die Kunden, auf die man gehofft hatte, sind offenbar auch alle gekommen.

Der erste Messetag verlief in Köln für viele Aussteller der Halle 9 vergleichsweise ruhig, obwohl er im Gegensatz zum Vorjahr nicht mehr als so genannter VIP-Tag fungierte, an dem ausgesuchte Besucher besonders viel Zeit für ihre Gespräche haben sollten. Diese Idee kam nicht sonderlich gut an, so dass man den Montag in diesem Jahr wieder zu einem normalen Messetag umfunktionierte. Ob diese Änderung nicht bis zu allen Besuchern durchgedrungen war?

Die Koelnmesse zog ihrerseits eine positive Bilanz der Imm 2012. Sie verglich dabei die diesjährige Messe mit der vor zwei Jahren, da im letzten Jahr die Küchenaussteller für zusätzlichen Besucher-Andrang sorgten. Turnusgemäß setzten die Hersteller dieses wichtigen Bereichs in diesem Jahr aus. Mit 115.000 Besuchern zählte die Messe rund 14 Prozent mehr als vor zwei Jahren. Aus Sicht der Aussteller in der Halle 9 muss man allerdings die 40.000 Besucher abziehen, die während der drei Publikumstage kamen. Denn die spielten nach den Aussagen der Gesprächspartner in der Sleep-Halle für sie keine Rolle: "Die braucht keiner, außer die Messe selbst', stellte ein Aussteller resignierend fest. Zum überwiegenden Teil reisten daher auch die maßgeblichen Leute der Unternehmen schon am Donnerstag ab und überließen den Außendienstmitarbeitern das Feld. Ein paar blieben aber auch länger, weil sie noch Geschäftskunden an einem der Publikumstage erwarteten. Eigentlich ganz schlau, denn dann hatte man Zeit und konnte in Ruhe miteinander alles besprechen. Interessanter Fakt nebenbei: Während ein Fachbesucher an den ersten vier Tagen 40 Euro für eine Tageskarte berappen musste, kostete eine Tageskarte an den Publikumstagen mit 17 Euro nicht einmal die Hälfte. Vielleicht sollten die Fachbesucher sich doch mehr auf die letzten drei Tage konzentrieren?

Die Sleep-Halle machte insgesamt einen optisch sehr guten und auch qualitativ gut besetzten Eindruck, mit zum Teil sehr schönen Ständen. Bis in den hinteren Bereich der Halle stellten wirklich interessante Firmen ihre Exponate aus. Und die Halle war auch rappelvoll. Der eine oder andere Aussteller hätte gerne etwas mehr Fläche für seinen Stand gehabt, aber die Messe konnte diese Wünsche nicht erfüllen. Im Gegenteil: Dem Vernehmen nach gibt es eine Warteliste, auf der interessierte Unternehmen stehen, die in diesem Jahr keinen Stand abbekommen haben. Dabei fehlten sogar einige wichtige Marktteilnehmer wie Röwa, Lattoflex und erstmals Tempur, die der Halle auch gut zu Gesicht gestanden hätten. Lattoflex fehlt schon seit Jahren, Röwa seit zwei und Tempur erstmals, nach Firmenangaben, weil man keine Neuheiten zu zeigen hatte. Angeblich plant das Unternehmen für das kommende Jahr wieder seine Teilnahme. Mal sehen, wo die Messe dann einen Platz finden kann, denn die diesjährigen Teilnehmer werden für Tempur kaum freiwillig Platz machen, sollten sie 2013 auch wieder dabei sein.

Auffallend war die Vielzahl an Boxspring-Systemen, die in der Sleep-Halle gezeigt wurden, als wenn es im deutschen Fachhandel nichts anderes mehr geben würde. Mancher Aussteller mit klassischen Schlafsystemen hat sich auch über die deutlich überrepräsentierte Form des Schlafens mokiert. Zwar sind sich alle Gesprächspartner in der Auffassung weitgehend einig, dass das Boxspring-Bett an Bedeutung im Handel und in der Endverbrauchernachfrage zugenommen hat und weiter zunehmen wird. Allgemein schätzt man dessen Marktanteil derzeit um und bei zehn Prozent. Damit dürfte das Wasserbett inzwischen überholt worden sein. Doch in wie weit sich diese Form des Schlafens in Zukunft durchsetzten wird, darüber streiten sich die Gelehrten. Wird es eine Bedeutung erringen wie in Skandinavien oder in Benelux, oder wird es doch eher eine Randerscheinung bleiben? Keiner weiß es so genau, und es wird spannend, die weitere Entwicklung zu beobachten.

Klar ist, dass sich auch die Anbieter klassischer Schlafsysteme, mit Unterfederung und Matratze in einem Bettgestell, der Entwicklung nicht entziehen wollen. Auch sie arbeiten an einem Liegegefühl, das dem eines Boxspring-Systems ähneln soll. Ein Instrument dazu ist der Topper, den es inzwischen auch für ganz "normale' Matratzen gibt: in Kaltschaum, Visko oder Mikro-Taschenfederkern. Stichwort Taschenfederkern: Einige Anbieter halten das Thema Kaltschaum-Matratze für nahezu ausgereizt und setzen wieder stärker auf die klassische und bewährte Federkern-Technologie, die im Billigsortiment in Form des Bonnell-Kernes nie aufgehört hat zu existieren. Im mittleren und gehobenen Genre spielt diese Technologie keine Rolle, dort setzt man auf Tonnentaschen-Federkerne - je mehr, desto hochwertiger und teurer.

Einen besseren Zeitpunkt für die Messe hätte sich wahrscheinlich Ulrich Gaupp gewünscht, Geschäftsführer von Hukla Matratzen. Kurz vor Messebeginn wurde bekannt, dass die beiden Investoren, die im letzten September sowohl Hukla Möbel als auch Hukla Matratzen vom Steinhoff-Konzern übernommen hatten, die Möbelsparte und die Markenrechte an Hukla schon wieder verkauft haben. Allerdings ohne die Produktion in Gengenbach, wo auch die Matratzen zu einem großen Teil entstehen. Damit stellt sich die Frage, inwieweit die laut Gaupp wirtschaftlich gesunde Matratzen-Sparte für sich alleine wirtschaftlich arbeiten kann und überlebensfähig ist. Es soll auf der Möbelmesse schon Gespräche mit Interessenten an der Matratzen-Marke gegeben haben. Es ist allerdings auch ein offenes Geheimnis, dass sich einige Kunden aufgrund der unsicheren Zukunft in Köln nach alternativen Lieferanten umgesehen haben.

Bei allem Geschäftlichen wird auf der Möbelmesse das Feiern nicht vergessen. Von Anfang an hat sich die Branchenparty meet@sleep, finanziert und organisiert von der Kölnmesse und dem Matratzenverband, als voller Erfolg bewiesen. "Inzwischen brauchen wir gar keine Einladungen mehr auf der Messe zu verteilen, die Leute wissen schon alle Bescheid', freute sich Dr. Ulrich Leifeld, Geschäftsführer des Matratzenverbandes. Auch diesmal ging es wirklich hoch her auf der Messefläche des Verbandes. Versehen mit einer guten Grundlage dank eines einfachen, aber wohl schmeckenden Caterings und bestens versorgt mit Kölsch und Wein, stieg die Stimmung sehr schnell dank einer tollen Band mit einer wirklich sagenhaften Frontfrau. Es gelang ihr im Handumdrehen, die Besucher anzuheizen und zum Tanzen zu animieren. Nebenbei konnte man entspannte Gespräche mit Händlern und Lieferanten führen. Wenn man den Messebesuch mit einer Übernachtung einplant, ist es wirklich jedem empfohlen, ihn so zu legen, dass man diese Veranstaltung mitnehmen kann. Die Letzten sollen die Party nach 2 Uhr am Morgen verlassen haben.

Die imm 2013 findet statt vom 14. bis 20. Januar, dann wieder mit Living Kitchen.
aus Haustex 03/12 (Wirtschaft)