Das Sortiment im Blickpunkt

Vinylböden ein Thema für den Holzhandel?

Bei einem Gang über die letzten Branchenmessen wird deutlich, dass "Designbodenbeläge" aus PVC oder vergleichbarem Material ihren Markt zu finden scheinen. Für den Holzfachhandel, der sich auf dem Sektor Hartboden als kompetenter Ansprechpartner positioniert hat, stellt sich die Frage, ob dieser Produktbereich als strategischer und erfolgversprechender Sortimentsbaustein wichtig ist. Benjamin Will, Produktmanager für Bodenbeläge in der Holzland-Zentrale, nimmt zu diesem Themenkomplex Stellung.

Das Produktmanagement der Holzland-Zentrale hat das Potenzial der Designbodenbeläge im Hinblick auf holzhandelsrelevante Daten und Fakten erfasst, um den Kooperationspartnern die Basis für eine individuelle Entscheidung vorzulegen. Ob ein Holzhändler dieses Produkt ergänzend in sein Portfolio aufnehmen sollte, hängt in erster Linie von seiner Marktpositionierung und den Zielgruppen ab.

Bezüglich der Bezeichnung kann festgestellt werden, dass die Begriffe Vinyl-, Design-, LVT- oder PVC-Bodenbelag gleichbedeutend verwendet werden. Lange Zeit wurde PVC mit vornehmlich im Objekt eingesetzten Belägen in Verbindung gebracht, an deren Image bekanntlich Weichmacher und andere Inhaltsstoffe gekratzt haben. Um zusätzliche Vermarktungsmöglichkeiten für PVC-Bodenbeläge zu eröffnen, wurden die Bezeichnungen Designbelag oder LVT erfolgreich etabliert.

Das Produktangebot kann zunächst in Rollenware und Planken segmentiert werden. Den größten Marktanteil haben die seit den 1930er Jahren angebotenen PVC-Bodenbeläge in aufgerollten Bahnen, heute üblicherweise ca. 2-3 mm stark und etwa 2-4 m breit. Die Vinyl-Nutzschicht weist Dicken von 0,3-0,7 mm auf. Typische Vertriebskanäle sind der Bodenbelagsfachhandel und die Großfläche. Daneben sind Designbeläge als Planken mit verschiedenen Abmessungen erhältlich, die auch für den Holzfachhandel interessant sind.

Holz- und Steindekore werden in den an das Original angelehnten Formaten angeboten. Technische Verbesserungen beim Druck von Dekorfolien führen dazu, dass inzwischen verblüffend echt wirkende Reproduktionen zur Verfügung stehen. Das Erscheinungsbild der Holznachbildungen wird durch zusätzliche Merkmale - zum Beispiel gefaste Kanten oder strukturierte Oberflächen - erheblich aufgewertet. Auch die Porensynchronprägung ist mittlerweile am Markt etabliert und lässt die Dekore nahezu
authentisch wirken.

Vinylbeläge für die vollflächige Verklebung, die hohe Anforderungen an die Untergrundvorbereitung stellen, bleiben auch weiterhin dem Profi vorbehalten. Neben dem Bodenbelag selbst müssen somit Produkte zur Untergrundvorbereitung, Klebstoffe und weiteres Zubehör lagerhaltend angeboten werden. Für viele Holzfachhändler ist die Vermarktung dieser Art von Vinylböden unter Umständen weniger interessant.

Neben ca. 2-3 mm dicken PVC-Planken zur vollflächigen Verklebung werden entsprechende Sheets auf einem Holzwerkstoffträger - üblicherweise HDF - und einer Trittschalldämmung als Gegenzug angeboten. Letztere wird auch im Holzfachhandel - mit einem Verbindungssystem zur leimlosen, schwimmenden Verlegung vertrieben. Einschließlich Gegenzug ergibt sich meist eine Gesamtdicke von ca. 10 mm. Mittlerweile sind auch etwa 4-6 mm starke massive Vinylplanken ohne Holzwerkstoff als Trägermaterial mit Klickverbindung erhältlich. Dieses Produkt mit einer im Vergleich zu Holzbodenbelägen relativ hohen Rohdichte - kann schwimmend verlegt werden. Spezielle Unterlagsbahnen stehen hierfür zur Verfügung. Bei der Verlegung von massiven Vinylböden müssen relativ hohe Anforderungen an die Ebenheit des Unterbodens gestellt werden, da Unregelmäßigkeiten im Streiflicht recht schnell zu erkennen sind.

Für den Holzfachhandel sind die ca. 5 mm dicken massiven Vinylbodenbeläge als Ergänzung im Produktportfolio aus verschiedenen Gründen attraktiv. Zunächst ist aufgrund des relativ geringen Aufbaus eine gute Einsatzmöglichkeit im Renovierungsbereich gegeben. Weiterhin eignet sich der eingesetzte Kunststoff im Gegensatz zu diversen Holzprodukten für Feuchträume. PVC ist ein Thermoplast - Dimensionsänderungen aufgrund von Temperaturschwankungen sind möglich, Feuchtigkeit hat diesbezüglich keinen Einfluss auf das Material. Produkte mit einer hohen Strapazierfähigkeit sind zudem geeignet für den stark frequentierten Objektbereich. Aktuelle Produktentwicklungen zielen darauf ab, die Vinylnutzschicht von Designbodenbelägen durch PVC- bzw. weichmacherfreie Materialien zu ersetzen.

Allen Vinylböden gemein sind die recht geringen Pflegeanforderungen. Wenngleich einzelne Produzenten eine zusätzliche "Erstpflege" empfehlen, wird deren Notwendigkeit uneinheitlich diskutiert. Zu beachten sind grundsätzlich die Pflegeempfehlungen des Herstellers. Es bietet sich die Chance, den Kunden durch kompetente Beratung von der Qualitätsorientierung des Fachhandels zu überzeugen.

Die Antwort auf die Frage, ob Vinylböden fester Bestandteil eines Holzfachhandelssortimentes sein sollten oder nicht, leitet sich primär aus der individuellen Positionierungsstrategie des Händlers ab. Holzhändler mit dem Anspruch, in ihrer Region als kompetenter Anbieter von Bodenbelägen wahrgenommen zu werden, sollten Vinylböden in unterschiedlichen Varianten anbieten.
aus Parkett im Holzhandel 01/12 (Wirtschaft)