Holzring-Symposium: Erfolgreiche Personalführung in Industrie und Handel

"Ist Ihr Unternehmen demografiefest?"

Bereits zum elften Mal veranstaltete der Holzring ein viel beachtetes Symposium. "Erfolgreiche Personalführung in Industrie und Handel" lautete das Thema, das Holzring- Geschäftsführer Olaf Rützel als Moderator vom Podium aus ankündigte und für das ein gesamter Tag im Anschluss an die Gesellschafterversammlung des Holzrings reserviert war. Gut 100 Teilnehmer - davon jeweils etwa die Hälfte aus Industrie und Handel - wurden auf der offenen Veranstaltung gezählt, die idealerweise in Fulda und somit in der Mitte Deutschlands stattfand.

In seiner kurzen Einführung stellte Rützel die Personalwirtschaft als wichtiges Instrument in den Kontext der betrieblichen Wertschöpfung und hob eindringlich die Bedeutung von Social Media speziell für das Personalmarketing der Unternehmen in der Holzwirtschaft hervor. Seine resümierende Frage " Ist Ihr Unternehmen "demografiefest"?" regte viele der Teilnehmer zum Nachdenken an.

"Ich bin ein Scherf" - so begrüßte Jochen Scholz als leitender Mitarbeiter der Scherf Holzfachhandel das Auditorium zu seinem Vortrag über Mitarbeiteridentifikation im Holzhandel. Eine hohe Identifikation zu erreichen, sei hier schwieriger als in manch anderer Branche, so seine Schlussfolgerung. Man stehe zu vielen anderen Unternehmen des regionalen Handels im direkten Wettbewerb um Mitarbeiter, setze aber die Maßnahmen zur Steigerung des Zugehörigkeitsgefühls konsequenter um und sei deshalb im Scherf Holzhandel in der Lage, gutes Personal zu gewinnen und zu halten.

Jörg Ludwig Jordan, Geschäftsführer der W. und L. Jordan, Großhändler mit internationaler Präsenz, sprach über die "Jordan-Akademie", dem "P.E.P." (Personal-Entwicklungs-Programm) des Unternehmens. In einem beeindruckenden Vortrag erläuterte er die Vorteile der Akademie, die für die Mitarbeiterbindung und -qualifikation der Firma mit Stammsitz in Kassel von erheblicher Bedeutung sei. Fast alle Mitarbeiter müssten heute dieses Programm durchlaufen und erhalten dabei unter anderem Web-gestützte Anleitung.

Als einzige Frau unter den Referenten berichtete Brigitte Eichhammer über die Schwerpunkte der Ausbildung und der Nachwuchsarbeit bei der Pfleiderer AG sowie der Tochtergesellschaft Wodego aus Neumarkt. Die Personal- und Ausbildungsleiterin, die selbst eine Lehre im Konzern absolviert hatte, sprach über den Vorteil für den regionalen Arbeitsmarkt, den das Unternehmen auf Grund seiner Einstellungspolitik biete. Ein Großteil Auszubildenden werde übernommen, so dass ein Höchstmaß an Identifikation garantiert sei.

Wolfgang Grauthoff sprach als Geschäftsführer der Grauthoff Türengruppe über die Mitarbeiterbindung als einem Grundstein der eigenen Firmenphilosophie. In plastischen Bildern regte er die Teilnehmer zur Reflektion ihrer eigenen Unternehmensführung an und bot dabei zahlreiche Anregungen und Beispiele aus dem eigenen Umfeld.

Jens Schmidt von der Hochschule Lüneburg und Michael Engel, EK-Leiter und Prokurist der Coba in Osnabrück (Kooperation des Deutschen Be-
dachungsfachhandels), erläuterten den Einsatz von Gemeinschaftsprojekten als Instrumente des Wissensmanagements in den Unternehmen. Stellvertretend wurde hier der zweijährige Studiengang Holzhandelsfachwirt vorgestellt, der den Studenten aus dem Holzring das Rüstzeug für zukünftige Führungsaufgaben vermitteln soll. Dieser Studiengang, der von der Coba und dem Holzring gemeinsam organisiert wird, arbeitet in den unterschiedlichen Phasen intensiv an Projekten, die die teilnehmenden Unternehmen den Studenten andienen. Damit wird neben hohem Praxisbezug für die Studierenden auch ein echter Mehrwert für die Betriebe generiert.

Mit "New Age HR" und damit der Bedeutung von Social Media für das Personalmanagement im digitalen Zeitalter beschäftigte sich der Vortrag von Michael Picard, dem Direktor Personal der Otto Group in Hamburg. Er sprach fesselnd und mitnehmend über die Rolle der neuen Medien im Personalmarketing des Konzerns und beschrieb ihre Bedeutung unter anderem bei der Vorbereitung von Bewerbungsgesprächen. Durch den Einsatz neuer Kommunikationstechnologien wie zum Beispiel der Videotelefonie können die Gespräche erheblich effizienter gestaltet werden. Michael Picard sprach sich dabei ausdrücklich für die Nutzung dieser neuen Kommunikationsformen aus. Die Präsenz in Social Media-Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Xing sei in diesem Zusammenhang prägend für die Etablierung einer modernen Arbeitgebermarke, die auch die 14 bis 29-Jährigen als extrem internetaffine Zielgruppe anspricht.

Über "zukunftsfähiges Personalmanagement für zukunftsfähige Organisationen" sprach zum Abschluss der Veranstaltung Universitätsprofessor Dr. Stephan Kaiser, der an Hochschule der Bundeswehr in München lehrt. Er zeichnete ein Bild ganzheitlichen Personalmanagements, das sich an anderen Rahmenbedingungen ausrichten muss wie in der Vergangenheit. Der Personalbegriff müsse viel umfassender interpretiert werden, denn ein Unternehmen beschäftige heute nicht nur direkt angestellte Mitarbeiter. Als Folge werde die Wertschöpfung heute zu großen Teilen auch von Menschen erbracht, die zum Beispiel bei Zeitarbeitsfirmen oder Subunternehmern angestellt sind. Im Sinne einer umfassenden Personalarbeit sei es erforderlich, auch diese Menschen zu binden und so zu einer hohen Identifikation beizutragen. "Die herkömmlichen Instrumente der Personalführung reichen hier nicht mehr aus", unterstrich der Referent.
aus Parkett Magazin 06/11 (Wirtschaft)