Bettenring Jahresversammlung

Gut 350.000 verkaufte Dormabell-Artikel

Göhren-Lebbin - Der Bettenring gehört mit seinen Fachgeschäften zu den Genossenschaften unter den deutschen Handelsvereinigungen. Als solche muss er seinen Jahresabschluss jedes Jahr wie gesetzlich vorgeschrieben durch den zuständigen Genossenschaftsverband testieren lassen, damit die Bettenring-Geschäftsführung auf der Jahresversammlung den Mitgliedern gegenüber ordnungsgemäß Rechenschaft ablegen kann. Wie in den Jahren zuvor konnten gute Zahlen vorgelegt werden. Noch mehr freute sich die Geschäftsführung über das Ergebnis beim Genossenschafts-internen Rating. Mit der Note A steht der Bettenring so gut da wie nur wenige andere Handelsgenossenschaften. Stefan Schultze-Aissen, Vorsitzender des Aufsichtsrats, konnte diese Aussage noch insoweit toppen, dass der Bettenring innerhalb der geprüften Genossenschaften nach Aussage der Prüfer "so ziemlich die Beste' sei. Schwäbische Solidität halt.

Dr. Martin Süß kam gleich auf den Punkt. Entgegen früherer Usancen präsentierte er den anwesenden Mitgliedern als erstes den Anteil der Rückvergütung, mit deren Auszahlung sie in der folgenden Woche rechnen durften. Zum zweiten Mal in Folge gelang es dem Bettenring, mit 1,5 Prozent Rückvergütung den höchsten jemals erreichten Wert zu realisieren. Ein warmer Regen - die Gesamtausschüttungen belaufen sich auf stolze 2,4 Mill. Euro - wartet somit auf die Mitglieder. Einen wesentlichen Anteil an diesem guten Ergebnis habe die Eigenmarke Dormabell, so Süß. Das erfreuliche Ergebnis begründete er mit einem wirtschaftlich erfolgreichen Jahr 2010, steigenden Umsätzen der Mitglieder und Aufwendungen, die man in der Geschäftsführung im Griff habe.

Bei der weiteren Darstellung wurde deutlich, dass der Verband grundsolide aufgestellt ist. Zentralregulierung und Eigengeschäft haben sich laut Süß im vergangenen Jahr positiv entwickelt, so dass der Rohertrag sich um knapp drei Prozent verbessern konnte. Bei einer Eigenkapitalquote von knapp 48 Prozent ist die Bilanzstruktur sehr gesund. Bemerkenswert: Der Bettenring verfügt über keinerlei Bankverbindlichkeiten. Die Finanz- und Liquiditätslage stellt sich Süß zufolge gut dar. Was die ersten fünf Monate dieses Jahres anlangt, entwickelt sich die Bettenring eG mit ihren Mitgliedshäusern weiter positiv. Ende Mai lag der Umsatz bei aufgelaufen plus 6,9 Prozent, wenn auch über die einzelnen Häuser gesehen mit vielen Facetten. Um auch weiterhin erfolgreich arbeiten zu können, müsse sich jeder Unternehmer weiterhin auf das Wesentliche konzentrieren. Eine ganz wichtige Frage ist in diesem Zusammenhang, wofür das jeweilige Unternehmen in der Wahrnehmung der Kunden eigentlich stehen soll. Außerdem plädierte der Vorstand eindringlich für eine noch stärkere Nutzung der Produkte unter der Eigenmarke Dormabell. Dafür präsentierte er eine eindrucksvolle Vergleichsrechnung zweier Bettenring-Häuser mit annähernd gleichem Jahresumsatz. Eines von Ihnen konnte allerdings durch die konsequente Nutzung des Dormabell-Sortiments eine im Vergleich zum anderen Unternehmen doppelt so hohe Ausschüttung generieren.

Problemlösungen aus der Mitglieder-Praxis

Am ersten Tag des Treffens gaben Bettenring-Kollegen beispielhaft Einblicke in ihre Arbeit und ihre Art, Probleme zu lösen, mit dem Ziel, die Kollegen dazu zu animieren, es ihnen nachzutun. Den Anfang des Vortrag-Reigens machte Heinrich Bader, Inhaber des Korbacher Fachgeschäftes Bettenhaus Brack. Das Unternehmen besteht seit Mitte des 19. Jahrhunderts und wird heute in siebter Generation geführt. Inzwischen ist die Lage des Geschäftes in Korbach nicht mehr optimal. Man habe es mit dem typischen Problemen einer Altstadt-Lage zu tun, so Bader. Die Besucher-Frequenz sinkt allgemein, ringsherum sind Leerstände zu verzeichnen, und in manchen anderen Geschäften sind inzwischen so wenig attraktive Geschäfte wie Tattoo-Studios oder Second-Hand-Läden zu finden. Bader stand somit vor der Notwendigkeit, die Besucher-Frequenz für sein Geschäft zu steigern. Events bringen nach allgemeiner Erfahrung zahlungskräftige Leute in die Geschäfte. Zu diesem Zweck beteiligte er sich an der Korbacher Kunstnacht, einer Veranstaltung, bei der der lokale Handel sich Künstlern als Forum öffnet und die Besucher von einem Geschäft zum anderen schlendern und Kunst in verschiedener Weise genießen können. Das Bettenhaus Brack entschied sich für die Vernissage von Gemälden einer örtlichen Galerie. Außerdem bot man einer Konzeptkünstlerin, einer Dichterin sowie einem Korbacher Literaten ein Forum. Lobend erwähnte Bader die ausführliche Presseberichterstattung von und nach der Kunstnacht. Insgesamt kamen nach seiner Zählung rund 450 Besucher in das Geschäft, wo sie mit Prosecco, Saft und Wasser bewirtet wurden. Dieser überschaubare Aufwand lohnte sich, denn in den folgenden drei Monaten konnte das Bettenhaus einen Umsatzanstieg von 35 Prozent verzeichnen und eine Erhöhung der Besucherfrequenz um acht Prozent.

Fragebogen bringt bessere Umsätze

Jan Lienenkämper, Inhaber von Betten Rilie in Meinerzhagen, hat sich Gedanken darüber gemacht, wie man am besten Zusatzumsätze generieren kann. Für seine Hausbesuche hat er dafür einen Fragebogen zusammengestellt, in dem der Kunde vorab mit seinen wichtigsten Daten festgehalten wird. Darüber hinaus werden gesundheitliche Probleme erfragt, welche Erwartungen der Kunde an seine neue Bettausstattung hat und welche Größe seine Zudecke hat. Anhand dieses Fragebogens kann Lienenkämper dann sein Sortiment zusammenstellen, mit dem er den Kunden besucht. Zu den Standard-Artikeln, die er stets mitnimmt, gehören Molton-Decken, Spannbetttücher und Bettwäsche in den jeweils passenden Größen. Wenn er den Kunden die Artikel erst einmal gezeigt hat, ist häufig das Interesse dafür geweckt. Ohne großen zusätzlichen Aufwand ist es ihm so beispielsweise gelungen, den Umsatz mit Edelmolton-Unterlagen um 800 Prozent (!) zu steigern.

Fachgeschäft erweitert

Der Berliner Fachhändler Mark Schmitt hat sein Geschäft um 250 qm erweitert (Haustex berichtete darüber in Heft 5/11). Die Erschließung des 2. Obergeschosses für den Verkauf veranlasste Schmitt, die neue Fläche der kompletten Schlafraumgestaltung zu widmen, einschließlich neuer Sortimente wie Gardinen oder Teppiche. Anhand zahlreicher Fotos zeigte er den Kollegen die architektonisch gelungene Etage.

Netzwerken im lokalen Umfeld

Regina Rosenbaum ist Inhaberin der Firma Welge in Lehrte bei Hannover. Das Haus war ursprünglich ein textiler Vollsortimenter auf einer Verkaufsfläche von rund 700 qm auf zwei Etagen. Wäsche und Mode hatten am Sortiment einen Umsatzanteil von rund 60 Prozent, die übrigen 40 Prozent steuerte das Bettensortiment bei. Offen berichtete Rosenbaum von einem gewissen Investitionsstau in dem Haus, verbunden mit rückläufigen Umsätzen und einem unklaren Profil. Für die Inhaberin war daher klar, dass ein Strategiewechsel erfolgen musste, um den Trend umzukehren. Sie fasste den Entschluss, sich auf die Kernkompetenz Schlafen zu konzentrieren und die Mode aufzugeben, mit Ausnahme der Wäsche für Damen und Herren. Dennoch bedeutete der Schritt die Aufgabe von etwa der Hälfte des früheren Umsatzes. Gleichzeitig wurde das Geschäft umbenannt in Bettenhaus Welge. Um die weggebrochenen Umsätze zu kompensieren, machte sich die Inhaberin daran, ein Netzwerk aufzubauen. Ziel war es, das Profil des Fachgeschäftes zu schärfen, dessen Einzugsgebiet zu vergrößern und die für das Geschäft notwendigen "richtigen' Zielgruppen anzusprechen, sprich: die zahlungskräftigere Klientel. Bei der Netzwerkbildung hat Rosenbaum sich lokal orientiert, "eigentlich liegt alles vor der Haustür.' Nahe liegend ist die Verbindung mit der medizinischen Ebene, also Physiotherapeuten, Schlafschule und Ärzten. Aber auch kulturell ist Welge aktiv geworden und veranstaltete Lesungen, die Rosenbaum selbst vortrug, mit Musik und Weinseminaren. Schließlich hat die Unternehmerin Kontakte auf der wirtschaftlichen Ebene geknüpft, zusammen mit dem Stadtmarketing und der Werbegemeinschaft beispielsweise. Ohne Eigeninitiative geht gar nichts, so ihr Fazit: "Tue es selbst, sonst tut es keiner.' Das Wagnis der Sortimentsstraffung hat sich für Welge gelohnt. In den letzten drei Jahren konnte das Haus seine Umsätze mit Bettsystemen um rund 130 Prozent ausbauen. Möglich wurde das auch durch die Erweiterung des Einzugsgebietes, es hat sich im gleichen Zeitraum vervierfacht. Heute kommen auch Kunden aus Städten wie Braunschweig oder Celle, weil sie gehört haben, dass es in Lehrte ein gutes Bettenfachgeschäft gibt.

Marktlücke mit Wäsche gestopft

Im vergangenen Jahr befasste sich ein Vortrag mit dem Wäsche-Sortiment als zusätzlichem Umsatzbringer. Zu der Zeit hatte das Aalener Bettenhaus Krauss bereits beschlossen, diesen Warenbereich zu testen. In Göhren-Lebbin berichtete Geschäftsführer Alfred Krauss über seine Erfahrungen damit. Er machte kein Hehl daraus, dass er anfangs nicht sonderlich begeistert davon war, das Sortiment um Wäsche für Damen und Herren zu erweitern. Er ließ sich eher von seinen Mitarbeitern dazu überreden. Im Grunde ist das Unternehmen dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kinde, denn nach der Schließung eines Katag-Hauses gab es in Aalen keine Wäsche mehr zu kaufen. Da sich niemand im lokalen Handel dieses entstandenen weißen Flecks annehmen wollte, hatte Krauss beschlossen: "Dann machen halt wir das.' Aus dem Bettenhaus Krauss wurde also "Krauss - Betten-Wäsche-Wohlgefühl'. Das neue Sortiment schlug voll ein, denn im ersten Halbjahr 2011 lagen die Umsätze mit Wäsche über denen mit Frottierwaren und Tischwäsche. Im Nachhinein musste Krauss zugeben, dass Wäsche Frequenz bringt, Umsätze, zusätzliche Deckungsbeiträge und, man glaubte kaum seinen Ohren, sogar auch Spaß.

Außerdem hatte der Bettenring externe Experten eingeladen. Dem Thema Internet, und wie der Bettenfachhandel damit umgehen sollte, widmeten sich Andreas Haderlein vom Frankfurter Zukunftsinstitut und Dr. Gregor Enderle vom Beratungsunternehmen OC&C. Während Haderlein den Dormabellern erklärte, wie sie auch ohne E-Commerce erfolgreich sein können, stellte Enderle globale Trends im Internet vor, die Rückwirkungen auf den lokalen Handel haben.

Eigener Web-Shop nicht zwingend notwendig

Laut Haderlein ist es für den stationären Handel nicht zwingend, selbst E-Commerce zu betreiben, also den Verkauf und Vertrieb von Produkten über einen eigenen Web-Shop. Dennoch führt für ihn kein Weg daran vorbei, dass der Handel sich die Möglichkeiten des Internets zu Nutze machen muss, um den konkurrierenden E-Commerce zu schlagen. Dass der Konsument ein großes Interesse an lokalen Angeboten hat, spricht aus der Tatsache, dass laut Haderlein etwa 25 Prozent aller Google-Anfragen sich auf das lokale Umfeld beziehen. Entsprechend geht es darum, das Interesse auf sich und sein Geschäft zu lenken. Dazu zeigte er verschiedene Möglichkeiten auf, unter anderem das Geschäft zu einem beliebten Treffpunkt zu gestalten, den Shop durch Events zu einer Bühne werden zu lassen, einen Service zu bieten, der über das übliche Maß hinaus geht oder durch eine kreative, vielleicht sogar unorthodoxe Sortimentsgestaltung. In einem kleinen Workshop gab er den Teilnehmern dann die Gelegenheit, anhand einer Checkliste einmal selbst abzuschätzen, wo das eigene Geschäft eher gut oder eher schlecht aufgestellt ist. Diese Liste war untergliedert in die Bereiche vor dem Besuch eines Geschäftes (u.a. Internet-Auftritt, Werbung, Parkplätze), im Laden (Ambiente, Orientierung, Warenpräsentation) und nach dem Besuch (Visitenkarten, Einladung zu einem Event, News).

Abschließend ging Haderlein auf wichtige Trends ein, die den Handel seiner Meinung nach in Zukunft wesentlich prägen werden. Trend 1 ist der mobile Kunde, der mit seinem Smartphone mittels Barcode-Scanning eine gute Markttransparenz erreichen kann. Dazu gehört auch das so genante Couponing. Dabei handelt es sich um über das Internet herunterladbare Coupons, die den Nutzern einen Preisvorteil ermöglichen. Ein weiterer Trend ist die Kommunikation des stationären Handels mit den Konsumenten über soziale Netzwerke wie Twitter oder Facebook. Ein wichtiges Marketinginstrument, um Sympathie für sein Geschäft zu fördern. Das gleiche gilt als Trend 3 auch auf Seiten der Konsumenten, die sich über die sozialen Netzwerke zusammenschließen und austauschen können. Trend 4 schließlich ist die so genannte Augmented Reality. Dabei nutzt der Handel digitale Spielmöglichkeiten zur Simulation und Illustration von Produkten im eingespiegelten Umfeld des Konsumenten. Übersetzt auf den Bettenfachhandel, könnte man zum Beispiel per Computersimulation ein Polsterbett in das Foto des Schlafzimmers des Kunden "transportieren', um abgleichen zu können, ob das Bett auch zu den übrigen Schlafzimmer-Möbeln passt.

Internet verändert das Konsumverhalten

Gregor Enderle stellte zu Beginn seines Vortrags die wenig verwunderliche These auf, dass das Internet die Interaktion von Konsumenten und Unternehmen verändert. Verschiedene Fakten belegen, dass das Internet in kürzester Zeit von einer technischen Idee zu einer globalen kommerziellen Infrastruktur geworden ist, auf die die meisten Menschen nicht mehr verzichten möchten. Gleichzeitig ist der Konsument heute häufig nicht mehr auf einen Absatzkanal des Handels fixiert. Er nutzt gerne sowohl stationäre als auch digitale Händler. Nach einer Kundenbefragung von OC&C konzentrieren sich heute nur noch rund 31 Prozent der Konsumenten bei der Vorinformation (Produkt- und Preisvergleich) und beim Kauf selbst ausschließlich auf den stationären Handel. Ausschließlich im Internet tummeln sich etwa acht Prozent der Konsumenten. Angeblich sind es auch nur vier Prozent, die sich beim stationären Handel vorinformieren und dann im Internet kaufen. Den größten Anteil machen laut Enderle mit 57 Prozent die so genannten Ropos aus, eine neudeutsche Zusammensetzung aus Research online, Purchase offline, also Informationsgewinnung im Netz, Kauf stationär. Diese Verbrauchergruppe gelte es für sich zu gewinnen. Allerdings vermutet Enderle, dass das Haustextilien-Sortiment seltener im Internet gekauft wird als beispielsweise Elektro- und Musikartikel. Für den Erfolg im Multichannel-Wettbewerb müsse der stationäre Fachhandel die Möglichkeiten des Internets konsequent nutzen, denn nur rund 45 Prozent des E-Commerce-Umsatzes fließen in die Kassen der etablierten Handelsformen Versand und stationärer Handel. Das Hauptaugenmerk sollte deshalb auf die Ropos fallen.

Martin Süß und sein Geschäftsführungskollege Günther Budde zogen zum Abschluss des ersten Tages für Dormabell eine Bilanz des Erreichten. So wurden im letzten Jahr insgesamt rund 353.000 Produkte unter dieser Marke abgesetzt, darunter allein 38.000 Matratzen und Rahmen. Weiterhin streuten die Dormabell-Partner 2010 rund 7,3 Mill. Prospekte. Erfreulich auch die Bilanz der Bettsystem-Linie Dormabell Innova, unter der man seit der Markteinführung 1996 rund 309.000 Artikel verkaufen konnte. Das ist umso bemerkenswerter, als in Deutschland 84,5 Prozent aller verkauften Matratzen im Preis unter 400 Euro liegen, somit weit unterhalb dieses gehobenen Angebotes. Moderne Medien und neue Vertriebswege wurden ebenfalls vom Bettenring-Vorstand thematisiert. Das Internet wird in Sachen Dormabell aktiv als Kommunikationsplattform genutzt, wie nicht zuletzt ein gerade fertiggestellter Film über das erfolgreiche Nackenstützkissen Cervical zeigt. Weitere Filme und Aktivitäten werden folgen, die dann auf verschiedene Art und Weise eine "flotte" Kommunikation zum Endverbraucher ermöglichen sollen.

Bettenring-Ordersystem

Auch das Ordersystem bei den Bettenring Waren- und Info-Börsen bekommt eine weitere moderne Handhabungsmöglichkeit. Neben dem immer noch wichtigen Besuch der Veranstaltungen bietet die informative und effizient nutzbare Order vom Computer aus eine weitere Erleichterung und die Chance, bereits frühzeitig das eigene Team im Fachgeschäft vor Ort in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Bis zur Bestellmöglichkeit via Smartphone reicht hier die Bandbreite der neuen Kommunikations- und Bestellwege. Ein wichtiges Differenzierungsmerkmal für den Bettenfachhandel sei das Argument "meine Leute sind besser als deine'. Der Bettenring unterstützt seine Mitglieder in diesem Punkt durch ein umfangreiches Schulungspersonal, das auch immer besser angenommen wird. So beteiligten sich im letzten Jahr 105 Firmen an den Schulungsprogrammen, gegenüber 90 im Jahr zuvor. Ganz zufrieden ist Süß damit allerdings noch nicht, denn 105 Firmen bedeuten andererseits auch, dass noch mehr als die Hälfte der Bettenring-Häuser diese Schulungsmöglichkeit noch nicht in Anspruch nehmen. Erfreulich ist auch die Zahl von 46 Absolventen als Dormabell-Schlafberater (LDT).

"Motivation ist etwas sehr individuelles"

Mit Spannung warteten die Dormabeller auf den Abschlussvortrag, der traditionell von einem hochkarätigen Redner gehalten wird. In diesem Jahr präsentierte der Verband den Sportpsychologen Prof. Dr. Hans-Dieter Hermann, der seit 2004 auch die Fußballnationalmannschaft der Herren betreut. Hermann schlug die Brücke vom Leistungssport zum Dasein als Einzelhändler unter dem Motto "motiviert in den Alltag'. Motivation, so der Psychologe, ist etwas sehr individuelles. Was bei dem einen funktioniert, geht bei dem anderen ins Leere. Leistungssportler haben jedoch eines gemeinsam, sie müssen sich stets selbst übertreffen. Es genügt nicht, zu siegen, wenn man dennoch mit der eigenen Leistung hinter seinen Möglichkeiten zurückgeblieben ist. Dieser permanente Druck muss verarbeitet werden können, aber es gelingt nicht jedem. So berichtete Hermann von einem 400-m-Läufer, der in der internationalen Spitze mitlief, sich aber auf einmal fragte, warum er über eine Stadionrunde alles geben muss, nur um schließlich da anzukommen, wo er beim Start schon ist. Was Motivation auch bewirken kann, so Hermann, zeigt die Entwicklung der Deutschen Elf zwischen den Weltmeisterschaften 2006 und 2010. 2006, so die Analyse, lag die durchschnittliche Dauer zwischen Ballannahme und Ballabgabe eines Spielers bei 2,9 Sekunden. Damit zeigte sich Trainer Jogi Löw nicht zufrieden und gab das Ziel aus, diesen Wert bis zur nächsten WM nachhaltig zu senken. Mit dem Effekt, dass die durchschnittliche Kontaktzeit vier Jahre später bei 0,9 Sekunden lag. Nur ein Team bot in einem Spiel einen besseren Wert auf: Es waren die Spanier gegen Deutschland mit 0,7 Sekunden. Das Ergebnis ist hinlänglich bekannt.

Motivation, so der Professor, findet bei jedem im Kopf statt. Es liegt letzten Endes an einem selbst, wie er mit einer Sache umgeht. Es sei stets möglich, eine Situation positiv oder negativ zu bewerten, ganz wie man selbst "drauf' ist. Schlagend war ein Video, das den Tennisspieler Tommy Haas während eines Spiels zeigt. Er hatte gerade wieder einen Punkt vergeigt und war stinksauer. Das Video zeigte, wie er sich selbst beschimpft, jammert und mit sich hadert. Im Grunde hat er das ganze Match in diesem Augenblick mit der negativen Einstellung schon verloren. Doch auf einmal wendet sich das Blatt, und Haas zeigt verbal Kampfgeist. Er feuert sich selbst an, redet sich zu: Das schaffst du jetzt. Das Verblüffende: Laut Hermann hat Haas dieses Spiel tatsächlich noch gedreht und in fünf Sätzen gewonnen. Ein Beispiel, wie die innere Einstellung die Motivation zum Besseren wenden kann. Gar nichts hält der Psychologe von solchen Menschen, die im Brustton der Überzeugung von sich behaupten: "Wenn ich etwas will, dann schaffe ich das auch!' Nur ein Idiot sage so etwas, erklärt er unverblümt. Statt mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, koste es, was es wolle, hält er es für die bessere Variante, Dinge zu reflektieren und neue Wege zu gehen. Ganz wichtig sei es, die Schuld an einer misslichen Situation nicht anderen zu geben oder den aktuellen Umständen anzukreiden. Stattdessen sollte man lieber in sich hineinhören und untersuchen, welchen Eigenanteil man daran hat, um es in Zukunft anders und vor allem besser zu machen.

Im Bezug auf die berufliche Motivation hilft entsprechend Geld, sprich ein gutes Gehalt nur bedingt. Allgemein nimmt man an, dass der positive Effekt einer Gehaltserhöhung bald verpufft. Motivation ist daher eine Eigenleistung. Für die Zuhörer hatte Hermann daher vier Rezepte bereit, mittels derer man sich bei Bedarf positiv motivieren kann. Rezept Nummer 1 ist die Motivation durch Selbstgespräche, wie bei Tommy Haas geschehen. Dadurch, dass man sich gut zuredet, programmiert man seine Stimmung neu und gewinnt vielleicht neue Einsichten. Rezept Nummer 2: Den eigenen Akku aufladen. Das kann im Kleinen sein, dass man bewusst und tief ein- und ausatmet. In schwereren Fällen sollte man sich eine Gegenwelt zum alltäglichen Stress schaffen, sei es ein Sport oder eine andere entspannende Tätigkeit, die einem hilft, einmal auf andere Gedanken zu kommen. Dabei sollte allerdings nicht der Leistungsgedanke an erster Stelle stehen, sondern der pure Genuss an der Aktivität. Rezept Nummer 3: Steht eine Herausforderung unmittelbar bevor, dann sollte man sie auch direkt und positiv annehmen und den Umgang mit ihr trainieren: "Das will ich doch jetzt wissen, wie ich das am besten erledige.' Die anschließende Erfahrung, eine knifflige Situation gemeistert zu haben, trägt in der Zukunft zum Selbstvertrauen und damit zur notwendigen Souveränität gegenüber weiteren Herausforderungen bei. Rezept Nummer 4: Entwickeln Sie in Ihrem Unternehmen einen Teamgeist. Dass dies durchaus gelingen kann, zeigt laut Hermann die Erfahrung mit der Nationalmannschaft. Sie besteht aus sehr individuellen, ausgeprägten "Kriegern'. Durch besondere Maßnahmen, bei denen der Mannschaft gezeigt wird, dass man gemeinsam mehr erreichen kann als auf sich allein gestellt, erreicht man einen guten Zusammenhalt. Und das sei ganz wichtig, wenn man beispielsweise vor und während einer WM mehr als zwei Monate aufeinander hockt. Wenn alles nicht hilft bei der Selbstmotivation, hat Hermann noch eine unorthodoxe Geheimwaffe in der Hinterhand. Er nennt es "zwei Minuten Kampfgrinsen' vor dem Spiegel. Das sei eine durchaus anstrengende Übung, weil sehr viele Muskeln 120 Sekunden lang extrem angestrengt werden. Aber danach, verspricht der Sportpsychologe, laufe man mit einem leichten Lächeln durch die Gegend. Und es ist erwiesen, dass sich die Laune eines lächelnden Menschen unwillkürlich bessert. Die Zuhörer bedankten sich mit lautem Applaus für einen interessanten Vortrag.

Ehrungen zum Abschied

Zu guter Letzt hatten Süß und Budde noch die Aufgabe, zwei Urgesteine des Bettenrings zu verabschieden. Süß würdigte Heinz Bubert, der sein Geschäft Ende letzten Jahres in andere Hände gegeben hatte. Gemeinsam mit seiner Frau Christa möchte er künftig etwas mehr Freizeit genießen und die Welt bereisen. Mit der Übergabe an seine Ahrensburger Fachhandelskollegin Tanja Klam sei ihm die Nachfolgeregelung grandios gelungen. Bubert seinerseits bedankte sich für die schöne und erfolgreiche Zeit im Bettenring und die stets gute Zusammenarbeit. Mit einem norddeutschen "Tschüß' verabschiedete er sich auf seiner letzten Bettenring-Veranstaltung. Sichtlich schwer fiel es Günther Budde, mit Werner Schaal einen langjährigen Mitarbeiter des Bettenring in den vorgezogenen Ruhestand zu verabschieden. 23 Jahre hat er sich für die Mitglieder des Verbandes eingesetzt. Standing Ovations der Mitglieder war der hörbare Dank für seine erfolgreiche Arbeit.

Die nächste Bettenring-Jahrestagung findet im österreichischen Wagrein statt, diesmal allerdings eine Woche später als üblich, vom 22. bis 23. Juni 2012. Wer seinerzeit das Treffen in Kitzbühel genossen hat, habe eine Vorstellung davon, wie es im kommenden Jahre werden wird, versprach Süß.
aus Haustex 08/11 (Wirtschaft)