36. Holzhandelstag in Gelsenkirchen: GD Holz unter neuer Führung

Neue Strukturen, gestiegene Umsätze, positive Stimmung

Einer Institution neue Strukturen zu verleihen, ist nicht immer ganz leicht - erst recht, wenn damit personelle Konsequenzen verbunden sind. Der GD Holz hatte dies intern und scheinbar mit viel Fingerspitzengefühl vollzogen, so dass der jüngste Holzhandelstag in gewohnter Harmonie verlief. Nicht zuletzt trugen auch die aktuellen Marktdaten zur positiven Grundstimmung im Gesamtverband Deutscher Holzhandel bei. Rund 140 Teilnehmer, darunter auch eine Reihe Industrievertreter, waren zu der zweitägigen Veranstaltung nach Gelsenkirchen gekommen.

Im Rahmen seiner Mitgliederversammlung verabschiedete der GD Holz eine Satzungsreform sowie eine neue Geschäftsführungsordnung, die der kleiner gewordenen Geschäftsstelle in Berlin Rechnung trägt. Das scheint Sinn zu machen, denn einem Hauptgeschäftsführer standen bisher nicht weniger als drei Geschäftsführer zur Seite. Letztere führten zwar diese Bezeichnung, hatten aber nicht den Handlungsspielraum, um weitreichende Entscheidungen zu treffen und den Verband nach Außen zu repräsentieren, wie GD Holz-Vorsitzender Martin Geiger auf der Pressekonferenz verdeutlichte. Nach dem neuen, einstimmig verabschiedeten Regularium gibt es keinen Hauptgeschäftsführer mehr, sondern nur noch einen Geschäftsführer mit einer klaren Zuordnung von Kompetenzen. Die bisherigen Geschäftsführer werden ihre Tätigkeit als Abteilungsleiter fortführen.

Thomas Goebel und Dr. Katharina Gamillscheg bilden Führungsduo

Alleiniger Geschäftsführer ist jetzt Thomas Goebel. Zu seiner Stellvertreterin wurde die Justiziarin des GD Holz, Dr. Katharina Gamillscheg, berufen. "Damit ist es gelungen, die vormalige Gliederung der Geschäftsführung auf ein für die aktuelle Größe des Verbandes angemessenes Maß zu konzentrieren", hieß es in der Pressekonferenz. Während Ende der 1990er Jahre noch 1.700 Holzhändler organisiert waren, sind es aktuell zirka 900. Entsprechend "verschlankt" hat sich die Geschäftsstelle des GD Holz von zeitweise über 40 Mitarbeiter auf aktuell 14.

Im GD Holz seit drei Jahren stabile Mitgliederzahlen

Wie der Mitgliederschwund beim GD Holz verdeutlicht, scheint es auch in dieser Branche einen Konzentrationsprozess gegeben zu haben. Doch eine ähnlich rapide Entwicklung wie beispielsweise im Bundesverband Großhandel Heim & Farbe (GHF) erwartet der Vorsitzende nicht: "Unsere Mitgliedsfirmen sind älter als im Bereich Heim & Farbe und verfügen in der Regel über stille Reserven, so dass der Fortbestand der Firmen eher gesichert ist", sagte Geiger. Zudem gebe es auf Seiten der Industrie keine Tendenzen, sich über den Kauf von Großhändlern Marktanteile zu sichern. Und Großhändler würden nur sehr verhalten aus strategischen Überlegungen Standorte übernehmen. Erfreulicherweise sei die Mitgliederzahl im GD Holz seit drei Jahren "relativ stabil". Die Zeiten, als in schöner Regelmäßigkeit pro Jahr rund 100 Firmen ihren Austritt erklärten, scheinen also vorbei zu sein. Erst Anfang dieses Jahres stieß mit der Becher-Gruppe ein bedeutender Filialist zum GD Holz. Der Gesamtverband wähnt rund 60% der deutschen Holzhändler in seinen Reihen, die nach einer Schätzung 80% des Branchenumsatzes erwirtschaften.

Zu den Quartalszahlen: Im ersten Quartal 2011 ist der Umsatz über alle Sortimente und Vertriebsformen hinweg um 13% gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen, wobei der GD Holz eher zu einer konservativen Einschätzung tendiert. "Selbstverständlich sind solche Zahlen sehr stark interpretationsbedürftig", räumte der Geschäftsführer ein. Herausragend: die typischen Großhandelssortimente Holzwerkstoffe (+23% im ersten Quartal 2011), Schnittholz (+21%) und Hobelwaren (+22%). "Dabei handelt es sich um eine Momentaufnahme, die sich wahrscheinlich über das Jahr hinweg nicht stabilisieren wird", so Goebel.

Positive Quartalszahlen sind mit Vorsicht zu genießen

Zurückzuführen sind die positiven Vergleichszahlen zum Jahresauftakt auf den schneereichen Winter 2010, der das Baugeschäft bis weit in den März hinein zum Erliegen brachte und auch beim Holzfachhandel für einen sehr schwachen Start gesorgt hatte. Der Winter 2011 war dagegen deutlich milder und in vielen Regionen ab Januar schneefrei. Hinzu kommen die erheblichen Preisanhebungen in den Sortimenten Holzwerkstoffe und Schnittholz. Diese Preissteigerungen auf der Beschaffungsseite mussten an die Kunden weitergegeben werden. Damit sind die Umsatzanstiege bei der Sortimentsbetrachtung in den Bereichen Holzwerkstoffe, Hobelwaren und Schnittholz am deutlichsten ausgeprägt. Aber auch das Segment Gartenholz legte kräftig zu, bedingt durch einen frühen Saisonstart (Basiseffekt) und durch eine gute Nachfrage.

Fazit: Das GD Holz-Stimmungsbarometer zeigt derzeit klar noch oben. Zwei Drittel der am Betriebsvergleich teilnehmenden Unternehmen erwarten für die kommenden Monate weiter steigende Umsätze, der Rest, bis auf wenige Ausnahmen, rechnet mit einer konstanten Umsatzentwicklung. Ob sich die Konjunktur für die Branche weiterhin so gut entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Immerhin wird zum jetzigen Zeitpunkt mit einem preisbereinigten Umsatzzuwachs 2011 von 2 bis 3% gerechnet.

Sortiment Fußboden mit moderatem Umsatzzuwachs

Händler, die sich entscheiden, beim Betriebsvergleich des GD Holz mitzumachen, erhalten in hoher Aktualität detaillierte Informationen über zehn Warengruppen. 2010 stellten Holzwerkstoffe mit einem Umsatzanteil von 26% das wichtigste Sortiment. Es folgen Bauelemente (Türen) mit 16%, Schnittholz (13%) und Hobelware (11%). An fünfter Stelle rangieren Fußböden (10%), gleichauf mit "Holz im Garten". "Tendenziell entwickelten sich Fußböden annähernd marktkonform", berichtete Markus Kappes, beim GD Holz zuständig für den internen Betriebsvergleich. Während der Holzhandel insgesamt 2% Zuwachs verzeichnete, legten Böden um 1,6% zu. Die Prognose für die weitere Entwicklung der Warengruppe Fußboden liegt bei +2,5%. Den mit Abstand größten Nachfrageschub erfuhr das Segment Holz im Garten, dessen Umsatzanteil wie beim Fußboden 10% beträgt. Für nicht holzhaltige Produkte (u.a. Baustoffe) werden 8% veranschlagt und der Rest für "Sonstige" (Dienstleistungen etc.).

Neue GD Holz-Satzung verankert den "Code of Conduct"

Die reformierte und auf dem Holzhandelstag verabschiedete GD Holz-Satzung formuliert jetzt ein klares Bekenntnis zur Selbstverpflichtung des Holzhandels ("Code of Conduct"), Holz und Holzprodukte nur aus legalen Quellen zu importieren und zu handeln. Der "Code of Conduct" ist bereits vor einigen Jahren auf Betreiben des Fachbereiches Außenhandel im GD Holz formuliert worden und beschreibt das Selbstverständnis der Branche zu Nachhaltigkeit und Legalitätsprinzip bei der Beschaffung.

Die Satzungsreform wirkt sich auch auf die GD Holz-Gremien aus. So werden die Aufgaben des Präsidiums künftig in den Vorstand verlagert, um die Entscheidungswege zu verkürzen, nicht zuletzt auch dadurch, dass den ehrenamtlich tätigen Verbandsspitzen zeitaufwändige Reisen nach Berlin erspart bleiben.

Ein Thema, das die Branche schon seit Jahren umtreibt, ist die Materialbeschaffung. Kardinalfrage: Ist noch genügend Holz auf dem Markt um die Bedürfnisse der verarbeitenden Industrie und der energetischen Holznutzer zu befriedigen? Dies zu beantworten, versuchten, wenn auch aus sehr unterschiedlichem Blickwinkel, Helmut Lamp, Vorsitzender des Bundesverbandes Bioenergie, und Lars Schmidt, Vizepräsident des Bundesverbandes Säge- und Holzindustrie Deutschland (ausführlicher Bericht in PM-Ausgabe 5/11).
aus Parkett Magazin 04/11 (Wirtschaft)