VDB

"Zukunft gestalten, Zukunft sichern"


Karlsruhe - E-Commerce und Unternehmenssicherung waren die beiden Schwerpunkte der VDB-Jahrestagung unter dem Motto "Zukunft gestalten, Zukunft sichern". Damit widmete sich der Dachverband der deutschen Bettenfachgeschäfte zwei drängenden Problemen, die derzeit noch nicht von allen Händlern in ihrer Bedeutung wahrgenommen werden. Schade nur, dass gemessen an der Zahl der Bettenfachhändler in Deutschland so wenige den Weg nach Karlsruhe fanden, obwohl auch Nicht-Mitglieder ausdrücklich mit eingeladen waren.

VDB-Präsident Martin Wartig stellte in seiner Begrüßungsrede fest, dass das Jahr 2010 leider nicht bei allen Bettenfachhändlern die Erwartungen erfüllen konnte. Er relativierte aber gleichzeitig, dass das Vorjahr für viele Häuser ein Rekordjahr gewesen sei, was Umsatz und Ertrag betreffe, so dass man sich auf dennoch hohem Niveau bewege. Auch das aktuelle Jahr stelle sich etwas "verhalten" in der Nachfrage der Kunden dar. Natürlich sprach er auch das in diesem Jahr besonders brisante Thema der höheren Verkaufspreise in Folge gestiegener Rohstoff- und Energiepreise an. Diesem Thema müsse man sich im Handel stellen und den Kunden klar machen, dass man inzwischen für das gleiche Geld nicht mehr die gleiche Qualität erwarten könne. Er empfahl den Teilnehmern der Tagung in Karlsruhe, lieb gewonnene Eckpreislagen nicht dogmatisch verteidigen zu wollen. Wartig äußerte ohnedies die Vermutung, dass der Verbraucher aufgrund der langen Wiederbeschaffungszyklen sowieso kein Bewusstsein dafür habe, ob ein Artikel im Vergleich zum vorherigen Kauf teurer geworden sei. Für den Käufer im Laden sei allein entscheidend, ob der betreffende Artikel ihm den aufgerufenen Preis wert ist.

Nach den üblichen Regularien der Mitgliederversammlung erhielt Nils Gustke, Gesellschaft für Personaldienstleistungen in Marburg, das Wort, um die VDB-Mitglieder über professionelles Datenschutz-Management zu informieren. Dieses Thema betrifft mehr Unternehmen, als man vermuten möchte, regelt es doch die Verwendung personenbezogener Daten, egal ob von Mitarbeitern oder Kunden. Jedes Unternehmen hat die Pflicht, ein Datenschutz-Management zu implementieren, eine Dokumentation darüber zu führen, die Mitarbeiter zu diesem Thema zu sensibilisieren und ein Handbuch über die ergriffenen Maßnahmen zu führen. Der Knackpunkt an der Geschichte ist, dass jedes Unternehmen, in dem mehr als zehn Arbeitnehmer mit so genannter automatisierter Datenverarbeitung beschäftigt sind, Gustke zufolge verpflichtet ist, einen Datenschutzbeauftragten zu haben. Dafür reicht es bereits, EC-Cash-Daten in die Kasse einzugeben. Inhaber, Geschäftsführer oder Mitarbeiter in leitender Funktion dürfen per Gesetz nicht die Funktion des Datenschutzbeauftragten ausüben. Überträgt man somit einem anderen Mitarbeiter des Hauses diese Aufgabe, genießt dieser qua Gesetz Kündigungsschutz, sogar über den Zeitpunkt hinaus, an dem seine Aufgabe endet.

Gustke empfiehlt daher, einen externen Dienstleister für diesen Posten zu engagieren. Die Kosten dafür belaufen sich nach seiner Erfahrung auf 500 bis 3.500 Euro pro Jahr, je nach Größe des Unternehmens. Findige Teilnehmer der Tagung entwickelten daraufhin spontan die Idee, quasi auf Gegenseitigkeit in einem befreundeten Unternehmen der Datenschutzbeauftragte zu sein. Gustke gab allerdings zu bedenken, dass man vorher die Befähigung zum Datenschutzbeauftragten durch entsprechende Ausbildung erlangen müsse. Das sei nicht so einfach, wie man sich das vielleicht vorstellt.

VDB-Geschäftsführer Axel Augustin stellte anschließend die Ergebnisse der Unternehmensumfrage vor. Aus Anlass des Tagungsthemas Internet und E-Commerce hatte er erstmals abgefragt, wie viele Geschäfte einen eigenen Online-Shop führen. Es sind gerade mal fünf Prozent. Weitere 28 Prozent planen die Installation eines Internet-Shops auf ihrer Homepage, wann auch immer. Zwei Drittel, exakt 67 Prozent, planen derzeit nicht ins Internet-Geschäft einzusteigen. Diese hohe Zahl hält Augustin nicht für verwunderlich, da die Abwicklung von Online-Geschäften doch einiges an Know-how und eigener Infrastruktur erfordert. Eine weitere Frage galt dem Online-Marketing, sei es über E-Mail-Newsletter, Twitter oder Facebook. 18 Prozent betreiben derzeit Online-Marketing, 25 Prozent denken daran, diesen Weg der Kommunikation zu beschreiten. Knapp 60 Prozent denken allerdings nicht daran, was Augustin zu Bedenken Anlass gibt, lässt man doch ein vergleichsweise preisgünstiges und Zielgruppen-genaues Marketing-Instrument unbeachtet.

Was die Zufriedenheit des Bettenhandels mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr betrifft, konnten die positiven Werte der letzten Umfrage nicht erreicht werden. Aber insgesamt war doch die große Mehrheit der Umfrageteilnehmer mit 2010 zufrieden. Noch deutlicher war das Ergebnis bei der Ertragssituation: der Traumwert von 66 Prozent höheren Erträgen für 2009 konnte nicht wiederholt werden. Aber ausgehend von dieser guten Basis konstatierten rund 80 Prozent der Befragten, dass ihr Ertrag zumindest stabil geblieben oder besser geworden ist. Auch das bewertete Augustin als durchaus erfreulich.

Andreas Duscha vom E-Commerce-Center Handel in Köln plädierte eindringlich für ein Engagement im E-Commerce. Nach einem kleinen "Durchhänger" im letzten Jahr wird der Handelsbereich in diesem Jahr wahrscheinlich wieder prozentual zweistellig wachsen, wie in fast allen Jahren zuvor auch. Schon allein die Tatsache, dass sich die Konsumenten häufig im Internet vor einem Kauf über den Markt informieren, sollte den Bettenfachhandel dazu animieren, auf das Internet zu setzen. Wer nicht im Internet präsent ist, verzichtet auf einen nicht unwichtigen Teil des Umsatzpotenzials.

In einer lockeren Talkrunde sprach Augustin anschließend mit Henrike Beck (Stiegeler, Freiburg), Burkhard Nolten (Nolten, Essen), Marc Böhle (Rumöller, Hamburg) und Marcus Mannsdörfer (Mannsdörfer, Stuttgart) über ihre sehr unterschiedlichen Präsenzen im Internet. Während Stiegeler im Wesentlichen mit einer Visitenkarte im Netz für das Unternehmen wirbt (Unternehmensportrait, Sortiment, Fotos von Veranstaltungen), geht Nolten schon einen Schritt weiter. Sein Fachgeschäft ist mit einem 360-Grad-Rundumblick zu besichtigen, weitere Angebote sind Film-Mitschnitte eines bei Nolten gedrehten WDR-Films sowie Ergonomie-Tipps von Norbert Nolten. Marc Böhle nutzt seit Ende letzten Jahres auch das Facebook als Sympathie-Träger für sein Unternehmen. Die Zahl seiner "Follower" ist zwar noch recht übersichtlich, aber er ist damit dennoch ganz weit vorne, was die Ansprache potenzieller Kunden übers Internet angeht. Marcus Mannsdörfer ist regelmäßig in Facebook dabei, eher "nebenbei" wird auch getwittert. Er schöpft die interaktiven Möglichkeiten des Internets allerdings voll aus und bietet seinen Kunden zwei doch noch recht ungewöhnliche Dienste an: den Guided-Shop und das Live-Video. Beim Guided Shop führt der Verkaufsberater den Kunden per Chat oder Telefon interaktiv durch den Online-Shop. Während des Verkaufsgesprächs kann er den Kunden auf die relevanten Produktseiten navigieren, ohne dass dieser dabei eingreifen muss. Entscheidet sich der Kunde zum Kauf, legt er das Produkt selbstständig in seinen Warenkorb. Im Anschluss an die Beratung kann der Kunde die gezeigten Produkte erneut aufrufen, vergleichen und in den Warenkorb legen. Danach setzt er seinen Einkauf wie gewohnt fort. Dieser Dienst wird laut Mannsdörfer fast täglich in Anspruch genommen. Noch unmittelbarer ist das Live-Video. Über eine kostenfreie Telefonnummer nimmt der Kunde Kontakt zu einem Mitarbeiter von Mannsdörfer auf, der dann mit einer Video-Kamera durch das Geschäft geht und die Bilder auf den Bildschirm des Kunden überträgt. Produkte können somit live gezeigt und erklärt werden, fast als wäre man persönlich im Laden.

Unternehmensberater Ralf Niederquell widmete sich in Karlsruhe dem Thema der geregelten Geschäftsübergabe. Sein dringender Rat lautet, sich nicht erst damit zu befassen, wenn die Übergabe unmittelbar bevorsteht. Viel besser sei es, sich und das Geschäft frühzeitig darauf vorzubereiten. Erstens, weil man von dieser Frage überraschend und täglich getroffen werden kann, und weil es dem Unternehmen grundsätzlich gut tut, da Investitionsstaus dann nicht so schnell entstehen. Wenn also absehbar ist, dass niemand aus der Familie in Frage kommt oder man selbst sich in höchstens fünf Jahren zurückziehen möchte, ist das Thema bereits aktuell. Über eines müsse man sich als Abgeber eines Geschäftes im Klaren sein, so Niederquell: Der potenzielle Übernehmer entscheidet, ob ihn das Geschäft interessiert oder nicht, ob seine Interessen erfüllt werden oder nicht. Man selbst als Abgeber hat in der Regel die schlechtere Verhandlungsposition, da das Angebot an Geschäften größer als die Nachfrage ist. Also muss man es dem potenziellen Übernehmer so schwer wie möglich machen, das Angebot abzuschlagen.

Ein wichtiges Kriterium für die Einigung ist der so genannte bereinigte Ertrag, den ein Unternehmen abwirft, bei dem der Gewinn nur ein Bestandteil ist. Weitere Punkte sind die Eigenmiete, das Geschäftsführergehalt, das Ehegattengehalt, die Verzinsung von stillen Beteiligungen oder Pensionsrückstellungen, um die der Gewinn bereinigt werden muss. Aus seiner langjährigen Erfahrung weiß Niederquell, dass im Falle einer Übernahme der Übernehmer den größeren Anteil des bereinigten Ertrags erhalten muss. Schließlich trägt er nicht nur das unternehmerische Risiko, sondern er steckt auch seine Arbeitszeit in das Unternehmen. Zum Zeitpunkt der Übernahme muss der bereinigte Unternehmensertrag über den kalkulierten Kosten liegen, wobei Niederquell von 5,5 Prozent Unternehmerlohn und derzeit 1,5 Prozent Eigenkapital-Zinsen ausgeht. Das darüber liegende Ertragspotenzial ist aus Sicht des Übernehmers der entscheidende Anreiz für eine Übernahme.

Falsche Kompromisse, so Niederquell, führen immer zu Frustration. Er plädiert daher im Zweifel immer für einen klaren Schnitt. Wenn die Nachfolge innerhalb der Familie geregelt wird, dann sollte man einen fließenden Übergang wirklich nur dann ins Auge fassen, wenn beide Seiten, Abgeber und Übernehmer, aus Erfahrung gut miteinander harmonieren. Bei einer Abgabe an Fremde gibt es für ihn nur die endgültige Abgabe. Aber auch hier gibt es verschiedene Varianten. Häufig werden Gebäude und Betrieb voneinander getrennt, die Immobilien bleiben beim Abgeber, der Betrieb geht an den Übernehmer. Möglich ist auch eine gewerbliche Vermietung, die einer Verpachtung gegenüber absolut vorzuziehen sei. Eine weitere Variante ist das Verkäuferdarlehen, das im Laufe der Zeit abgegolten wird.

Dirk Buddensiek, Vorstand der Bürgschaftsbank Ba-Wü, erläuterte passend dazu anhand des Beispiels seines Instituts, wie eine Bürgschaftsbank die Übernahme eines Unternehmens finanzieren und erleichtern kann.

Abschließend stellte Christoph Bründl, Mitinhaber von Sport Bründl in Österreich, sein Geschäftskonzept vor. Er erläuterte zahlreiche kleinere und größere Maßnahmen im Verkauf, die in der Summe den Erfolg des Unternehmens ausmachen. Zahlreiche Fachhändler in Karlsruhe dürften sich durch seine Schilderungen in ihrem Tun bestätigt fühlen.

Im kommenden Jahr wird die VDB-Jahrestagung am 24. und 25. April im Raum Essen stattfinden.
aus Haustex 05/11 (Wirtschaft)