40 Jahre Holzring: Interview mit Geschäftsführer Olaf Rützel

"Der Kommunikation im Netzwerk künftig noch mehr Gewicht verleihen"

Unternehmerische Selbstständigkeit, gepaart mit der Stärke der Gemeinschaft - auf diesen Säulen hat sich Der Holzring zu einer der erfolgreichsten Kooperationen des europäischen Holzhandels entwickelt. Im 40. Jahr des Bestehens unterstreicht die Verbundgruppe aus 48 Holzhändlern ihre Bedeutung auf eindrucksvolle Weise: Im 1. Quartal konnte das zentral regulierte Einkaufsvolumen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 24 % gesteigert werden, sodass sich 2011 die Gesamtleistung auf 750 bis 800 Mio. EUR summieren dürfte. Worin die Kooperationsarbeit im Wesentlichen besteht und welche Ziele das als GmbH geführte Unternehmen verfolgt, schildert Geschäftsführer Olaf Rützel.

ParkettMagazin: Zum Holzring gehören aktuell 48 Gesellschafter. Neu hinzugekommen ist die Hiag aus der Schweiz. Wie ist der Holzring mittlerweile in der D-A-CH-Region aufgestellt?

Olaf Rützel: Über unsere Gesellschafterstruktur ist die Region Deutschland, Österreich, Schweiz gut abgedeckt, und zwar mit sehr großen und erfolgreichen Händlern. Darüber hinaus ist der Holzring in Südtirol und in den Niederlanden präsent.

PM: Welchen Einfluss haben dabei Zollgrenzen und Wechselkurse?

Rützel: Konkret auf die Schweiz bezogen, spielen Wechselkurse selbstverständlich eine Rolle. Gerade jetzt, wo der Schweizer Franken sehr stark ist, sahen sich Händler zum Jahresende mit Abwertungsproblemen bei solchen Waren konfrontiert, die in Deutschland auf Euro-Basis gekauft wurden und dann in der Schweiz in Franken bewertet werden mussten. Was die unterschiedlichen Märkte anbelangt, lässt sich feststellen, dass von der Industrie oft versucht wird, nationale Preisbilder zu realisieren. Das ist legitim, aber im Rahmen einer immer stärkeren Internationalisierung des Handels nicht mehr ewig durchzuhalten. Einige Eckartikel im deutschen und österreichischen Holzgroßhandel sind zum Beispiel preislich immer wieder sehr unterschiedlich positioniert, aber dafür gibt es keine durchgehende Regel.

PM: Hat der Holzring noch weitere Länder im Visier?

Rützel: Für uns sind jene Länder interessant, in denen die Führungskräfte der potentiellen Mitglieder Deutsch sprechen. Ein wesentlicher Bestandteil der Verbundgruppenarbeit ist ja die Förderung der Kommunikation im Netzwerk. Sprachbarrieren sind da natürlich nicht förderlich. Dabei geht es weniger um die Zusammenarbeit mit der Kooperationszentrale sondern mehr um den organisierten Austausch der Mitglieder untereinander.

PM: Es gibt im Holzhandel eine ganze Reihe von Verbundgruppen. Was unterscheidet den Holzring von anderen Kooperationen?

Rützel: Der Holzring ist sicherlich etwas exotisch in der Verbundgruppenszene. Darauf sind wir aber stolz und pflegen diese Individualität. Ich möchte Ihnen hier nur einige Aspekte nennen:

Große Unterschiede bestehen in den jeweiligen Kooperationsphilosophien. Bei allem, was der Holzring an Erträgen generiert, ist er hundertprozentig treuhänderisch aufgestellt. Wenn wir mit Lieferanten Vereinbarungen treffen, dann werden diese nicht nur monetär 1:1 weitergereicht, sondern auch kommunikativ. Das heißt konkret: Ein Vertrag, der mit der Holzring GmbH geschlossen wird, liegt mit gleichen Inhalten den Gesellschaftern vor. Bei keiner anderen Kooperation werden Sie das so finden. Diese Transparenz in Richtung Gesellschafter und Lieferanten, die übrigens durch eine Treuhändergebühr auch steuerrechtlich verankert ist, hebt uns entscheidend von anderen ab. Als einzige Kooperation sind wir mit unserem Qualitätsmanagementsystem zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2008.

Wir haben zudem eine extrem niedrige Personalfluktuation. Die Mitarbeiter in der Zentrale sind mehrheitlich schon über zehn Jahre dabei. Das wirkt sich natürlich sehr positiv auf die Netzwerkqualität aus. Man kennt und vertraut sich eben schon lange. Sowohl im Gesellschafter- als auch im Lieferantenkreis.

Ebenfalls zu erwähnen ist das Verhältnis von abgewickeltem Einkaufsumsatz zur Mitarbeiterzahl: In der Holzring-Zentrale arbeiten sechs Personen. Wenn der zentral regulierte Umsatz im laufenden Geschäftsjahr zwischen 750 und 800 Mio. EUR liegen wird und Sie einen Vergleich ziehen zu anderen Verbundgruppen im Holzhandel, dann spricht das in Bezug auf Ressourcenmanagement und Effizienz wohl für sich ...

Mit das Wichtigste ist aber der hohe Individualisierungsgrad unserer Dienstleistungen. Wir sind in unserer Arbeit auf die Menschen und auf die speziellen Bedürfnisse der Unternehmer und Unternehmen in unserem Netzwerk ausgerichtet. Wir bedienen unsere Zielgruppe persönlich, weniger als System für beispielsweise 250 oder mehr Mitglieder. Dort ist eine personalisierte Dienstleistung gar nicht mehr möglich. Themen wie zum Beispiel Personalberatung, Nachfolgeregelung, strategische Unternehmensführung, Unternehmensübergang etc. behandeln wir sehr intim und natürlich immer bilateral. Das bindet ein Großteil unserer Ressourcen.

PM: Welche Einstiegskriterien muss ein neuer Gesellschafter erfüllen?

Rützel: Entscheidend ist, dass er sein Hauptgeschäft im Holzgroßhandel betreibt und im Vorjahr der Aufnahme einen Außenumsatz von mindestens 7,5 Mio. EUR realisiert hat. Das jährliche Einkaufsvolumen mit im Holzring ge-listeten Lieferanten darf 3 Mio. EUR nicht unterschreiten.

PM: Was erwarten die Gesellschafter des Holzrings und wieweit kann der Holzring diesen Erwartungen nachkommen?

Rützel: In unserem Qualitätsmanagementsystem, das wir jedes Jahr neu auditieren lassen, sind entsprechende Ziele festgelegt. Über allem steht die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der Holzring-Gesellschafter, wobei wir uns an der Leitidee der Gründerväter orientieren: "Kooperationen machen es möglich, freies Unternehmertum mit gemeinschaftlicher Stärke zu kombinieren." Konkret geht es darum, die Prozesse der Wertschöpfungskette und die Kommunikation zwischen den Wertschöpfungspartnern zu optimieren. Neben der ursprünglichen Idee, als Einkaufskooperation tätig zu sein, tut sich für uns heute das weite Feld der betriebswirtschaftlichen Beratung auf. Aus diesen beiden Komponenten ergibt sich praktisch unser heutiges Leistungsspektrum, das wir immer sehr eng an den Erwartungshaltungen der Gesellschafter und Lieferanten ausrichten.

PM: Was verstehen Sie unter Optimierung der Wertschöpfungskette?

Rützel: Ein Beispiel im Bereich der Zentralregulierung: Pro Tag treffen fast 7.000 Rechnungen, die Holzring-Lieferanten an Gesellschafter ausstellen, in unserer Zentralregulierung zur weiteren Admin-istration ein. Diese Belege werden virtuell gepoolt, also eingescannt, codiert mit weiteren FIBU-relevanten Informationen versehen und den Gesellschaftern über Nacht zur Verfügung gestellt. Das Finanz- und Rechnungswesen hat dann quasi auf Knopfdruck die Möglichkeit, den gesamten Prozess bis hin zur Bezahlung standardisiert abzuwickeln. Bei Einkaufsquoten von teilweise 80 % über den Holzring ist das natürlich eine enorme Erleichterung für die Gesellschafter. Für den Lieferanten heißt das: Es gibt nur eine Rechnungsadresse und die Kosten und der Aufwand für den digitalen Versand, z. B. über die speziell von uns zur Verfügung gestellte Software Viper sind extrem reduziert.

Als weiteres Beispiel sind unsere regelmäßigen Einkaufsbündelungen, die Quartalsabschlüsse, zu nennen. Durch die zentrale Bündelung und standardisierte Administration von sehr großen Mengen z. B. von Holzwerkstoffen werden bei Industrie und Handel enorme Management-Ressourcen im Vertrieb und Einkauf gespart. Das machen wir in dieser, mittlerweile internetgestützten Form nun auch schon seit über vier Jahren.

PM: Die Wachstumsraten im Holzhandel sind eher moderat. Der Holzring berichtet dagegen von Zuwachsraten im zweistelligen Bereich. Worauf führen Sie diesen Unterschied zurück?

Rützel: Tatsache ist, dass unsere Mitgliedsfirmen sehr tüchtig sind und sich größtenteils besser entwickeln als der Markt. Um Fehlinterpretationen zu vermeiden, ist die Thematik jedoch differenziert zu betrachten. Wenn man sich die Umsätze anschaut, die über die Kooperation laufen, hatten wir ganz aktuell sehr hohe Preissteigerungsraten im wichtigsten Bereich - den Holzwerkstoffen. In diesem Segment betrug allein im vergangenen Jahr das über den Holzring gelaufene Einkaufsvolumen fast 300 Mio. EUR. Entsprechend schlägt sich eine Verteuerung in der Einkaufsbilanz nieder. Und dann sind wir natürlich ständig bemüht, weitere starke Gesellschafter und Lieferanten für unser Netzwerk zu gewinnen. Wenn wir also 24 % Zuwachs für das 1. Quartal 2011 melden, dann ist damit der Anstieg der Kooperations-Einkaufsleis-tung gemeint und nicht, dass unsere Mitglieder über alles 24 % mehr Umsatz generieren. Das wäre natürlich klasse!

Dennoch bleibt festzustellen, dass sich das Geschäft unserer Gesellschafter auch im Jahr 2011 gut entwickelt und wir das in der Kooperation spüren. Das Wachstum der Firmen hat übrigens ebenfalls unterschiedliche Ursachen: Eine Reihe bedeutender Holzhändler expandiert über Filialisierung, und das sind dann diejenigen Unternehmen, die überproportional wachsen. Platzholzhändlern gelingt das kaum in dieser Dimension, es sei denn, sie erschließen sich neue Absatzsegmente, beispielsweise über das Internet.

Interessant ist: In den 40 Jahren des Bestehens blieb die Zahl der Holzring-Mitglieder weitgehend konstant. Dies ist ebenfalls ein Unterschied zu anderen Gruppen, die auch numerisch wachsen. Wir aber forcieren das nicht, weil die Arbeit in der Holzring-Zentrale, wie bereits erwähnt, sehr personalisiert ist. Mit 50 Unternehmern zu sprechen, ist mit unseren Management-Ressourcen gerade noch zu schaffen. Dagegen sind die Leistungen, die hinter der reinen Einkaufsadministration stehen, mit einer intelligenten und effizienten Prozess-architektur gut zu bewältigen. Hier hat besonders Hans Röhrs, unser kaufmännischer Leiter, Akzente gesetzt.

PM: Welchen Anteil haben Holzfußböden am Gesamtumsatz der Kooperation?

Rützel: Mit etwas unter 300 Mio. EUR entfällt das Gros des Einkaufsumsatzes auf Holzwerkstoffe, gefolgt von Bauelementen - sprich Türen - mit ca. 170 Mio. EUR. Rund 100 Mio. EUR sind für den Innenausbau zu veranschlagen, wobei es sich vorwiegend um Fußboden handelt. Schnittholz, Hobelware, Brettschichtholz und Konstruktionsvollholz machen ebenfalls ca. 100 Mio. Euro aus. Zu beachten ist: Da einige unserer Mitglieder zugleich der Copa angehören, hängt es von der jeweiligen Kooperationsstrategie ab, wo die Holzfußböden abgerechnet werden.

PM: Die Parkettindustrie schätzt den Holzhandel als wichtigsten Absatzmittler ihrer Produkte. Somit dürfte klar sein, wo die Schwerpunkte des Holzrings im Bereich Fußboden liegen?

Rützel: Es liegt in der Struktur unserer Gesellschafter, dass wir das komplette Spektrum der Parkett- und Holzböden abdecken; Laminat etwas weniger, da es sich hier um ein sehr endverbraucher-orientiertes Produkt handelt. Auch Kork ist ein wichtiges Segment im Portfolio des Holzrings. Mit Interesse verfolge ich, dass der Marktführer zunehmend die funktionalen Vorzüge des Materials herausstellt. Korkböden in ihrer klassischen Form haben eigentlich nur ein Problem: Ihre Optik ist nicht ganz en vogue. Wenn es aber gelingt, diese Problematik in den Griff zu bekommen - wofür es einige Anzeichen gibt - und Merkmale wie Gehkomfort, Geräuschreduzierung und Wärmedämmung verstärkt propagiert werden, dann dürfte dieser Werkstoff im Sortiment des Holzrings einen noch höheren Stellenwert erhalten, als das heute der Fall ist. Darüber hinaus beschäftigen wir uns aber auch mit aktuellen Fußbodenthemen wie Designvinyl. Hier gibt es bereits einige Firmenkonjunkturen bei unseren Händlern, die stark auf dem Bodenbelagssektor engagiert sind. Der klassische Holzhandel fängt gerade erst damit an.

PM: Welchen Varianten der Designbeläge räumen Sie die größten Chancen ein?

Rützel: Zunächst dürften wir es vorwiegend mit vollflächig geklebten Ausführungen zu tun haben, später werden die schwimmend verlegten Beläge mit Klickverbindung dominieren - entweder als reine Sheets oder kaschiert auf MDF/HDF-Trägern.

PM: Für einen Holzexperten scheinen Sie auch auf diesem Sektor erstaunlich gut informiert zu sein.

Rützel: Es gehört zu unseren originären Aufgaben, immer dann, wenn sich für unsere Gesellschafter Erfolg versprechende Geschäftsfelder abzeichnen, mit aufgestellten Antennen durch den Markt zu gehen und alle Tendenzen zu verfolgen. Unsere Produktmanager Claudia Hoffmann und Maik Möhle machen hier einen sehr guten Job.

PM: Welche Zielgruppen spielen für Ihre Gesellschafter die zentrale Rolle?

Rützel: Auch dies lässt sich nicht verallgemeinern. Beispielsweise decken Unternehmen wie Jordan, Geiger und Fries verstärkt auch die Zielgruppe der Bodenleger ab, was bei anderen Gesellschaftern eher weniger der Fall ist. Grundsätzlich haben wir es beim Holzring mit dem klassischen dreistufigen Vertrieb zu tun, mit dem holzverarbeitenden Handwerk als wichtigstem Absatzkanal. An erster Stelle sind hier Tischler/Schreiner und dann Zimmerer zu nennen.

PM: Vor etwa zwei Jahren haben Sie die Befürchtung geäußert, dass es beim Handwerk zu Auftragseinbrüchen kommen könnte, nicht zuletzt wegen der Perfektionierung der Verlegetechnologie. Wie beurteilen Sie heute die
Situation der wichtigsten Kunden Ihrer Gesellschafter?

Rützel: Zum Glück ist das Handwerk gut ausgelastet. Wenn ich aber die Situation bei den Laminatböden isoliert betrachte, dann haben Großhandel und Handwerk zu kämpfen, um ihre Wertschöpfungsfunktion darzustellen. Bei Parkett ist das anders: Echtholzböden werden von Menschen bevorzugt, die es sich leisten können, einen Handwerker zu beauftragen - und die es sich leisten wollen. Für unsere Gesellschafter sind Produkte wichtig, die eine hohe Affinität zum professionellen Verarbeiter aufweisen. Es ist somit nicht verwunderlich, dass zweischichtiges Parkett zum vollflächigen Kleben stark an Bedeutung gewinnt, während dreischichtige Ware, wie z. B. der typische Schiffboden, stagniert.

PM: Durch die hohe Kaufkraft in den Ballungszentren müsste es dem dort ansässigen Großhandel eigentlich besser gehen als Kollegenfirmen, die in ländlichen Regionen beheimatet sind?

Rützel: Darüber gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Grundsätzlich gilt für den Großhandel unserer Branche, dass er in seiner jeweiligen Region fest verwurzelt ist und auf dem Land vielleicht eine noch stärkere Position einnimmt als in der Stadt, wo der Konkurrenzdruck größer und das Geschäft vielleicht etwas anonymer ist.

PM: Unterstützt der Holzring seine Gesellschafter beim Abverkauf?

Rützel: Da unsere Gesellschafter sehr individuell mit einem eigenen Marketingmix unterwegs sind, haben wir auf diesem Sektor kaum Ansatzpunkte. Ich bedaure das, weil es ein hoch interessanter Bereich ist. Mit Fußboden- und Gartenholzkatalogen versuchen wir es jetzt erneut, indem wir durch einen modularen Aufbau noch flexibler auf die Wünsche unserer Gesellschafter eingehen können.

PM: Was leistet der GD Holz als politischer Dachverband für den Holzring? Erwarten Sie neue Impulse durch den Wechsel in der Hauptgeschäftsführung von Dr. Luers zu Thomas Goebel?

Rützel: Da sich Herr Goebel hervorragend in unserer Branche und im Verbandsgeschäft auskennt, sind Kontinuität, aber sicher auch neue Impulse zu erwarten. Unser Verhältnis zum GD Holz ist gut und wir betreiben - jetzt wieder verstärkt - einen regen Meinungsaustausch. Letztendlich ist der Vorsitzende, Herr Martin Geiger, Holzring-Mitglied. Auch andere Persönlichkeiten aus unserem Gesellschafterkreis gehören zum Vorstand des GD Holz. Fairerweise möchte ich aber feststellen, dass der Holzring sehr zielgruppenorientiert arbeitet und quasi eine geschlossene Gesellschaft darstellt. Für das eigentliche Kooperationsgeschäft benötigen wir keinen Verband, was bitte nicht negativ aufzufassen ist. Die politische Lobbyarbeit und der Einsatz für den Berufsstand als Dachverband sind jedoch sehr wichtig.

PM: Gibt es zwischen den Kooperationen des Holzhandels Mitgliederwanderungen bzw. Konkurrenz?

Rützel: Mitgliederwanderung gibt es, und zwar - was den Holzring angeht - mit einer bemerkenswerten Tendenz. Betrachtet man den Einkaufsumsatz jener Unternehmen, die in den letzten Jahren zwischen verschiedenen Kooperationssystemen gewandert sind, dann ergibt sich für den Holzring ein positiver Saldo von ungefähr 80 Mio. EUR. Bei Händlern, die den Holzring verlassen haben, handelte es sich eher um kleinere Firmen, deren Vertrieb vorrangig auf den Endverbraucher zielt und die sich deshalb in anderen Verbundgruppen besser aufgehoben fühlen; andererseits kamen umsatzstarke Großhändler aus anderen Kooperationen dazu. Ein Wettbewerb unter den Kooperationen ist natürlich daran festzumachen, dass jede für sich erfolgreich sein möchte. Besorgniserregende Akquisitionsbemühungen in Richtung unserer Gesellschafter kann ich aber zurzeit nicht erkennen. Da muss man Schein und Wirklichkeit auseinander halten.

PM: Sind Mehrfachmitgliedschaften möglich? Kann ein Holzring-Gesellschafter gleichzeitig Mitglied zum Beispiel bei Holzland sein.

Rützel: Bei Holzland nicht, im Moment nur bei Eurobaustoff und bei der Copa.

PM: Wettbewerbssituation Holzhandel -
Baustoffhandel: Welche Risiken und Chancen sieht der Holzring in der Zusammenführung bzw. Überlagerung der Produktgruppen Holz und Baustoff?

Rützel: Die Eintrittsbarriere ist für Holzhändler in Richtung Baustoffhandel zweifellos höher als für Baustoffhändler in Bezug auf den Holzhandel. Ich denke nur an die logistischen Anforderungen im Trockenbau. Davon ausgenommen bleiben jedoch sicherlich Bastionen wie das Geschäft mit dekorativen Holzwerkstoffen, wo es der Baustoffhandel aufgrund der fehlenden Zielgruppenkompetenz und auch wegen der selektiven Vertriebssysteme der Industrie schwer haben dürfte. Auch im Bereich Türen wird der Holzhandel - so denke ich jedenfalls - perspektivisch besser bleiben. Aber: Überall dort, wo es um "schwere" Holzprodukte geht - Beispiel konstruktiver Holzbau, Dachausbau etc. wird ein nicht zu unterschätzender Konkurrenzkampf entstehen. Hier muss der Holzhändler entscheiden, wo er seine Ressourcen einsetzen will.

PM: Und wie steht es mit den Baumärkten?

Rützel: Ich glaube, Unternehmen wie zum Beispiel Bauhaus oder Hornbach sind extrem tüchtig. Und sie verfügen über Strategien und Konzepte in Bezug auf die Zielgruppe Handwerk. Doch die Holzgroßhändler - und hier speziell die Holzring-Gesellschafter - sind in der Vernetzung mit ihren Kunden, in ihrer lokalen und regionalen Wertschöpfung so stark, dass aktuell kein Anlass zur Sorge besteht. Und: Auch der Holzgroßhandel arbeitet an zukunftsorientierten Wachstumsstrategien. Bitte nicht unterschätzen!

PM: Zum Internethandel: Ist Ihren Gesellschaftern mit dieser Vertriebsform eine neue Konkurrenz erwachsen? Oder bieten sich sogar Chancen?

Rützel: Wir sind gerade dabei, einen Webshop zu entwickeln. Das Konzept steht bereits. Jetzt liegt es an den Holzring-Gesellschaftern, sich daran zu beteiligen. Grundidee ist eine zentrale Plattform, die auf die beteiligten Holzhandlungen vor Ort verweist, Anfragen und Geschäft administriert. Allerdings scheint die Zurückhaltung unserer Branche bei der Internetvermarktung noch ziemlich groß zu sein. Auf Bedenken stoßen unter anderem die umfangreichen Rückgaberechte des Verbrauchers bzw. die daraus resultierenden Mehrbelastungen des Handels. Wie wir alle wissen, gibt es aber auch in unserer Branche sehr aktive Unternehmen, die ihren Weg sehr konsequent beschreiten.

PM: Wo sehen Sie für den Holzring die größten Herausforderungen der Zukunft?

Rützel: Sicherlich mit in der Holzbeschaffung. Zwar ist der nachhaltige Rohstoff noch in großen Mengen vorhanden, aber es gibt mehr Wettbewerber im Beschaffungsmarkt. Denken Sie nur an die energetische Holzverwertung. Andererseits sind knapper werdende Ressourcen, mit denen man im positiven Sinn wirtschaften muss, auch für den Handel sehr attraktiv. Vor diesem Hintergrund wird der Holzring sein Beschaffungsmanagement sowohl national als auch international professionalisieren. Darüber hinaus gilt es, den mittlerweile sehr vielfältigen Bereich der betrieblichen Beratung zu intensivieren und sich verstärkt um Mitgliederbindung und Mitgliederkommunikation zu kümmern. Die moderne Aufgabe einer Verbundgruppe ist künftig vielmehr die eines Netzwerkmanagers als die einer Einkaufskooperation.


Blick in die Holzring-Chronik


1971Sieben Holzgroßhändler gründen den "Frankfurter Ring" mit dem Ziel, durch gemeinsamen Einkauf und Bündelung von Dienstleistungen einen Nachteilsausgleich gegenüber den Konzernen auf der Angebots- und Nachfrageseite zu schaffen.

1986 Die Kooperation wird mit einer hauptamtlichen Struktur versehen und weiter ausgebaut. Rudolf Krebsbach wird hauptamtlicher Geschäftsführer.Der Frankfurter Ring zählt 25 Gesellschafter.

1987 Der Firmensitz wird von Kiel nach Hildesheim verlegt.Zur Unterstützung der Geschäftsführung wird ein Beirat eingesetzt.

1989 Die Gesellschafter beschließen den Namen "Frankfurter Ring" in "Der Holzring" zu ändern.Der bonuspflichtige Umsatz liegt bei knapp 160 Mio. DM. Es werden erste Konzepte zur Einführung einer Zentralregulierung geprüft.

1990 Gründung der Holzring GmbH.

1994 Der Außenumsatz beträgt 1 Mrd. DM.

1995 Der bonuspflichtige Umsatz steigt auf etwa 445 Mio. DM.Intensiv diskutiert wird ein Zusammengehen mit der Hagebau. Der Antrag wird mit knapper Mehrheit abgelehnt.

1997 Die ersten Gesellschafter in Österreich und Südtirol werden aufgenommen.

1998 Olaf Rützel wird neben Rudolf Krebsbach zum Geschäftsführer ernannt.Vier neue Gesellschafter treten dem Holzring bei. Der Umsatz steigt auf 550 Mio. DM.Die Einführung der Zentralregulierung wird beschlossen.Bonusergebnisse können jetzt zentral mittels entsprechender EDV optimiert werden.Das Holzring-Intranet wird eingeführt.Der Holzring ist im Internet unter www.holzring.de präsent.Das System der zentralen Lieferantenbewertung wird eingeführt.Lieferantengespräche werden zentralisiert.Regionale Arbeitsgruppen nehmen ihre Tätigkeit auf.Die Arbeit der Sortimentsarbeitskreise wird neu organisiert.

1999 Im Holzring-Intranet gibt es eine Warenbörse und einen Betriebsvergleich.Das erste Holzhandelsunternehmen in der Schweiz wird Mitglied im Holzring.Ein zentraler Einkauf für 6 mm Klick-Laminat als neues Produkt im Holzhandel wird gestartet.Erste große Sammelaktionen im Bereich Fertigparkett.

2000 Der Holzring zieht nach Bremen in die Universitätsallee.80 % der Umsätze werden über die Zentralregulierung abgerechnet.Die Bonusabrechnung erfolgt jetzt mittels einer eigens dafür entwickelten Software.Eine neue interne Kommunikationsplattform (Intos) wird im eingeführt.

2001 Das 1. Holzring-Symposium findet in Kassel statt.Der Holzring entwickelt und vertreibt einen eigenen Fußbodenshop.

2002 Die Holzring-Zentralregulierung wird auch auf Dienstleister ausgedehnt.Nach intensiver Diskussion über die zukünftige Gesellschafterstruktur wird die Firma Carl Götz mit allen Niederlassungen aufgenommen. Die Gesellschafterzahl beträgt jetzt 45.Der Holzring veranstaltet Seminare für Verkaufsleiter.

2003 Der zentral regulierte Umsatz liegt jetzt bei über 430 Mio. EUR.Der Kooperationsgrad für die über den Holzring beschaffbaren Produkte liegt bei 70 %.Von der Tankkarte bis zum Gabelstapler wird vieles zentral beschafft.Das Qualitätsmanagementsystem der Holzring-Zentrale wird nach DIN EN ISO 9001:2000 zertifiziert.

2004 Das erste Holzring-Forum als neue Veranstaltungsreihe findet in Bremen statt. Der ZR-Umsatz beträgt 475 Mio. EUR.

2005 Das HR-Versicherungskonzept wird vorgestellt und realisiert.Die Betriebsvergleiche im Holzring werden als "Betriebswirtschaftliche Unternehmertreffen" neu aufgelegt.Die ersten Sperrholz-Importe aus China und Hobelware aus sibirischer Lärche werden abgewickelt. Holzring schließt Kooperationsvertrag mit Max Bahr.Das offene Innovationssymposium in Fulda hat über 200 Teilnehmer.

2006 Die wachsenden Geschäfte mit China erfordern einen Mitarbeiter in Shanghai, Schwerpunkte sind Sperrholz und Parkett.Die HR-Consult als Tochterunternehmen für betriebswirtschaftliche Beratung wird beschlossen.

2007 Über 150 Teilnehmer kommen zum Logistik-Symposium des Holzrings.Das Projekt "RAL Gütezeichen Holzhandel" wird vorgestellt. 24 Gesellschafter gründen die Gütegemeinschaft Holzhandel.Über das System der Quartalsabschlüsse werden die ersten großen Mengen abgewickelt. Die Lieferantenbeurteilungen fließen in die Entscheidungsmatrix ein.HR-Consult bietet die ersten Seminare an. Das Angebot wird ausgeweitet: Arbeitsrecht, Debitorenmanagement, EDV-Systemprüfung und Notfallplan, Unternehmensbewertung, Personalberatung, Unternehmensnachfolge etc.Richtungsweisender Großhandels-Workshop mit der Firma Hamberger.

2008 Der ZR-Umsatz beträgt fast 570 Mio. EUR.Der erste holländische Gesellschafter wird aufgenommen.Die Gütegemeinschaft Holzhande wird vom RAL-Institut anerkannt. HR-Consult entwickelt ein Beratungskonzept zur Vorbereitung auf die FSC- und PEFC-Zertifizierung.

2010 Der ZR-Umsatz beträgt 650 Mio. EUR (48 Gesellschafter).FSC/PFSC-Beratung ist zu einem festen Bestandteil des Angebotsspektrums der Zentrale geworden.Der Import von Parkett aus China wird mehr und mehr auf gelistete Holzring-Lieferanten verlagert.

2011 Der Holzring feiert sein 40jähriges Bestehen.Die Zahl der Schweizerischen Gesellschafter erhöht sich auf vier. Die Holzring-ZR-Umsätze liegen im 1. Quartal 24 % über Vorjahr.


Holzring in Kürze


Holzring Handelsgesellschaft mbH für Holz, Platten und Baustoffe
Universitätsallee 5
D-28359 Bremen
Telefon: 0421 / 2 23 15-0
Telefax: 0421 / 2 23 15-11
E-Mail: info@holzring.de
Internet: www.holzring.de

Gründung: 1971

Zentralregulierter Einkaufsumsatz 2010: 650 Mio. EUR

Geschäftsführung: Olaf Rützel

Beirat:- Albert Gebhardt, Vorsitzender- Jörg-Ludwig Jordan, stellvertretender Vorsitzender- Christian Bergmann- Franz-Josef Kall- Jürgen Roggemann- Jochen Fraas- Stefan Thalhofer

Verbandsmitglied bei: ZGV Zentralverband Gewerblicher Verbundgruppen e. V.

Verbandsmitglieder:
- Karl Ahmerkamp Vechta GmbH & Co. KG, Vechta
- Erich Alsfasser GmbH, St. Wendel
- F. W. Becker GmbH, Pfungstadt
- Beinbrech GmbH & Co. KG Holz- & Baustoffzentrum, - Bad Kreuznach
- Bruno Berthold OHG, Bonn 3 / Beuel
- Karl Birlenbach GmbH & Co., Limburg/Lahn
- Carl Brandt GmbH & Co. KG, Niederfüllbach
- Braun AG, Gossau SG
- Andreas Brodersen GmbH & Co. KG, Essen
- H. J. Bünder GmbH, Euskirchen
- Karl Burger Nutz- und Sperrholzhandlung GmbH & Co., - Asbach-Bäumenheim
- Holz Disselnmeyer KG, Paderborn
- Hans Dunklau GmbH & Co. KG, Bünde
- Eichsfeld-Holz GmbH, Leinefelde
- Ellerbracke & Schulte Sperrholz- und Kunstoffplatten GmbH, Hagen-Bathey
- Johannes Fries GmbH & Co. KG, Kiel
- Gebhardt Holz-Zentrum GmbH, Cham-Altenmarkt
- Rudolf Geier GmbH, Bräunlingen
- Alois Geiger Söhne GmbH & Co. KG, Aschaffenburg
- Christian Göbel Holzhandlung GmbH & Co. KG, Frankfurt
- Carl Götz GmbH, Neu-Ulm
- Groen & Janssen GmbH Holz-Türen-Platen, Südbrookmerland
- Franz Habisreutinger GmbH & Co. KG, Weingarten
- HIAG Handel AG, Kleindöttingen
- Holz-Hauff GmbH, Leingarten
- Holzwarth GmbH,Waldshut/Tiengen
- Hopferwieser AG, Salzburg/ Österreich
- Otto Höttcke GmbH & Co. KG, Werne
- W. & L. Jordan Kassel Großhandeslgesellschaft mbH, Kassel
- Josef Kall GmbH, Aachen
- August Kraus GmbH & Co. KG, Schweinfurt
- Erwin Krüger KG, Berlin
- Küchler AG, Schlieren
- Hermann Matthey GmbH, Wuppertal / Barmen
- Holz Mayrhofer GmbH, Passau-Patriching
- Hermann Münker GmbH, Siegen-Birlenbach
- Oldenboom Groep BV, AM Doetinchem
- Karl Pichler AG, Algund/ Lagundo BZ
- Pilipp Vertriebsges. für Sperrholz u. Bauele., Ansbach
- Enno Roggemann GmbH & Co. KG, Bremen
- Holz-Speckmann GmbH, Halle/Westf.
- Stadelbauer GmbH, Offenburg
- Georg Thalhofer OHG, Deisenhausen
- Hermann Tschabrun GmbH, Rankweil
- B. Vomberg GmbH & Co. KG, Schlüchtern
- Hermann Wickert GmbH & Co. KG, Landau
- Sperrholz Wölbert KG, Dortmund
aus Parkett Magazin 03/11 (Wirtschaft)