Euroshop 2011 bricht alle Rekorde

Bodenbranche profitiert vom Boom im Ladenbau

Deutschlands Ladenbauer vermelden aktuell eine gute Geschäftslage. Passend dazu war die diesjährige Euroshop in Düsseldorf die "größte aller Zeiten". Die Krise scheint die Branche hinter sich gelassen zu haben; das merkten auch die zahlreichen Aussteller von Bodenbelägen und Verlegewerkstoffen. Sie zeigten den Shopdesignern ihre neuen Kollektionen und bewiesen einmal mehr, dass Funktionalität gepaart mit individuellem Design den Boden zu einem wichtigen Gestaltungselement in den Verkaufsräumen machen. von Jochen Lange

Nur alle drei Jahre findet die Düsseldorfer Euroshop statt. Ein Glücksfall, betrachtet man die wirtschaftliche Situation zwischen 2008 und 2011: Die letzte Auflage der weltweit größten Fachmesse für den Innvestitionsbedarf des Handels fand vor der Krise statt; 2011 war diese schon wieder vorbei. Die glückliche Terminierung sorgte deshalb für ausgezeichnete Stimmung bei den Veranstaltern und den gut 2.000 Ausstellern - davon etwa 60 aus dem Segment Boden - gleichermaßen: Die diesjährige Messe war die "größte Euroshop aller Zeiten", verkündete die Messegesellschaft zum Abschluss und Findeisen-Geschäftsführer Helmut Wenzel war sich schon sicher: "In drei Jahren sind wir wieder dabei." Mehr als 106.000 Besucher wollten wissen, was es an neuen Produkten, Trends und Konzepten für die Ladengestaltung gibt.

Weil die Verkaufsräume heute völlig anders aussehen als noch vor Jahren, spielen auch Bodenbeläge eine immer wichtigere Rolle. Sollten früher nur die Waren möglichst vorteilhaft und verkaufsfördernd in Regalen platziert werden, geht es inzwischen um die Umsetzung kompletter Marketing- und Storekonzepte, um Emotionen und Botschaften an die Käufer, ja sogar um die Vermittlung von Werten, für die ein Produkt, eine Marke oder das ganze Unternehmen stehen. In einem Wort: Branding. Und für das ist auch der Fußboden wichtig.

Dabei sind die Anforderungen an den Bodenbelag im Shop-Bereich zahlreich und hoch. Rein optisch muss eine große Bandbreite abgedeckt werden - von der eher unauffälligen Erscheinung, um die Waren dezent zu betonen, bis zu möglichst auffälligen Designs, die die Blicke auf sich und die Kunden in die Läden ziehen. Gleichzeitig sollen die Böden ihr gutes Aussehen auch beim größten Kundenansturm behalten, selbst wenn im Winter Eis, Schnee, Sand und Salz aus den Einkaufsstraßen in die Geschäfte gebracht werden. In diesem Zusammenhang unerlässlich: Leichte Reinigung und Pflege ohne großen - auch finanziellen - Aufwand. Und wenn die Produkte dann auch noch schnell zu verlegen sind, ist der Ladenbesitzer vollends zufrieden. Denn wenn eine Abteilung oder gar das ganze Geschäft über längere Zeit geschlossen werden muss, "nur" weil ein neuer Bodenbelag verlegt wird, bleiben die Einnahmen aus.

Trend zu großen Formaten

Das wissen auch die Firmen aus der Bodenbelags-Branche. Sie waren in Halle 10 versammelt und vor allem die Anbieter von Designbelägen traten den Beweis an, dass ihre Produkte der ideale Boden für gute Geschäfte sind. So nutzte Objectflor die Euroshop für die Vorstellung der ersten Zwischenkollektion zur Expona Design: In den Flooring Trends nehmen die Kölner erstmals aktuelle Designentwicklungen während einer noch laufenden Kollektion auf.

Apropos Trends: Der zu Holzdekoren hält weiter an. Die Nachbildungen werden immer authentischer, wobei Eiche nach wie vor die Liste der Vorbilder anführt. Neue Fantasie-Dekore bieten Windmöller mit der erweiterten Connect-Kollektion und Objectflor beispielsweise mit der psychedelisch anmutenden Wellenoptik Swirl, die an das Design der 70er Jahre erinnert. Als "Abheben von der bloßen Imitation" charakterisiert Katrin Riedrich von Armstrong diese Entwicklung. Auch Forbo Flooring setzt mit der neuen Allura-Kollektion neben Holz- und Steindekoren auf abstrakte Dessins: Allura Abstract lässt mit zeitgemäßen Digitalmustern, textilen Anlehnungen und Metalloberflächen ungewohnte Optiken entstehen. Die insgesamt mehr als 100 Allura-Dessins hat Forbo selbst entworfen und produziert sie in Coevorden.

Bei den Formaten gilt: Je größer, desto besser. Armstrong trumpft mit der Max-Plank auf, die mit ihrer Länge von 1,83 m momentan wohl einzigartig bei den LVTs sein dürfte. Auch Mflor verzeichnet eine positive Resonanz auf seine 1,36 m lange Planke, während Projekt Floors die Dekore seiner neuen Premium-Kollektion in drei unterschiedlichen Breiten im Programm hat.

Immer mehr Anbieter haben auch Mut zu ungewöhnlichen Formaten jenseits des Rechtecks. Armstrong etwa konfektioniert Designcut in schrägen Planken und runden Fliesen-Elementen, die der Kreativität bei der Ladengestaltung kaum Grenzen setzen.

Nicht nur Designböden

In der Minderheit sahen sich die Hersteller textiler Bodenbeläge. Dennoch finden auch deren Produkte den Weg in die Einzelhandelsgeschäfte. Gerade in Showrooms und Boutiquen ist der textile Belag angesagt. Die Teppichböden schlucken Lärm, stehen für Komfort und vermitteln Wertigkeit. Dass hier die technischen und gestalterischen Möglichkeiten noch nicht ausgereizt sind, zeigte Anker mit der neuen Kollektion Join. In ihr habe man Velours und Schlinge so dicht zusammengebracht wie noch nie zuvor, sagen die Verantwortlichen. Es sind gänzlich neue Optiken und Musterungsmöglichkeiten entstanden, die weder Tuften noch Weben allein hervorbringen können.

Im hochwertigen Einzelhandel sind auch Parkett und andere Holzböden beliebt. Dort steht die wertige Ausstrahlung der Beläge, wie sie etwa Kährs oder Hebo in Düsseldorf präsentierten, im Vordergrund.

Eine Sonderstellung nahm Verlegewerkstoff-Hersteller Kiesel mit seinem mineralischen Designboden Servoart Ceflo ein. Für das Esslinger Unternehmen verlief die Premiere auf der Euroshop sehr positiv und sorgte für viele gute Kontakte. Diese kamen vor allem von Montag bis Mittwoch zustande. Das Wochenende verlief dagegen schleppend und zäh, was auch die große Mehrheit der Aussteller in Halle 10 bestätigte. Zufrieden waren aber fast alle mit dem großen Anteil internationaler Besucher.

Komplettiert wurde das Bodensegment durch Leistenspezialist Küberit, Verlegewerkstoffhersteller Uzin und der Emco Bau-Tochter C/R/O mit ihren Schmutzfangsystemen.

Nachhaltigkeit: "Das" Thema auch im Ladenbau

Auch wenn die Euroshop wieder in die vier eigenständigen Segmente Euro Concept (Ladenbau, -einrichtung und -design), Euro Sales (Marketing und Verkaufsförderung), Euro CIS (Informations- und Sicherheitstechnik) und Euro Expo (Messebau) eingeteilt war, zog sich ein Thema doch wie ein roter Faden durch die Hallen: Nachhaltigkeit. Handelsunternehmen richten verstärkt ihre Firmenkultur an Nachhaltigkeitskriterien aus, umweltfreundliche und ressourcenschonende Produkte werden im Ladenbau immer gefragter.

Zusätzlich widmete die Messe der Nachhaltigkeit zwei Sonderpräsentationen: Sustainovation und Eco-Park - letztere in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) - zeigten anhand konkreter Beispiele die Einspar- und Wachstumspotenziale, die in nachhaltiger Produkt- und Shopgestaltung stecken.

Hier konnte auch Nadelvlies-Spezialist Findeisen punkten, der Nachhaltigkeit mittlerweile als Unternehmensziel definiert hat. Der mit Natur-Materialien wie Fell und Holz minimalistisch gestaltete Stand unterstrich diese Positionierung. Auch Anker ist bei diesem wichtigen Thema präsent. Die Dürener haben inzwischen mit Karlheinz Werker einen eigenen Leiter für nachhaltige Unternehmensentwicklung. Und der neue Teppichboden Join wird ausschließlich aus dem recycelten Garn Econyl von Aquafil produziert.


Euro Shop 2011 Daten & Fakten


Profil: Fachmesse für den Investitionsbedarf des Handels
Ort: Düsseldorf
Veranstalter: Messe Düsseldorf
Aussteller: 2.038 (2008: 1.911)
darunter: Deutschland (909), Italien (170), China (111)
Ausstellungsfläche: 107.000 m
Besucher: 106.000 (2008: 104.000)
Anteil ausländischer Besucher: 60% (2008: 54%)
Turnus: alle 3 Jahre
Nächster Termin: 15. bis 19. Februar 2014


Aktuelle Trends im Handel und Shopdesign


-Shopdesign wird zum Ausdruck der Unternehmenskultur
-Vintage- und Retro-Stil im Ladenbau befriedigen die Sehnsucht der Kunden nach Gemütlichkeit.
-Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und ökologische Verantwortung fordern die Kunden nicht nur von Produkten, sondern zunehmend auch vom Händler.
-Als Gegenbewegung zur Globalisierung spielen regionale Produkte eine immer größere Rolle beim Verbraucher. Diese Regionalität will er auch im Ladendesign wieder finden.
-Die Oberflächen werden rustikaler, etwa sägeraue Holzoptiken.
-Bei den Bodenbelägen geht der Trend zu großen, teilweise auch zu einem Mix aus unterschiedlichen Formaten.
-Im hochpreisigen Einzelhandel werden echtes Holz und echter Stein bevorzugt; das mittlere bis untere Preissegment setzt auf Nachbildungen.
-Weil die Beläge immer öfter ausgetauscht werden, kommen bei elastischen Belägen verstärkt dünnere Nutzschichten zum Einsatz.
-Gedeckte, neutrale Farben bestimmen das Bild am Boden. Eiche dominiert bei den Hölzern. Metalloptiken sind gefragt.
aus BTH Heimtex 04/11 (Wirtschaft)