Dr. Ulrich Leifeld, Geschäftsführer des Fachverbandes der Matratzen-Industrie e.V.

Gut schlafen heißt gut leben

Die Matratzenbranche hat ein weiteres wirtschaftlich schweres Jahr hinter sich, denn die Schatten der Finanzkrise sind lang und die wirtschaftliche Erholung war im vergangenen Jahr noch recht unruhig und unstet. Doch gegen Ende des Jahres wurde der Aufschwung der deutschen Konjunktur immer deutlicher. In ihrem Jahresgutachten im November stellten die so genannten "Fünf Wirtschaftsweisen" sogar die zweckoptimistischen Prognosen der Bundesregierung in den Schatten. Um satte 3,7 Prozent soll das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr steigen. Die Bundesregierung rechnet mit 3,4 Prozent Wachstum. So viel Optimismus gab es schon lange nicht mehr.

Damit läuft es in Deutschland deutlich besser als in vielen anderen Ländern, wie etwa in den USA, wo die wirtschaftliche Entwicklung immer mehr in Gefahr gerät. Die deutsche Wirtschaftslokomotive ist der private Verbrauch, der von beträchtlichen Kaufkraftzuwächsen der Privathaushalte profitiert und sich gefestigt hat. Im Handel war ein Konsumverhalten zu beobachten, dass die Inlandsnachfrage stabil hält. Für die Matratzenindustrie ist dieser private Konsum ganz besonders wichtig, weil sie zum überwiegenden Teil durch ihn getragen wird. Dennoch war die wirtschaftliche Entwicklung in der Matratzenbranche für 2010 noch sehr verhalten. Die Lage hat sich zwar im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2009 stabilisiert und Verluste konnten eingedämmt werden, doch immer noch war eine gewisse Kaufzurückhaltung zu verzeichnen.

Bei der Erklärung dieses Phänomens können die Ergebnisse einer Studie des Instituts für Handelsforschung (IHF) aus dem vergangenen Jahr zum Konsumentenverhalten weiterhelfen: Die befragten Verbraucher zeigten zwar großes Interesse an sozial und ökologisch unbedenklichen Produkten, gekauft wird aber trotzdem lieber im preiswerten Segment. "Der Trend ist in Deutschland eindeutig. Der Markt polarisiert sich in einen Qualitäts- und einen Preismarkt", so IHF-Geschäftsführer Boris Hedde. An dieser Stelle muss in Zukunft auch die Matratzen-Industrie ansetzen und Strategien entwickeln, um sich auch jenseits der Discounter und des Luxus-Segments Erfolg versprechende Nischen zu eröffnen.

Der andauernde Aufwärtstrend der allgemeinen Rohstoffpreise war ein weiterer Grund, warum das zurückliegende Jahr den Herstellern von Matratzen nicht die erhoffte deutliche Wende gebracht hat. Für verschiedene Roh- und Hilfsstoffe mussten sie teilweise sogar deutlich zweistellige Preiserhöhungen hinnehmen. Und da der Handel Preissteigerungen mit dem Argument der angeblich unverrückbaren Handelseckpreise vehement ablehnt, haben die Hersteller nur die Möglichkeit, geringere Margen hinzunehmen oder aber die Preissteigerungen an anderer Stelle einzusparen. Es bleibt abzuwarten, ob eine Lösung gefunden wird, wie den voraussichtlich auch in Zukunft weiter steigenden Rohstoffpreisen begegnet werden kann, so dass diese Last nicht allein auf den Schultern der Hersteller ruht. In diesen Tagen hofft die Branche darauf, dass die traditionell stärkeren Wintermonate den Markt soweit beleben, dass Verkaufsimpulse und nachhaltiges Wachstum in das noch junge Jahr 2011 mitgenommen werden können.

Der Fachverband Matratzen-Industrie e.V. schaut nach dem erfolgreichen "Jahr des guten Schlafs 2010" recht optimistisch in das neue Jahr. Das große positive Feedback auf die verschiedenen Veranstaltungen hat uns gezeigt, dass großes Interesse an unseren Aktivitäten besteht und dass unsere intensive Arbeit der vergangenen Jahre Früchte trägt. Deutlich wurde vor allem auch, dass der Austausch zwischen den verschiedenen Beteiligten der Branche, für den wir uns schon lange einsetzen, unverzichtbar ist. In diesem Monat freuen wir uns besonders auf die imm cologne 2011, den alljährlichen Messe-Höhepunkt, bei dem die gesamte Branche zusammenkommt. Bei dieser Gelegenheit möchten wir in einer angenehmen und ruhigen Atmosphäre mit den Messebesuchern ins Gespräch kommen und gemeinsam Ideen entwickeln, wie wir auch in Zukunft etwas bewegen und dem guten und gesunden Schlafen eine Plattform geben können.

Nach der hervorragenden Zusammenarbeit mit der Stylistin Annett Janowiak im vergangenen Jahr war uns klar, dass sie ein weiteres Mal die Gestaltung unserer Fläche in der Halle 9 "Sleep" übernehmen sollte. In Anknüpfung an die B-to-B-Veranstaltung "talk@sleep" im vergangenen September sollen dabei die Zukunftsvisionen der Branche gestalterisch umgesetzt werden. Natürlich darf auch in diesem Jahr die Branchenparty "meet@sleep" auf der Loungefläche des Verbands am Messedienstag nicht fehlen, das alljährliche Highlight in der Halle 9 mit guter Musik, Speisen und Getränken sowie hoffentlich vielen interessanten Gästen. Wir freuen uns schon auf Sie!

Eines unserer Ziele für 2011 ist die weitere Intensivierung der Presse- und Kommunikationsarbeit mit den zentralen Inhalten:

-"Richtig liegen heißt gut schlafen. Gut schlafen heißt gut leben."
-Eine Matratze hat eine Nutzungsdauer von fünf bis sieben Jahren.

Mit unserer Öffentlichkeitsarbeit möchten wir die Branche außerdem anregen und ermutigen, in ihrer Kommunikation mehr auf den Verbraucher einzugehen. Die Botschaft lautet: Weg vom unverständlichen und verwirrenden Fachchinesisch und hin zu einer kundenfreundlichen Sprache, mit der auch der Laie etwas verbindet.

Der Kunde soll in die Lage versetzt und aufgefordert werden, selbst kompetent über das Produkt seiner Wahl zu urteilen. Wichtige Leitmotive dabei sind "Selfness" (etwas für sich tun), "Convenience" (leicht zu dem finden, was man möchte), "Design" und "Wohlfühlen". Diese Worte gilt es mit Inhalt zu füllen und so den Kunden wirklich anzusprechen.

Ein wichtiges Instrument des Endverbrauchers zur Einschätzung verschiedener Produkte sind die Veröffentlichungen der Stiftung Warentest. Hier ist es uns ein großes Anliegen, auf eine Veränderung bei der Durchführung der Tests hinzuwirken. Bislang werden bei der Testung von Matratzen grundsätzlich nur Modelle einer Größe (nämlich 90/200 cm) und eines Härtegrads berücksichtigt. Dahinter stehen vor allem wirtschaftliche Überlegungen - es ist natürlich preiswerter, ausschließlich Matratzen mit dem Maß 90/200 cm zu testen. Die Stiftung Warentest verweist aber im Rahmen der Veröffentlichung ihrer Untersuchungsergebnisse (z.B. in der Novemberausgabe 2010) unter der Rubrik "Mittlerer Matratzenpreis in Euro" auf zwei unterschiedliche Matratzengrößen, nämlich 90/200 und 140/200 cm. Das heißt, dem Leser wird hier von der Stiftung Warentest selbst der Eindruck vermittelt, die Ergebnisse der Tests seien auf beide Matratzengrößen übertragbar. Die Verbraucherzentralen hingegen mahnen ab, wenn Hersteller oder Händler mit Test-Siegeln werben, die sich in Härtegrad und Größe nicht exakt auf das getestete Modell beziehen.

Das ist eine unhaltbare Situation, denn wenn nur in einer Größe und mit einem Härtegrad getestet wird, bietet das StiWa-Siegel dem Kunden im Dschungel der verschiedenen Matratzenmodelle kaum noch Orientierung. Eine tatsächlich für den Verbraucher nachvollziehbare und relevante Aussagekraft der Testergebnisse ist damit nicht gegeben. Hier ist der Verband gefragt, Stellung zu beziehen und auf derartige Ungerechtigkeiten und Ungereimtheiten aufmerksam zu machen.

Mit gemischten Gefühlen, aber doch vorsichtig optimistisch und voller Neugier auf das Kommende gehen wir also ins Jahr 2011, vor allem getragen von der Hoffnung, dass der wirtschaftliche Aufschwung auch in unserer Branche deutlicher spürbar wird. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) dürfen wir für Ende dieses Jahres darauf hoffen, dass die Wirtschaftskraft in Deutschland wieder an die Werte von Mitte 2008 und damit an das Niveau vor Einsetzen der Wirtschaftskrise heranreichen kann. Dies sind nach - rein rechnerisch - mehr als drei Jahren mit Nullwachstum doch Aussichten, die uns Anlass zur Hoffnung geben!
aus Haustex 01/11 (Wirtschaft)