11. Internationales BEB-Sachverständigentreffen in Schweinfurt

Rekordkulisse mit 250 Teilnehmern

Das 11. Internationale Sachverständigentreffen des Bundesverbandes Estrich und Belag fand bereits zum dritten Mal in Schweinfurt statt. 250 Sachverständige, Handwerker und Industrievertreter aus dem deutschsprachigen Raum sorgten für eine neue Rekordkulisse. Das diesjährige Vortragsprogramm gliederte sich in drei Abschnitte: 1. Schall, 2. Bauhygiene/Bauphysik/Recht, 3. Temperierte Fußbodenkonstruktionen. FussbodenTechnik fasst sechs der Vorträge zusammen.

Der Termin des BEB-Sachverständigentreffens in Schweinfurt ist für viele Branchenteilnehmer ein Pflichttermin. Ein großer Vortragssaal, ein komfortables Foyer für die Aussteller der Industrie und ein breites Themenspektrum machen den Charme dieser Veranstaltung aus. Organisatorisch lag das Sachverständigentreffen wieder einmal in den Händen von Heinz-Dieter Altmann, Obmann des BEB-Arbeitskreises Sachverständige, und Oliver Erning, Leiter des dem BEB angeschlossenen Instituts für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF).

VORTRAG 1: Trittschallschutz bei Fußbodenkonstruktionen
Egbert Müller, IBF

These: Trotz Planung erreichen rund 20 % der Massivdecken bei Nassestrichen im Neubau nicht den erforderlichen Wert für erhöhten Trittschallschutz.

Inhalt: Die Trittschalldämmwerte von Massivdecken bei Nassestrichen im Neubau erreichen unproblematisch die Normanforderung der DIN 4109 (Trittschall < 53 dB). Anders ist dies bei erhöhtem Trittschallschutz, der im Beiblatt 2 der DIN 4109 mit < 46 dB vorgegeben wird. Selbst bei entsprechender Planung erreichen rund 20 % der Decken nicht den erforderlichen Wert für erhöhten Trittschallschutz. Außerdem weisen rund 40 % der Decken ungünstige Abweichungen zwischen Messwert und rechnerisch zu erwartendem Wert auf. Egbert Müller betonte, dass diese Abweichung unter Umständen trotz an sich ausreichender Trittschalldämmung als Mangel angesehen werden könnte.

Als Ursachen für unzureichende Trittschalldämmung und ungünstige Abweichungen zwischen Messwert und rechnerisch zu erwartendem Wert, nannte Müller folgende Gründe:
Einflüsse durch Luftschallübertragungen
Schallbrücken im Randbereich zwischen Estrich und Betonuntergrund
Undichtigkeiten der Massivdecken
durch Nachfolgehandwerker verursachte Schallbrücken vorwiegend im Randbereich zwischen Estrich und aufgehenden Bauteilen
Einflüsse aus ungünstigen Verlegeuntergründen, z.B. Heizungsrohre und Elektrokabel auf den Rohdecken, die eine fachgerechte Verlegung der Dämmschicht erschweren oder ganz unmöglich machen

Verbesserungsmaßnahmen für den Planer:
Anordnung von Einbauten (z.B. Rohre, Kabel) auf der Rohdecke nach den Angaben im BEB-Hinweisblatt "Rohre, Kabel und Kabelkanäle auf Rohdecken - Hinweise für Estrichleger und Planer"
Auswahl von Dämmstoffen mit möglichst geringer dynamischer Steifigkeit
Vermeidung von Undichtigkeiten in Massivdecken

Verbesserungsmaßnahmen für den Estrichleger:
Einsatz von Mineralfaser-Trittschalldämmplatten
Vermeidung von einlagigen Dämmschichten bei Einbauten auf der Rohdecke
Überprüfung der planerischen Vorgaben; Änderung des geplanten Aufbaus nur in Abstimmung mit Bauherrn/Planer
Sorgfältige, schallbrückenfreie Verlegung des Estrichs
Verwendung von Leichtmörteln zum Ausgleich von Einbauten auf der Rohdecke


VORTRAG 2: Schallschutz in Feuchträumen - Wirkungsweise von Entkopplungsystemen
Heinz J. Ferk, TU Graz

These: Eine sorgfältige Verarbeitung der Randfuge hat eine große Bedeutung für eine wirksame Trittschalldämmung bei einem schwimmenden Estrich.

Inhalt: Im Rahmen einer Forschungsarbeit wurde die Auswirkung verschiedener Randfugenausbildungen auf die Trittschall- und Körperschallübertragung untersucht. Es zeigt sich, dass die untersuchten Abdichtungssysteme nur einen geringen Betrag zur Körperschallübertragung leisten, wenn sie richtig verarbeitet sind. Maßgeblicher ist die Verarbeitung der Randfuge als Ganzes. Bereits kleine Körperschallbrücken haben eine maßgebliche Auswirkung auf das erreichbare Trittschalldämmmaß.

Ein Beispiel für innovative Produkte bei Entkopplungssystemen ist ein selbstklebendes Dichtband. Damit wird vermieden, dass die sonst zur Montage der Dichtbänder verwendete Dichtmasse in den Randfugenbereich gerät, womit ein Teil des Risikos der Entstehung von Körperschallbrücken verhindert wird.

Trittschallentkopplungsmatten können insbesondere in höheren Frequenzen eine spürbare Trittschallminderung bewirken. Die häufig von Herstellern genannte ISO 717-2 ist aber nur dann gültig, wenn die Matte auf einer Stahlbetonrohdecke aufgebracht wird.


VORTRAG 3: Verbundabdichtungen - Möglichkeiten und Grenzen
Walter Mauer, Mapei

These: Verbundabdichtungen haben sich bewährt - so lange sie fachgerecht eingebaut werden.

Inhalt: Man unterscheidet flüssig aufzubringende Abdichtungen, Abdichtungsbahnen und wasserdichte Platten. Der Einsatz von flüssig zu verarbeitenden Verbundabdichtungen in der DIN18195 Teil 7 geregelt. Was ist eine Abdichtung im Verbund? Bei dieser Abdichtungsvariante bietet der Belag die Schutzschicht der Abdichtung, somit verhindert man ein Eindringen der Feuchtigkeit in die Untergrundkonstruktion. Bereits 1980 wurden die ersten Verbundabdichtungen eingesetzt.

Das Abdichten ist normativ vorgeschrieben: Mit der Einführung der Europäischen Bauproduktenrichtlinie und deren Durchführungsverordnung in so genannten Grundlagendokument 3 ("Gesundheit, Hygiene und Umweltschutz") wurde die Abdichtung in Europa gesetzliche Pflicht. Die Abdichtungen dienen dem Schutz von Bauwerken gegen das Eindringen von Feuchtigkeit und gewährleisten die Anforderungen an die Raumhygiene.


VORTRAG 4: Die Arbeit des Gerichtssachverständigen aus dem Blickwinkel der Rechtsanwälte und Richter
Rechtsanwalt Claus Suffel

These: Sachverständige sollen Gutachten kurz und verständlich halten.

Inhalt: Rechtsanwalt Claus Suffel gab Tipps, welche Erwartungen Rechtsanwälte und Richter an Sachverständige haben. Zum Thema "Gutachten" führte er aus: Das Gutachten ist für das Gericht, die Parteien und ihre Anwälte bestimmt. Diese sind Laien auf dem jeweiligen Sachgebiet. Deshalb sollten die Ausführungen des Sachverständigen in der gebotenen Kürze erfolgen, gleichzeitig aber aussagekräftig und für Laien verständlich sein. Soweit sich das Gutachten mit zahlreichen Einzelfragen beschäftigt, erleichtert ein Inhaltsverzeichnis mit Seitenangaben, eine klare Gliederung und eine Zusammenfassung die weitere Arbeit mit dem Gutachten.

Es gelte der Grundsatz: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Erläuternde Zeichnungen oder aussagekräftige Bilder erleichtern das Verständnis erheblich. In der Regel verfügt das Gutachten über einen Anhang mit einer Bilddokumentation. Die Bilder sollten aussagekräftig sein und und den konkreten Mängeln zuzuordnen.

VORTRAG 5: Klimaböden - Informationen zum neuesten Stand
Dr. Michael Günther, Uponor

These: Der Begriff "Klimaboden" ist irreführend, da er die Temperaturen aber nicht die Raumluftfeuchte beeinflusst.

Inhalt: Das künftige Planen, Errichten und Nutzen energieeffizienter Gebäude ist einerseits davon geprägt, die energetischen Aufwendungen für das Heizen und Kühlen möglichst gering zu halten oder mit einem Deckungsanteil erneuerbarer Energien am Primärenergiebedarf auszukommen. In Verbindung mit einem hohen baulichen Wärmeschutz ergeben sich geringe Heizlasten der Gebäude, so dass im Fall einer Fußbodenheizung die thermischen Belastungen des Fußbodens sinken.

Andererseits nimmt der Wunsch zu, sommerliche Überhitzungserscheinungen in Gebäuden möglichst zu vermeiden. Dazu ist ein guter sommerlicher Wärmeschutz der Gebäude zwar die grundlegende Voraussetzung, jedoch kann ein verbleibender Kühlbedarf die aktive Raumkühlung, z.B. über die Fußbodenkonstruktion erfordern. Klimaböden erfüllen die Funktion des Heizens und Kühlens, beeinflussen aber nicht direkt die Raumluftfeuchte, so dass der Begriff des Klimabodens eigentlich irreführend ist. Aus Marketinggründen wird er aber insbesondere für dünnschichtige, sehr gute regelbare Fußbodenkonstruktionen verwendet.

VORTRAG 6: Probleme mit Holzkonstruktionen bei Klimaböden
Peter Fendt, Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik

These: Für Parkett auf beheizten und gekühlten Fußbodenkonstruktionen ist eine detaillierte Planung erforderlich.

Inhalt: Parkett ist grundsätzlich für die Verlegung auf beheizten und gekühlten Fußbodenkonstruktionen geeignet. Für den Werkstoff Holz und das Produkt Parkett handelt es sich um eine Verwendung unter kritischen Rahmenbedingungen, die eine detaillierte Planung erfordern. Nicht alle Holzarten, Konstruktionen und Oberflächenbehandlungen sind für eine solche Verlegung geeignet.

Zu verwenden sind grundsätzlich quellarme Holzarten, die z.B. mit elastisch eingestellten PU-Klebstoffen (auch SMP/Hybridklebstoffe) verklebt werden können. Bewährt haben sich die Holzarten Eiche, ölhaltiger Teak, Merbau und Doussie. Bei Massivparkett sind "schlanke" Elemente zu bevorzugen, bei Mehrschichtparkettelementen ist auf eine hohe Qualität der Verleimfestigkeit zu achten. Fraglich ist, ob schichtverleimte Elemente den auch kurzfristig wiederkehrenden Belastungen über die zu erwartende Lebensdauer standhalten können.

Bei massiven Parkettstäben sind je nach Klebstoffformulierung höhere Estrichfestigkeiten erforderlich. Bezüglich Oberflächenbehandlung haben schichtbildende Systeme Vorteile gegenüber diffusionsoffenen Oberflächenbehandlungen. Bei der Planung stehen in aller Regel die Optik und das Aussehen im Vordergrund. Konstruktive Belange und technische Einschränkungen werden oft außer Acht gelassen. Ohne Kenntnis der zu erwartenden Raumluftzustände ist eine Verlegung von Parkett als unwägbares Risiko einzustufen.

Parkett auf beheizten und gekühlten Fußbodenkonstruktionen gibt es nicht "von der Stange". Neben einer entsprechend qualitativ hochwertigen Auswahl sämtlicher zu verwendender Materialien ist vor Auftragsvergabe ein Gespräch mit dem Bauherrn/Nutzer erforderlich. Insbesondere für den Verwendungszweck sind die normativ geschuldeten Hinweis- und Sorgfaltspflichten zu erfüllen. Da als wesentlicher Aspekt der Gebrauch der Sache den Erfolg der Leistung beeinflusst, sind Maßnahmen, die der Bauherr/Nutzer zu beachten und auszuführen hat, zu besprechen und zu dokumentieren.

Zu empfehlen ist eine speziell erstellte Pflegeanweisung. Die üblichen Pflegeanweisungen, die gemäß DIN 18356 Parkettarbeiten zu übergeben sind, reichen bei kritischen raumklimatischen Verhältnissen nicht aus.
aus FussbodenTechnik 01/11 (Wirtschaft)