Roundtable mit dem Deco Team

Event, Geschäft und Fachliches

Mit ihrem attraktiven Eventprogramm und einer kundennahen Umsetzung der Heimtextil-Trends hat sich Deco Team in den letzten Jahren zu einer der Attraktionen der Heimtextil entwickelt. Dabei ist Deco Team nie statisch, immer lebendig gewesen. Neu in dem eingeschworenen Zirkel arrivierter deutscher Unternehmen ist der Textilverlag Heco, der das Angebot der Gruppe unter anderem mit seiner breiten, vielfältigen Uni-Auswahl bereichert.

BTH Heimtex-Redakteurin Birgit Genz traf führende Köpfe der Gruppe zu einem Austausch über Wünsche, Pläne und Visionen des Deco Teams. Ihre Gesprächspartner waren Dietmar Grädtke (Gardisette), Burkhard Koop (Heco), Jan Peter Büning (Horn), Sascha Dempwolf (Porschen), Hendrik Unland und Koordinatorin Birgt Schlenker.

BTH Heimtex: Herr Koop, Sie sind erst kürzlich dem Deco Team beigetreten. Was erwarten Sie von der Zusammenarbeit und wie können Ihre Mitstreiter von Ihnen profitieren ?

Burkhard Koop: Nachdem wir 2010 nicht auf der Heimtextil waren, weil unsere Standwünsche nicht erfüllt werden konnten, war ein Beweggrund für den Beitrttt, dass wir 2011 nicht wieder als Einzelkämpfer in Frankfurt antreten wollten, sondern uns überlegt haben, wohin der Weg von Heco in den nächsten Jahren führen soll.
Der Beitritt zu einer Gemeinschaft aus sehr guten, im Markt bestens platzierten Firmen erschien uns als richtiger Schritt. Und auch als Ansporn.

Wir sind für unseren guten Service bekannt und unsere Kollektion gilt als sehr gut verkäuflich. Das kommt hoffentlich auch dem Deco Team zu Gute.

BTH Heimtex: Herr Dempwolff, Sie sind vor einem Jahr zu Deco Team gestoßen. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt? Wovon haben Sie hauptsächlich profitiert?

Sascha Dempwolff: Die Kundenfrequenz auf dem Stand auf der letzten Heimtextil war enorm. Diese vielen Kunden hätten wir nie alleine erreicht. Außerdem fand die Außendarstellung bei Fachhandel und Raumausstattern, bei denen Deco Team hoch angesehen ist, große Beachtung. Marketingstrategisch ist das sehr positiv für uns.

Allerdings habe ich auch gelernt, dass man bei Deco Team nicht die eigenen Unternehmensziele in den Vordergrund stellt, sondern die der Gruppe. So werden zum Beispiel die Aktionsflächen und Aktivitäten gemeinsam betrieben, um letztlich die ganze Branche voranzubringen. Das empfand ich als kreativ und befruchtend.

Und nicht zuletzt stimmt es bei Deco Team auch zwischenmenschlich. Insofern war es absolut die richtige Entscheidung für Porschen.

BTH Heimtex: Deco Team ist die einzige uns bekannte Gemeinschaftsaktion bzw. Gruppierung der gesamten Branche, die jahrelang, sogar jahrzehntelang Bestand hat. Was ist Ihr Erfolgsrezept.

Jan Peter Büning: Das ist Birgit Schlenker. Sie ist mit Leidenschaft und Engagement dabei, die Gruppe seit über 20 Jahren zu führen - auch mit wechselnden Besetzungen.

Hendrik Unland: Es müssen auch die handelnden Personen zueinander passen und die Gruppe zusammen halten.

Dempwolff: Sicher ist der langjährige Erfolg auch in dem attraktiven Rahmenprogramm begründet. Die Motivation der Besucher hat sich geändert. Sie erwarten mehr Eventcharakter, Ideen und Inspirationen.

Unland: Das darf aber auch nicht zu einer Kirmesveranstaltung verkommen. Unsere Besucher, unsere Kunden wollen - immer noch - auch Geschäfte auf der Messe machen. Daher müssen Event, Geschäft und Fachliches geschickt kombiniert werden.

Ich muss zugeben, dass ich lange vertreten habe, dass wir Stoffe produzieren und keine Ideen für die Fenstergestaltung. Mittlerweile habe ich mich eines Besseren belehren lassen. Wobei die Dekorationsideen durch die heutigen modernen Dekorationsformen nicht mehr ganz so im Fokus stehen wie früher.

BTH Heimtex: Was würden Sie anderen raten, die eine ähnliche Initiative starten wollen?

Dempwolff: Beständig zu sein, konsequent am Ball zu bleiben, ein Ziel zu verfolgen - und das auch über einen längeren Zeitraum. Und man darf nicht verkennen, dass viel Arbeit damit verbunden ist.

Büning: Die Bezeichnung "Team' muss auch mit Leben erfüllt werden. Wenn jeder seine eigenen Interessen durchsetzen will, ist eine solche Initiative zum Scheitern verurteilt. Es ist hier ein Geben und Nehmen.

Unland: Und man muss fair - und offen - miteinander umgehen, bereit sein, Probleme gemeinsam zu lösen.

Generell ist die Zusammenarbeit sehr fruchtbar. Ich habe aus Zusammenkünften immer etwas mitgenommen. Man lernt von dieser Gruppe, sie hilft einem weiter. Aber man muss sich auch selber einbringen.

Schlenker: Das möchte ich unterstreichen. Es ist ein sehr offenes und ehrliches Miteinander in der Gruppe. Deshalb wird bei neuen Interessenten immer sehr genau überlegt, ob sie dazu passen.

BTH Heimtex: Die Messe Frankfurt hat die Heimtextil mal wieder umstrukturiert. Tapeten, eines der dynamischten und kreativsten Angebotssegement der letzten Jahre, residieren künftig in Ihrer Nähe, in Halle 3. Was halten Sie davon ? Könnten sich daraus nicht Synergien für Sie ergeben, zum Beispiel durch den starken internationalen Zulauf bei Tapeten ?

Unland: Für mich gab es zwei Alternativen: Entweder dass Sonnenschutz, der noch näher am Fenster ist, in die Ebene 3.1 zieht, oder Tapeten. Tapeten finde ich deshalb gut, weil sie tatsächlich gezeigt haben, wie eine stagnierende Branche wiedererwachen und ihrem Produkt neues Leben einhauchen kann. Tapeten sind inzwischen ein Frequenzbringer und werten durch ihre Präsenz in der 3.1 die Halle 3 insgesamt auf.

Grädtke: Die Frequenz wird in der Halle 3 durch die Tapete deutlich besser werden und die Halle insgesamt stark in den Mittelpunkt der ganzen Messe rücken.

BTH Heimtex: Deco Team hat schon einmal einen Vorstoß Richtung Tapeten gewagt. Wäre angesichts der neuen räumlichen Nähe ein erneuter Anlauf denkbar ?

Schlenker: Es gibt insofern keine neuen Überlegungen, weil die Aussteller bei uns dann einen zweiten Stand haben müssten. Da ergibt sich allerdings das Problem der Finanzierung. Insofern sehe ich leider wenig Chancen.

Unland: Zwei Stände bedeuten nicht nur hohen finanziellen, sondern auch konzeptionellen und personellen Aufwand. Ich glaube, dass es schwierig ist, einen Tapeten-Anbieter zu finden, der so mutig wäre, zu uns in die Stoff-Halle zu kommen.

BTH Heimtex: Was wünschen Sie sich als Deco Team von der Messe Frankfurt ?

Unland: Im Grunde genommen ist die Messe ein Lieferant wie jeder andere auch. Sie muss das liefern, was ihre Kunden möchten und zwar zu dem Preis, den die Kunden bezahlen wollen.

Bisher war die Messe zwar kein einfacher Partner, hat aber das geliefert, was wir haben wollten. Das muss auch so bleiben. Natürlich hat dieser Lieferant auch Mitbewerber, die rührig sind. Für mich sind das Störfeuer, die man gemeinsam überstehen muss.

An sich macht die Messe Frankfurt einen ganz guten Job, gerade in den letzten zwei Jahren mit der Einführung des Insider-Programms und einer - endlich mal - sinnvollen Umstrukturierung. Zum ersten Mal hat sie sich am Markt orientiert.

Grädtke: Es ist ein Dialog entstanden. Die Messe Frankfurt verhält sich deutlich kundenorientierter als noch vor Jahren.

BTH Heimtex: Ein Argument der Editeure für ihren Umzug nach Köln ist der Zugang zu neuen Kundengruppen im Möbelhandel - und zum Publikum. Könnte Sie das auch reizen ?

Grädtke: Dazu muss man nur das Produktangebot in Frankfurt und Köln vergleichen. Das Angebot der Heimtextil ist momentan konkurrenzlos. Ich glaube, dass 95 % unserer Kunden in Köln nicht das Angebot finden, was sie suchen. Insofern sehe ich für uns für die nächsten Jahre keine Alternative zu Frankfurt. Insbesondere unter dem Exportaspekt.

Unland: Und schon gar nicht Köln. Auch Hannover ist immer mal wieder diskutiert worden. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Teppiche auch gut zu uns passen würden, wenn sie nach Frankfurt kämen. Aber ich würde denen zur Zeit nicht nach Hannover folgen.

Genauso wenig wie ich einem Möbler nach Köln folgen würde. Die Editeure haben ganz andere Beweggründe: Sie wollen keine Kunden aus Frankfurt abziehen, sondern in Kontakt zu neuen kommen, neue Konzepte und ihre Marken pflegen.

Insofern sehe ich auch gar keine Konkurrenz zwischen den Ausstellern in Köln und Frankfurt, sondern zwischen den beiden Messestandorten. Wobei: Fairer Wettbewerb zwischen Messegesellschaften tut einer Branche gut. Für uns als Branche kann es doch nur gut sein, wenn es Messeplätze gibt, die darum werben, uns als Aussteller zu bekommen. Auch das hat ja unter anderem dazu geführt, dass man in Frankfurt sehr sensibel geworden ist. Für unsere Verhandlungsgrundlage ist es eher positiv.

BTH Heimtex: Die Stoffräume auf der Comfortex mit den Premium-Verlagen sind beim Besucher gut angekommen. Könnten Sie sich solch eine Konstellation auch für die Heimtextil vorstellen?

Unland: Ist das wirklich so? Ich fand das nicht gelungen, und kann mir auch nicht vorstellen, dass der Messebesucher das wirklich will.

BTH Heimtex: Wie hat sich in den letzten Jahren die Besucherstruktur auf der Heimtextil verändert ?

Unland: Die Kundenstruktur im deutschen Markt hat sich komplett verändert. Früher waren unsere größten Kunden die Kaufhauskonzerne, die es fast alle nicht mehr gibt. Auch die Katag-Häuser mit großen Gardinenabteilungen kamen oft zu mehreren. Das ist alles vorbei.

Den klassische Raumausstatter gibt es allerdings immer noch in großer Anzahl. Und er wird unverändert umworben. Das wird auch so bleiben.

BTH Heimtex: Wie reagieren Sie auf diese strukturellen Umwälzungen ?

Unland: Wir kommen urprünglich aus dem reinen Stückwarengeschäft mit der weißen Gardine, speziell der Wirkgardine. Das ist auf einen Anteil von vielleicht 5 % geschrumpft. Stattdessen haben wir uns über die Jahre vom Coupon-Anbieter zum Objekt-Anbieter und zum Konfektionsbetrieb mit Service-Leistungen bewegt. Im Moment bewegen wir uns zusätzlich in Richtung Sonnenschutz.

Wir haben uns also ständig verändert. Hätten wir das nicht getan, wären wir allerdings auch nicht mehr da.

Wobei jedes Unternehmen seine eigenen Entscheidungen treffen und eigene Rezepte finden muss.

BTH Heimtex: Schlagen wir noch einmal den Bogen zurück zu Deco Team. Was steht bei Ihnen 2011 auf der Heimtextil im Mittelpunkt ? Welche Themen und Trends kommen ?

Schlenker: Zum ersten Mal haben wir den Mut, uns bei den Trends nur auf ein Thema zu konzentrieren und es in seiner ganzen Breite zu zeigen. "Mix Mash' ist lebensbejahend und farbenfroh und repräsentiert eine gekonnte Mischung aus Materialien, Farben und Dessins, die sich sehr vielfältig interpretieren lässt.

Unser zweites wichtiges Standbein ist das Eventprogramm, das auch wieder sehr bunt und abwechslungsreich ist.

Am ersten Messetag, dem Mittwoch, dreht sich bei 2HK/MZE alles um ganzheitliche Wohnberatung. Verkaufstrainer und Unternehmensberater Alexander Verweyen zeigt Wege aus der Kompetenzfalle auf und präsentiert die entscheidenden Faktoren hin zu einer ganzheitlichen Wohnberatung mit nachhaltigem Verkaufserfolg. Danach lädt 2 HK/MZE zur After Work-Party.

Am zweiten Messetag befasst sich die Decor Union mit emotionaler Produktpräsentation und aktuellen Trends und stellt in der Deco Show atmosphärische Umsetzungen der Trends für Schaufenster und Ladengeschäft vor

Besondere Attraktion ist ein Interview mit dem Star-Designer Karim Rashid über neue Trends am Fenster, Farbtrends und Fensterdekorationen.

Und im Branchentalk ist die neue Stofflichkeit im Raum das Thema, ausgehend von der Hotellerie als Impulsgeber für schönes Wohnen.

Um Erfolgsfaktoren und erfolgreiche Konzepte im Fachhandel geht es am Freitag, dem dritten Messetag bei Ihnen, BTH Heimtex. Höhepunkt ist die Prämierung der "Fachhändler des Jahres' ab 15 Uhr.
aus BTH Heimtex 12/10 (Wirtschaft)