Domotex Asia / Chinafloor gewinnt weiter an Bedeutung

Außergewöhnliche Böden aus dem Reich der Mitte


Das Besucherinteresse an der Domotex Asia in der chinesischen Hafenstadt Shanghai war auch in diesem Jahr groß. Die Krise, so scheint es, ist zumindest in diesem Teil der Welt überwunden. Beim Gang durch die Hallen gab es neben interessanen Innovationen auch einige Kuriositäten zu sehen.

Die Domotex Asia in Shanghai gehört mittlerweile zu den wichtigsten Messen für Parkett und artverwandte Bodenbeläge. Hier sieht man die neuesten Technologien führender Hersteller von Laminat-, Parkett-, Kork- und Bambusböden. Die Besucherzahl stieg auch in diesem Jahr und die Zahl von Einkäufern aus Europa, Australien und Amerika war beeindruckend. Paul De Cock, Präsident der Unilin Bodenbelagsdivision, äußerte sich geradezu begeistert: "Dies ist mein erster Besuch in Shanghai und ich bin überwältigt. Das Angebot ist riesig und es gibt so viele Neuigkeiten zu sehen. Ich komme mit Sicherheit wieder."

Neben dem typisch chinesischem Pomp mit viel Lärm, deplatzierten Exponaten, die nur die Aufmerksamkeit der Messegäste erregen sollen, und den schon obligatorischen jungen Damen in Kostümen aus der Zeit von Louis XV., war die Schlagkraft der chinesischen Industrie unübersehbar.

Überdimensionale Abmessungen und neue Dekore

Parkettdielen in gut 6 m Länge und an die 50 cm Breite zeigte die Jinqiao Gruppe, einer der ältesten Produzenten von Mehrschichtparkett aus Nordchina. Wer kann solche Elemente noch bewegen oder überhaupt die beschädigungsfreie Be- und Entladung der Container gewährleisten?

Fuzhou Floors hat eine breite Palette von Mehrschichtparkett-Varianten mit einer Laufschicht, die aus kleinformatigen Holzstücken in quadratischer, rechteckiger oder in Rautenform zusammengesetzt ist, im Programm. Durch Nutzung unterschiedlicher Einfärbungen bzw. nur durch unterschiedliche Lichtbrechung aufgrund einer versetzten Faserrichtung ergeben sich interessante Oberflächen.

Mit dem Wurzelholz des amerikanischen Walnussbaumes experimentiert Handan Global Wood und produziert einen dreistabigen Schiffsboden aus diesem außergewöhnlichen Rohstoff. Einige Hersteller zeigten Tafelböden mit Intarsien aus Marmor oder Granit.

Laminatböden mit einer Länge von 2,0 - 2,2 m hat man in letzter Zeit schon öfter gesehen. Den Trend zu großformatigen Elementen hat Nanjing Anofrance wohl etwas übertrieben. Kurioserweise bietet dieser Hersteller Laminatböden im Format von 2.445 x 189 x 12 mm unter dem Namen European Style Maxmagic an. Selbst eine Breite von 292 mm wird bei dieser extremen Länge realisiert. Da die maximal nutzbare Breite von Containern bei etwa 2,2 m liegt, kann diese Ware nur längs verladen werden, was zu erheblichen Problemen bei der Entladung führen muss. Unabhängig davon beträgt das Gewicht einer einzigen Diele ca. 8 kg. Ein einziger Verleger kann wohl kaum mit derartigen Dielen klarkommen.

Auch im Bereich der geprägten Laminatoberflächen, die ursprünglich den Charakter einer gebürsteten bzw. gealterten Holzdiele imitieren sollten, übertreiben einige chinesische Anbieter. Extrem tiefe und großflächige Prägungen wirken sehr künstlich und sind vermutlich für den europäischen Markt ungeeignet.

Viele neue Ideen bei Bambusböden

Anhui Ampu präsentierte eine patentierte Neuentwicklung: Naturfarbene und dunkel gedämpfte Bambusstücke im Horizontalschnitt werden schräg aneinandergefügt und anschließend als Nutzschicht eines Mehrschichtbodens eingesetzt.

Bambus als Werkstoff für digitale Drucktechniken bietet Anji Xinfeng. Die bedruckten Dielen imitieren hinsichtlich Farbe und Maserung zum Beispiel tropische Holzarten. Bambus steht in China in nahezu unbegrenzter Menge zur Verfügung. Rohstoffengpässe sind nicht zu erwarten und für die Nachhaltigkeit sorgt die Natur durch rasantes Nachwachsen automatisch. Mit strandwoven Bamboo, was auf Deutsch in etwa mit faserverdichtet übersetzt werden könnte, experimentiert Zhejiang Yongyu, einer der wohl größten Hersteller von Bambusböden in China. Den Bambusfasern werden schwarz eingefärbte Pappelfurniere beigemischt. Das Ergebnis ist ein Bambusboden mit feinen, dunklen Adern.

Terrassendielen aus dunkel gedämpften strandwoven Bambus zeigte der südchinesische Hersteller Fujian Yonglin und verwies nicht ohne Stolz auf die Tatsache, dass der spanische Pavillon auf dem Gelände der Expo 2010 in Shanghai als Referenzobjekt für dieses Produkt gewonnen werden konnte. Etwas verwirrend wirkt das Angebot von Fujian Yonglin allrdings unter dem Aspekt, dass der niederländische Bambusspezialist Moso nach eigenen Aussagen für diese Technologie das Patent hält.
aus Parkett Magazin 04/10 (Wirtschaft)