Alligator: Interview mit Hans-Dieter Hiedels

"Wer wachsen will, braucht gute Großhändler"

Die Alligator Farbwerke haben ihre Präsenz über den deutschen Farbengroßhandel in den vergangenen Jahren erheblich ausgeweitet. Sowohl in den neuen als auch den alten Bundesländern erhöhte das 51 Jahre alte mittelständische Unternehmen aus Enger bei Herford seinen Marktanteil.Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Alligator einen Umsatz von 50 Mio. EUR. BTH Heimtex-Redakteurin Cornelia Küsel sprach mit Geschäftsführer Hans-Dieter Hiedels über die Zukunft des Unternehmens und die Herausforderungen, vor denen es angesichts anziehender Rohstoffpreise steht.

BTH Heimtex: Wie stehen die Alligator Farbwerke sieben Jahre nach der Verschmelzung mit der Gruppe um die Deutsche Amphibolin Werke von Robert Murjahn Stiftung & Co. KG (DAW) da?

Hans-Dieter Hiedels: Von Verschmelzung im klassischen Sinn kann nicht die Rede sein. Alligator gehört zwar zur DAW-Firmengruppe, verfolgt in Abstimmung mit deren Inhabern jedoch eine eigenständige Geschäftspolitik, die uns ein großes Maß an Handlungsfreiheit bietet.

Wir haben im vergangenen Jahr 50 Mio. EUR Umsatz erwirtschaftet, davon 6 Mio. EUR im Export. Das bedeutet ein Plus im Inland von 9 %. Im Ausland konnte das Resultat aus 2008 nicht ganz erreicht werden, was vor allem an den osteuropäischen Märkten lag.

Schwerpunktmäßig sind wir in Deutschland und dem europäischen Ausland vertreten. Zudem haben wir seit 1997 ein Joint-Venture in Shanghai, so dass wir auch an dem stark wachsenden chinesischen Markt beteiligt sind.

BTH Heimtex: Was ist ihr umsatzstärkstes Produkt?

Hiedels: Den größten Umsatzzuwachs gegenüber dem Vorjahr haben wir 2009 bei Wärmedämm- Verbundsystemen (WDVS) verzeichnet. Hier wollen wir künftig noch mehr Zugang zu den Verarbeitern haben, da die Nachfrage nach energetischer Sanierung mittelfristig in Deutschland weiter steigen wird.

Der Schwerpunkt unseres Programms sind die klassischen Dispersionsfarben. Bei diesen Innen- sowie Fassadenfarben konnten wir zulegen und sind damit besser als der Marktgewachsen. Dekorative Innenwandtechniken und Holzschutzprodukte runden unsere Produktpalette ab.

BTH Heimtex: Was tun Sie, um das Wachstum von Alligator anzutreiben?

Hiedels: Primär ist Wachstum nur noch über Verdrängungswettbewerb zu erreichen. Wenn man wachsen will, braucht man einen guten Außendienst und leistungsfähige Großhändler, die vernetztmiteinanderarbeiten. Auch Produkt-Innovationen sind immer hilfreich.

BTH Heimtex: Auf welche Produkte setzen Sie konkret?

Hiedels: Im dekorativen Bereich haben wir mit der Spachtelmasse Art Velluto und dem Innenputz Art Nobile einen Volltreffer gelandet. Aus wenigen Basismaterialien kann eine immense Farbpalettedirekt beim Händler getöntwerden.Insgesamt nimmt die Nachfrage nach Innenraumgestaltung im Rahmen des Homing-Trends zu. Das wirkt sich auch positiv auf den Vliesmarkt aus. Deshalb haben wir den Aquatech-Anstrichvlies auf den Markt gebracht, auf dessen Rückseite sich ein Kleber befindet, der durch Wasser aktiviert wird und sich leicht auftragen lässt.

BTH Heimtex: Chancen sehen Sie auch bei WDVS. Verstärken Sie deshalb Ihren Außendienst?

Hiedels: Wir haben ihn bereits vergrößert und wollen weiter aufstocken. Derzeit sind über 40 Mitarbeiter im Markt tätig. Das sind zum größten Teil Malermeister.Siebesitzen die notwendigen fachlichen Voraussetzungen für die Zusammenarbeit mitFachhandwerkern und dem Großhandel.

BTH Heimtex: In der BTH Heimtex Großhandelsumfrage Farben und Lacke hat Alligator gut abgeschnitten. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs

Hiedels: Zum einen sind es die fachlich versierten und durch ständige Schulungen auf dem neuesten Stand der Technik befindlichen Außendienstmitarbeiter. Zudem können wir alsmittelständischesUnternehmen mit einer sehr flexiblen Produktion kurzfristig auch auf Sonderwünsche reagieren.

BTH Heimtex: Was ist Ihrer Meinung nach die größte positive Veränderung für Alligator in den letzten Jahren gewesen?

Hiedels: Alligator hatte vor der Wende noch Lücken in der Distribution. Nach der Wiedervereinigung wurde frühzeitig Kontakt zu Großhändlern in den neuen Bundesländern aufgenommen. Dadurch hat das Unternehmen dort einen hohen Marktanteil erreicht.

Das ist inzwischen auch in den alten Bundesländern der Fall. Die "weißen Flecken" wurden sozusagen ausgemerzt.

BTH Heimtex: Alligator wirbt mit hohen Umweltschutzstandards. Was tun Sie konkret?

Hiedels: Bei unseren Produkten handelt es sich um lösemittel- und weichmacherfreie LEF-Farben und -Spachtelmassen. Außerdem haben wir bereits 1996 im Werk ein Umwelt- und Qualitätsmanagement eingeführt, für das wir vom Land Nordrhein-Westfalenmit demQualitätspreis NRWausgezeichnet wurden. Das Etablieren eines "Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses" im Unternehmen trägt zudem zu stetigen Optimierungen bei.

BTH Heimtex: Solche Qualität hat ihren Preis. Allerdings werden derzeit auch die Rohstoffe für die Farbenindustrie deutlich teurer. Müssen Sie angesichts dieser Entwicklung die Preise für Ihre Produkte erhöhen?

Hiedels: Die erhöhten Rohstoffpreise sind in der Tat ein Problem. Sie gehen zu Lasten der in unserer Branche ohnehin nicht berauschenden Margen.

Mit der Rohstoffverteuerung müssen wir fertig werden und diese zu unserem großen Bedauern wohl zumindest teilweise an unsere Kunden weitergeben. Denn an den Qualitäten wollen wir keinesfalls etwas verändern.

Natürlich müssen wir ein Preisniveau im Auge behalten, was den Maler in die Lage versetzt, noch vernünftige Preise vom Endkunden zu erhalten.

BTH Heimtex: Abgesehen von den hohen Rohstoffpreisen: Vor welchen Herausforderungen stehen Sie angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Lage?

Hiedels: Da wir bereits sehr effizient arbeiten, können wir ohne große Investitionen weiter wachsen. Dazu müssen wir die Zusammenarbeit mit unseren Großhändlern weiter ausbauen.

Positiv haben sich Investitionen in modernste Produktionstechnologie und die Konzentration auf unser Stammwerk in Enger ausgewirkt, so dass wir für die Zukunft gut aufgestellt sind.

Dekoratives für den Innenbereich



Bei ihren Entwicklungen haben die Alligator Farbwerke den Trend zur Behaglichkeit in den eigenen vier Wänden stark berücksichtigt. Mit Art Mobile, einem farbigen Innenputz auf Silikatbasis, bieten sie eine neue Möglichkeit der Innenwandgestaltung. Fein eingestreute Körnungen verleihen der Oberfläche einen Hauch Terrazzo. In der Farbpalette finden sich 35 Töne, die über den Allicolor-Tönautomaten beim Händler vor Ort abgetönt werden können.

Ein Renner im Alligator-Programm ist die metallisch schattierende Spachtelmasse Art Velluto, durch die die Oberflächenoptik samtig erscheint. Aus zwei Basismaterialien ist eine Farbauswahl von mehr als 70 Tönen zu erzielen. Die Oberflächenwirkung wird durch die individuelle Verarbeitung des Handwerkers mitbestimmt, so dass jede Wand ein Unikat ist.
Sehr einfach zu verarbeiten ist der Aquatech-Anstrichvlies, der den Kleber in Form einer Appretur auf seiner Rückseite trägt. Dieser wird durch Wasser aktiviert. Die Marktneuheit ist als 25 m-Rolle erhältlich und nach Öko-Tex Standard 100 zertifiziert.

Alligator Farbwerke GmbH Telegramm


Alligator Farbwerke GmbH
Markstraße 203
32130 Enger
Telefon: 05224 / 9 30-0
Telefax: 05224 / 78 81
E-Mail: info@alligator.de
Internet: www.alligator.de

Gründungsjahr: 1959
Umsatz 2008:46 Mio. EUR
Umsatz 2009: 50 Mio. EUR
Mitarbeiterzahl: 160
Markennamen: Alligator
Muttergesellschaft: Deutsche Amphibolin-Werke von Robert Murjahn Stiftung & Co KG (Caparol-Firmengruppe)

Verbandsmitglied bei:
- Bundesausschuss Farbe und Sachwertschutz e. V.
- Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme
- Gütegemeinschaft Anti-Graffiti e. V.

Geschäftsführung: Hans-Dieter Hiedels
Marketing: Manuela Beiter
Produktmanagement: Thomas Ellerhoff

Produkte:
- Fassaden- und Innenfarben
- Putze, Lasuren, Holzbeschichtungen
- Dekorative Innenwandtechniken
- Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS)
- Bautenschutzprodukte
aus BTH Heimtex 07/10 (Wirtschaft)