Hunter Douglas

Kartellamt genehmigt Übernahme Faber-Benthin

Der Hunter Douglas Konzern, Weltmarktführer bei Sonnenschutz, hat einen weiteren Coup gelandet und seine starke Position weiter untermauert: Unlängst segnete das Bundeskartellamt die Übernahme des potenten Mitbewerbers Faber-Benthin durch die Niederländer ab. Der Zusammenschluss führe "nicht zur Entstehung oder Verstärkung einer marktbeherrschenden Stellung", lautet das Fazit der Kartellwächter, die das Fusionsverfahren der beiden Unternehmen geprüft haben.

Der Erwerber:
Hunter Douglas, ein global tätiger Konzern mit Sitz in Rotterdam, bietet Komplettsysteme für die Herstellung von Innen- und Außensonnenschutz nach Maß, einschließlich Komponenten, Stoffen und Fertigungsmaschinen. Hinzu kommt die Geschäftstätigkeit mit Standard-Sonnenschutzprodukten für den DIY-Bereich.

Der Übernahme-Kandidat:
Systemgeber Benthin in Bremerhaven, vormals ein Familienunternehmen, wurde 2002 von der dänischen Faber-Gruppe aufgekauft, einer Sparte der VKR-Holding in Horsholm, zu der auch Dachfenster-Marktführer Velux gehört. Faber-Benthin liefert Komponenten, Stoffe und Produktionsmaschinen für die Herstellung von Horizontaljalousien, Vertikallamellen, Plissees, Rollos und Raffrollos.

Die Firmenfamilie:
Seit gut fünf Jahren im Besitz von Hunter Douglas ist der mittelständische Systemlieferant Blöcker in Bremen, der mit seinen beliebten Cosiflor-Faltstores den hiesigen Plisseemarkt voll im Griff hat. Addiert man noch das hauseigene Plissee-Programm mit EOS-Technologie von Hunter Douglas dazu, dann erreichen beide Systemtechniken einen Marktanteil, der von Branchenkennern auf bis zu 80 % geschätzt wird. Zusammen mit dem auf 10 % bis 20 % bezifferten Plisseestore-Quantum von Faber-Benthin ergibt sich laut Kartellamt für die drei Faltstore-Anbieter ein "überragender gemeinsamer Marktanteil" von 85 % bis 100 %. Auf Grundlage einer Befragung verschiedener Konfektionäre und Hochrechnungen beziffern die Kartellwächter das Marktvolumen von Plissee auf maximal 14.946.460 EUR und konstatieren der Produktgruppe eine "monopolähnliche Stellung auf dem Systemmarkt".

Die Mitbewerber:
Eine zunehmend bedeutende Rolle als Systemhersteller spielt das dynamische holländische Unternehmen Coulisse. Der weltweit agierende, inhabergeführte Spezialist für Innensonnenschutz und Fensterdekoration in Enter bietet Komponenten, Stoffe und Automatisierungskonzepte für Rollos, Flächen- und Lamellenvorhänge, Jalousien und Behänge aus Naturmaterialien. Den Plissee-Markt bedient Coulisse derzeit nur mit XL-Pleat, einer Plissee-Variante mit 50 mm Faltentiefe. Im Gespräch mit BTH Heimtex hat Coulisse-Inhaber Christiaan Roetgering jetzt angekündigt, ein eigenes Plissee-System entwickeln zu wollen.

Die Branche:
Der Komponentenmarkt für Sonnenschutz in Deutschland liegt nahezu komplett in der Hand ausländischer Unternehmen. Abgesehen vom Urgestein Bautex aus Langen-Sievern, der noch als einziger deutscher Lizenzgeber die Fahne hochhält, gingen im neuen Jahrtausend alle namhaften, einheimische Komponentenhersteller und Systemlieferanten in den Besitz ausländischer Konzerne über.

Die Konfektionäre:
Konfektionäre, wie zum Beispiel MHZ, Teba, Kadeco, Erfal oder Silent Gliss beziehen für ihre verschiedenen Produktgruppen die Technologien bewusst nicht nur von einem Systemanbieter, um sich in keine zu große Abhängigkeit zu begeben. Große Hersteller setzen zudem auf Eigenentwicklungen, etwa MHZ bei Horizontaljalousien.

Teba, ein bedeutender Lizenznehmer der Produktmarke Luxaflex von Hunter Douglas in Deutschland, konfektioniert Rollos, Jalousien, Faltstores und Insektenschutz aus dem Programm der Niederländer. Zudem fertigt das Duisburger Unternehmen unter der Eigenmarke Teba Raffrollos, Flächen- und Lamellenvorhänge.

Ebenfalls eine enge Zusammenarbeit mit Hunter Douglas pflegt Gardinia Home Decor in Isny, die neben der europaweit führenden DIY-Sparte Gardinia noch das Fachhandelssegment Alugard unterhalten. Im Herbst 2006, im Zuge eines Management-Buy-Out, hat Hunter Douglas eine Minderheitsbeteiligung (49 %) bei dem Allgäuer Hersteller übernommen. Reinhard Heidemann, Geschäftsführender Gesellschafter der Gardinia-Group, hält 51 % an dem Unternehmen.

Das Bundeskartellamt:
Im Rahmen des Fusionskontrollverfahrens Hunter Douglas / Faber-Benthin kam für das Kartellamt - unter anderem - die so genannte Bagatellmarktklausel zum Tragen, die für Märkte gilt, auf denen pro Jahr weniger als 15 Mio. EUR Umsatz erzielt werden. Zur Erinnerung: Im Systemmarkt Plissee liegt das von der Kartellbehörde berechnete Marktvolumen bei rund 14,95 Mio. EUR. Zudem haben die Prüfer entschieden, die Umsätze der Systemmärkte für Rollos, Plissees, Vertikallamellen und Jalousien getrennt zu erfassen, denn diese Sonnenschutz-Produktgruppen seien "nicht gleichartig". Mit dem Ergebnis, "dass die Systemmärkte keiner fusionskontrollrechtlichen Prüfung unterliegen, da die Umsätze jeweils unter der Bagatellmarktschwelle bleiben." (PLA)
aus BTH Heimtex 07/10 (Wirtschaft)