Interview des Monats: Koelnmesse, Köln

"Die imm cologne wandelt sich zu einer kompletten Einrichtungsmesse"

Die Koelnmesse ist der Veranstalter zahlreicher namhafter Messen, darunter die internationale Einrichtungsmesse imm cologne und die Messe für Möbelzubehör interzum. Für die Haustexbranche haben der Standort Köln und die imm cologne dadurch an Bedeutung gewonnen, dass seit fünf Jahren auch die Matratzenindustrie dort ausstellt. Die so genannte Sleep-Halle 9 hat sich als Volltreffer erwiesen und soll in den nächsten Jahren, so wie die gesamte Messe, um passende Sortimente erweitert werden. Haustex sprach mit Udo Traeger, Geschäftsbereichsleiter Wohnen, Einrichten und Textil, und dem Creative Consultant Dick Spierenburg über die kommende imm und die generelle Ausrichtung der Messe.

Haustex: Herr Traeger, wie geht es der Kölnmesse wirtschaftlich?

Udo Traeger: Rein wirtschaftlich haben wir mit 229 Millionen Euro Umsatz ein sehr starkes Jahr 2009 hinter uns, das umsatzstärkste der Messe überhaupt. Wir haben 78 Messen und Veranstaltungen durchgeführt, so viele wie noch nie in einem Jahr. Das zeigt, wie stark die Koelnmesse operativ ist.

Haustex: Und das trotz der Krisensituation in der Weltwirtschaft, von der auch die Messebranche eigentlich nicht verschont geblieben ist.

Traeger: Entscheidend für das gute Abschneiden sind neue Projekte wie die gamescom und andere Akquisitionen im Konferenz- und Messebereich genauso wie neue Geschäftsfelder und natürlich das erfolgreiche Bestandsgeschäft. Insgesamt konnten wir so unseren Umsatz im veranstaltungsstarken Jahr 2009 um fast 40 Millionen Euro steigern. Wir werden auch in den kommenden Jahren investieren und uns weiter entwickeln. So werden wir zum Beispiel bei der imm cologne und bei der interzum einige neue Dinge initiieren, die durchaus einen investiven Charakter haben. Wir werden also auf keinen Fall an der Qualität sparen.

Haustex: Wie sieht es in diesem Jahr aus?

Traeger: 2010 ist ein veranstaltungsschwächeres Jahr. Da die Messen ganz unterschiedliche Rhythmen haben, ist ein Jahr zu Jahr vergleich immer etwas schwer. Aber die Herbstmessen waren sehr erfolgreich, unter anderem die gamescom mit einem neuen Besucherrekord. Die spoga+gafa ist sehr gut gelaufen. Die gerade zu Ende gegangene Photokina vermeldete einen Besucherrekord. Insofern blicken wir auch optimistisch auf 2011.

Haustex: Werfen wir einen Blick auf die imm. Wie ist dort derzeit der Anmeldestand?

Traeger: Die imm cologne steht im Vergleich zur Vorveranstaltung viel besser da, sie hat einen Vorsprung sowohl was Aussteller als auch belegte Quadratmeter betrifft. Das Gleiche gilt im Übrigen auch für die interzum. Daher sind wir recht optimistisch, was das Jahr 2011 angeht.

Haustex: Bei der Möbelmesse trägt sicherlich auch dazu bei, dass die Küchenhersteller wieder dabei sind.

Traeger: Das ist natürlich ein dicker Fisch für uns. Ursprünglich hatten wir geplant, zwei Hallen mit Küchen zu besetzen, jetzt sind wir schon bei drei Hallen angelangt. Wir hatten etwa 80 Aussteller bei den Küchen erwartet, werden aber irgendwo bei rund 150 landen. Dann kommen noch die Hersteller der Küchengeräte hinzu. Von denen sind fast alle auch bei der LivingKitchen mit an Bord. Die Zulieferer der Küchenhersteller runden dann das Bild der Branche ab.

Wir haben gleichzeitig gemerkt, dass es wieder einen enormen Zug in Richtung Köln gibt. Zum einen sicherlich bedingt durch die erfolgreiche imm cologne 2010, zum anderen liegt es an dem starken deutschen Markt der auch in der Krise funktioniert hat. Unterstützt werden diese Entwicklungen noch durch die Schwächen anderer Veranstaltungen. Beispielsweise hat die Maison&Objet begonnen, den Möbelbereich in den Herbst zu verlegen. Das scheint nicht so gut gelungen zu sein, denn wir haben auch Anfragen von namhaften französischen Herstellern bekommen, die sich im kommenden Januar bei uns präsentieren werden.

Es gibt auch eine Menge an Rückkehrern oder Neuanmeldungen von jenen, die schon lange nicht mehr da gewesen sind, auch in der Halle 9. Ein schönes Beispiel ist ADA, die dieses Jahr schon mit ihren Matratzen da waren, im nächsten Jahr aber auch mit ihren Polstermöbeln kommen werden. Kurz gesagt: Wir merken schon, dass sich in der Nachfrage bei der imm cologne einiges tut. Im Ergebnis sind wir durch alle Hallen gehend praktisch ausgebucht. Wir sind in manchen Bereichen sogar gezwungen, Anfragen abschlägig zu behandeln.

Haustex: Ein echtes Luxusproblem.

Traeger: Stimmt, wir bleiben aber bescheiden, weil wir immer darauf achten müssen, wie sich die Möbel- und Textilbranche hält. In beiden Bereichen haben sich neben zahlreichen Insolvenzen erhebliche Konzentrationsprozesse vollzogen. So etwas kann uns immer noch blühen. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt können wir jedoch sagen, dass wir einen sehr guten Lauf haben. Im Prinzip sind die Messeflächen voll vermietet.

Haustex: Wird es durch die zusätzlichen Aussteller Veränderungen in den Platzierungen der Unternehmen geben?

Traeger: Durch die neuen Küchenflächen mussten wir die dort vorher stehenden Firmen anderweitig unterbringen. Wir haben aber auch die Chance genutzt, Sortimente in den verschiedenen Hallen für die Besucher besser zusammenzufassen und bestimmte Segmente neu zu arrondieren. Sehr gut ist das zu beobachten in den Hallen 10.2 und 10.1, die in dieser neuen Konstellation vom einheitlich hohen Qualitätsniveau eigentlich einzigartig sind. Der Einkäufer wird sowohl bei den Polstermöbeln als auch den Kastenmöbeln konzentriert klasse Möbelhersteller finden können. Auch die Halle 6 zeigt ein sehr homogenes Bild im Polsterbereich. Generell wird man auf der Messe eine sehr klare und transparente Sicht der Dinge gewinnen.

Haustex: Und wo findet man die Bettgestelle, die für Bettenfachhändler, deren Stärken eher in den Weichwaren liegen, zunehmend an Bedeutung gewinnen?

Traeger: Die sind in der Halle 9. Im Prinzip möchten wir alles, was sich rund um die Matratze darstellt, in der Halle 9 abbilden. So auch bei Textilien und Bettwaren, zwei Bereichen, die für uns immer interessanter werden. Wir haben mittlerweile wenigstens zehn Unternehmen, die in ihren imm-Produktverzeichnissen auch Bettwaren anführen, so dass wir allmählich ein übergreifendes Bild um die Matratze herum bekommen. Das Bett selbst findet stark in der Halle 7 statt, also nur wenige Meter von sleep entfernt. Allerdings gibt es auch weiterhin High-End-Anbieter wie Treca und Schramm die in der Halle 11 angesiedelt sind.

Haustex: Sie erwähnten bereits, dass auch die Sleep-Halle Neuzugänge zu verzeichnen hat. Wen zum Beispiel?

Traeger: Da sind zu nennen Crown Bedding, Oschmann, Lectus Sängar, Nottinblu/ I-Bedding, Sealy, Jakobs, SCLN UniD World, Technogel und Wilhelm Wülfing mit Bettwäsche. Wiederkehrer sind Auping, Elastica, Fey und Femira. Weiterhin dabei sind Firmen wie Frankenstolz, Schlaraffia, Dunlopillo, Rummel, Badenia, Bico, Breckle, Diamona, Hukla, Tempur, Swissflex, Ada, Metzeler, die ganze Truppe.

Haustex: Ada ist somit in zwei Hallen vertreten.

Traeger: Die haben in diesem Jahr einen Test mit Matratzen gemacht und gemerkt, dass es sehr gut gelaufen ist und man ein spezifisches Publikum seitens der Einkäufer erreichen kann. Deshalb kommt Ada im nächsten Jahr auch mit Polstermöbeln in die Halle 10.

Haustex: Kann man sagen, dass die Halle 9 damit stärker denn je dasteht?

Traeger: Ich denke ja. Beispiel Frankenstolz: Beim ersten Mal in diesem Jahr war man nur mit Matratzen da, hat zur eigenen Überraschung aber festgestellt, dass eine ziemlich deutliche Nachfrage nach Bettwaren bestand. Daher wird Frankenstolz beim nächsten Mal auch diese Produktgruppe zeigen. Das ist eine Entwicklung, bei der wir auf die Mund-zu-Mund-Propaganda setzen. Manche Dinge dauern halt etwas länger. Durch die Zuwächse mussten wir sogar das Forum etwas weiter nach hinten schieben, der Druck seitens der vielen Anmeldungen war einfach zu groß.

Haustex: Eine sehr prominente Fläche, auf die man schon wegen des Branchenabends nicht verzichten kann.

Traeger: Genau das ist der Punkt. Die Aussteller möchten den Branchenabend dort weiter haben. Wir wissen, dass auch die Aussteller aus den benachbarten Hallen sich am Dienstagabend ganz gerne dort einfinden. Die Stimmung ist hier immer gut und man hat das Gefühl, dass meet@sleep die Gelegenheit des Jahres ist, auf der man sich einmal ungezwungen austauschen kann.

Haustex: Es ist wirklich bemerkenswert, welche Hochkaräter der Branche am Dienstagabend zu sehen sind, die offenbar extra für die Veranstaltung anreisen.

Traeger: Stimmt. Wir merken das auch noch in einem anderen Bereich, unserer interzum-Lounge. Wir haben auf der interzum ja einen relativ starken Matratzen- und Bettenproduktionsbereich. Es ist deutlich zu erkennen, dass der Besucherstrom am Dienstag merklich anschwillt, sich die Leute zur interzum beraten lassen, im Hinterkopf aber auch den Branchenabend haben. Das ist auch gut so.

Haustex: Welches Resümee ziehen Sie nach vier Jahren Sleep-Halle 9? Es war am Anfang doch sicherlich auch ein Wagnis, die Halle den Matratzen zu reservieren.

Traeger: Es kam uns natürlich zupass, dass wir das neue Messegelände hatten, als wir 2006 mit dem Matratzenverband starteten. Mit der Halle 9 hatten wir gleich eine Heimat für die Matratzen gefunden. Eine Halle, die perfekt für diese Zwecke ausgestattet ist. Aber wir mussten uns erst überlegen, wie man das Thema richtig präsentiert, denn Matratzen sind doch etwas ganz anderes als Möbel. Unser Vorteil war, dass die Halle gleich bei den Ausstellern gezündet hat und man zu der Überzeugung kam, sie nicht mit 08/15-Ständen bestücken zu können. Das war allenfalls in den hinteren Regionen der Fall. Aber bei zwei Drittel der Halle war von Anfang an zu spüren, dass sie sich mit der Messe identifizierten und in tolle Stände investierten.

Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass wir nicht nur sehr intensiv mit dem Matratzenverband in Person von Dr. Leifeld kommunizierten, sondern eine Arbeitsgruppe hatten, die sich regelmäßig getroffen hat. Sie hat das Programm besprochen, das Forum und seine Gestaltung, den Aufbau der Halle. Das scheint uns gut gelungen zu sein, denn der erste Eindruck war für diejenigen, die lieber erst einmal abgewartet haben, doch sehr überzeugend.

Haustex: Bei der so genannten Matratzenhalle hatten somit die Aussteller, ihre Kunden, ein großes Mitspracherecht.

Traeger: Das ist genau der Punkt. Wir haben ja nicht nur diese Arbeitsgruppe, vielmehr sitzen auch zwei Vertreter der Halle 9 im Fachbeirat, so dass die Matratzenbranche das Gefühl haben kann, bei allen Entscheidungen der Möbelmesse präsent zu sein und gehört zu werden. Es gab am Anfang schon Begehrlichkeiten anderer Aussteller, die auch gerne in die 9 gegangen wären. Da sind wir aber konsequent gewesen und bei unseren Plänen geblieben. Wie auch jetzt bei den Küchen, die im nächsten Jahr wieder dabei sein werden. Wir haben in der Hallenbelegung einiges verändert, aber die Halle 9 bleibt weiterhin die Sleep-Halle.

Haustex: Allerdings setzt sich der Anspruch, eine Einrichtungsmesse zu werden, in der Halle 9 noch nicht so richtig durch. Es würden auch andere Sortimente wie Bettwaren oder Bettwäsche gut in die Halle passen, aber bislang ist, mit einigen wenigen Ausnahmen, davon noch nicht viel zu sehen.

Traeger: Vielleicht bin ich da ein wenig geduldiger als Sie. Aber Sie müssen auch bedenken, dass es Zeiten gegeben hat, als wir nur Möbel zulassen durften. Das wird uns heute noch gerne von manchen aufs Brot geschmiert. Aber das war zu jener verrückten Zeit, also vor 2000, als wir noch Wartelisten führten. Es wäre nicht plausibel gewesen, Matratzen ins Ausstellungssortiment zu holen, wenn noch Möbler darauf warten, auf die Messe gelassen zu werden.

Aber die Zeiten haben sich geändert, die Strukturen, auch im Handel. Wenn man sich zudem klar macht, dass sowohl auf Handels- als auch auf Herstellerseite eine gewisse Konzentration stattfindet, muss man eine Arrondierung der Sortimente vornehmen, die Sinn macht und die Entwicklung auf der Handelsseite spiegelt. Als ich 2003 bei der Möbelmesse anfing, sprach man noch von über 1.000 deutschen Möbelherstellern. Heute haben wir vielleicht noch 600, die messefähig sind. In Italien ist die Entwicklung ähnlich. In einem Möbelhaus mit 40.000 Quadratmetern kann man auch Matratzen kaufen, wie viele andere Sortimente auch. Alles was der Handel einkaufen möchte, könnte eigentlich hier auf der Messe stattfinden.

Haustex: Da dürfte die eine oder andere Messe etwas dagegen haben.

Traeger: Natürlich gibt es große Messen, die diese Themen spezifisch abarbeiten. Trotzdem kann man einen Überblick über bestimmte Segmente geben und bestimmte Segmente vertiefend darstellen, siehe Matratzen. Solche Prozesse brauchen gewisse Zeit.

Wir haben schon immer Textiliten auf der Messe gehabt und versucht, sie sehr pfleglich zu behandeln. Da gab es ein Auf und Ab, wie beispielsweise bei Kinnasand oder JAB Anstoetz. Man muss sich bei der Ausweitung der Sortimente auch Zeit geben. Auch in der Halle 9 könnten wir das Sortiment noch ausbauen, aber wir wollen nicht der interzum Konkurrenz machen. Das konfektionierte, verkaufbare Produkt ist auf der imm cologne, das in der Entwicklung auf der interzum.

Haustex: Welche Bedeutung spielt die imm cologne Ihrer Meinung nach für die Matratzenbranche?

Traeger: Zumindest in Europa sehe ich nichts Ähnliches. Daher könnte man schon ohne Übertreibung von einer europäischen Leitmesse in diesem Segment sprechen. Was andere Messen in diesem Bereich zeigen, ist nicht vergleichbar mit der Größe und der Zahl der wichtigen Aussteller auf der imm cologne

Haustex: Nun beschränkt sich der Einzugsbereich der imm cologne bei der Matratze schon aus Transportgründen auf den europäischen Raum.

Traeger: Vergessen Sie nicht das Objektgeschäft. Ich denke, die Hersteller kennen die Anforderungen der unterschiedlichen Märkte sehr genau und sind in der Lage, bei einem Objektgeschäft den entsprechenden Kundenwünschen zu entsprechen, auch außereuropäischen. Ich denke, dass einige Aussteller merken, dass wir relativ viele Besucher aus dem Objektgeschäft haben. Wir unterstützen diese Zielgruppe in dem wir einen speziellen Guide auflegen - den Contract-Business-Guide. Er soll Architekten, Verbänden und Objekteuren Orientierung über das vielfältige Angebot der imm cologne geben.

Haustex: Was war der Anlass für namhafte Stoff-Editeure, im nächsten Jahr in Köln auszustellen?

Traeger: Die imm cologne bietet ihnen als eine Art Hybridmesse bestimmte Dinge: verschiedene Absatzwege, den ganzen Möbelfachhandel, der für Textil auch interessant wird, das Publikum und - nicht unbedeutend - die Presse. So ergibt sich aus diesem Mix für die Stoff-Editeure Christian Fischbacher, Création Baumann, JAB Anstoetz, Kinnasand, Nya Nordiska, Sahco, Chivasso, Wellmann und Zimmer + Rohde ein Rundes, sehr interessantes Bild. Nehmen wir Beispielsweise unsere Publikumstage. Es gab schon Veranstalter in anderen Städten, die versucht haben, durch Einsatz von Publikum eine neue Interessensphäre zu schaffen. Das ist aber nicht geglückt, weil dieses Publikum dafür nicht in entsprechendem Maße affin war. Bei der Möbelmesse hat man den Verbrauchern die Publikumstage seit Jahrzehnten anerzogen. Rund 70 Prozent der Verbraucher, die nach Köln zur imm cologne kommen, haben einen konkreten Kaufwunsch und wollen sich bei uns darüber informieren.

Haustex: Wie groß ist das Einzugsgebiet der imm cologne für Verbraucher?

Traeger: Es beträgt im Schwerpunkt rund 150 Kilometer, einige kommen sogar aus bis zu 300 Kilometern angereist. Die Leute die kommen, haben nicht nur einen konkreten Einkaufswunsch, sondern stellen auch interessante Fragen. Darüber hinaus haben die Aussteller die Gelegenheit, neben dem Handel auch den Verbrauchern ihre Produkte so zu präsentieren, wie sie es sich vorstellen. Firmen unter den Editeuren wie Kinnasand, Nya Nordisca und Jab Anstoetz, die schon mal auf der Möbelmesse waren, haben gute Erfahrungen mit den Verbrauchertagen gemacht. Außerdem sind die Firmen zu der Auffassung gekommen, dass man in Deutschland wieder eine gemeinsame Messe bräuchte. Daher haben sie die beiden wichtigen Messeveranstalter in Deutschland gebeten, ihnen die Vorstellungen für einen gemeinsamen Messeauftritt vorzustellen. Scheinbar hat unser Konzept, das wir zusammen mit Dick Spierenburg erarbeitet haben, den Ausschlag gegeben, sich für Köln zu entscheiden.

Haustex: Wie stark ist die imm cologne im Fokus der Inneneinrichter?

Traeger: Wir haben immer um die 3.000 Raumausstatter bei uns registriert. Wir pflegen auch den Kontakt zum Verband der Raumausstatter. Ebenso kommen Innenarchitekten nach Köln. Insgesamt zählen wir aus dem Bereich Objekt, Raumausstatter, Design europaweit über 13.000 Besucher. Das ist eine ganz schöne Menge und mag auch mit ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass die Editeure in Köln ausstellen.

Dick Spierenburg: Editeure gehen generell gerne auf eine Einrichtungsmesse, wo es nicht nur um Stoffe, sondern um das häusliche Gesamtbild geht und man sehen kann, wo überall die Stoffe verwendet werden können. Dafür ist die Kölner Messe geradezu prädestiniert und sie wird in den nächsten Jahren noch weiter in dieser Richtung ausgebaut. Für die Editeure ist es auch wichtig, dass die großen Polstermöbelhersteller nach Köln kommen und sich über Stofftrends informieren. Die komplette Breite der Einrichtungsartikel ist sowohl für den Besucher als auch den Aussteller sehr interessant.

Traeger: Wir wirken daher auch darauf hin, dass Möbelanbieter sich bei der Präsentation nicht nur auf ihre Produkte fokussieren, sondern ihre Warenwelt durch ergänzende Produkte inszenieren, sei es durch Stoffe oder Wohnaccessoires. Das könnte ihre Kunden dazu inspirieren, ihre Verkaufsflächen ähnlich zu gestalten und ihrerseits den Verbrauchern die Ware schmackhaft zu machen und Einrichtungstipps zu geben.

Haustex: Eigentlich trifft der Name Möbelmesse gar nicht mehr den Kern der Messe, Sie zeigen ja schon viel mehr.

Traeger: Wenn Sie auf die jeweiligen Untertitel sehen, sprechen wir von der internationalen Einrichtungsmesse, zusammenfassend lautet unser Claim "creating spaces', bei dem auch die Architektur noch ein wenig herein spielt.

Spierenburg: Unsere Fläche Pure Village haben wir quasi als Labor dafür entwickelt, einmal zu sehen und zu zeigen, welche Partner mit ihrem Sortiment am besten zusammen passen. Also Beispielsweise Bad und Schlafzimmer mit ihrem Wellness-Gedanken. Es wird auch immer mehr Hersteller geben, die Wohnzimmer und Küche gemeinsam gestalten.

Pure Textile ist integriert in die Halle 11, wo sowieso schon viele unterschiedliche Dinge gezeigt werden, und ist sozusagen ein Partner des Pure-Bereiches geworden. Daraus kann man sicher interessante Konstellationen ableiten.

Haustex: Im Prinzip könnten auch Teppiche noch dazu gehören.

Spierenburg: Natürlich ist für uns das Thema Teppiche von großem Interesse. JAB Anstoetz hat mit Teppichen angefangen. In Pure Village ist auch Vorwerk drin. Und ich bin mir sicher, dass wir auch in Pure Textile nicht nur Stoffe sehen werden, zumal ich schon weiß das Kinnasand sicherlich auch Teppiche zeigen wird.

Haustex: Neu ist auch der Preview-Tag am Montag. Was bezwecken Sie mit diesem Tag?

Traeger: Wie vieles, ist auch das einer Diskussion entsprungen. In diesem Jahr hatten wir erstmals eine Sechs-Tage-Messe, weil die ganze Marktsituation und die Diskussion über die Länge der Messe, verbunden mit den Kosten, in diese Richtung ging. Nur ist die Messe so gut gelaufen, dass seitens der Aussteller der halbe Umkehrschwung einsetzte und man feststellte, den Montag eigentlich doch zu brauchen. Daher starten wir jetzt das Projekt Preview-Tag. Es gibt schon andere Messen, wie die IAA oder die IFA, die für die Presse einen speziellen Tag freigeschaufelt haben, um den Journalisten die Möglichkeit zu geben, gute Fotos zu machen und mit dem Ausstellern in einer etwas ruhigeren Atmosphäre zu reden. Die Presserundgänge sind dann wesentlich einfacher, als wenn man sie am ersten Tag platziert, wenn die Hallen und Stände voll sind. Natürlich wird es auch einige VIP-Einkäufer geben, die von den Ausstellern eingeladen sind.

Haustex: Gibt es so viel Presse, dass sich dieser Tag lohnt?

Traeger: Die imm hat schon eine große mediale Wirkung. Wir haben etwa 3.000 Journalisten auf dem Gelände, schwerpunktmäßig in den ersten Tagen. Da ist es schon schwer, mit Pressepulks von rund 100 Journalisten bei voll laufendem Messebetrieb durch die Gänge zu wandeln. Wir sind überzeugt, dass wir mit dem Preview-Tag der Presse die Chance geben, noch besser zu recherchieren und zu arbeiten. Es ist ein Versuch, und vielleicht ist das ein System, das wir auch in den nächsten Jahren haben werden. Natürlich handhaben wir den Tag nicht so strikt. Wenn ein klassischer Fachbesucher aus alter Gewohnheit am Montag zur Messe kommt, dann erhält er natürlich auch Eintritt.

Haustex: Welchen Stellenwert hat die imm cologne inzwischen bei den Bettenfachhändlern erreicht?

Traeger: Gerade für diejenigen, die Matratzen in ihrem Sortiment führen, ist die Messe eigentlich ein Muss. Sollten wir weitere textile Sortimente wie Bettwaren oder Bettfedern hinzugewinnen dürfte die Messe für den Bettenfachhandel noch mehr an Bedeutung gewinnen.

Um noch mehr Verkäufer anzusprechen und für die Messe zu gewinnen, gibt es bei uns seit vier Jahren die so genannten Verkäufer-Tage. Wir laden über die Geschäftsführer der Einzelhandelsunternehmen deren Verkäufer ein. Sie bekommen eine Eintrittskarte für die Lounge einen kostenlosen Imbiss und können sich an drei Tagen die Messe ansehen und sich über die Neuheiten informieren. In den Genuss kommen natürlich auch die Bettenfachhändler. Inzwischen kommen über die drei Tage rund 2.000 Verkäufer. Dadurch können die Aussteller während der Messe den Einkäufer, den Verkäufer und die Verbraucher ansprechen. Darauf stellen sich die Aussteller auch mit ihrem Personal am Stand ein. Es gibt Unternehmen, die kommen mit 40 Leuten nach Köln und arbeiten die Messe richtig durch.

Haustex: Wie international ist die Möbelmesse in Köln ausgerichtet?

Traeger: Die imm cologne 2010 fand unter sehr guten Rahmenbedingungen statt. Mit 1.053 Unternehmen wurde insgesamt ein Zuwachs von rund einem Prozent verzeichnet. Im Inland wurde sogar ein Plus von sieben Prozent erzielt. Der Auslandsanteil lag bei 58 Prozent, die Anbieter kamen aus 51 Ländern. Damit ist die imm cologne weltweit eine der wenigen Konsumgütermessen, die gegen den Trend überaus stabil bleibt. Dieses gute Ergebnis spiegelte sich auch in den Besucherzahlen wider. Im Gegensatz zum letzten Jahr stieg die Zahl der Fachbesucher aus dem Ausland wieder an (+ 5,7 Prozent). Vor allem in den für den Export wichtigen Regionen Nordamerika (+ 23 Prozent) und Osteuropa (+ 18 Prozent) konnte die Messe punkten. Starke Zugewinne wurden auch in Asien und Südamerika erreicht. Das Inland blieb stabil, nachdem es im Vorjahr deutlich zugelegt hatte. Dieses Ergebnis sehe ich als Beweis dafür, dass unsere vielfältigen Aktionen zur Stärkung der nationalen und internationalen Besucher erfolgreich waren.

Haustex: Wenn man alles zusammen fasst, welche Erwartungen haben Sie für die imm 2011?

Traeger: Wir sind natürlich grundsätzlich optimistisch. Wir waren schon für 2010 vorsichtig optimistisch und wurden darin ja auch bestätigt. Dazu trug bei, dass die Wochen vor der Messe sehr gut liefen. Daher kamen viele Besucher mit einem Lächeln zur Möbelmesse. Wenn man nur von unserem Angebot für 2011 ausgeht, mit Pure Textiles, der Küche dazu und einer Reihe neuer Firmen wie Parador und Tapetenherstellern für Pure Village haben wir so viele Highlights, dass wir auch entsprechende Erwartungen auf der Besucherseite haben werden. Ich bin also sicher, dass Köln im Januar wieder zur Designmetropole wird.

Haustex: Eine weitere wichtige Messe, auch für die Matratzenindustrie, ist die interzum. Wie steht es da?

Traeger: Zum jetzigen Zeitpunkt, wir sind ja noch relativ weit vor der Messe, liegen wir nach der Größe und der Ausstellerschaft bei rund plus zehn Prozent. Erstmals seit 1993 ist der Hersteller von Holzwerkstoffen Egger wieder dabei. Das sorgt in diesem Bereich für eine deutliche Aufwertung. Ein wichtiges Thema wird Leichtbau sein. Wir werden es als Vorschau auch auf der imm zeigen. Bislang wurde immer bezweifelt, dass diese Technologie funktioniert. Jetzt sind aber offenbar einige Hersteller so weit. Außerdem werden wir in den Hallen 9 und 10 einen starken Textilbereich haben, auch mit Maschinen, bei dem es um Polster- und Matratzenfertigung geht. Als Teil einer Zuliefermesse für den Möbelbereich ist der Textilbereich weltweit eigentlich einzigartig. Die interzum macht Spaß, weil man immer wieder neue Dinge und Entwicklungen dort entdecken kann.


Koelnmesse Telegramm

Koelnmesse GmbHMesseplatz 1 50679 KölnTel.: 0221/821-0 Fax: 0221/821-2574
Internet: www.koelnmesse.de E-Mail: info@koelnmesse.de

Geschäftsführung: Gerald Böse (Vorsitzender), Herbert Marner, Oliver P. Kuhrt
Messen 2009: 78 (25 im Ausland)
wichtige Messen: imm, Süßwarenmesse, Eisenwarenmesse, Interzum, Domotechnica, Gamescom
Mitarbeiterzahl 2009: 660
Umsatz 2009: 229 Mill. Euro
aus Haustex 10/10 (Wirtschaft)