26. TKB-Fachtagung Klebstoffe in der Fußbodentechnik, Frankfurt

TKB schlägt Beutelmessung der korrespondierenden Luftfeuchte vor

Mit 190 Tagungsteilnehmern war die 26. TKB-Fachtagung nahezu ausgebucht. Tagungsleiter Dr. Frank Gahlmann (Stauf) führte durch ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm. Besonders der Beitrag von Dr. Thomas Brokamp (Bona) mit dem Vorschlag, künftig die korrespondierende Luftfeuchte im Beutel messen zu wollen, sorgte für Gesprächsstoff. FussbodenTechnik erklärt den TKB-Vorschlag im Detail und stellt einen Kommentar von Thomas Brendel (Chemotechnik Abstatt) gegenüber.

Vortrag 1
"Bei 70 % relativer Luftfeuchte ist der Estrich belegereif"

Thema: Verlegereife und Feuchte - Vorschläge der TKB zur Messung der korrespondierenden Luftfeuchte
Referent: Dr. Thomas Brokamp, Bona
These: Wir haben bei der Estrichfeuchtemessung eine "Baustelle" in der Branche. Nach zwei Ringversuchen schlägt die TKB eine "Beutelmessung" der korrespondierenden Luftfeuchte vor. Als Grenzwert für die Verlegereife wird 70 % relative Luftfeuchte vorgeschlagen.

Zusammenfassung: Nach wie vor wird das Thema Verlegereife und Feuchte in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Während einige die in Deutschland lange bewährte CM-Methode vehement verteidigen, untersucht die TKB die Fragestellung, woraus sich die Verlegereife überhaupt ergibt und ob nicht andere Verfahren zur Feuchtemessung eventuell auch geeignet sind. Eine dieser Methoden ist die Messung der korrespondierenden Luftfeuchte - eine Vorgehensweise, die in unterschiedlichen Verfahren im Ausland bei Beton häufig angewendet wird.

Nachdem die theoretischen Vorteile dieser Methode bei der letzten Fachtagung bereits erörtert worden sind, hat sich eine Arbeitsgruppe der TKB in den letzten 12 Monaten intensiv damit auseinandergesetzt. In der Arbeitsgruppe hat man daher nacheinander zwei Ringversuche mit jeweils ein Zementestrich durchgeführt, über 12 Wochen die Estriche beobachtet und mit den verschiedensten Methoden gemessen.

Als Ergebnis schlägt die TKB eine vorläufige Messmethode vor, die zur Beurteilung der Verlegereife in Bezug auf die Feuchte benutzt werden kann. Für die Messung wird Stemmgut, wie es auch für die CM-Messung entnommen und vorbereitet wird, in einen dichten Kunststoffbeutel gegeben und anschließend ein Feuchtesensor in den Beutel eingeführt. Der Beutel wird dicht verschlossen und nach einer Wartezeit der Wert der Luftfeuchte- und -temperatur notiert. Als Grenzwert für Estriche ohne Fußbodenheizung wird 70 % relative Luftfeuchte vorgeschlagen. Wirklich definiert wurde das Prüfverfahren aber nicht.


Vortrag 2
"Bei Estrichzusatzmitteln besteht Forschungsbedarf"

Thema: Eigenschaftsänderungen durch Estrichzusatzmittel
Referent: Prof. Dr. H. F. Reinhard Trettin, Universität Siegen
These: Der Einfluss von Zusatzmitteln ist in der Regel sehr komplex. Forschungsbedarf besteht bei Eignungskriterien von Bindemittelsystemen für Estriche im Hinblick auf das Austrocknungsverhalten und zusätzlicher Methoden zur Qualitätssicherung.

Zusammenfassung: Für Estricharten auf der Basis von Calciumsulfat und Zement ist die Verwendung von Zusatzmitteln von großer Bedeutung. Sie sollen die Verarbeitbarkeit verbessern, den zeitlichen Reaktionsverlauf steuern, die optimalen mechanischen Eigenschaften nach möglichst kurzer Zeit einstellen und Schwinden und Schüsseln verhindern. Beim Estrich sind zwar die Bindemittel genormt, aber durch Hinzufügen der Zusatzmittel verändern sich seine Eigenschaften. Wechselwirkungen zwischen Bindemittel und Zusatzmittel können z.B. das Löslichkeitsgleichgewicht des Calciumsulfatesrichs negativ beeinflussen. Prof. Trettin empfahl, die Forschungstätigkeit bei Estrichzusatzmitteln zu erhöhen.


Vortrag 3
"Parkett nur in wenig beanspruchten Feuchtebereichen einsetzen"

Thema: Parkett in Feuchtebereichen - Möglichkeiten und Grenzen aus bauaufsichtlicher Perspektive
Referent: Dr. Norbert Arnold, Uzin Utz
These: In mäßig durch Feuchtigkeit beanspruchten Bereichen ist Parkett in Verbindung mit Verbundabdichtungen grundsätzlich verlegbar. In durch Feuchtigkeit hoch beanspruchten Bereichen sollte der Einsatz vermieden werden.

Zusammenfassung: In der Vergangenheit kamen in Feuchtebereichen fast ausschließlich keramische Fliesen oder Naturstein zum Einsatz. Gestützt durch den Wellnesstrend verbunden mit der Verwendung natürlicher und "warmer" Materialien, wird in den letzten Jahren auch zunehmend Parkett für Bäder, Saunen oder Schwimmbäder nachgefragt.

Bisher liegt das Hauptaugenmerk auf der fachgerechten Ausführung des Parketts unter Berücksichtigung der erhöhten Feuchtebeanspruchung. In aller Regel unbeachtet bleibt dabei, dass laut Landesbauordnungen auch Gebäude vor negativer Feuchteeinwirkung geschützt werden müssen.

Bei der Verlegung von Parkett in Feuchtebereichen muss man folgende Punkte unbedingt berücksichtigen:
- Parkettkonstruktion feuchteunempfindlich auslegen
- Durch Feuchtigkeit beanspruchte Flächen müssen grundsätzlich abgedichtet werden
- Für mäßig beanspruchte Bereiche sind feuchteempfindliche Untergründe möglich
- Für hoch beanspruchte Bereiche sind feuchteunempfindliche Untergründe zwingend
- Für Flächen mit Bodenabläufen sind feuchteunempfindliche Untergründe zwingend
- Verwendung von Parkett bei bauaufsichtlich geregelten Anwendungen vermeiden


Vortrag 4
"Bei der Auswahl des Bodenbelages die Nutzung berücksichtigen"

Thema: Reinigung und Pflege von elastischen Bodenbelägen unter besonderer Berücksichtigung der Oberflächenvergütung
Referent: Frank Mommertz, RZ Reinigungs- und Pflegesysteme
These: Jeder Belag ist reinigungsfähig, wenn die Reinigung systembezogen, mit den richtigen Reinigungs- und Pflegemitteln (Produkte) regelmäßig und richtig durchgeführt wird (Dienstleistung).

Zusammenfassung: Die werkseitige Vergütung bei elastischen Bodenbelägen ist ein kompliziertes Thema, da jeder Hersteller eigene Bezeichnungen führt. Mitunter ist es nach Jahren für Verleger und Endkunden schwierig zu erkennen, welcher Belag und welche Vergütung eingesetzt wurde. Von den Bodenbelagsherstellern werden folgende Vorteile der PUR-Vergütung genannt: Reduzierung der Lebenszykluskosten der Beläge um bis zu 30 %, keine Einpflege notwendig, unempfindlich gegen Verstrichungen, Grundreinigungsintervalle entfallen.

Aber es gibt auch Nachteile: Die größte Problemzone bei permanenten Vergütungen von elastischen Belägen sind die Schweißnähte. Als negative Erscheinungen bei PUR-Vergütungen wurden die Laufstraßenbildung und Abplatzungen genannt. Eine Sanierung dieses Schadensbildes sei aufwendig und kostenintensiv, weil die Laufstraßenbildung nur durch Abschleifen zu entfernen ist.

Der Referent empfahl bei der Auswahl des Bodenbelages die Nutzung zu berücksichtigen und folgende Parameter zu klären:
- Wo wird der Belag verlegt?
- Wie wird dieser genutzt, welche Anforderungen bestehen?
- Wer reinigt und womit wird gereinigt?
- In welchen Intervallen wird gereinigt?


Vortrag 5
"Eine frühe Belastung des Fußbodens ist zu vermeiden"

Thema: Das Eindruckverhalten elastischer Bodenbeläge in Abhängigkeit von Verlegebedingungen und Verlegewerkstoffen
Referent: Rolf Peteler, Uzin Utz
These: Bei Eindrücken in elastischen Belägen muss zwischen der Verlegung und Nutzung als Entstehungszeitpunkt unterschieden werden.

Zusammenfassung: Abhängig vom Glanzgrad, der Farbgestaltung der elastischen Beläge und den Lichtverhältnissen im Raum sind Eindrücke in elastischen Belägen gut oder weniger gut sichtbar. Generell muss unterschieden werden zwischen Eindrücken, die während der Verlegung entstehen und Eindrücken bei der Nutzung. Bilden sich die Eindrücke nicht mehr zurück, spricht man von Resteindrücken. Unebenheiten im Untergrund, hoher Klebstoffauftrag, dichte und wenig saugende Untergründe und zu kurze Ablüftezeiten führen bei der Verlegung zu Eindrücken.

Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die nach der Verlegung zu irreversiblen Eindrücken durch Punktlasten führen. Hauptursachen sind - eine normale und übliche Belastung des Fußbodens vorausgesetzt - die Verlegemethode (Haftklebungen), eine an den Belagsrücken nicht angepasste Klebstoffauftragsmenge und eine zu frühe Belastung der Beläge. Bei der Betrachtung des Zeitpunktes der Belastbarkeit des Bodens wiederum kommt der Saugfähigkeit des Untergrundes eine entscheidende Rolle zu. Gut saugende Untergründe führen zu einem schnelleren Abbinden wasserbasierter Dispersionsklebstoffe und somit zu deren deutlich schnellerer Festigkeitsentwicklung, die sich dann positiv auf das Eindruckverhalten des Belages auswirkt.

Tipps, wie man Eindrücke vermeidet:
Optimale Ebenheit des Untergrundes durch Spachteln mit gut saugfähigen Spachtelmassen herstellen
Vom Hersteller empfohlene Zahnung verwenden
Zahnspachteln von Herstellern verwenden, die im TKB-Merkblatt 6 aufgeführt sind
Auftragsmenge des Klebstoffes beachten
Den Belag nass bzw. halbnass einlegen, keine Haftklebungen durchführen
Belag nach dem Einlegen gut anwalzen, Verlegeanleitung des Belagsherstellers beachten
Der Zeitpunkt der frühest möglichen Belastbarkeit hängt vom Abbindeverhalten des Klebstoffes ab und dieses wiederum von der Saugfähigkeit der Spachtelmasse. Eine zu frühe Belastung des Fußbodens ist unbedingt zu vermeiden
Beläge meiden, die als risikoreich erkannt wurden


Vortrag 6
"Die Feuchtigkeit durch Wasserdampfbremsen absperren"

Thema: Wasserdampfbremsen - Arten, Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten
Referent: Dr. Hubert Motzet, Schönox
These: Mit Hilfe von geeigneten Wasserdampfbremsen kann der Verleger auch auf Untergründen mit erhöhter Restfeuchte einen Belag sicher verlegen.

Zusammenfassung: Der Boden- und Parkettleger sieht sich häufig mit der Herausforderung konfrontiert, dass er seine Arbeiten auf Untergründen mit erhöhter Restfeuchte ausführen muss. Dies kann unvermeidlich sein aus Gründen des schnellen Baufortschritts, wegen ungünstiger klimatischer Bedingungen oder weil der verwendete Zement- bzw. Estrichtyp die erwartete Belegreife nicht hergibt. Für solche Fälle stehen eine Reihe von Produkten zur Verfügung, die die Wasserdampfdiffusion aus dem Untergrund behindern und somit Feuchteschäden ausschließen. Wasserdampfbremsen werden in Form von 2K-EP, 1K-PU oder als 1K-Dispersionen angeboten. Diese Produkte dürfen ausschließlich auf nicht feuchteempfindlichen Untergründen eingesetzt werden und sind in der Regel für zementäre Estriche und Betone ausgelobt. Das Einsatzspektrum richtet sich nach dem Restfeuchtegehalt des Untergrundes.

Bei einem Restfeuchtegehalt von 2 bis 4 CM-% kommen dünnflüssige epoxidharzbasierte, polyurethanbasierte oder dispersionsbasierte Produkte zum Einsatz. Für Untergründe mit 4 bis 5 CM-% Restfeuchtegahlt werden 1K-PU und niedrigviskose 2K-EP Produkte angeboten. Bei über 5 CM-% Restfeuchte kommen ausschließlich hochviskose 2K-EP Produkte zum Einsatz, die einer Beschichtung gleich kommen.




Kommentar von Thomas Brendel, Chemotechnik Abstatt
Diskussion Feuchtemessung - wo bleibt der Handwerker?

Die Diskussion um die CM-Messung und alternative Möglichkeiten zur Bestimmung des Feuchtegehalts von Zementestrichen trägt in der Branche mehr zur Verunsicherung bei, als sie den Gewerken bei der schadensfreien Herstellung ihrer gemeinsamen Leistung "Fußboden" nutzt. Die derzeitige Situation ist für die Bauschaffenden, insbesondere Estrich-, Boden- und Parkettleger, aber auch für Bauherren und Planer, unbefriedigend.

Nach Auffassung der Initiatoren dieser Diskussion droht die Verpflichtung des Bodenlegers, den Estrichuntergrund vor der Belagsverlegung auf seinen Feuchtegehalt hin zu prüfen, daran zu scheitern, dass eine verlässlich anwendbare Prüfmethode scheinbar nicht mehr zur Verfügung stünde bzw. die Estriche von heute mit den Methoden von früher nicht mehr zu beurteilen seien. Letztlich führt diese Diskussion dazu, dass die gemeinsame Basis, nämlich der gegenseitige Respekt der am Fußboden beteiligten Gewerke und das Vertrauen in deren Leistungsfähigkeit, in Frage gestellt werden.

Bauherren und Planende sind mit dem Streit der Gewerke überfordert. Häufig bleibt aus Unwissenheit oder aufgrund einseitiger Informationen deshalb scheinbar keine andere Wahl, als Unterlagsestriche vor Aufbringen von Oberbelägen durch technisch häufig völlig unnötige und unter baubiologischen Gesichtspunkten bedenkliche Maßnahmen zusätzlich abzudichten. Sicherlich hat das Geschäft mit der Angst immer Konjunktur. Was aber tun, wenn alternative Abdichtungen mit Epoxidharzen in Wohn- und Aufenthaltsräumen weiter in die Kritik geraten und in absehbarer Zeit für solche Bereiche nicht mehr verwendet werden dürfen bzw. von Bauherren aus gesundheitlichen Gründen ausdrücklich nicht mehr gewünscht werden?

Im Streit der Gewerke über die Feuchtemessung an Estrichen sind inzwischen viele Nebenkriegsschauplätze besetzt worden: allerlei Interessengruppen, allen voran Hersteller von Feuchtemessgeräten, Bodenbelägen, Abdichtungsen und Klebstoffen führen die Diskussion - bewusst oder unbewusst - an der eigentlichen Thematik meist vorbei. Dem Handwerker, der für die mangelfreie Erstellung seiner Leistung Sicherheit in der Beurteilung von Untergründen braucht, helfen die Diskussionen und die angeblichen "Hilfestellungen" reichlich wenig.

Die guten Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte belegen, dass die CM-Messung als handwerksgerechte Methode zur Bestimmung der Belegreife nicht in Frage zu stellen ist. Bei konsequenter und korrekter Messung sind untergrundbedingte Feuchteschäden an Belagskonstruktionen mit größtmöglicher Sicherheit auszuschließen. Die bei Zementestrichen angestrebte "Belegreife" (Restfeuchte < 2 bzw. 1,8 CM-%) beinhaltet ein hohes Maß an Sicherheitsreserve. So wird in Fachkreisen nicht bestritten, dass die meisten in Deutschland traditionell verwendeten Holzbeläge problemlos (und schadensfrei) auch bei 2,5 CM-% verlegt werden könnten. Das wurde ja auch viele Jahre - bzw. Jahrzehnte erfolgreich praktiziert. Was aber hat sich seither wirklich nennenswert verändert?

Im Wesentlichen sind bei der Herstellung von Estrichen mit Holzbelägen heute folgende Punkte zunehmend kritischer zu betrachten, als früher:

Holzarten und Dimension der Hölzer
Klebstoffe
Bauzeit, Termindruck und
Wohnraumklima

Nichts ist unmöglich - modern ist, was gefällt. Nicht immer ist das, was gefällt, auch sinnvoll und empfehlenswert. Manchmal - so z. B. auch beim neuen Trend "Parkett in Nassbereichen" - wäre ein "Nein" zur richtigen Zeit und an der richtigen Stelle vielleicht besser, als jedem Wunsch gerecht werden zu wollen und sich - und das Naturprodukt Holz - zu verbiegen. Aber auch die Suche nach extravaganten Designlösungen führt häufig zu Holzarten, die grundsätzlich kritischer und schadensanfälliger sind, als viele heimische "Standardhölzer". Und wenn schließlich noch Hölzer mit Abmaßungen und Querschnitten gefragt sind, die bei stets auftretenden Dimensionsänderungen (Quellen, Schwinden) fast zwangsläufig Probleme erwarten lassen: wen wunderts, wenn dann etwas passiert?

Natürlich sind die heute verwendeten Klebstoffe gut und bei richtiger Verarbeitung auch sicher anzuwenden. Dennoch ist festzuhalten, das mit der - unbestritten richtigen - Abkehr von lösemittelhaltigen Klebstoffen hin zu gesundheitlich weitaus unproblematischeren, lösemittelfreien PUR- und Dispersionsklebstoffen die Sicherheit der Verklebungen, insbesondere unter kritischen Bedingungen etwas eingebüßt hat. Dass aufgrund des überall herrschenden Preisdrucks im Einzelfall vielleicht auch der Klebstoffauftrag etwas zu gering gewählt wurde, mag ebenfalls dazu beigetragen haben, dass sich so manches Holz vom Untergrund verabschieden musste.

Der Bauzeitenplan fordert heute mehr denn je schnelle Lösungen. Dass der manchmal fast unerträgliche Termindruck leichtsinniges Handeln provoziert, ist für jeden Bauschaffenden unschwer nachvollziehbar. Der Handwerker - und das gilt auch für den Parkettleger - wird heute oft genötigt, hohe Risiken einzugehen. Bedenken sind unbequem. Wer nicht mitzieht, verliert - spätestens beim Ringen um den nächsten Auftrag.

Unsere moderne, unter energetischen Gesichtspunkten optimierte Bauweise hat das Nutzungsklima im privaten und gewerblichen Hochbau drastisch verändert. Wurde noch vor wenigen Jahren ein "Klima der Behaglichkeit" mit Raumluftfeuchten von 50 - 60 % empfohlen, liegen die relativen Luftfeuchten in Innenräumen mit kontrollierter Be- und Entlüftung heute im Winterhalbjahr häufig deutlich unter 30 %. Inwieweit die Baustoffe - insbesondere auch Holzbeläge - diesen veränderten Anforderungen überhaupt gerecht werden können, bleibt bei der Planung und Ausführung aber allzu oft unberücksichtigt. Schon heute sind die negativen Folgen dieser Bauweise offensichtlich: die Zunahme typischer, durch Übertrocknung verursachter Bauschäden, ist unverkennbar.

Natürlich ist es grundsätzlich zu begrüßen, wenn man sich mit der Thematik "Feuchte und Trocknung von Estrichen" beschäftigt und sich mit möglicherweise, für eine zusätzliche Abschätzung der Belegbarkeit in Frage kommenden, alternativen Messmethoden intensiv auseinandersetzt. Eine einfache Luftfeuchtemessung in Bohrlöchern oder undefinierten "Baustellenbehältnissen" ist zur Beurteilung der Belegreife in der Baustellenpraxis aufgrund bisheriger Erkenntnisse jedoch ungeeignet. Scheinbar praxisbezogene Baustellenkonstrukte aus Kunststoffbeuteln, Plastikfläschchen und anderen "Hilfsmitteln" führen zu fehlerhaften, zumindest aber ungenauen Ergebnissen und falschen Rückschlüssen. Ohne genau festgelegte Messprozedere und ohne Berücksichtigung der jeweiligen Rahmenbedingungen (Entnahme, Aufbereitung und Menge der Probe, Volumen des Behältnisses, Temperatur etc.) ist die Messung der Luftfeuchte im Estrich weder sinnvoll, noch ratsam. Leider wird der Einfluss der Temperatur auf das Ergebnis meist unterschätzt oder gänzlich "ausgeblendet". Ohne Angabe der Temperatur sind Messergebnisse der relativen Luftfeuchte jedoch generell nicht aussagefähig.

Die "korrespondierende Luftfeuchte" im Zusammenhang mit der CM-Prüfung im CM-Gerät zu messen (Radtke-Methode), scheint derzeit die einzig sinnvolle und Erfolg versprechende Möglichkeit zu sein, wenn es darum geht, für die Abschätzung der Belegreife neben der CM-Messung ein zusätzliches Beurteilungskriterium zu schaffen, das für den Handwerker anwendbar und auch reproduzierbar ist. In Ermangelung ausreichender Erfahrungen ist aber (noch) kein verbindlicher Grenzwert anzugeben.

Selbstverständlich beschäftigt sich auch der Arbeitskreis Feuchte im ZVPF, der die wirklichen Interessen der Handwerker vertritt, sehr intensiv mit dieser Thematik. Im Arbeitskreis wird nicht nur heftig diskutiert, sondern vor allem auch Grundlagenarbeit geleistet. Weil Theorie und Praxis zweierlei sind, wird auch ganz wichtige Praxiserfahrung gesammelt, um das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, den an der Herstellung von Fußböden beteiligten Gewerken, insbesondere den Boden- und Parkettlegern, nicht nur praxis- und handwerksgerechte, sondern vor allem auch fundierte Hilfestellungen bei der Beurteilung von Estrichen zu geben.

Eine verlässliche Aussage zur Luftfeuchtemessung, die der Handwerker als Grundlage seiner Risikoabschätzung tatsächlich "gewährleistbar" anwenden kann, ist trotz aller Bestrebungen in absehbarer Zeit nicht zu treffen. Zu gering ist der Erfahrungsschatz. Mit allzu theoretischen Überlegungen und mehr oder weniger gut gemeinten Schnellschüssen ist der Handwerkerschaft nicht geholfen. Vermutungen schaden mehr, als sie nutzen.

Die CM-Messung steht nicht nur für 40 Jahre Praxiserfahrung, sondern für Verlässlichkeit, wenn konsequent und richtig gemessen wird. Der geschulte und erfahrene Boden- und Parkettleger, der seinen Verlegeuntergrund mit Sachverstand prüft, kann sich auf das Ergebnis seiner CM-Messung nach wie vor verlassen. Doch wer sich in Gefahr begibt und tatsächlich gemessene 3 oder gar 3,5 CM-% durch willkürliche Abzugs- und Korrekturwerte "schön rechnet", darf sich über Feuchteschäden nicht wundern. Eine zusätzliche Luftfeuchtemessung wird das sicher auch nicht verhindern, wenn spitzfindige "Trocknungsspezialisten" neue mathematische Formeln entdecken.
aus FussbodenTechnik 03/10 (Wirtschaft)