Wettbewerber ohne "fold-down": Bernard Thiers (CEO Unilin)

"Wir können Rechtssicherheit anbieten"

Viele Jahre lang haben erbitterte Rechtsstreitigkeiten über die jeweiligen Patentansprüche zur leimfreien Verriegelung zahlreiche Industrie- und auch Handelsunternehmen belastet und verunsichert. Seit ungefähr drei Jahren herrschte nach Abschluss von Kreuz-Lizenzen zwischen den Kontrahenten relative Ruhe am Markt. Nun flammt im Zusammenhang mit der "fold-down"-Technologie ein neuer Konfliktherd auf. Grund genug, mit Bernard Thiers, CEO der Unilin-Gruppe, ein Gespräch über die Gründe des neuerlichen Streites zu führen.

ParkettMagazin: Wie beurteilen Sie den kürzlich neu entflammten Streit zwischen Classen, Pergo und Välinge?

Bernard Thiers: Wir verstehen, dass alle drei mit diesem System gerne Lizenzgebühren verdienen möchten. Allerdings wird das Produkt damit sehr teuer und wird sich am Markt aus preislichen Gründen kaum durchsetzen können.

ParkettMagazin: Warum haben Sie bisher für Ihre Laminatböden die "fold-down"-Technologie nicht eingeführt?

Thiers: Wir haben mit Uniclic ein optimales System, das sich über zehn Jahre bewährt hat. Wir haben schon viele Systeme gesehen, die kurz auf dem Markt waren und dann wieder verschwunden sind. Es ist ein sehr langer Weg, um ein neues Profil erfolgreich zu entwickeln, das für den Verbraucher 100% Befriedigung bietet. Verlegekomfort ist zwar schön, aber die Hauptsache ist es doch, einen absolut einwandfrei verlegten Boden für mindestens 20 Jahre zu haben.

ParkettMagazin: Heißt das, dass Sie kurzfristig kein Laminat mit der "fold-down" Technik produzieren werden?

Thiers: Uniclic ist ein sehr bewährtes System und wir können Rechtssicherheit anbieten. Wir meinen, dass diese zwei Konditionen bei anderen, heute bekannten Systemen noch nicht erfüllt sind. Man sollte nur etwas ersetzen, wenn damit ein Schritt vorwärts verbunden ist.

ParkettMagazin: Ihre malaysische Parkettproduktion haben Sie allerdings im vergangenen Jahr auf die "fold-down" Technik umgestellt. Wer ist oder wer sind die Lizenzgeber?

Thiers: Für Langdielen aus Holz, die sich schlecht verschieben lassen, ist "fold-down" sicherlich eine gute Lösung. Weil unser Parkett im Vergleich mit Laminat eine dicke Nutzschicht hat, lässt es sich auch ohne Gefahr nach unten winkeln. Beim Holz haben außerdem die Höhentoleranzen nicht die gleiche Wichtigkeit wie bei Laminat. Wir haben als Lizenznehmer von Classen ein eigenes Verbindungssystem entwickelt. Um Rechtssicherheit für dieses System zu erlangen, meinen wir aber, dass wir auch eine Lizenz von Pergo und Välinge brauchen werden.

ParkettMagazin: Wann haben Sie Uniclic erstmals auf der Domotex präsentiert?

Thiers: Wir haben das Uniclic-Profil im Januar 1997 auf der Domotex vorgestellt. Das war genau ein Jahr nach der Präsentation des Produktes von Alloc.

ParkettMagazin: Wie lange sind diese ersten Patenrechte noch gültig?

Thiers: Die ursprünglichen Uniclic-Patente sind bis Mitte 2017 gültig.

ParkettMagazin: Kurz nach Ihrem Messeauftritt entwickelte sich ein langjähriger Streit einerseits zwischen Ihrem Unternehmen und Välinge und andererseits zwischen Ihnen und verschiedenen Herstellern, die Ihre Patentrechte verletzt hatten. Die Auseinandersetzung mit Välinge ist seit geraumer Zeit beigelegt

Thiers: Beide Parteien hatten eingesehen, dass es vorteilhaft war, Deutlichkeit für Dritte zu erreichen. Jetzt können Produzenten, die ein leimlos verlegbares Produkt fertigen möchten, bei Välinge oder bei uns beide Patente bekommen und damit Rechtssicherheit erlangen.
aus Parkett Magazin 02/10 (Wirtschaft)