Drucker und Graveure

Bei allen Technologien den Finger am Puls der Zeit

Die Stagnation der internationalen Märkte, neue Fertigungsverfahren sowie modische Trends, die weit über die Reproduktion von Holz, Stein und Keramik hinausgehen, sind die beherrschenden Themen der Laminatboden-Branche. Wie reagieren eigentlich deren Zulieferer auf diese Tendenzen? Parkettmagazin befragte die wichtigsten Spieler unter den Druckern und Graveuren und war einigermaßen erstaunt, wie offensiv die aktuellen Herausforderungen angenommen werden: Bei allen Drucktechnologien hat man den Finger am Puls der Zeit.

Ungricht: Messe-Präsenz gesteigert und noch mehr Kundenservice

ParkettMagazin: Die Absatzmengen von Laminatfußböden in Europa waren 2008 stark rückläufig und auch 2009 dürfte nicht mehr mit einem Nachfrageschub zu rechnen sein. Inwieweit war Ihr Haus von dieser Entwicklung betroffen?

Ungricht als führendes Gravurunternehmen in Europa, das nahezu alle Druckereien von Dekorpapier beliefert, sofern diese nicht über eine eigene Gravurabteilung verfügen, ist ebenfalls vom Einbruch des Marktes betroffen. Die starken Investitionseinschränkungen bei vielen Kunden auf Grund der Wirtschaftskrise und die Straffungen der Kollektionen haben fatale Auswirkungen auf den Markt der Design-Entwickler, Graveure und Zulieferer.

ParkettMagazin: Werden von Ihrem Unternehmen besondere Maßnahmen ergriffen, um die Marktposition zu behaupten oder sogar auszubauen? Welche Stärken sind für Ihre Wettbewerbsfähigkeit ausschlaggebend?

Seit knapp zwei Jahren investiert Ungricht stark in eine neuartige digitale Präsentation, Musteraufbereitung sowie Lay-Out- und Gesamtkollektions-Erstellung. Allein in den letzten Monaten wurden die ZOW, Domotex und Interzum sowie artverwandte Veranstaltungen in Europa und Asien besucht und auf über 10 Messen mit diesem Themenkreis eigene Stände inklusiv Design-Präsentation gebucht. Derzeit stehen dem Kunden jährlich über 400 vorentwickelte Flooring-Designs als Digital-Proofs mit 2 bis 4 qm Oberfläche zur Verfügung.

Parallel kann mit speziellen Programmen die Raumdarstellung eines neuen Designs visualisiert werden; auch eine Vorab-Kolorierung ist möglich. Dieses auf Domotex und Interzum vorgestellte System wird im Laufe des Jahres noch optimiert, so dass Kunden im Vorfeld neuer Dekorentwicklungen einen besseren Eindruck gewinnen. Begleitet wird dies von verbesserten Gravurverfahren, das heißt die Auflösung im Druck wird bezüglich der Anzahl der Bildpunkte je qcm um bis zu 50% erhöht, wobei Druckdichte und Kontrastumfang annähernd gleich bleiben.

ParkettMagazin: Bei den Dekoren dominieren nach wie vor Holzreproduktionen sowie Stein- und Keramikdarstellungen. Um beispielsweise auch mit Textilbelägen zu konkurrieren, müssen weiterführende Ansprüche bedient werden. Einige Laminatboden-Hersteller bieten bereits Designerkollektionen an. Sehen Sie auf diesem Sektor Handlungsbedarf?

Holz- und Steindekore werden weiterhin den Hauptanteil bei den Designs ausmachen, jedoch wird mehr und mehr mit Fantasieeffekten, verfremdeten Holzstrukturen etc. experimentiert. An Bedeutung gewinnt darüber hinaus die Reproduktion von Textiloptiken, welche auf dem Sektor Laminat eine eigene Ausdrucksform und Haptic erhalten. Im Bereich der strukturierten Endoberflächen (Prägeoptik) wird im Zusammenspiel mit neuartigen 3D-Wirkungen im Druck versucht, neue Akzente zu setzen. Hier sind eigenständige Kollektionen für die Fußbodenindustrie in Arbeit.

ParkettMagazin: Welche modischen Trends zeichnen sich bei Holz-, Stein-/Keramik- und Kreativdekoren ab?

Das Feld der Interpretationen und Spekulationen überlassen wir den Laminatbodenherstellern bzw. deren direkten Zulieferern. Ungricht kann an dieser Stelle nur eine Vielzahl von Ideen und Innovationen beisteuern, ohne eine bestimmte Richtung einzuschlagen. Selbstverständlich orientieren wir uns an den Trends des Gesamtbereiches "Wohnwelt", wobei wir versuchen neue Dinge aufzunehmen und für den Markt weiterzudenken.

ParkettMagazin: Immer mehr Laminatboden-Hersteller sehen im Digitaldruck sowie indirektem Tiefdruck zusätzliche Betätigungsfelder. Diese Entwicklung kann Ihnen nicht gleichgültig sein. Erwächst hier eine ernst zu nehmende Konkurrenz? Wie ist es generell um die Zukunftsfähigkeit von Dekorpapieren bestellt?

Der Digitaldruck kann eine Spielart bei der Herstellung von Laminatböden sein, dies derzeit jedoch eher für Kleinmengen und Exklusivdekore. Auch in diesem Geschäftsfeld arbeiten wir schon mit zahlreichen Digitaldruckkunden zusammen, von der Ideen-Gebung über das digitale RGB-Bild bis hin zu teilweise gewünschten Farbseparationen, welche dem Digitaldrucker eine bessere Kolorierbarkeit und Farbsteuerung ermöglichen. Einige dieser für digitale Anwendungen entwickelten Designs werden bei hoher Kundenakzeptanz auch in den klassischen Tiefdruck in Form von gravierten Walzen übernommen.

Der indirekte Druck, das heißt das direkte Bedrucken des Holzwerkstoffes beim Holzwerkstoffhersteller war in den letzten 5 Jahren der größte Wachstumsmarkt im Dekorbereich von Ungricht und wir sehen uns in diesem Marktfeld derzeit als Marktführer. Von Anbeginn wurde dieses Marktfeld gemeinsam mit den deutschen Maschinenbauern und führenden Farbherstellern entwickelt und zur Marktreife gebracht. Auf der Domotex 2009 konnte die perfekte Umsetzung dieser Art der Laminatbodenherstellung auf mehreren Messeständen betrachtet werden. Große Erfolge konnten hier auch mit Walzen für die Prägestruktur in Form von Lackiertechnik verzeichnet werden, so dass diese Art des Laminatbodens als vollwertiges Produkt Anerkennung findet.
aus Parkett Magazin 05/09 (Wirtschaft)