Tendence 2009: Wohlfühlprodukte für Zuhause

Wichtigste Themen sind Individualität und Nachhaltigkeit

Traditionell ist die Tendence in Frankfurt der Konsumgütertermin des Jahres. Die Messe stellt die Produktneuheiten für die zweite Jahreshälfte vor und läutet damit die Herbst- und Wintersaison für den Handel ein. In diesem Jahr verzeichnete sie deutliche Minuszahlen bei Ausstellern und Besuchern. Die Messeleitung wertete diese Entwicklung als Spiegelbild der weltweiten Marktsituation. Die Branche wiederum gab sich unbeeindruckt, präsentierte sich ideenreich und kreativ - und zeigte sich zum Veranstaltungsende durchweg zufrieden und optimistisch.

Ein Viertel weniger Aussteller, ein Drittel weniger Fläche und rund ein Viertel weniger Besucher - in diesem Jahr hat die Tendence die konjunkturell schwierigen Zeiten schmerzhaft zu spüren bekommen. Großzügige Laufzonen und fast 30.000 qm weniger Flächenbelegung ließen sich nicht wegretuschieren. Nur knapp über 50.000 Fachbesucher aus 97 Ländern (gegenüber 70.000 im Vorjahr) nutzten die internationale Herbstmesse zur Vorbereitung des traditionell umsatzstarken Herbst-, Winter- und Weihnachtsgeschäfts. Dabei war die Tendence erneut globaler Neuheiten- und Trendspot für alle Einkäufer aus den Segmenten Wohnen und Schenken. Während das Inland mit einem leichten Besucherminus von rund 8 % vergleichsweise stabil präsent war, zeigte sich das Ausland mit einem Einkäuferschwund von rund einem Drittel rückläufig. Besonders stark waren davon die Überseeländer betroffen; der Besucherzulauf aus Kerneuropa ist relativ stabil.

Den fast 2.100 Ausstellern ist es trotzdem gelungen, mit Neuheiten und Qualität in diesem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld zu überzeugen. Das jedenfalls ergeben die Zufriedenheitswerte der befragten Anbieter und Besucher. Natürlich wurde die schwache Frequenz bedauert, aber die Besucher belohnten die Individualität und Qualität des Angebots mit entsprechender Ordertätigkeit. "Mit der Tendence bin ich äußert zufrieden. Unsere Neuheiten kamen sehr gut an, wir schließen die Messe mit einem sehr guten Ergebnis ab", resümiert Nic Duysens, Geschäftsführer des gleichnamigen Anbieters von Wohnaccessoires und Lifestyleprodukten.

Detlef Klatt von O Living Interior Design sieht das ähnlich: "Wir hatten sehr viele interessante Neukontakte und wirklich gute Gespräche. Dabei stellen wir fest, dass die Kunden derzeit bewusster und selektiver einkaufen." Die Geschenkartikel-Spezialisten von Present Time konnten nach eigenen Angaben gegenüber dem Vorjahr sogar zulegen.

Neben Marktführern und langjährigen Ausstellern melden auch junge Unternehmen Erfolge. Für Florian Berger, Gründer und Geschäftsführer der Produktdesigner Donkey Products war die Tendence ein voller Erfolg: "Unser dritter Messeauftritt hier in Frankfurt ist gleichzeitig unser erfolgreichster. Sowohl national als auch international kommen unsere Produkte an. Mit unserer Kombination aus Witz und Design treffen wir den aktuellen Zeitgeist und fühlen uns als junges Unternehmen auf der Tendence richtig aufgehoben." Simone Jelli von Zoeppritz war mit dem Messeverlauf dagegen nicht zufrieden: "Die Tendence ist wirklich wichtig für den deutschen Markt. Es ist erschreckend und schade, dass so wenig Besucher gekommen sind."

Mut und Unternehmergeist

Immerhin kamen in diesem Jahr mehr kleine und mittlere deutsche Facheinzelhändler zur Tendence. "Das schwache Exportgeschäft konnte durch die bessere Präsenz und Orderbereitschaft deutscher Fachhändler etwas abgefangen werden", bestätigt Stephan Koziol, Geschäftsführer des Kunststoff-Produktdesigners Koziol. Das zeige den Mut und Unternehmergeist gerade dieser kleinen, meist inhabergeführten Firmen. Denn: "Die Tendence fand in einer extrem schwierigen Situation statt: Das Konsumklima hat sich im Bereich Heimaccessoires in den vergangenen Wochen negativ entwickelt", fährt Koziol fort. "Viele Händler stehen derzeit noch in Verhandlungen mit finanzierungsgehemmten Banken."

Und trotzdem war der Fachhandel in Frankfurt präsent, allerdings meist nur an ein oder zwei Tagen, an denen neue Trends gesichtet, Lieferanten ausgemacht und Order getätigt werden können. "Gearbeitet wurde so effizient wie nie", so Thomas Grothkopp, Geschäftsführer des Bundesverbands für den gedeckten Tisch, Hausrat und Wohnkultur.

Insgesamt sind die Qualität und damit auch die Einkaufskompetenz der Fachbesucher unverändert hoch. Zwei Drittel der Einkäufer gehörten zum Top-Management und waren somit entsprechend entscheidungsbefugt. Das machte sich auch bei einem guten Teil der ausstellenden Unternehmen positiv bemerkbar: "Die Besucher, die zu uns gekommen sind, waren in der Lage, sich auch in schwierigen Zeiten aktiv ins Marktgeschehen einzuschalten - dadurch sind die Auftragswerte gestiegen", kommentiert Hamid Yazdtschi, Geschäftsführer der Gilde Macrander Gruppe, die aktuelle Lage im Handel.

Aussteller wie Besucher schätzen die gegenwärtige Branchenkonjunktur ähnlich realistisch wie im Vorjahr ein. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen empfinden die Wirtschaftslage nach wie vor als gut bis befriedigend. Traditionell sind die Einkäufer besonders optimistisch; von ihnen bewerten drei Viertel die Lage positiv. Nach den aktuellen Zahlen des Bundesverbandes für den gedeckten Tisch, Hausrat und Wohnkultur zeigt sich zwar die Inlandskonjunktur noch relativ stabil, die Exportmärkte brechen allerdings massiv weg.

Trends 2009: Natürlichkeit und Mut zur Farbe

In den Wohnräumen dominieren Weiß, Beige, Silbergrau und Gold die kommende Herbst- und Wintersaison. Wein- oder Korallenrot, Violett, Lila, Gelb und Limette setzen kräftige Akzente. Auch Deko-Produkte leuchten in intensiven Tönen: Neonfarben wie Grün, Pink und Lila werden oftmals mit metallisch glitzernden Oberflächen kombiniert.

Im Kontrast dazu steht der anhaltende Naturtrend mit sanften Kolorits wie Weiß, Sand-, Stein-, Grau- und Brauntönen sowie strukturierten Oberflächen und Materialien wie Holz, Papier oder Schiefer. Akzentfarben wie Rot und Blau beleben das Raumbild. Wand- und Bodenverkleidungen aus Naturmaterialien sind gefragt; Kleinmöbel und Wohnaccessoires präsentieren sich dabei klar, aber nicht schnörkellos. Kuschelige Kissen, Decken und Plaids aus weichen, edlen Naturgarnen verbreiten Wohlfühl-Atmosphäre. Im Kommen: Langhaarige Felloptik oder feinmaschige Zopfmuster im Handstricklook.

Weihnachtliches in Grün, Rot oder Silber zeigt nostalgisch angehauchte Dessins und viel Natur. Elche, Christsterne, Tannen und Skiläufer werden in klassischen Weihnachtsfarben umgesetzt. Festlich wirds mit metallischem Glanz in Silber, Gold mit edlem Grau, Schwarz, Rot- und Violetttönen.

Dabei sucht der anspruchsvolle Konsument immer öfter nach Produkten, die seinem Zuhause einen individuellen Touch verleihen: Unikate sind gefragt. Besonders begehrt sind handgefertigte Produkte aus Naturmaterialien, aber auch neue Denkansätze im Design oder eine hohe Funktionalität.

Bei der Verwendung von Naturmaterialien spielt das Thema Nachhaltigkeit eine zukunftsweisende Rolle; nachwachsende Rohstoffe werden verstärkt eingesetzt.

Ein wichtiges Thema für Aussteller wie Fachbesucher waren die Warenpräsentation und die individuelle Kundenansprache. Vorträge und Workshops thematisierten wirksame Rezepte für eine individuelle Produktinszenierung und kreative, aufmerksamkeitsstarke POS-Ideen.

Unter den zahlreichen Trendinszenierungen hatten auch die beiden Designbüros Polka aus Wien und Doshi/Levien aus London zum Thema Personal Shopper jeweils eine inspirierende und provokative Warenwelt geschaffen. Beide Büros stellten den emotionalen Produktzugang in den Mittelpunkt ihrer Kundenansprache - nicht etwa den Preis.

Die nächste Tendence findet in Frankfurt vom 2. bis 6. Juli 2010 statt.
aus BTH Heimtex 09/09 (Wirtschaft)