Techtextil

Rekord bei Ausstellern und Besuchern

Frankfurt/Main - Die Branche der Technischen Textilien und Vliesstoffe hat sich auf ihrer internationalen Leitmesse Techtextil so stark wie noch nie gezeigt. Das doppelte Plus der Techtextil von rund acht Prozent mehr Ausstellern und zwei Prozent mehr Fachbesuchern bewertet die Messe Frankfurt als Veranstalter als ein Spitzenergebnis. Auch einige Unternehmen der Haustextilbranche waren in Frankfurt und berichteten von einem erfreulichen Messeverlauf. Damit hatte man nicht unbedingt gerechnet.

Mit einer Ausstellerbeteiligung von 1.201 Unternehmen aus 43 Ländern war die dreitägige Fachmesse bereits positiv gestartet. Mit einem Anstieg der Besucherzahlen auf 23.300 (2007: 22.876) beendete die Techtextil ihre 13. Veranstaltung mit einem neuen Rekord. Besucher wie Aussteller erlebten die Techtextil als geschäftsintensive Veranstaltung und bewerteten die Ergebnisse ihrer Messeteilnahme nach Angaben der Messe Frankfurt als sehr gut: Über 80 Prozent der Aussteller seien sehr zufrieden gewesen mit der Erreichung ihrer Messeziele. Insbesondere das Orderverhalten und die Anzahl der Neukontakte seien hoch bewertet worden. Auch auf der Besucherseite habe große Zufriedenheit geherrscht, denn 95 Prozent von ihnen sollen der Techtextil Bestnoten für das Angebotsspektrum und die Qualität der Veranstaltung gegeben haben. Neben der hohen Entscheidungskompetenz der Fachbesucher lobten die Aussteller nach einer Befragung vor allem die Internationalität der Besucher: Mit einem Anteil von 52 Prozent an der gesamten Besucherzahl hält die Techtextil ihren hohen Internationalitätsgrad. Angereist waren 23.300 Fachbesucher aus 85 Ländern. Aus dem Inland kamen mit 11.200 Besuchern rund 500 Gäste mehr als zur Vorveranstaltung.

Für den Hersteller chemischer Hilfsmittel, CHT Beitlich, Tübingen, zog Marketing-Manager Michael Borst ein positives Fazit. Der Stand des Unternehmens sei gut besucht gewesen und man habe interessante Kontakte zu potenziellen Neukunden knüpfen können. Da die Messe auf Unternehmen zielt, die neue Problemlösungen suchen, hat sich das Unternehmen in Frankfurt auf keine Branche spezialisiert, sondern die gesamte Breite seiner Möglichkeiten gezeigt.

Die van-Clewe-Gruppe war unter anderem mit ihrer Tochtergesellschaft Vita Tex in Frankfurt, die auf Pflegeprodukte rund um die Matratze spezialisiert ist. Dazu zählen Auflagen, Encasings und Inkontinenzunterlagen. Das Unternehmen zeigte unter anderem einen Matratzenschutz, der eine hoch atmungsaktive Membran verwendet. Dadurch wird die Matratze einerseits vor Feuchtigkeit geschützt, andererseits merkt der Schläfer durch die atmungsaktive Unterlage wenig davon. Der stärkste Bereich von Vita Tex, so Andreas Thünen, seien die Inkontinenzunterlagen. Dort zeigte das Unternehmen ein Produkt, das mit einer zusätzlichen Schicht im Inneren versehen wurde, die besonders saugfähig ist. Die besondere Innovation dieses Produktes ist die geruchsabsorbierende Funktion der Unterlage. Sie bleibt auch nach bis zu 40 industriellen Wäschen erhalten. "Wir haben dieses Produkt zum Patent angemeldet', berichtete Thünen. Van Clewe Textilveredelung, 1954 gegründet, wird inzwischen von der dritten Familiengeneration geleitet. Das Unternehmen beschäftigt rund 200 Mitarbeiter und veredelt eigene Produkte, aber auch für Dritte. Das Unternehmen habe sich ungeachtet der aktuellen Krisendiskussion bewusst für die Anwesenheit auf der diesjährigen Techtextil entschieden, erklärte Geschäftsführerin Xenia van Clewe. Offenbar lag man mit dieser Entscheidung richtig, denn nach eigenen Angaben war die Stimmung unter den Besuchern bei van Clewe hervorragend. Es seien erste Tendenzen für einen Aufschwung zu spüren.

Das innovative Faserunternehmen Smartfiber in Rudolstadt hatte erneut Neuentwicklungen in Frankfurt parat. Mit der Seacell active bietet das Unternehmen bereits eine Faser, die antibakteriell und geruchsreduzierend wirkt und unter anderem auch in Matratzenbezugsstoffen verwendet wird. Die Wirkung wird durch die Verwendung von Silberionen erzeugt. Die Seacell active plus ist darüber hinaus sogar die erste natürliche Faser auf Zellulosebasis mit Silbertechnologie, die sich auch bleichen lässt. In Frankfurt präsentierte Smartfiber mit der Smartcel Hygienic nun eine natürliche Funktionsfaser mit Kupferionen. Sie ist analog zur Silberfaser aufgebaut, nur eben mit dem wesentlich kostengünstigeren Material. Da dieses Metall jedoch schneller mit der Luft reagiert als Silberionen, wirkt Smartcel Hygienic noch stärker und deckt noch mehr Funktionen ab. Die neue Faser wirkt nach Informationen des Firmenchefs Michael Kohne gegen gesundheitsschädigende Krankheitserreger wie Keime, Viren und Pilze. Sie eignet sich daher wie die Seacell-Fasern auch hervorragend für die Verarbeitung in Matratzenbezügen. Weiterhin im Sortiment ist auch die bewährte Smartcel Clima, eine Faser mit einem, im Vergleich zu anderen Fasern dieser Art, hohen PCM-Bestandteil. Sie sorgt für ein hervorragendes Mikroklima unter anderem in Bettwaren. Billerbeck nutzt die Faser beispielsweise für seine Produktlinie Climatraum.

Der österreichische Faserhersteller Lenzing nutzte die Techtextil, um den Markt für eine interessante Neuentwicklung im Zellulosebereich zu testen. Dem Unternehmen ist es gelungen, Zellulose in Pulverform herzustellen. "Mit der Entwicklung des Tencel-Pulvers verlässt Lenzing bekannte Wege und begibt sich in ein neues Anwendungs-Segment, das mit dem Einsatz von Fasern nur wenig zu tun hat', erklärt das Unternehmen. Das Pulver ist leicht zu verarbeiten, darüber hinaus ist es im Gegensatz zu anderen Naturstoff-Additiven geruchlos bei der Verarbeitung und im Endprodukt. Wie Haustex bereits vergangenen Monat im Bericht über die Interzum informierte, hat der Schaumstoffhersteller Eurofoam sich von den Vorzügen des Tencel-Pulvers überzeugen lassen und einen Matratzenkern-Schaum entwickelt, in dem dieses Pulver eingearbeitet wird. Der Schaum sorgt für ein angenehm trockenes Schlafklima und wirkt darüber hinaus gegen Hausstaubmilben.

Outlast Europe zeigte auf seinem 49-qm-Stand das breite Spektrum von Temperatur regulierenden PCM-Lösungen. "Wir sind sehr zufrieden mit unserem Messeauftritt und dem Andrang der Besucher, die eine hohe Qualität aufwiesen", so Martin Bentz, Geschäftsführer von Outlast Europe. "Wir haben dabei allerdings das Augenmerk weniger auf unsere angestammten Bereiche, wie Bekleidung, Schuhe oder Bettwaren, gelegt", so Bentz weiter. "Vielmehr haben wir aufgezeigt, dass wir auch für andere industrielle und technische Anwendungen Unterstützung bieten können, wenn Temperaturschwankungen auftreten, die es zu reduzieren gilt." Um diese Märkte auch adäquat bedienen zu können, hat man erst kürzlich in neue Forschungsmöglichkeiten und ein neues Labor investiert. "Wir sind bestens gerüstet für die Zukunft", bestätigt Martin Bentz. "Und wir können auf jeden Fall unterstreichen, dass sich die Techtextil als Innovationsschmiede textiler Lösungen für Industrie, Forschung und Handel bestätigt hat."

Die nächste Techtextil in Frankfurt am Main findet vom 24. bis 26. Mai 2011 statt. Die internationale Leitmesse für Technische Textilien und Vliesstoffe wird dann erstmals begleitet sein von der neuen internationalen Leitmesse für die Verarbeitung von Textilien und Flexiblen Materialien Texprocess (24. - 27. Mai 2011). Die in diesem Jahr erstmals parallel zur Techtextil ausgerichtete Fachveranstaltung Material Vision für Materialien in Produktentwicklung, Design und Architektur wird wieder zum Techtextil-Termin stattfinden.
aus Haustex 08/09 (Wirtschaft)