Interview des Monats: Ernst Dieckmann, Wulff GmbH u. Co. KG

"In Zukunft werden nur noch äußerst emissionsarme Verlegewerkstoffe und Bodenbeläge im Objekt eine Chance haben"

Seit 43 Jahren ist Ernst Dieckmann in Diensten des Verlegewerkstoffherstellers Wulff in Lotte bei Osnabrück. Im ersten Interview des Monats von FussbodenTechnik gibt Dieckmann einen Ausblick auf die Zukunft von Verlegewerkstoffen und mögliche Alternativen. Warum lose liegende Teppichböden interessant sind, warum er dem Blauen Engel den Vorzug gibt und was Wulff dem Bodenleger bietet, beantwortet Dieckmann in einem ausführlichen Gespräch.

FussbodenTechnik: Herr Dieckmann, warum kommt eigentlich bei den Umweltzeichen für Verlegewerkstoffe gerade wieder die Diskussion "Blauer Engel contra Emicode EC 1" auf?

Ernst Dieckmann: Es gibt immer wieder Gemeinden und Städte, die bei Verlegewerkstoffen gezielt den Blauen Engel ausschreiben. In Berlin werden in öffentlichen Ausschreibungen bevorzugt Kleber mit Blauem Engel verlangt. Außerdem gibt es mittlerweile den Leitfaden für nachhaltiges Bauen, der bereits 2001 im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen herausgegeben wurde. Unter dem Punkt Gesundheitsverträglichkeit steht folgender Hinweis: "Bei der Auswahl von Materialien und Baustoffen kann das Umweltzeichen Blauer Engel eine wesentliche Orientierungshilfe geben. Die Gesundheitsverträglichkeit, insbesondere der Bauhilfsstoffe spielt eine große Rolle." Es gibt 10.000 Produkte mit dem Blauen Engel, das zeigt die enorme Verbreitung.

FT: Was muss denn in einer Ausschreibung stehen, um auch wirklich einen Kleber mit dem Blauen Engel zu bekommen?

Dieckmann: Wenn jemand direkt schreibt, dass er den Blauen Engel verlangt oder z. B. EC1-Verlegewerkstoffe ohne genaue Angaben, dann kann man diese Ausschreibung mit der Begründung eines Verstoßes gegen das Wettbewerbsrecht juristisch zu Fall bringen. Wer sehr emissionsarme Produkte einsetzen will, muss ein genaues Anforderungsprofil mit der Angabe von Messmethodik und Emissionsgrenzwerten in seiner Ausschreibung festlegen.

FT: Wulff setzt bei seinen Produkten ja schon lange auf den Blauen Engel. Wie würden Sie denn reagieren, wenn bisherige EC 1-Anhänger jetzt für ihre Verlegewerkstoffe ebenfalls den Blauen Engel beantragen würden?

Dieckmann: Ich würde das als Krönung meiner Arbeit der vergangenen Jahre sehen. Es geht ja schließlich um das Image der Kleber und das ist genauso schlecht wie das Image der Teppichböden - darum müssen wir etwas tun. Ich bin nicht an einer Konfrontation zwischen Blauem Engel und EC 1 interessiert. Beide können nebeneinander bestehen. Von allen guten Dingen im Leben gibt es doch zwei. Ich verstehe nicht, warum manche sich über den Blauen Engel so aufregen. Im Bereich der leicht- bis mittelflüchtigen Verbindungen (TVOCs) und der schwerflüchtigen Verbindungen (TSVOCs) sind die Anforderungen nach RAL UZ 113 "Blauer Engel" strenger als die GEV/EC 1-Kriterien. Die Details kann jeder im Internet nachlesen.

Der Handwerker sollte sich in jedem Falle vor dem Einsatz der Produkte in den Sicherheitsdatenblättern informieren, ob sich in sehr emissionsarmen Produkten noch gefährliche Inhaltssstoffe befinden (unter Punkt 2 - Mögliche Gefahren). Wulff-Produkte, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel, enthalten keine Inhaltsstoffe, die im Sicherheitsdatenblatt unter diesem Punkt zu kennzeichnen sind.

Wulff sieht die hohen Anforderungen des Blauen Engel nur als Grenzwerte und arbeitet stets daran, diese Werte erheblich zu unterschreiten - besonders die Start-Werte am 3. Tag nach der Verlegung. Bei dem Wulff-Kleber Multi-Coll werden am 3. Tag < 100 Mikrogramm erreicht. Die Messung am 3. Tag wird bislang bei der GEV/EC1 nicht durchgeführt. Gerade dieser Wert verdient nach meiner Meinung eine besondere Beachtung, denn ein textiler Bodenbelag speichert nun einmal Gerüche und Emissionen aus Klebstoffen. Es ist unser Ziel, für alle Produkte, die mit dem Blauen Engel ausgezeichnet sind, bei der Messung am 28. Tag einen Wert gegen Null zu erzielen.

Ein weiterer Aspekt: Bei einer Untersuchung der Bundesanstalt für Materialkunde (BAM) wurde festgestellt, dass sich unter einem Belag so genannte Sekundäremissionen entwickeln können, d.h. es können sich nach der Verklebung durch Wechselwirkung zwischen Spachtelmasse und Klebstoff geruchsintensive Komponenten (Aldehyde) bilden. Aus diesem Grund verzichtet Wulff bei der Produktion der Produkte, die mit dem Blauen Engel ausgezeichnet sind, komplett auf den Einsatz von Naturharzen. Nur Naturharze können Aldehyde abspalten. Die von Wulff verwendeten synthetischen Harze erfüllen sogar die lebensmittelrechtliche Zulassung, aber man soll sie ja nicht essen (lacht).

FT: Warum ist Wulff Mitglied bei der "Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen" (DGNB) geworden?

Dieckmann: Hinter der "Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen" stecken unter anderem große Bauunternehmen wie Hochtief und Züblin. Eines der Ziele ist die kritische Betrachtung von Baustoffen, die in Bauwerken verwendet werden. Da auch wir auf niedrigste Emissionen Wert legen, waren wir von der Idee sehr schnell überzeugt.

Wenn ein Bauwerk nach den Richtlinien des DGNB fertiggestellt ist, werden Raumluftmessungen durchgeführt. Diese Messungen müssen dann einen Wert ergeben, der unter 500 Mikrogramm Emissionen pro m3 liegt. Das wird für versiegeltes Parkett und für bestimmte Parketttypen mit Fugenkittlösungen wahrscheinlich nicht erreicht werden.

Aber auch bei Teppichen und textilen Belägen spielen Emissionen eine große Rolle. Da dringen die Emissionen schon bei der Verlegung durch den Belag, bei Nadelvlies sofort und bei dichter textiler Ware etwas später. Will man den strengen DGNB-Richtlinien entsprechen, dürfen Teppich und Kleber zusammen vielleicht Emissionen in der Größenordnung 100 oder 150 Mikrogramm nicht überschreiten. Das werden viele nicht erreichen. Sie müssen ja den anderen Gewerken auch noch Spielraum einräumen. Das ist sicherlich noch Zukunftsmusik, aber egal, ob das morgen oder übermorgen kommt, hier werden die Weichen gestellt.

FT: Das heißt, dass die Anforderungen in Zukunft noch strenger werden?

Dieckmann: Die Zukunft wird so aussehen, dass sehr emissionsarme Verlegewerkstoffe eine Selbstverständlichkeit sind. Eigentlich brauchen wir dafür solche Umweltzeichen nicht unbedingt, aber sie haben einen entscheidenden positiven Nebeneffekt: Sie bieten eine hervorragende Abschirmung gegenüber Billigimporten. Ich glaube, was in den letzten Jahren an billigen Teppichböden aus Belgien gekommen ist, kommt bald aus China. Und dort ist Emissionsarmut bislang kein Thema.

FT: Die Emissionsarmut von Bodenbelägen ist also genauso wichtig, wie die von Verlegewerkstoffen?

Dieckmann: Ich bin generell der Meinung, man sollte einen Bodenbelag so herstellen, dass er möglichst wenig Gerüche aufweist - soweit das technisch machbar ist. Die zusätzliche Problematik ist aber, dass die Beläge verklebt werden. Haben Sie einen stinkenden Orientteppich, rollen Sie ihn wieder zusammen und schmeißen ihn raus. Das funktioniert bei verklebten Teppichböden nicht so einfach. Entstehende Folgekosten sind das Problem.

FT: Auf der letzten TKB-Gesprächsrunde Fußbodentechnik wurde darüber diskutiert, dass sich Altkleber laut Verlegern nur schwer komplett entfernen lassen. Kann es Aufgabe der Kleberindustrie sein, sich damit zu beschäftigen?

Dieckmann: Es gibt zwei Möglichkeiten. Möglichkeit 1: Wenn die Altkleber teilweise nicht entfernt werden können, gibt es Produkte wie unsere Spezialgrundierung 2-K-DP-Grund, die auf die Altkleber aufgebracht werden. Aber wir raten, zunächst eine Probefläche anzulegen und eine Haftzugprüfung durchzuführen. Liegen die Werte über 1 N/mm2 können normale Teppichböden verklebt werden. Bei Parkett sollte der Werte mindestens 1,5 N/mm2 betragen. Kein Mensch kann schließlich die alten Klebstoffreste korrekt einschätzen.

Die zweite Möglichkeit ist, Beläge zu entwickeln, die man nicht verkleben muss. Mit dem Thema lose liegende Teppichböden habe ich mich in den letzten Jahren intensiv beschäftigt, weil immer mehr Architekten die leichte Wiederaufnahme von Teppichböden verlangen. Diese Beläge sind mit einer besonderen Rückenbeschichtung ausgestattet und werden nur leicht verklebt. Sie liegen auf einem Haftgitter, einer Fixierung oder einer Rutschbremse - alle drei sind Kleber mit geringer Klebkraft. Eine solche leichte Verklebung funktioniert aber nur, wenn die Maßstabilität der Beläge erhöht wird. Die Überlegung ist ganz einfach: Entweder hält ein Kleber die Kräfte, die auf einen Belag einwirken, ab, oder ich muss die Maßstabilität des Bodenbelages verbessern.

Ich werde nicht müde zu sagen: Dass elastische und textile Bodenbeläge unter schwankenden klimatischen Bedingungen schrumpfen oder wachsen, muss als Materialeigenschaft akzeptiert werden. Was außer dem Klebstoff kann die Maßänderungen abfangen? Es ist nach meiner Ansicht auch an der Zeit, dass Begriffe wie "harte" und "weiche", "scherfeste" bzw. "hoch scherfeste" Kleberfuge branchenübergreifend von der Klebstoff- und Belagsindustrie näher definiert werden. Wulff prüft seit Jahren nach der gültigen Norm Scherfestigkeit von Klebstoffen (DIN 281). Nach dieser Norm prüfen auch große namhafte Rohstofflieferanten. Warum diskutiert man über dieses Thema in so genannten Fachkreisen schon seit Jahren ohne Ergebnis?

FT: Sind denn Trockenkleber eine Alternative für leicht wiederaufnehmbare Beläge?

Dieckmann: Trockenkleber sind Haftkleber. Alle Haftkleberdispersionen saugen freudigst die Weichmacher aus den PVC-Belägen auf. Bei den Belagsherstellern kann man folgenden Hinweis in den Verklebeempfehlungen nachlesen: "Haftkleber lassen höhere Maßänderungen des Belages zu." Ich halte Trockenkleber deshalb nicht für geeignet.

FT: Mit den Teppichrückenbeschichtungen und Bindern für Nadelvlies hat Wulff ein weiteres Standbein geschaffen. Welche Bedeutung haben diese neuen Geschäftsfelder?

Dieckmann: Zwischenzeitlich ist es so, dass wir 25 % unseres Umsatzes mit der Belagsindustrie und Teppichrückenbeschichtungen erwirtschaften. Wenn Sie einen unangenehm riechenden Teppichboden mit einem geruchsneutralen Klebstoff verkleben, haben Sie trotzdem eine Geruchsbeanstandung. Umgekehrt trifft dieses ebenfalls zu. Es kommt also auf den gesamten Aufbau an: Untergrundvorbereitung, Grundierung, Spachtelmasse, Klebstoff und Bodenbelag. Ist das System aufeinander abgestimmt - alles geruchsneutral und sehr emissionsarm - ist der Kunde zufrieden.

FT: Welche Beläge sind mit Wulff-Faserbindern bzw. Rückenbeschichtungen ausgerüstet?

Dieckmann: Wir liefern Faserbinder bzw. Rückenbeschichtungs-System für Vebe Flooring Nadelvlies "Stabil" und "Robust", Findeisen Nadelvlies "Contract", Visualvlies "DessinO", "Finett 7" und "Finet Sport", Girloon Webvelours "Standard" und "Girloon Easy-Tex", Infloor "Easy-Bac", LeTissage "Chilly", Object Carpet "Web Rips" und die Jordan-Eigenmarken Nadelvlies "Dakar", "Atlas" und "Design".

FT: Wie funktioniert so ein Binder?

Dieckmann: Bei dem Binder für Nadelvlies handelt es sich im Prinzip auch um einen Kleber. Ein Nadelvliesbelag besteht ja aus einer Menge an Fasern, die immer weiter verdichtet/vernadelt werden. Anschließend wird die vorbereitete Ware durch den Wulff Faserbinder (Klebstoff-Bindemittel) zusätzlich verfestigt.

Die Entwicklung, die wir gemeinsam mit dem Hause Girloon/Infloor erfolgreich durchgeführt haben, kann als wirkliche Neuheit und echte Innovation bezeichnet werden. Girloon "Easy-Bac" und Infloor "Easy-Tex" sind frei von Rohstoffen, die von der Aufnahme von Feuchtigkeit "leben" (Antistatikum, Aluminiumhydroxid). Die so angebotenenen Teppichböden weisen eine hohe Maßstabilität und ein extrem gutes Liegeverhalten auf. Die Anforderungen an den Brandschutz werden unverklebt erfüllt. Die Beläge können in Verbindung mit dem im Hause Wulff entwickelten System Teppichlifter jederzeit rückstandsfrei und ohne Zerstörung des Untergrundes aufgenommen werden.

FT: Gibt es noch weitere Möglichkeiten der Teppichrückenbeschichtung?

Dieckmann: Ja, wir versuchen die Teppichrückenbeschichtung aus Bitumen durch ein so genanntes Hotmelt-Verfahren (Schmelzklebstoff) zu ersetzen. Dazu braucht man allerdings eine Anlage, deren Investitionsvolumen bei 1 Mio. EUR liegt. Das hat viele Interessenten in Zeiten der Finanzkrise erst einmal abgeschreckt. Wulff arbeitet bei diesem neuen Verfahren zusammen mit dem Maschinenhersteller Lacom. Die mit dem Hotmelt-Verfahren beschichteten Fliesen haben den Vorteil, dass sie hochmaßstabil sind. Außerdem soll mit diesem Verfahren ein voll recycelfähiger Textilbelag produziert werden, was bei bisherigen Fliesen-Rücken aus Bitumen und Latex ausgeschlossen ist. Wie das Recycling abgewickelt werden soll, ist aber noch nicht geklärt. Ganz streng genommen sollen die Stoffe ja in den Material-Kreislauf zurückgeführt werden. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

FT: Sie verfolgen seit mehr als 40 Jahren das Geschehen in der Bodenbranche, manche Themen kommen immer wieder. Im Moment wird gerade die CM-Messung kräftig diskutiert. Wie sehen Sie das?

Dieckmann: Für traditionell eingebrachte Zementestriche hat sich die CM-Messung bewährt. Ich habe auf der Domotex einen Fachvortrag von Oliver Erning (Leiter Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung, Anm. d. Red.) gehört, der berichtete, dass elektronische Messungen unzuverlässige Werte bringen. Im Extremfall kann man ja einen sehr dicken Estrich haben, der in der oberen Schale ausgetrocknet ist und darunter Feuchtigkeit hat. Dann funktioniert die elektronische Messung nicht. Wir hatten schon häufiger den Fall, dass ein Estrich an manchen Stellen 4 cm und in Teilbereichen 15 cm dick war. Das ist gefährlich. Meine Meinung ist aber weiterhin: Es gibt nichts Besseres als die CM-Messung. Wir bieten unseren Kunden als Service eine Darrprobe bei uns in Lotte an. Aber das kann man dem Handwerker auf der Baustelle nicht zumuten.

Wofür ich kein Verständnis habe ist, wenn ein Bodenleger kein CM-Gerät besitzt und bei uns anruft, wir sollen für eine CM-Messung auf die Baustelle kommen. Dann sollte der Handwerker seinen Betrieb lieber schließen, ein gewisses Handwerkszeug gehört heute einfach dazu.

FT: Wie unterstützt Wulff eigentlich die Handwerker?

Dieckmann: Wir unterstützen den Handwerker, indem wir über alle Verlegesituationen mit dem "Wulff-Know-how" informieren. In diesem Nachschlagewerk beantworten wir Fragestellungen zu Klebern, Spachtelmassen, Anhydritfließestrich, Fußbodenheizung, Gipsfaserplatten, Gussasphalt, OSB-Platten etc. Für jede Anwendung geben wir eine korrekte Auskunft. Sobald ein Verleger bei uns anfragt, wird diese Anfrage sofort schriftlich bestätigt. Der Verleger erhält dann die entsprechenden Ausführungen. In unserem "Wulff Know-how" steckt die ganze Erfahrung zu den jeweiligen Themen. Das gibt dem Verleger Sicherheit.

Manchmal sind das auch unbequeme Wahrheiten: Wenn uns jemand wegen Spachtelmasse auf Gussasphalt anspricht, sagen wir, dass wir nur eine Freigabe bis 2 mm geben. Über 2 mm soll er lieber Bedenken anmelden, weil zementäre Spachtelmassen Kräfte aufbauen.

Richtig ist, das Gips-/Calciumsulfat-Spachtelmassen geringere Kräfte aufbauen. Wir lehnen jedoch den Einsatz unserer Gips-Spachtelmassen unter dampfdichten Belägen grundsätzlich ab. Um z. B. Gussasphalt richtig einschätzen zu können, geht der Kunde ins Internet unter www.wulff-gmbh.de -> Verlegehandwerk -> Verklebeempfehlungen und ruft die KH 2400 "Gussasphalt" ab. Hier kann er schon ganz klar die Risiken erkennen, die bei der Spachtelung von Gussasphalt vorhanden sind.

FT: Welche Vertriebsschienen hat Wulff eigentlich?

Dieckmann: Neben den Verlegewerkstoffen sind wir im norddeutschen Raum Leitgroßhändler für den Vertrieb von Dupont-Autolacken. Diese Lacke laufen unter dem Markennamen Standox. Wulff hat ferner einen Malerbedarfs-Großhandel für das komplette Sortiment von Baufarben inklusive Volldämmsystemen. Auf diese Art und Weise haben wir vielschichtige Vertriebswege, die uns eine gewisse Unabhängigkeit bewahren.

Bevorzugter Vertriebsweg ist der Großhandel. Aber es gibt natürlich auch eine ganze Reihe an Objekteuren, die von der Industrie ab einer bestimmten Menge direkt beliefert werden. Außerdem bin ich immer wieder überrascht, dass ungefähr 20% der Bodenlegerarbeiten über die Maler laufen. Haben die Maler früher mal ein Zimmer gemacht, wickeln sie heute ganze Objekte ab.

FT: Und wie sieht aus Ihrer Sicht eine optimale Objektabwicklung aus?

Dieckmann: Da fällt mir ein sehr positives Beispiel ein. In Würzburg gibt es ein Objekt mit 30.000 qm PVC von Tarkett. Die Verlegung macht das Fachunternehmen R+S. Dort wurden alle Verlegeschritte zwischen Tarkett und Wulff mit den Verlegern abgesprochen. Wir geben die Untergrundvorbereitung und die Spachtelung vor. Ich plädiere immer dafür, sich im Vorfeld mit dem Belagshersteller abzusprechen, damit man hinterher keine unnötigen Schuldzuweisungen hat. Da möchte ich als positives Beispiel einmal die gute Zusammenarbeit dem Leiter der Anwendungstechnik bei Tarkett, Stephan Winkler, nennen. Es macht eine Menge aus, wenn man vertrauensvolle Ansprechpartner hat.

Tarkett hat z. B. wie auch Objectflor, Project Floors und Nora verbindliche Klebstoffempfehlungs-Listen, die auf Grundlage von korrekten Prüfungen entsprechend den gültigen DIN EN Normen erstellt wurden. Nach meiner Meinung sollte ein Verleger, wenn er weder vom Belagshersteller noch vom Klebstoffhersteller eine verbindliche Verklebeempfehlung erhält, auf den Einsatz des Belages verzichten. Es gibt zahlreiche Belagshersteller, die eine korrekte Klebstoffempfehlung zur Verfügung stellen (dieses gilt für elastische und textile Bodenbeläge).

FT: Zum Schluss noch zwei persönliche Fragen: Worüber können Sie sich heute noch so richtig aufregen?

Dieckmann: Eigentlich rege ich mich über nichts in der Branche mehr richtig auf. Ein Thema ist nach wie vor die TRGS 610. Es ist auf jedem Fall eine Verbrauchertäuschung, wenn auf einem Eimer "lösungsmittelfrei nach TRGS 610" drauf steht. Da die Klebstoffeimer ja teilweise auch in Baumärkten erhältlich sind, kann doch kein Kunde etwas mit der Bezeichnung "lösemittelfrei nach TRGS 610" anfangen. Als Laie muss man doch denken, da sind keine Lösemittel enthalten.

Die TRGS 610 ist von der Gisbau damals als Verarbeiterschutz gedacht gewesen - Verbraucherschutz war nie das Ziel dieser Regelung. Wenn schon kaum ein Verarbeiter die Sicherheitsdatenblätter liest, kann man wohl kaum von einem Endverbraucher verlangen, dass er diese Vorschrift kennt. Meine Meinung ist: Es würde völlig reichen, alle Kleber nach ihrem Emissionsverhalten zu beurteilen.

FT: Herr Dieckmann, warum engagieren Sie sich eigentlich so für die Zukunft des Teppichbodens?

Dieckmann: Für mich ist der Teppichboden einer der interessantesten Bodenbeläge. Ich halte es auf lange Sicht gesehen für nicht mehr zeitgemäß, dass der Teppichboden fest verklebt wird. Es ist nicht mehr akzeptabel, dass man für die Entfernung des Teppichbodens mit schweren Maschinen und Fräsen anrücken muss. Das heißt aber, dass man die Maßstabilität des Teppichbodens erhöhen muss. Das will ich in den nächsten Jahren vorantreiben, das macht mir Freude.

Mir ist wichtig: Zwischen Belag- und Kleberindustrie muss es eine ehrliche Zusammenarbeit geben, weil wir am Objekt eine Einheit sind. Dort sind wir Partner.


Wulff GmbH & Co. KG Telegramm

Wersener Straße 3
49504 Lotte
Tel.: 05404/8 81-0
Fax: 05404/8 81-19
E-Mail: info@wulff-gmbh.de
Internet: www.wulff-gmbh.de

Gründungsjahr: 1890
Mitarbeiterzahl: 145
Geschäftsführender Gesellschafter: Ernst Dieckmann
Assistent der Geschäftsleitung: Alexander Israel
Technischer Verkauf: Wolfgang Israel
Forschung und Entwicklung: Ralf Hummelt und Jörg D. Kummetz
Marketing: Liliá Wenning und Michael Gottwald

Niederlassungen: - Achim, In den Ellern 19 - Bielefeld, Ludwig-Erhard-Allee 14 - Crossen an der Elster, Lange Wiese 5 - Lingen (Ems), Schillerstraße 27 - Münster, Höltenweg 69 - Oldenburg (Oldb), Mellumstraße 5 - Westerkappeln, Industriestraße 25

Sortiment:
- Grundierungen und Voranstriche
- Versiegelungen-, Nivellier- und Ausgleichsmassen
- Mörtelzusatz und Quarzsand
- Spezialestrich
- Reparaturmassen/Renovierungssysteme
- Bodenbelags-Klebstoffe
- Leitfähige Klebstoff- und Fixier-Systeme
- Brandschutz-Klebstoffe, schwerentflammbar
- Rutschbremsen
- 2-K Klebstoffe
- Parkett-Klebstoffe
- Fugen-Dichtungsmassen, Montage-Klebstoff
- Trittschall-Dämmmatten und Armierungsgewebe
- Zubehör
- Teppichrückenbeschichtungen


Wulff-Verlegewerkstoffe, die mit dem Blauen Engel ausgezeichnet sind

- Micro-Grund, Dispersions-Spezialgrundierung
- Super Flux SA 60, Caseinfreie Spachtelmasse mit Superverlauf
- SA 50, Spannungsarme, schnell trocknende Spachtelmasse
- Multi-Coll, Dispersions-Klebstoff
- Supra-Strong, faserarmierter Dispersions-Klebstoff
- Multi-Strong, faserarmierter Dispersions-Klebstoff
- Ultra-Strong, faserarmierter PUR-Polymer-Dispersions-Klebstoff
- Supra-Tex, faserarmierter Dispersions-Klebstoff
- Linotex, Dispersions-Klebstoff
- HV 9, Dispersions-Rutschbremse, faserarmiert
- 1K Polyflex, Hybrid-Parkettklebstoff, silantherminiertes Polyurethansystem
- 1K SP-Flex, SP-Polymer-Parkettklebstoff, silantherminiertes Polyurethansystem
aus FussbodenTechnik 05/09 (Wirtschaft)