Interview mit Ulrich Plocher und Dr. Hannes Raue, Knopp Unternehmensgruppe, Dettelbach

"Extrem günstige Estrichzusatzmittel können und werden nicht funktionieren"


FussbodenTechnik: Herr Plocher, Herr Dr. Raue, wie hat sich Knopp in den vergangenen 3 Jahren entwickelt?

Ulrich Plocher: Um unseren Werdegang anschaulich zu beschreiben: Wir haben uns vom Regionalexpress zum Euro-City entwickelt. So in etwa müssen sie sich die rasante Entwicklung vorstellen, die uns zum Marktführer in Europa gemacht hat. Dies gilt von England bis Griechenland und von Frankreich bis Kasachstan. Mittlerweile sind wir in 24 Ländern tätig. 6 weitere Länder und der Mittlere Osten kommen in Kürze dazu.

FT: Worauf ist dieser Erfolg zurückzuführen?

Plocher: Die Basis allen Tuns und Denkens ist die zielgerichtete Umsetzung der Visionen unserer Inhaber. Sie verstehen es, uns durch schnelle Entscheidungen, einen klaren Blick für die Märkte und aufgrund ihrer gefestigten Persönlichkeit immer weiter vorwärts zu treiben. Sie sind aktiv an allen Entscheidungen beteiligt, haben für jeden ein offenes Ohr und stärken uns dadurch den Rücken. Egal, ob im kaufmännischen Bereich, der Produktentwicklung oder bei der strategischen "Eroberung" der Länder.

FT: Wie stellen Sie sich auf die unterschiedlichen nationalen Bedürfnissen ein?

Plocher: Jeder Markt wurde länderspezifisch genau durchleuchtet. Wo liegen die Probleme, wie sind die Sitten und Gebräuche? So konnten wir für jedes Land individuell die richtigen Problemlöser anbieten und gleichzeitig unsere Administration aufbauen.

FT: Können ein Beispiel nennen?

Plocher: Nehmen wir Frankreich. Vor 6 Jahren noch war Knopp praktisch unbekannt. Heute gehören wir zu den führenden Herstellern. Angefangen hatten wir mit einem Mann, heute hat Knopp 10 Mitarbeiter, die alle Franzosen sind. Basierend auf unseren Marktforschungsergebnissen, wussten wir sehr genau, wo der Schuh drückt. Mit diesem Wissen und den dafür entwickelten Produkten konnten wir die richtigen Problemlöser bieten.

FT: Wie genau sind Sie vorgegangen?

Dr. Hannes Raue: Zunächst haben wir eine Produktlinie entwickelt, die den speziellen französischen Anforderungen gerecht wird. Danach wurden die Produkte von dem zentralen Institut für Bautechnik in Paris bewertet und mit der Vergabe eines so genannten Avis Technique belohnt, das mit einer bauaufsichtlichen Zulassung gleichzusetzen ist. Wir sind stolz darauf, dass wir als einziger Hersteller von Estrichzusatzmitteln dieses Dokument besitzen.

FT: In Frankreich haben Sie eine eigene Niederlassung. Wie funktioniert das in anderen Ländern?

Plocher: In einer Reihe von Länder haben wir geeignete Vertriebspartner, die unsere Produkte exklusiv vertreiben. Die permanente Betreuung unserer Vertriebspartner spielt eine wesentliche Rolle. Deshalb mussten wir auch intern die Leistungsfähigkeit immer wieder steigern. Außerdem haben wir ein Vertriebs-Profit-Center-System entwickelt.

FT: Wie funktioniert dieses System?

Plocher: Wir bündelten länderübergreifende Verantwortlichkeiten in Zentren, die die jeweiligen Länder betreuen. In Frankreich agiert die Niederlassung autark. Sie betreut neben dem eigenen Land auch Spanien und Portugal sowie zukünftig alle nordafrikanischen Staaten. Selbiges geschieht im Osten Europas, wie auch im Norden. Damit sind die Entscheidungswege kurz, sprachliche Barrieren gibt es kaum.

FT: Das System erlaubt Ihnen den Überblick zu behalten?

Plocher: Ja. Mittlerweile haben wir in der Unternehmensgruppe samt Vertriebspartner über 150 Mitarbeiter. Sie begleiten die Produkte bis zum Endkunden.

FT: Kehren wir nach Deutschland zurück. Inzwischen sind Sie nicht mehr "Alleinunterhalter" im Bereich Estrichbeschleuniger. Wie gehen Sie mit der Konkurrenz um?

Plocher: Konkurrenz belebt das Geschäft und wir merken natürlich, dass uns der Markt nicht mehr allein gehört. Einige Hersteller versuchen über den Preis ins Geschäft zu kommen. Zwangsläufig bleibt dabei die Qualität auf der Strecke. Extrem günstige Estrichzusatzmittel können und werden nicht funktionieren. Auch wenn mit einer Gesamtübernahme der Gewährleistung im Schadensfall gelockt wird. Dem Estrichleger wird ein falsches Sicherheitsgefühl vorgetäuscht. Es ist daher empfehlenswert, das Risiko von vornherein zu vermeiden und ausschließlich qualitativ hochwertige Produkte einzusetzen.

FT: Sie haben zur letzten EPM eine Reihe neuer Produkte vorgestellt. Wie sind diese im Markt angekommen?

Raue: Wir haben wichtige Ergänzungen im Contopp- und Prontopp-Programm vorgestellt: Contopp Fasercompound Duremit, Contopp Duremit 50, Contopp Fasercompound Pro, sowie das Anhydritbindemittel Prontopp Pronto Compound C. Alle Produkte sind auf Anhieb angenommen worden.

FT: Wo liegt der Nutzen der Contopp Duremit-Reihe?

Raue: Diese Additive steigern hauptsächlich die Druck- und Biegezugfestigkeiten. Seit Beginn der Produktions- und Praxisüberwachung im Januar 2008 können Duremit-Estriche durchgängig auf 50 bis 100% gesteigerte Festigkeiten verweisen. Das Schwindverhalten wurde reduziert und eine Hydrophobierung eingebaut.

FT: Haben Sie bereits Referenzen vorzuweisen?

Plocher: Der neue Flughafenterminal in Dublin wurde auf über 55.000 qm komplett mit Contopp Duremit 50 fertig gestellt. Ein Schlaghammertest gemäß britischem Standard beeindruckte alle Beteiligten mit vernachlässigbaren Eindringtiefen von 0,3 mm. Hier liegt die Grenze an Eindringtiefe zur Erlangung der höchsten Festigkeitsklasse für Estriche mit schwerem Lastverkehr immerhin bei 2 mm.

FT: Welche Vorteile bietet der Prontopp Pronto?

Raue: Dieses Anhydritbindemittel verleiht konventionellen Calciumsulfat-Estrichen eine um ca. 50 Prozent schnellere Belegereife im Verhältnis zu herkömmlichen konventionellen Calciumsulfat-Estrichen gleicher Estrichdicke. Es gibt eine erhebliche Erleichterung der Verarbeitung durch eine eingebaute Plastifizierung.

FT: Welche Bedeutung haben Verflüssiger, die auf dem Markt angepriesen werden?

Raue: Diese Produkte basieren hauptsächlich auf wassereinsparender Wirkung, da ihre Rohstoffbasis auf Fließmitteln beruht. Fließmittel finden normalerweise in der Betontechnologie ihre Anwendung zur Herstellung von Betonen mit höheren Konsistenzklassen.

FT: Wie funktionieren die Produkte von Knopp?

Raue: Unsere Systeme basieren auf beschleunigenden Komponenten, welche die Reaktionsgeschwindigkeit des Zementes auf chemischem Wege erhöhen, Anmachwasser frühzeitig fest in den Zementstein einbauen und damit die Belegereife herabsetzen.

FT: Wie sind Sie für die Zukunft aufgestellt?

Plocher: Wir sind für die Zukunft gut aufgestellt. Mit einer vollständigen Produktreihe für Estrich und Beton und der Leidenschaft für neue Ideen ist die Knopp Unternehmensgruppe heute europa- und weltweit auf Expansionskurs. Wir bieten unseren Kunden ein breites innovatives Produktspektrum zur Steigerung der Effizienz.


Knopp GmbH Chemische Produkte

Adolf-Oesterheld-Straße 1
97337 Dettelbach
Tel.: 09324/91 99-0
Fax: 09324/91 99-66
E-Mail: info@knopp-chemie.com
Internet: www.knopp-chemie.com

Gründungsjahr: 1983
Mitarbeiterzahl: 60
Markennamen: Contopp, MTC, Prontopp

Geschäftsführung: Harald Knopp
Geschäftsführung: Helmut Knopp
Marketing + Vertrieb: Ulrich Plocher
Produktmanager: Dr. Hannes Raue

Produkte:
- Estrichzusatzmittel
- Estrichrenovationssysteme
- Betonzusatzmittel
- Anhydritbindemittel
- Spezialchemie
aus FussbodenTechnik 04/09 (Wirtschaft)