Jordan: Zum 90jährigen Jubiläum mit 200 Mio. EUR neuen Rekordumsatz erzielt

"Bei uns findet die Krise nicht statt"

Nur wenige Unternehmen haben die Chancen, die die massiven Marktveränderungen mit sich bringen, so konsequent für sich genutzt wie Großhändler Jordan aus Kassel. Vom Regionalgrossisten hat sich das familieneigene und -geführte Unternehmen zu einer mittlerweile bundesweit präsenten Gruppe entwickelt, die darüber hinaus komplett Österreich abdeckt und in Frankreich mit zwei Standorten den Fuß in der Tür hat. Das 90jährige Jubiläum in diesem Jahr begeht Jordan mit 200 Mio. EUR Umsatz, einem "ordentlichen positiven Ergebnis", 750 "hoch motivierten, engagierten" Mitarbeitern und besten Perspektiven für die Zukunft. Zum ersten Mal gewähren die Hessen, die sich bis dato eher bedeckt hielten, Einblick in Zahlen, Entwicklung und Pläne.

Das hat es noch nicht gegeben: Zum ersten Mal luden Jörg Ludwig Jordan und sein Vater Horst Dieter Jordan zu einer Pressekonferenz, um aus erster Hand über die jüngsten Veränderungen bei dem Familienunternehmen, Zahlen und Pläne zu informieren. Vater und Sohn sind ein eingespieltes Team, wirken frei von Rivalität und locker im Umgang miteinander, dabei voller Respekt vor den Fähigkeiten des anderen.

Der ältere, mit 80 Jahren - die man ihm nicht anmerkt - und 64jähriger Betriebszugehörigkeit Nestor der Branche, stellte einst mit Weitblick und Dynamik die entscheidenden Weichen für die Expansion des von seinem Vater gegründeten Holzhandels.

Der jüngere hat in den letzten Jahren schnell entschlossen und zielstrebig jede Chance genutzt, um das Geschäft auszuweiten und auszubauen. Zunächst verdichtete er das Filialnetz in Deutschland; mittlerweile ist Jordan von Rendsburg bis Ravensburg und von Cottbus bis Köln präsent. Mit der Übernahme der Bodenbelagsaktivitäten von Heick und Brandproducts, die zusätzliche Standorte in Lübeck, Fockbeck, Rostock und Bremerhaven einbrachte, wurden die weißen Flecken im Norden beseitigt.

Parallel wurden mit gleich zwei neuen Dependancen in Frankreich die ersten Brückenköpfe im Ausland installiert - "als Schritt eines ganz normalen organischen Wachstums in angrenzende Märkte, soweit die Strukturen mit den unsrigen vergleichbar sind." Der größte Coup gelang aber zweifellos mit der Übernahme der Aktiva des insolventen österreichischen Grossisten Inku, die Jordan auf einen Schlag die Marktabdeckung in der Alpenrepublik sicherte - ebenfalls eine strategische Akquisition: "Wir betrachten uns als interregionales Unternehmen, damit war der Schritt nach Österreich schon lange im Hinterkopf."

Über seine angestammten Großhandels-Aktivitäten hinaus betätigt sich Jordan auch als Dienstleister für andere Distributeure. In dieser Funktion fädelte Jörg L. Jordan im vergangenen Jahr eine Kooperation mit Akzo Nobel Farbe + Heimtex ein. Ab dem dritten Quartal 2009 übernehmen die Hessen die Bodenbelagslogistik für die Großhandelsfirmen des Chemiekonzerns. "Die Verträge sind bereits unterschrieben".

Aber es wurde nicht nur extern investiert, sondern auch intern: 3 Mio. EUR flossen in eine deutliche Vergrößerung des Zentrallagers in Kassel, das jetzt mit einem Neubau Platz für 1 Mio. qm Bodenbeläge bietet. Von dort aus werden im Nachtsprung - mit Zwischenstopps, um die Transporte zu bündeln und so die Wege zu optimieren - die Niederlassungen bedient. Wobei diese autonomer sind, als man denkt, da jede zusätzlich ein eigenes Lager betreibt, um Schnelldreher permanent vor Ort verfügbar zu haben.

2008 erneut über dem Branchenschnitt gewachsen, 2009 gut gestartet

Auch in Zahlen war 2008 für Jordan ein ausgesprochen erfolgreiches Jahr: "Wir sind erneut über dem Branchenschnitt gewachsen mit einem Plus von 11 % auf 200 Mio. EUR Umsatz". Damit haben sich die Erlöse innerhalb der letzten zwanzig Jahre knapp verzehnfacht: 1989 lagen sie noch bei 21 Mio. EUR. Von den 200 Mio. EUR entfielen 70 Mio. auf den Holzbereich - einschließlich Parkett und Laminat -, 130 Mio. EUR auf den klassischen Großhandel mit der "Kernkompetenz Bodenbeläge" sowie den Zusatzsortimenten Stoffe und Tapeten. Im Bodenbelags-Absatz schlägt Jordan inzwischen mit einem Volumen von 14 Mio. qm - davon 3 Mio. qm Parkett und Laminat - etliche Hersteller.

Früher wurde in der Branche gerne spekuliert, woher das Kapital für die Expansion der Hessen kommt. Der sonst mit Zahlen zurückhaltende Jörg L. Jordan ist diese Diskussion offenbar leid und verwies darauf, dass das Unternehmen 2008 ein "ordentliches positives Ergebnis" erwirtschaftet habe, über "ausreichend Liquidität" und generell eine "solide finanzielle Ausstattung" verfüge. Er gab sogar die Eigenkapitalquote von "über 20 %" preis, inklusive weiterer finanzieller Ressourcen beliefen sich die Eigenmittel in Kassel aktuell auf 30 %.

Ins Jahr 2009 gelang Jordan ein guter Start: Das erste Quartal schloss mit einer Umsatzsteigerung von 5 %, bereinigt verbleiben immerhin +3 %. Für das Gesamtjahr wird ein Zuwachs auf 222 Mio. EUR angestrebt, wozu Inku Jordan 15 Mio. EUR beitragen soll. Nicht eingerechnet ist darin die Kooperation mit Akzo Nobel Farbe + Heimtex.

Inku Jordan: Was bleibt und was sich ändert

Nach den vielen Akquisitionen, Neueröffnungen und Investitionen der letzten Zeit hat im laufenden Jahr die Konsolidierung Priorität. Das schließt selbstverständlich auch die Neuordnung und Integration der neuen Tochter in Österreich ein. Kurzfristig haben sich Jörg L. Jordan und Vertriebsleiter Robert Horst, der bei Inku Jordan als Co-Geschäftsführer fungiert, einen Überblick verschafft und einen Maßnahmenkatalog aufgestellt.

"Inku bleibt Inku", nimmt Jordan dabei denjenigen den Wind aus den Segeln, die glaubten, er wolle in Klosterneuburg keinen Stein auf dem anderen lassen. Das heißt konkret: Es bleiben Auftritt und eingeführte Marken wie Inku und Melan, für die sogar wieder Endverbraucher-Werbung reaktiviert werden soll. Es bleiben auch das bewährte Team mit 80 Mitarbeitern und der Außendienst für Handel und Objekt. Es bleibt ferner das Sortiment, das allerdings aus dem Programm der Mutter heraus ergänzt wird - unter anderem mit Stoffen, denn die sanierungsbedürftigen Böhm-Stoffaktivitäten hat Jordan an den früheren Inku-Vorstand Michael Smolka weiter veräußert. Es wird die Logistik mit eigenem Fuhrpark aufrecht erhalten, der die Kunden in ganz Österreich bedient, und schließlich wird auch das Inku-Fachberaterkonzept fortgeführt - und ausgebaut -, das aktuell 135 Anschlusshäuser umfasst.

Die Veränderungen finden hauptsächlich innerhalb der Organisation statt. So werden die Strukturen verschlankt, die Prozesse effizienter gestaltet, eine neue EDV installiert und eine vertriebsorientierte Leitung eingesetzt. Wichtig ist Jordan zudem eine stärkere Kundenorientierung. Nicht zuletzt wird ein neuer Standort in der Umgebung gesucht, da die alten Räumlichkeiten reichlich überdimensioniert und viel zu teuer sind.


Jordan - das Unternehmen

W. & L. Jordan GmbH
Töpfenhofweg 41-44
34134 Kassel
Tel: 0561-941770
Fax. 0561-94177111
www.jordan-kassel.de
www.joka.de
info@joka.de

Gründung: 1919 als lokaler Holzhandelsbetrieb
Eigentümer: Jörg L. Jordan (75%), Horst Dieter Jordan (25%)
Geschäftsführung: Jörg L. Jordan, Horst Dieter Jordan
Tochtergesellschaften: Jordan France S.A.R.L. (seit 2008), Inku Jordan GmbH & Co. KG
Umsatz: 2008 ca. 200 Mio. EUR (+ 11 %)Plan 2009 ca. 222 Mio. EUR
Eigenkapital-Quote: 2008 > 20 % + Eigenmittel 30 % (inkl. Gesellschafterdarlehen)
Absatz: ca. 14 Mio. qm Bodenbeläge (inkl. Inku), davon ca. 3 Mio. qm Holzboden
Mitarbeiter: 750, davon ca. 180 in Kassel
Standorte: 52, davon 45 in Deutschland, 2 in Frankreich und 5 in Österreich
Zentrallager Kassel: 22.000 qm, davon über 10.000 qm überdachte Lagerfläche mit einer Kapazität von 1 Mio. qm


Historie

1919 Gründung durch Ludwig Jordan als Holzhandlung; Eintritt des älteren Bruders Wilhelm
1945 Wiederaufbau mit Ludwigs 17jährigem Sohn Horst-Dieter. In den 50er Jahren baut Horst-Dieter Jordan die Abteilung Kunststoff-Bodenbeläge auf.
1958 wird Horst-Dieter Jordan in die Geschäftsführung berufen.
1960 stirbt Wilhelm Jordan.
In den 70er Jahren Expansion innerhalb Hessens mit der Übernahme von Gummi-Heinmüller; Einführung der Marke Joka Floor für Teppichböden
1975 verstirbt Ludwig Jordan.
1986 tritt Jörg Ludwig Jordan mit 26 Jahren in die Firma ein und wird
1988 zum Geschäftsführer bestellt. Ein Brand zerstört Lager- und Verkaufsräume für Bodenbeläge.
1989 Eröffnung des neuen Zentrallagers; Einstieg in Deko-, Gardinen- und Möbelstoffe
1990 entsteht in Erfurt die erste Niederlassung in den neuen Bundesländern.
1994 Einführung des Joka Plus Partnerschaftskonzeptes
Ab 2000 beschleunigt sich die Expansion mit den Akquisitionen der Münchner Raumwelt sowie des Traditionshauses Schwinn & Starck.
2006 Erwerb eines Kölner Stoffgroßhändlers; die Holzabteilung vergrößert sich mit Glas-Keil in Würzburg.
2008 erfolgt mit der Jordan France S.A.R.L. der Schritt über die Grenze nach Frankreich. In Kassel wird das Zentrallager für 3 Mio. EUR auf 10.000 qm erweitert.
2009 Integration der Bodenbelagsaktivitäten von Heick und Brandproducts, Übernahme der Aktiva des insolventen österreichischen Grossisten Inku und Gründung der Inku Jordan GmbH & Co. KG. In Vorbereitung: Kooperation mit Akzo Nobel Farbe & Heimtex über die Abwicklung der kompletten Bodenbelagslogistik
aus BTH Heimtex 05/09 (Wirtschaft)