BTH Heimtex Großhandels-Umfrage Verlegewerkstoffe

Wie beurteilt der Großhandel die Anbieter von Verlegewerkstoffen?

Beim Thema "Qualität in der Fußbodentechnik" kennt der Großhandel keine Kompromisse: Um seinen Kunden die Möglichkeit zu bieten, eine perfekte Handwerksleistung abzuliefern und vor Reklamationen weitgehend gefeit zu sein, werden hohe Maßstäbe an das Leistungsvermögen der Hersteller von Verlegewerkstoffen (Kleber, Ausgleichsmassen, Vorstriche) gestellt. BTH Heimtex hat jetzt zum zweiten Mal Grossisten zu diesem Komplex befragt. Insgesamt 41 Branchenteilnehmer nahmen ihre Lieferanten kritisch unter die Lupe - verteilten Lob und übten schonungslos, aber fair Kritik. Bemerkenswert: Gegenüber der Umfrage aus dem Jahre 2007 ergaben sich zum Teil gravierende Verschiebungen. Als strahlender Sieger ging die Uzin Utz-Gruppe bei der jüngsten Erhebung hervor, während Henkel Thomsit buchstäblich abgestraft wurde. Zu den Gewinnern dürfen sich einige Hersteller aus der zweiten Reihe zählen. BTH Heimtex-Redakteur Ulrich Baumert kommentiert das Ergebnis und beleuchtet Hintergründe.

Schon bei der ersten "Großhandelsumfrage Verlegewerkstoffe" im Oktober 2007 stieß BTH Heimtex in der gesamten Branche auf enormes Interesse, zumal die Beteiligung von 37 Grossisten sehr hoch und somit die Aussage repräsentativ war. In diesem Jahr bezogen 41 Unternehmen Position, wofür wir uns herzlich bedanken. Jede Firma hatte nur eine "Stimme", was heißt, dass lediglich ein Fragebogen von einem Entscheider ausgefüllt und zurückgesandt wurde. Eine Ausnahme bilden Sonnhaus Österreich und Sonnhaus Deutschland, die unterschiedliche Sortimente führen. Zu bewerten waren ausschließlich Marken, die tatsächlich gelistet sind (weitere Details siehe Kasten). Dass einige Teilnehmer ihre Bewertungen kommentierten, erwies sich als außerordentlich hilfreich.

BTH Heimtex hatte folgende Anbieter vorgegeben: Ardex, Bona, Bostik, Collano, Forbo Erfurt, Henkel Thomsit, Ibola, Kerakoll/SLC, Kiesel, Mapei, Murexin, PCI, Schönox, Sopro, Stauf, Uzin, Wakol, Wulff. Allerdings konnten einige Firmen nicht berücksichtigt werden, da aufgrund der geringen Listungen keine repräsentative Aussage möglich war. Es handelt sich um Collano, Ibola, Kerakoll/SLC, Murexin, Sopro, Wakol und Wulff.

Aus der Anzahl der Bewertungen ergab sich folgenden Rangfolge:

- Ardex
- Henkel Thomsit
- Uzin
- PCI, Schönox
- Bona, Bostik
- Kiesel
- Forbo Erfurt
- Stauf, Mapei

Die klassische Definition des Begriffs "Verlegewerkstoffe" umfasst die Produkte Bodenbelagsklebstoffe, Ausgleichsmassen, Vorstriche sowie Dämmunterlagen. Zu berücksichtigen ist, dass die genannten Hersteller mit zum Teil sehr unterschiedlichen Programmen und Schwerpunkten am Markt agieren. Beispiel Bona: Das Unternehmen hat sich auf Holzböden spezialisiert und bietet im Gegensatz zu allen anderen Firmen nicht das gesamte Spektrum an Bodenbelagsklebstoffen an, sondern ausschließlich Parkettklebstoffe. Bei der Beurteilung dürften aber auch Versiegelungen, das eigentliche Kerngeschäft der Bona, eine Rolle gespielt haben.

Ein Blick auf den deutschen Markt: Bei der Nachfrage lediglich von einer Stagnation zu sprechen, wäre bei allem Wohlwollen stark untertrieben. In Deutschland gingen die Absatzmengen 2008 drastisch zurück, wobei die Hersteller sehr unterschiedlich abschnitten. Kein Wunder, dass die Branche über zunehmenden Wettbewerbsdruck sowie unkonventionelle Methoden bei der Kundenakquise klagt. Das Spektrum der Anbieter ist heterogen und reicht vom kleinen Familienbetrieb über Mittelständler, die teilweise unter dem Dach von Konzernen angesiedelt sind, bis zum Großunternehmen. Letzteres kann übrigens nur Mapei von sich behaupten. Bei der Wettbewerbsstrategie treffen bei Verlegewerkstoffen zwei Extreme aufeinander: Qualitätsführerschaft und aggressiven Kostenführerschaft.

Uzin

Wer will dieses Unternehmen stoppen? Gleich zehnmal stehen die Ulmer auf der obersten Stufe des Siegertreppchens, nachdem sie bereits 2007 mit sechs ersten Plätzen für Furore gesorgt hatten. Markenstärke, Sortimentskompetenz, höchste Innovationsfähigkeit und Spitzenservice - da müssen zwangsläufig auch die Zukunftsperspektiven exzellent sein. Die seinerzeit sehr hohen Investitionen in das Logistikzentrum haben sich für die Uzin Utz AG gelohnt, wie der erste Platz in Lieferzuverlässigkeit beweist. Dass diese Leistungsdichte eine entsprechende Managementqualität voraussetzt, versteht sich von selbst. Da sich Uzin auch in kritischen Fällen sehr entgegenkommend zeigt, weiß sich der Großhandel auf der sicheren Seite und belohnt diese Kulanz mit einem weiteren Topwert.

Das börsennotierte Unternehmen ist im doppelten Wortsinn bodenständig geblieben und hat von seiner Marktnähe nichts eingebüßt. Mit unternehmerischem Weitblick gelang es dem Vorstandsvorsitzenden Dr. H. Werner Utz, die Firmengruppe auf Erfolgskurs zu halten. "Wir haben frühzeitig rückläufige Märkte erkannt und uns darauf vorbereitet", kommentiert er die Geschäftsentwicklung. Über alle Bereiche wird für 2008 eine Umsatzsteigerung von 7% ausgewiesen. Wie zu hören ist, konnte mit Verlegewerlstoffen am deutschen Markt sogar ein zweistelliges Plus eingefahren werden. Kein Wunder, dass sich der Vorstandschef gelassen zeigt: "Wir sind stark und nachhaltig aufgestellt, und das wird uns in diesem schwierigen Umfeld nutzen."

Ardex

Als "stiller Champion" hat sich der Wittener Bauchemiespezialist weltweit in 50 Ländern etabliert. In der Bodenbelagsbranche ist der Name Ardex nach wie vor ein Synonym für hochwertige Spachtelmassen, auch wenn das Unternehmen sein Portfolio längst auch auf andere Produkte ausgeweitet hat - zum Beispiel Klebstoffe. "Allein im abgelaufenen Jahr konnten wir die verkaufte Tonnage in diesem Bereich klar verdoppeln. Umgerechnet bedeutet dies eine Verlegung von rund 1 Mio. qm an Oberbelägen", frohlockte der damalige Marketingleiter Ulrich Türk im Dezember 2008. Bei einem über alle Belagsegmente hinweg ermittelten Klebstoffverbrauch von durchschnittlich 800 g / qm ist das nicht wirklich viel, aber die Tendenz stimmt zumindest.

Die Bezeichnung Champion ist keineswegs übertrieben. Wenn man die Listungsquote als Maßstab nimmt, ist Ardex mit Abstand der beliebteste Anbieter von Verlegewerkstoffen, was eindrucksvoll mit dem höchsten Sympathiewert unterstrichen wird. Aufgrund seiner konsequenten Vertriebsstrategie nimmt das Unternehmen eine Sonderstellung ein - zu Recht, denn selbst Objekteure werden nicht direkt beliefert, sondern ausschließlich über den Großhandel. Dass die Markenstärke überdurchschnittlich ist, verwundert ebenso wenig wie der hohe Bekanntheitsgrad.

Hohe Reputation wird dem Management von Ardex mit Dieter A. Gundlach an der Spitze bescheinigt, dem es als "Externem" gelungen ist, in dem Familienunternehmen eine zukunftsfähige und wachstumsorientierte Strategie zu implementieren. Seit seinem Eintritt in das Unternehmen im Jahre 1992 konnte der Umsatz von 150 Mio. EUR auf 510 Mio. EUR (2008) gesteigert werden. Ein eingeleitetes Investitionsprogramm in dreistelliger Millionenhöhe soll die Wettbewerbsfähigkeit weltweit stärken.

Fragwürdig ist jedoch, nach dem Ausscheiden von Ulrich Türk im Februar die Position des Marketingleiters vorerst nicht zu besetzen. Auf diese Weise werden die Wittener ihr angestaubtes Image nicht los und werden weiter als (zement-) graue Maus der Branche wahrgenommen.

Weiteres Manko: Im Topmanagement der Fußbodenschiene sind keine Hoffnungsträger erkennbar. Vertriebsleiter Werner Schröder, seit Jahren der Frontmann dieser Unternehmenssparte, hatte sich eigentlich schon auf den Vorruhestand eingestellt. Jetzt hängt er noch zwei Jahre dran, um einen Nachfolger einzuarbeiten, der keinen leichten Job antreten wird. Schröder wird im Großhandel als kompetenter Gesprächspartner sehr geschätzt, so dass die Messlatte hoch hängt.

PCI

"Wenn unsere Kunden ganz scharf kalkulieren müssen, ist PCI eine sichere Bank", begründete ein Großhändler die Listung der BASF-Tochter. Der Hersteller konnte seine Marktposition gegenüber 2007 erheblich ausbauen. Das straffe Sortiment der Augsburger ermöglicht dem Großhandel einen schnellen Warenumschlag und somit eine kurze Kapitalbindung. Devise: Mit sehr wenigen Produkten den Großteil der täglichen Anwendungsbereiche abdecken - das kommt an: Beim Preis-Leistungsverhältnis rangiert der Hersteller klar an der Spitze.

Mit derselben Punktzahl erklimmt der 14köpfige Außendienst auf dem Podest die höchste Stufe. Generell scheint der Vertrieb einen guten Job zu machen, denn bei PCI kauft man besonders gern ein. Die höchste Lieferschnelligkeit lässt zudem auf ein ausgefeiltes Logistiksystem schließen. Schade, dass hinter den guten Leistungen keine Gesichter erkennbar sind. Unter dem Dach der BASF scheint das nicht mehr ins Konzept zu passen.

Bona

Die schwedische Firmengruppe hat sich ganz und gar dem Verlegen und der Veredelung von Holzfußböden verschrieben. Wie eingangs erwähnt, liegt die Kernkompetenz auf dem Sektor Versiegelung. Dass die im hessischen Limburg ansässige Tochter in grauer Vorzeit die Klebstoffproduktion eines Parkettproduzenten kaufte, sollte sich als glückliche Fügung erweisen. Inzwischen liefern sich die Limburger mit Stauf ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Status "größter Hersteller von Parkettklebstoffen in Deutschland". Für 2008 meldet das Unternehmen im Geschäftsfeld "Befestigung" ein Umsatzwachstum von 10% - und das bei konstantem Mengenniveau.

Wie unsere Umfrage zeigt, liegen bei Bona Licht und Schatten nah beieinander. Auf heftige Kritik stößt vor allem die Vertriebspolitik. Eigene Depots, Direktbelieferung des Handwerks und Großhandel lassen sich schwer unter einen Hut bringen. Welche Defizite sonst noch dafür ausschlaggebend sind, dass die Managementqualität des Unternehmens dermaßen schlecht benotet wird, muss jetzt Geschäftsführer Christian Löher selbstkritisch hinterfragen. Dass es beim Service nur zum letzten Platz reicht, sollte ebenfalls zu denken geben. Nach wie vor als gut eingestuft wird die Öffentlichkeitsarbeit in all ihren Facetten. Dass Bona eine starke Marke mit entsprechendem Bekanntheitsgrad ist, wiegt im positiven Sinne schwer und sollte zum Anlass genommen werden, ein Gesamtbild ohne eklatante Schwächen anzustreben.

Bostik

Nach dem großen Erfolg von 2007, als gleich acht 1. Plätze abgeräumt wurden, kann Bostik mit der jüngsten Umfrage kaum zufrieden sein. Nur noch einmal sieht sich das Unternehmen ganz oben auf dem Siegertreppchen. Gelobt wird die Kulanz und auch das Preis-Leistungsverhältnis wurde mit überdurchschnittlichen Noten bewertet. Ansonsten überwiegt Mittelmaß. Offenbar verkannt wird das Innovationspotenzial des im westfälischen Borgholzhausen ansässigen Herstellers, der auf der Bau mit einer Vielfalt an Neuheiten vertreten war, zum Beispiel einem System zur schnellen und sicheren Verlegung von elastischen und textilen Bodenbelägen, Parkett und Laminat sowie von keramischen Fliesen und Platten im Renovierungsbereich. Damit ist man offensichtlich in der Lage, einen Klebstoff als "Eier legende Wollmilchsau" anzubieten.

Henkel Thomsit

Ob die organisatorische Zusammenführung der Bereiche Boden, Wand, Decke bei Henkel tatsächlich eine unabdingbare Notwendigkeit war und den Erfordernissen des Marktes entspricht, wird die Zukunft zeigen. Fest steht, dass die interne Umstrukturierung der Markengeschäfte Thomsit und Metylan erhebliche Irritationen am Markt verursacht hat. Diesen Maßnahmen erteilt der Großhandel unmissverständlich eine Abfuhr, die deutlicher nicht hätte ausfallen können. In den Disziplinen Qualität Innendienst, Service und Lieferschnelligkeit sind die Düsseldorfer Schlusslicht. Die vorletzte Platzierung in Managementqualität macht deutlich, wo die Schuldigen für dieses Desater vermutet werden.

Dass es bei Thomsit auf Führungsebene keine vertrauten Gesichter mehr gibt, wird allgemein bedauert. Nachdem Wolfgang Heck das Unternehmen aus Altersgründen verlassen hatte, endete auch die Zusammenarbeit mit Vertriebsleiter Norbert Blach, Marketingleiter Rüdiger Reinfelder sowie Produktmanager Falk Mikosch. Ein Großhändler schrieb uns: "Der damalige Vertriebsleiter, Norbert Blach, hat einen sehr guten Job gemacht. Jetzt fehlt uns ein tiefgründiger Geschäftspartner."

In einem Redaktionsgespräch haben wir das Umfrageergebnis mit Steffen Rüdiger, Leiter der Profi-Handwerkergeschäfte in Deutschland, und Axel Bornefeld, Vertriebsleiter Boden, Wand, Decke, diskutiert. "Es ist immer ein Wagnis, in konservativen Branchen etwas zu verändern", gab Rüdiger zu bedenken. Die in der Umfrage geäußerte Kritik, war für ihn größtenteils nachvollziehbar. Ursache für die logistischen Schwächen sei die Umstellung auf das SAP-EDV-System gewesen. "Wir hatten viele interne Probleme", räumt Axel Bornefeld ein. "Jetzt wollen wir uns wieder intensiv mit den Kunden beschäftigen."

Mapei

Dr. Giorgio Squinzi hat ein großes Ziel vor Augen: Bis 2010 soll sein Konzern die "magische" Umsatzgrenze von 2 Mrd. EUR überschreiten. Nachdem Mapei den Umsatz 2008 auf 1,7 Mrd. EUR (+9%) steigerte, scheint die Vorgabe noch erreichbar zu sein - allerdings nur, wenn die deutsche Tochter ebenfalls in der Erfolgsspur bleibt. Die im hessischen Erlenburg ansässige Firma legte seit 2003 über alle Produktsegmente durchschnittlich 15% zu. Gut 20% des Gesamtumsatzes entfallen auf das Geschäftsfeld Fußbodentechnik (Verlegewerkstoffe), das seit vier Jahren zügig ausgebaut wird und sich auch 2008 positiv entwickelte.

Historisch bedingt hat es Mapei schwer, die Phalanx aus Uzin, Thomsit und Ardex zu durchbrechen und sich als Premiumanbieter aufzustellen. Von Markenstärke kann offensichtlich keine Rede sein und auch mit dem Bekanntheitsgrad ist es nicht weit her, wie unsere Umfrage verdeutlicht. Die Trümpfe sind das Preis-Leistungsverhältnis und der Service. Auch der Innendienst kommt gut an. Durch seine klare Verstriebstrategie ist der Hersteller als Großhandelslieferant geradezu prädestiniert. Umso bedauerlicher, dass im Sortiment Defizite wahrgenommen werden. 2007 war dies noch die Paradedisziplin von Mapei. Auch bei den Konditionen büßte der Hersteller die Spitzenposition ein. Dass sich dieses Unternehmen auch in Zukunft behaupten wird, steht für den Großhandel aber außer Zweifel. Der schlechte Sympathiewert ist uns unerklärlich, da wir bei Mapei nur nette Menschen kennen, allen voran Inhaber Dr. Squinzi und seine Ehefrau Adriana Spazzoli, die das zentrale Marketing des weltweit aktiven Bauchemie-Konzerns verantwortet.

Schönox

Nach 2007 muss Schönox eine wahre Großhandelsoffensive gestartet haben. Bezogen auf die Zahl der Listungen sind die Münsterländer unter anderem an Bostik vorbei gezogen. Ihre Produkte finden sich inzwischen auch in den Hochregalen der Jordan-Gruppe, die zuvor von Uzin und Mapei bestückt wurden.

Aushängeschild des Unternehmens ist der Innendienst, wie ein souveräner 1. Platz dokumentiert. Dass sich die Managementqualität vom 4. auf den 3. Platz verbesserte, dürfte nicht unwesentlich auf die Rückkehr von Werner Schwerdt als Vertriebs- und Marketingleiter zurückzuführen sein.

Zu den Produkten: Zweifellos ist dieser Hersteller im Bereich Fußbodentechnik auf der Höhe der Zeit. Der 2. Platz in Innovation fiel jedoch eine Nuance zu hoch aus. Dass die Konditionen unisono schlecht beurteilt werden, muss einen triftigen Grund haben. Dennoch: In Zukunft dürfte die Tochterfirma der Akzo Nobel-Gruppe noch für einige Überraschungen gut sein.

Kiesel

Dass der schwäbische Mittelständler Kiesel ausgerechnet im Jahr der weltweiten Wirtschaftskrise sein 50jähriges Bestehen feiert, könnte die Vorlage eines Drehbuchs sein: Als solide aufgestelltes Familienunternehmen trotzen die Esslinger den Unbilden des Marktes, während Großkonzerne ums Überleben kämpfen

Einmal mehr wird dem Unternehmen überdurchschnittliche Managementqualität bescheinigt - mit einem gravierenden Unterschied gegenüber 2007: Das Prädikat gebührt dem Inhaber nicht mehr allein. Aber genau das hat Wolfgang Kiesel gewollt, als er 2008 die Führungsebene um wichtige Positionen erweiterte. Logische Konsequenz: Die Benotung in der Rubrik Zukunftsperspektiven fiel um vier Zehntel besser aus, und dass die rote Laterne abgegeben wurde, ist mehr als ein kosmetischer Effekt.

Stolz sein dürfen die Schwaben auf ihren Außendienst, der als äußerst kompetent eingestuft wird und alle großen Namen alt aussehen lässt. Darüber hinaus weiß der Großhandel die Kulanz der Kiesel Bauchemie zu schätzen, die diese Disziplin als effizientes Mittel zur Kundenbindung einzusetzen weiß. Nicht in das positive Gesamtbild passen will der letzte Platz in Lieferzuverlässigkeit, wofür man in Esslingen keine Erklärung hat.

ForboErfurt

Das ostdeutsche Traditionsunternehmen Forbo Erfurt hat seine Präsenz im Großhandel erheblich ausgebaut, so dass erstmals eine repräsentative Aussage möglich ist. Mit dem Ergebnis müssen sich die Thüringer nicht verstecken. Öffentlichkeitsarbeit scheint jedoch ein Fremdwort für die Firma zu sein; sonst wäre sicher mehr möglich gewesen.

Stauf/Ibola

Stauf ist bei der Großhandelsumfrage böse unter die Räder gekommen. Doch um eines klar zu stellen: Der Hersteller wurde unter Wert geschlagen. Das in Wilnsdorf/Siegerland ansässige Unternehmen hat historisch bedingt seine Stärken in der Direktvermarktung und beherrscht die Spielregeln des Großhandels offensichtlich nur unzureichend. Hohe Reputation genießt man hingegen beim Handwerk.

Als Hersteller von Parkettklebstoffen wetteifert Stauf mit Bona um die Branchenführerschaft in Deutschland. Dass die Siegerländer auf dem Klebstoffsektor Vollsortimenter sind, also auch für andere Bodenbelagsarten entsprechende Produkte anbieten, ist weitgehend unbekannt. Die Integration der schon vor einiger Zeit übernommenen Firma Ibola soll hier den Durchbruch ermöglichen. Scheinbar war die Entscheidung richtig, denn Ibola schneidet bei unserer Umfrage recht gut ab. Leider reichten die Nennungen nicht, um bei der Endauswertung berücksichtigt zu werden.

Möglich, dass es im Zuge des Zusammenschlusses der beiden Firmen zu Anlaufschwierigkeiten kam. Unter anderem hat sich dabei der Außendienst verdoppelt, womit auch eine neue Gebietsaufteilung verbunden war. Durch die Neuorganisation soll schnellstmöglich die Kundenbetreuung und Kapazitätsauslastung der Produktionsstätte verbessert sowie langfristig ein effizienteres Materialmanagement in Einkauf und Disposition ermöglicht werden. Die bestehende Produktpalette der Ibola-Klebstoffe für Bodenbeläge im Innen- und Außenbereich wird unter der bisherigen Marke weitergeführt. Für 2009 wurde ein komplett überarbeitetes Produktprogramm angekündigt.

Unsere Einschätzung: Dieses Traditionsunternehmen verfügt über eine der modernsten Produktionsstätten der Branche sowie über ein junges und ehrgeiziges Management mit den beiden Geschäftsführern Wolfgang und Volker Stauf an der Spitze. Dazu gehört mit Chefentwickler Dr. Frank Gahlmann eine der Kapazitäten im Klebstoffsektor. Der Geschäftserfolg wird maßgeblich davon abhängen, wie man sich im Großhandel positioniert. Dazu bedarf es einer durchdachten Vertriebskonzeption sowie weiterer Anstrengungen im Marketing und in der Öffentlichkeitsarbeit.

Sonstige

Bei Wulff waren wir über die geringe Zahl der Listungen erstaunt. Die Niedersachsen sind nach unserer Einschätzung erfolgreicher als es in der Umfrage zum Ausdruck kommt. Ernst Dieckmann, bestens bekannt als "Querdenker" der Branche, meldet sich nur noch selten zu Wort, so dass es um die Firma insgesamt sehr ruhig geworden ist.

Jede Menge Potenzial, das aber nicht genutzt wird, hat Kerakoll/SLC. Hans-Dieter Albreit war 2006 als Geschäftsführer bei Kerakoll Deutschland, Tochter eines italienischen Produzenten von Bauchemikalien, angetreten, um binnen fünf Jahren einen jährlichen Umsatz von 30 Mio. EUR zu erreichen. Inzwischen trennten sich die Wege.

Wie Branchenkenner wissen, verbirgt sich hinter SLC der ehemalige Klebstoffhersteller Rinaldi. Bis die Firma vor einigen Jahren von Kerakoll übernommen wurde, hatte sie mit innovativen Problemlösungen bei der Parkettveregung für Furore gesorgt. Dieses Renommee ist längst verblasst. Apropos Albreit: Er meldete sich kürzlich als Unternehmensberater zurück.


BTH Heimtex Großhandels-Umfrage Verlegewerkstoffe
Die Exklusiv-Umfrage von BTH Heimtex wurde im Februar 2009 schriftlich durchgeführt. Die Großhändler bewerteten die 41 Lieferanten von Verlegewerkstoffen mit Schulnoten zwischen 1 (= ausgezeichnet) und 5 (= mangelhaft). Für jeden Anbieter wurden 18 Kriterien abgefragt, darunter objektiv messbare (Lieferschnelligkeit, Konditionen) genauso wie subjektiv empfundene wie Sympathiewert, Qualität der Mitarbeiter und des Managements oder Zukunftsperspektiven.

Diese Firmen beurteilten die Leistungsstärke ihrer Lieferanten:
Decor-Union, Farben-Arndt, LTF Landegger, Gebr. Gorgner, Sonnhaus (Wels und Straubing), M-Plus (CMS), Farben Büchele & Götzenberger, Plasto Bodenbeläge, Josef Kersting, Rafa, Farben Leicht, Klein, W. Schneck, Lecobest, Josef Walter, Nitsche Farben, Gerhard Bock, Geiger Aschaffenburg, Weigel, Wilts, Ullmann, Fritz Müller, Ketterer + Liebherr, Rigromont, Engel & Jung, Huffer-Farben, Gebr. Lotter, Jordan, Busch + Co., MEG Essen, Huber & Pöscha, Südbund, Vestische Glas + Farben, Farbtex Kaltenbach + Maier, Wässa & Schuster, Weicken, Belcolor, Hacotex Botex, Paul Groß
aus BTH Heimtex 04/09 (Wirtschaft)