Domotex: Aussteller zeigen sich optimistisch

Pragmatisch statt ängstlich

Die weltgrößte Bodenbelagsmesse, die Domotex Hannover, ist seit vielen Jahren das Stimmungsbarometer für die Branche. Allen Unkenrufe zum Trotz begegnen die Bodenbelags, Verlegewerkstoff-, Profil- und Werkzeughersteller der angespannte Situation mit Pragmatismus. Oder wie ein Branchenkenner es ausdrückte: "Es herrscht wachsamer Optimismus." Dabei zielt die Domotex immer stärker auf das Ausland. Der Anteil der ausländischen Fachbesucher erreichte mit 64 % ein Rekordniveau. In Relation zum BAU-Vergleichsjahr 2007 sank allerdings die Gesamtzahl der Besucher um 13,6 %.

Jammernde Verkäufer, bescheidene Messestände und Panikverkäufe - wer in Hannover den "Totentanz der Bodenbranche" erwartet hatte, war überrascht. Dies alles gab es nicht. Trotz eines zweistelligen Produktionsrückgangs in Deutschland und negativer Verbrauchszahlen im gesamteuropäischen Belagsmarkt zeigten sich beispielsweise die Bodenbelagshersteller sowie die Zubehörproduzenten optimistisch.

Geeignete Maßnahmen ergreifen

Ganz nach dem Motto "Jetzt erst recht" nutzt die Bodenbelagsbranche die aktuelle Situation, um sich zu sortieren und zukunftsorientiert aufzustellen. Vorbereitende Maßnahmen sind derzeit das Gebot der Stunde. Gleich mehrere Hersteller investieren in den Ausbau ihres Vertriebs und ihres Marketings, um noch sichtbarer am Markt zu sein. Und mit Blick auf eine möglicherweise wachsende Preissensibilität der Kunden überprüfen die Produzenten ihre Sortimente, runden die Produktpaletten nach unten ab bzw. ergänzen um fehlende Produkt-Eigenschaften. Auf der anderen Seite stehen Kostenreduzierungen wie beispielsweise der Verzicht auf Leiharbeiter. Für Thomas Biebusch, Vertriebsleiter KWG, steht daher fest: "Wer in der Vergangenheit seine Hausaufgaben gemacht hat und auch jetzt nicht den Kopf in den Sand steckt, der wird die angespannte Lage schon bewältigen."

Nachhaltigkeit als Chance, Messebesucher gehören zu den Gewinnern

Günther Hermann, Leiter Anwendungstechnik bei Verlegewerkstoffhersteller Mapei, sieht das Jahr 2009 weiterhin optimistisch: "Unsere guten Kunden haben bis Mitte des Jahres gut zu tun, die Auftragsbücher sind voll." Mapei selbst setzt auf das Thema Nachhaltigkeit: "Wir lassen unsere Produkte von der deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifizieren. Hermann ist überzeugt: "Langfristig werden gerade bei großen Immobiliengesellschaften und in öffentlichen Gebäuden nur noch zertifizierte Produkte zum Einsatz kommen."

Einige exportorientierte Profilhersteller spüren bereits erste Auswirkungen der Finanzkrise. Hans-Joachim Kober von Döllken-Weimar beschreibt die Umsatzzahlen im Inland weiterhin als gut, dagegen schwächelt Osteuropa. "Im Ausland sind die Probleme bereits angekommen, so werden beispielsweise in Russland Gebäude nicht zu Ende gebaut."

Von einem grundsätzlich verhalteneren Kaufverhalten berichtete Frank Sondermann, Geschäftsführender Gesellschafter von Profilhersteller Küberit: "Im Ausland merkt man es stärker, dass die Kunden zurückhaltender handeln." Langjährige Partner will man gezielt unterstützen: "In wirtschaftlich schlechten Zeiten ist es wichtig, als Lieferant und Kunde enger zusammenzustehen."

Am Treffensten fasst die derzeitige Lage Michael Witte von Witte - Werkzeuge für Bodenleger zusammen: "Heute gehen die Besucher gezielt auf die Messe, um sich zu informieren und in der Krise zu den Gewinnern zu gehören. Auf der Messe sieht man schließlich die Zukunft - sonst kommt man nachher zu spät."
Werkzeuganbieter Frank Bieletzki, Geschäftsführer von Rolf Westermann, lobte besonders den Zulauf aus Osteuropa. Mit der nationalen Resonanz war er hingegen überhaupt nicht zufrieden: Als Großhändler für Werkzeug und Zubehör interessieren uns überwiegend deutsche Handwerksbetriebe, die leider in diesem Jahr fast gar nicht die Domotex besuchten. Auch viele andere Aussteller aus den Hallen 6-9 teilen unsere Meinung. Wir überlegen intensiv, den Messeauftritt unter diesen Bedingungen zumindest von der Größe zu reduzieren - auf jeden Fall wenn zeitgleich die BAU stattfindet."

Anteil der ausländischen Besucher steigt

In Hannover hatten die Besucher und Aussteller ausreichend Gelegenheit, sich über die Situation in anderen Märkten Europas zu informieren. Der Anteil der ausländischen Fachbesucher erreichten mit 64 % (plus 5 Prozentpunkte) einen neuen Rekordwert, Zuwächse konnten insbesondere aus den osteuropäischen Ländern und vom amerikanischen Kontinent erreicht werden. Daher galt auch in diesem Jahr die Maßgabe: Wer mit seinem Unternehmen international aufgestellt ist, für den war die Domotex die richtige Messe. Wer allerdings vor allem am deutschen Markt interessiert ist, der dürfte sich in München auf der Bau besser aufgehoben gefühlt haben.

Die Gesamtzahl der Fachbesucher lag 2009 nur bei 38.000. Dies entspricht einem Rückgang gegenüber dem Vergleichsjahr 2007 von 13,6 %, gegenüber dem vergangenen Jahr sogar von 19 %.

Gemeinschaftstand der Estrich-, Parkett- und Bodenleger erfolgreich

Der vom SN-Verlag, dem Verlag von FussbodenTechnik, gestaltete Gemeinschaftsstand der Estrich-, Parkett- und Bodenleger war ein weiteres sichtbares Zeichen für die branchenübergreifende Zusammenarbeit der am Fußbodenbau beteiligten Verbände. Hier trafen sich nicht nur Heinz Schmitt, Vorsitzender des Bundesverbandes Estrich und Belag, Joachim Barth, Bundesinnungsmeister des Zentralverbandes Parkett und Fußbodentechnik, Willi Nürnberger (Innung Parkettleger u. Bodenleger Bonn-Köln-Aachen) und Bundeslehrlingswart Heinz Brehm zum Gedankenaustausch. Für viele Innungs- und Verbandsmitglieder stellte der Gemeinschaftsstand eine willkommene Anlaufstelle dar, die mit ihrem loungeartigen Charakter zum Verweilen einlud.

Im Jahr 2010 findet die Domotex Hannover vom 16. bis 19. Januar statt.


Stimmen zur Domotex:

Michael Witte, Witte Metallwaren:
"Unser Messeauftritt bewerten wir insgesamt als gut. Das Interesse der Kunden an Werkzeugen und Maschinen war nach wie vor hoch. Lediglich bei der Erteilung der Aufträge direkt am Messestand war gegenüber den Vorjahren eine größere Zurückhaltung zu spüren." Schulnote: 3

Frank Sondermann, Küberit:
"Nach dem sehr erfolgreichen Verlauf im letzten Jahr fällt unser Gesamtfazit zur Domotex für dieses Jahr etwas nüchterner aus. Während Qualität und Quantität der Besucher aus dem Export traditionsgemäß sehr gut waren, konnte die Kundenfrequenz aus dem Inland nicht zufrieden stellen. Die gleichzeitige Beteiligung auf Domotex und BAU 2011 werden wir einer intensiven Prüfung unterziehen." Schulnote: 4

Dirk Pauers, Werner Müller PVC-Kaltschweißtechnik:
"Für uns war es die schlechteste Besucherresonanz aller besuchten Messen bisher. Die Anzahl unserer Messeberichte hat sich im Vergleich zum Vorjahr halbiert." Schulnote: 5

Hans-Joachim Kober, Döllken Weimar:
"Für uns gab es auf beiden Messen zwei Hauptzielgruppen: Handwerker - davon kamen nur sehr wenige. Internationale Besucher - es gab auf beiden Messen interessante Gespräche, deren Ergebnis man aber erstmal abwarten muss." Schulnote: 3

Frank Bieletzki, Rolf Westermann:
"Die Domotex hat sich als internationale Messe etabliert. Noch nie haben wir einen so großen Zulauf, insbesondere auch aus dem osteuropäischen Raum erlebt. Als Großhändler für Werkzeug und Zubehör interessieren uns überwiegend deutsche Handwerksbetriebe, die leider in diesem Jahr fast gar nicht die Domotex besuchten! Auch viele andere Aussteller aus den Hallen 6-9 teilen unsere Meinung. Wir überlegen intensiv, den Messeauftritt unter diesen Bedingungen zumindest von der Größe zu reduzieren - auf jeden Fall wenn zeitgleich die BAU stattfindet. Schulnote: 4

Volker Blümle, Janser:
"Wir haben auf der Domotex internationale Vertriebspartner angetroffen, aber es gab deutlich weniger Besucher. Wir konnten nur wenige neue Kontakte verzeichnen und sind eher unzufrieden. Insgesamt war die Stimmung gegenüber dem Vorjahr schlechter." Schulnote: 4-5

Josef Mühlbauer, Hoco:
"Die Domotex ist ein Muss, wenn man als Unternehmen international ausgerichtet ist. Wir konnten in Hannover eine Flut neuer Kontakte verzeichnen." Schulnote: 1

Thomas Biebusch, KWG:
"Von Samstag bis Montag waren wir sehr zufrieden. Unsere Kunden aus Deutschlands Norden und Osten waren sehr stark vertreten." Schulnote: 2

Thomas Rüffin, Proline:
"Die Erwartungen für die Zielgruppe Inland wurden übertroffen, allerdings hatten wir uns mehr ausländischen Messebesucher an unserem Stand erhofft."Schulnote: 2-

Joachim M. Peter, Bolta:
"Die Domotex hat ihren Ruf als internationale Leitmesse für Bodenbeläge wieder einmal bestätigt. Wir haben aufgrund vieler Exportkontakte unser Messeziel erreicht. Die Resonanz am Messestand war im Vergleich zu den vergangenen Jahren etwas geringer." Schulnote: 2+


Trends in der Fußbodentechnik
Nachhaltig, staubarm, sicher und schnell müssen Verlegewerkstoffe sein

Verlegewerkstoffe müssen staubarm sein: Bei vielen pulverförmigen Produkten sieht man den Trend zu staubarmen Produkten. Da einzelne Anbieter mit diesem Thema in die Offensive gegangen sind und von der Berufsgenossenschaft Bau unterstützt werden, ziehen die anderen jetzt nach. Sicherlich profitiert der Verarbeiter, wenn solche Verlegewerkstoffe ausgeschrieben werden. Da die Staubarmut zumeist durch Paraffinzugabe erreicht wird und in der Regel zu Lasten der Festigkeit geht, wird mancher Hersteller allerdings mit der Umstellung noch warten. Einen ganz anderen Weg geht Kiesel Bauchemie. Dort wird der Staub nicht durch die Rezeptur vermieden, sondern mit einem simplen Zubehör namens Benni abgesaugt.

Verlegewerkstoffe müssen sicher sein: Immer dann, wenn dem Verarbeiter das Mischen von bestimmten Materialien abgenommen wird, sinkt das Risiko von Mischfehlern. Das ist so beim neuen 4-Stunden-Estrich von Ardex, der mit Sand fertig vorgemischt ist. Auch beim Knetbeutel für die Kempertec EP-Grundierung von Kemper System ist ein Mischfehler ausgeschlossen.

Verlegewerkstoffe müssen schnell sein: Die Zeit, die man Klebstoffen, Spachtelmassen und Grundierungen bis zur Belegereife zubilligt, wird immer kürzer. Dieser Trend hält seit Jahren an. Da aber das Wasser aus Dispersionsklebstoffen, Estrichen und Spachtelmassen entweichen muss, sind physikalische Grenzen gegeben. Die Verlegewerkstoffindustrie bietet dennoch jetzt schon Systeme, die eine Belagsverlegung innerhalb von 1 bis 2 Tagen möglich machen, so Bostiks Boreno System1. Wenn allerdings wie bei Trockenklebstoffen von Switchtec oder D-Tack gar kein Wasser vorhanden ist, dann geht es sogar noch schneller.

Verlegewerkstoffe müssen nachhaltig sein: Bei den Bestandteilen der Verlegewerkstoffe und bei der Verpackung wird verstärkt auf ökologische Aspekte Wert gelegt. Mapei setzt mit seiner "Green Innovation" stark auf das Thema Nachhaltigkeit, gleiches gilt für Sopro Bauchemie.

Verlegewerkstoffe müssen für Sanierung und Renovierung geeignet sein: Da der Schwerpunkt der Bauaktivitäten im Moment nicht im Neubau, sondern beim Bauen im Bestand liegt, gibt es vorwiegend für diesen Produktbereich Neuheiten. Eine neue Spachtelmassen-Generation haben sowohl Uzin mit "Level Plus" als auch Thomsit mit seinen gipsbasierten Spachtelmassen "AS 1" und "AS 2 Faser" gezeigt.

Profil- und Leistenhersteller entdecken Designbeläge für sich

Und was gibt es Neues bei Profilen und Leisten? Einige Hersteller setzen jetzt zusätzlich auf das Thema Designbeläge. Küberit, Proline und Döllken-Weimar haben Profile und Sockelleisten entwickelt, die den Belag auf Wunsch an der Wand weiterführen. Eine gute Idee zum Übergang von keramischen Fliesen gemischt mit anderen Belägen hatte Dural. Mit "Covestar" ist ein besonders sauberer Übergang möglich. Bei den übrigen Produktneuheiten handelt es sich in der Regel um Produktoptimierungen: Bekannte Profile wie Küberits "PPS-Champion" gibt es jetzt als XXL-Version, Carl Prinz hat sein Schraubprofilsystem um den "großen Bruder" PS 400 XXL ergänzt.

Die Anforderungen an Profile und Leisten lauten:

Profile und Leisten müssen flexibel einsetzbar sein: Erfolgreiche Profilsysteme sind in der Regel für eine große Zahl von Bodenbelägen geeignet. Wenn sie dann noch Zusatznutzen wie die Aufnahme von Kabeln bieten, beleuchtet sind oder wahlweise geklebt und genagelt werden können, dann ist das Ergebnis perfekt.

Profile und Leisten: Edelstahl ist weiter gefragt: Hochwertige Profile bieten eine Edelstahloptik (in der Regel aus Aluminium) oder sind sogar aus Edelstahl. Auf der Domotex konnte man zudem hören, dass der Trend weg von Holzprofilen hin Aluminiumprofilen geht. Die Begründung lautete, dass es sich um einen modernen Werkstoff handelt, der ein gutes Image hat.

Werkzeuge und Maschinen müssen jeden Belag entfernen können

Bei den Maschinen geht der Trend zu einer großen Auswahl an Antriebsarten: Janser bietet seine "Ride-on-Maschinen" jetzt zusätzlich zur Elektro- und Akku-Variante jetzt auch mit Gasantrieb. Gleiches gilt für Contec, die den bekannten Terminator zur Bodenbelagsentfernung ebenfalls mit Gasantrieb ausstatten.

Maschinen müssen Beläge, Beschichtungen und Spachtelmassen zuverlässig entfernen. Viele Werkzeug- und Maschinenhersteller setzen auf das Thema, da das Bauen im Bestand weiterhin die Bodenbranche bestimmt. Bei der Einscheiben-Maschine EFS 280 FloorFex von Rolf Westermann kann man je nach Einsatzgebiet zwischen unterschiedlich starken Varianten wählen.

Werkzeuge müssen leicht zu bedienen sein (und gut aussehen): Die Blue Marlin Klingen von Profloor werben mit einer hohen Standzeit und sehen auch noch gut aus. Der neue Mutterspachtel Super Niro von Witte liegt dank des gerundeten Holzheftes besser in der Hand und bietet eine entspannte Handhaltung durch eine Aufkantung.
aus FussbodenTechnik 02/09 (Wirtschaft)