Interview des Monats: Rummel Matratzen, Neustadt/Aisch

"Aufträge werden sofort produziert und innerhalb einer Woche ausgeliefert"

Im Laufe seiner 60-jährigen Geschäftstätigkeit hat Rummel für zahlreiche Innovationen in der Matratzenbranche gesorgt. Dazu zählten anfangs die Verwendung von elastischen Matratzenbezügen und die Verarbeitung von hochwertigem Talalay-Latex im Kern. In letzter Zeit zeichnete sich das Unternehmen durch die Verwendung der fortschrittlichen Glasfaser-Technologie in Matratze und Unterfederung aus. Besonders punktet das Unternehmen aber durch seine hohe Liefergeschwindigkeit. Haustex besuchte das Unternehmen und sprach mit Klaus Neudecker, Marketingleiter, und Gerhard Wunder, kaufmännische Leitung.

Haustex: Herr Neudecker, Herr Wunder, in diesem Jahr begeht Ihr Unternehmen seinen 60. Geburtstag. Ein Grund zum feiern?

Klaus Neudecker: Wir feiern nur richtige Firmen-Jubiläen, also erst wieder in 15 Jahren. Aber dennoch ist dieses Jahr für uns ein sehr Besonderes, denn unser Seniorchef Dietrich Richter gehört dem Unternehmen inzwischen 50 Jahre an und er ist 70 Jahre geworden! Wir können daher in diesem Jahr gleich auf drei runde Geburtstage zurück blicken.

Haustex: Kann man also mit Fug und Recht behaupten, dass Dietrich Richter die Entwicklung des Unternehmens wesentlich geprägt hat?

Gerhard Wunder: Das kann man wirklich so sagen. Seine Mutter Charlotte Richter hatte das Unternehmen 1948 gegründet. Zehn Jahre später trat unser heutiger Senior-Chef dann ins Unternehmen ein und ging als erstes in die USA, um dort in der Matratzenindustrie erste Erfahrungen zu sammeln. Nach seiner Rückkehr zwei Jahre später konnte er auf diesem Know-how aufbauen und brachte Ideen ins Unternehmen ein, die so für den deutschen Markt wirklich innovativ waren. Rummel war zum Beispiel eines der ersten Unternehmen in Deutschland, das elastische Matratzenbezüge verwendete und damit eine ganz neue Elastizität in das Produkt brachte. Die Matratze ging im Markt damals ab wie eine Rakete.

Außerdem zählte der hochwertige Talalay-Latex wegen seiner hervorragenden Eigenschaften zu seinen bevorzugten Materialien für Matratzen, ungeachtet der im Vergleich zu normalem Latex hohen Kosten. Ihm war von Anfang an der Endverbraucher wichtig, für den er ein wirkliches Qualitätsprodukt herstellen wollte. "Wir brauchen eine ordentliche Matratze zu einem anständigen Preis", war schon damals sein Credo, das auch heute noch gilt.

Haustex: Nun gehört Latex, zumindest momentan, nicht zu den bevorzugten Materialien in der Matratzenbranche. Wie kann Rummel damit leben?

Wunder: Auch das ist ein Verdienst von Dietrich Richter. Es war nämlich von Anfang an seine Strategie, dass das Unternehmen multitechnologisch ausgerichtet ist. Bis dahin gab es nur Schlafsysteme, die ausschließlich Schäume oder nur Latex verwendeten. Richter wollte ein demokratisches Schlafsystem für die Verbraucher, bei dem sie sich bei dem gleichen Hersteller unterschiedliche Technologien aussuchen können. Daher ist Rummel schon seit Jahrzehnten nicht von der Nachfrage nach einer Matratzentechnik abhängig.

Neudecker: Mein Schwiegervater trat seinerzeit in ein Unternehmen ein, das eher eine regionale Bedeutung hatte. Bis auf Aufträge der Bundeswehr beschränkte sich der Vertrieb auf den näheren Einzugsbereich. Ihm ist es zu verdanken, dass wir unsere heutige Marktstellung erreicht haben. Und Talalay-Latex war darum so wichtig, weil ihm mit diesem Material das wichtige Entree bei den Verbänden gelang.

Haustex: Wie definieren Sie in kurzen Worten das heutige Unternehmen?

Neudecker: Rummel ist ein Unternehmen, das unter den Marken Rummel und Sensoflex Matratzen und Schlafsysteme im mittleren bis gehobenen Genre anbietet. Die Bestandteile unserer Schlafsysteme stellen wir, bis auf die Blockschäume, selbst her: nicht nur die Matratzen und Kissen, sondern auch die Rahmen. Dafür haben wir hier in Neustadt eine eigene, hoch rationelle Produktion. Ergänzend liefern wir für die nur dem Fachhandel vorbehaltene Marke Sensoflex eine Diagnosestation, die die Lage der Kunden auf den Matratzen mittels Drucksensoren misst. Dieses System haben wir seit den 20 Jahren, die es schon auf dem Markt ist, ständig weiter entwickelt. Inzwischen gibt es bereits die sechste Version. Sie erleichtert es dem Handel zu vermeiden, dass Sensoflex über den Preis vertrieben wird.

Haustex: Wie hat sich Rummel in den letzten Jahren wirtschaftlich entwickelt?

Neudecker: Wir wachsen stetig und platzen inzwischen räumlich aus allen Nähten. Daher werden wir im nächsten Jahr einen Erweiterungsbau für die Verwaltung und einen Showroom in Angriff nehmen. Dieser Schritt fällt einem nicht so leicht, da er dem Unternehmen keinen direkten monetären Nutzen bringt. Im vergangenen Jahr konnten wir ein Hochregallager für Fertigprodukte in Betrieb nehmen. Momentan beschäftigen wir rund 120 Mitarbeiter. Dadurch, dass wir immer hochwertigere Produkte verkaufen, hat sich unser Geschäft übers Jahr zwar etwas mehr verstetigt, aber um die nach wie vor vorhandenen Schwankungen auszugleichen, können wir auf einen Pool von qualifizierten Aushilfen zurückgreifen.

Wunder: Wir wachsen deutlich, seit wir auch in unseren Matratzen einzigartige Materialien verwenden, die uns bei Sensoflex ein Alleinstellungsmerkmal geben, nämlich das ECS-System aus Glasfaserspiralen. Begonnen haben wir mit dem Material 1999, als wir es als Trivolume-Technologie in den Leisten der Unterfederung verwendeten. Diese haben eine wesentlich bessere Statik als Holzleisten und sind deshalb auch dauerelastischer. Fünf Jahre später verarbeiteten wir Glasfaser-Spiralfedern erstmalig in einer Matratze. Wir haben also die Vorzüge einer Federkern-Matratze geschaffen, ohne den Nachteil, den ein Metall-Kern hat. Dieser Technologie-Schritt hat uns noch einmal einen richtigen Umsatzschub gegeben.

In den letzten drei Jahren haben Herr Neudecker und ich ein jährliches Umsatzwachstum von zehn Prozent als Ziel ausgegeben. Das haben wir zwar nicht ganz erreichen können, aber wir haben die Vorgabe auch nicht deutlich verfehlt. Man kann also sagen, dass wir in den letzten Jahren stets prozentual im hohen einstelligen Bereich gewachsen sind. Und damit sind wir sehr zufrieden.

Neudecker: Und die Tendenz für das kommende Jahr sieht ähnlich gut aus. Das zeichnet sich für uns jetzt schon ab, obwohl der Herbst sicherlich nicht lustig wird. Auf Grund von Gesprächen mit alten und neuen Kunden und den eigenen Erwartungen für neue Produkte wollen wir nächstes Jahr wieder so stark wachsen wie in den letzten drei Jahren.

Haustex: Und wie sieht die Entwicklung stückzahlmäßig aus?

Neudecker: Wir produzieren mengenmäßig gar nicht mal mehr als früher, aber dafür ist der einzelne Artikel wertiger und bringt mehr Umsatz. Wenn man den aktuellen Umsatz mit dem vor zehn Jahren betrachtet, konnten wir uns um gut ein Drittel verbessern. Besonders eben in den letzten Jahren.

Haustex: Nach welchem System arbeitet Rummel? Bietet man dem Handel ausschließlich Eigenentwicklungen an, oder produziert man auch Handelsware?

Neudecker: Beides. Wir bieten eine breite Palette von Marken-Produkten an, so weit man bei Matratzen überhaupt von Marken sprechen kann. Aber wir sind auch in der Lage, individuelle Wünsche des Handels aufzunehmen und umzusetzen. Wir sind Innovationslieferant und Modelllieferant auch für Handelsmarken. Wir können das, weil wir der wohl einzige Vollsortimenter sind, der auch Schlafsysteme mit wirklichen Alleinstellungsmerkmalen anbietet. Wir können alle Technologien liefern und wir tun es auch. Ich denke, der Handel braucht solch einen Service.

Wunder: Er reicht so weit, dass wir für einen Kunden sogar dreiteilige Matratzen in nicht geringen Stückzahlen liefern. Aber typisch Rummel, haben sie natürlich keinen Federkern sondern einen Taschenfederkern. Wir sind dem Fachhandel für seine Treue uns gegenüber sicherlich dankbar, aber wir nehmen auch jeden Kunden mit, für den Qualität zählt; vom Raumausstatter mit einer Bettenkoje bis zum kleinen Fachhändler, auch wenn er kein Schlafsystem von uns anbietet. Dazu zählen als Produkte auch Rosshaarmatratzen oder Latexmatratzen. Wir bedienen allerdings keine Discounter, Internethändler und Großversender.

Haustex: Wie funktioniert angesichts dieser Produktvielfalt die Logistik bei Rummel?

Neudecker: Sie ist in unserem Haus ein ganz wesentlicher Service-Faktor. Ein Auftrag wird bei uns innerhalb von drei Tagen produziert und spätestens nach einer Woche ausgeliefert. Das ist in der Branche einzigartig. Dazu verfügen wir über einen eigenen Fuhrpark von zehn Fahrzeugen, ein elfter Wagen kommt wegen des wachsenden Geschäfts demnächst dazu.

Aktionen zu fahren, mit festgelegten Mengen zu einem festgelegten Termin, ist ein planbares und einfaches Geschäft. Auch wir betreiben manchmal dieses Geschäft. Die wirkliche Schwierigkeit besteht darin, das Alltagsgeschäft zu bewältigen, Matratzen plus Unterfederung innerhalb von drei Tagen herzustellen und dann noch auszuliefern. Unser Rohmateriallager ist entsprechend stark bestückt. Um diesen Service leisten zu können, brauchen wir daher den Schulterschluss mit dem Handel.

Haustex: Angesichts der Kurzfristigkeit der Aufträge leuchtet das ein.

Wunder: Eigentlich ist es eher ein langfristiges Geschäft, denn wir müssen wissen, mit wem wir zusammenarbeiten. Auf der Großfläche wird nicht danach verkauft, wer am schnellsten liefern kann, sondern wo es am meisten Provision gibt. Der Handel hingegen benötigt Alleinstellungsmerkmale, wie zum Beispiel eine schnelle Lieferung. Dadurch kann er seine eigene Lagerhaltung reduzieren und hat entsprechende Kostenvorteile. Aber dazu benötigt er jemanden, der das auffängt, und dafür sind wir da.

Neudecker: Und das nicht nur für ein einzelnes Aktionsmodell, sondern auch für die Einzelkommission Müller, die er im Voraus noch nicht einmal genau definieren kann, da es den Kunden dafür ja noch gar nicht gibt. Ich glaube daran, dass es den Bedarf an kurzfristigen Lieferungen auch zukünftig noch geben wird. Es wird einerseits die Großfläche geben, die eine Matratze aus dem Stapel zieht, nur weil sie da liegt. Und es wird andererseits den Fachhandel geben, der eine Matratze gemeinsam mit der Industrie, also mit Rummel, individuell für seine Kunden entwickelt. Es passiert in letzter Zeit immer häufiger, dass wir nicht einfach neue Produkte auf den Markt bringen, sondern dass Eigenlabel aufgebaut werden. Dazu braucht der Handel Partner wie wir.

Haustex: Wie meinen Sie das?

Neudecker: Es reicht heute nicht mehr, lediglich ein gehobenes Produkt anzubieten. Die Entwicklung geht viel tiefer. Wenn man es näher betrachtet, sind es eher die mittelständischen Unternehmen, die Innovationen auf den Markt bringen. Sie sind schneller, die Entscheidungswege sind kürzer und man traut sich mehr, als ein Großunternehmen mit einem Angestellten in der Führungsspitze. So wie Rummel in der Industrie mittelständisch geprägt ist, sind es auch die Fachgeschäfte im Bettenhandel. Und es spricht sich einfach leichter miteinander, wenn man auf einer Ebene steht. Auf Dauer kann man nicht miteinander kommunizieren, wenn jemand das Gefühl hat, nicht auf Augenhöhe mit jemandem verhandeln zu können. Wir sehen uns als Mittelständler und damit als Partner des Handels, der ein Interesse daran hat, dass es seinen Kunden gut geht. Bei uns bekommt man vielleicht keine Werbemittel umsonst, aber dafür erfolgreiche Produkte, die man verkaufen kann.

Wunder: Kunden, die langfristig mit uns arbeiten wollen und für ihr Geschäft konzeptionell denken, mit denen arbeiten wir gerne zusammen, weil sie eine erfolgreiche Strategie haben. Und wenn der Handel von anderen Herstellern Dinge gratis gestellt bekommt, zahlt er sie letzten Endes doch über die Einkaufspreise mit.

Haustex: Wenn man auf Ihre Homepage geht, sieht man eine strikte Trennung zwischen Rummel und Sensoflex, obwohl ja beides aus einem Haus kommt. Warum diese Zwei-Marken-Strategie?

Neudecker: Das hängt mit der Historie zusammen. Die Marke Rummel kann praktisch jeder erhalten, Sensoflex wird selektiv vermarktet. Über die Liegediagnose-Station können wir einen gewissen Gebietsschutz gewährleisten. Letztlich ist die Marke Sensoflex immer mit einem Zusatznutzen ausgestattet, während Rummel immer nur das Produkt Matratze war und ist. Aber inzwischen arbeiten wir bei Sensoflex mit dem Zusatz "made by Rummel" und in Zukunft wird Sensoflex als Marke in der Kommunikation nach Außen mehr Gewicht bekommen.

Beim Kunden, also dem Händler, sind wir als Rummel bekannt. Und um eine Marke beim Konsumenten zu verankern, braucht man richtig viel Kapital. Welche Marken gibt es denn, die der Konsument kennt? Von daher befürchte ich auch, dass die Kollegen, die eine Marke kreieren wollen, viel zu wenig an Zeit und Geld darin investieren.

Für uns ist der direkte Schulterschluss mit dem Handel ganz wichtig - dass wir Vollsortimenter sind und einen einzigartigen Lieferservice bieten.

Haustex: Einerseits wird der Produktionsstandort Deutschland kritisiert, andererseits scheint er bei einigen Unternehmen wieder an Bedeutung zu gewinnen. Wie stehen Sie dazu?

Wunder: Die Produktion in Deutschland, hier im fränkischen Neustadt, bietet kurze Entscheidungs- und Produktionswege und die notwendige Logistik. Es wäre für uns ein Leichtes, sofort Kosten zu sparen, indem wir die firmeneigene Logistik auslagerten und in fremde Hände vergäben. Logistik ist für ein Unternehmen ein Kostenfaktor, der weiter überproportional ansteigen wird.

Bei Rummel ist dieser Service auf Dauer nur finanzierbar, durch ein deutliches Bekenntnis unserer Kunden zu unseren Produkten. Dann ist der damit verbundene Aufwand von der ganzen Infrastruktur her zu leisten, so dass wir die Materialien für kurzfristige Lieferzeiten bereithalten können. Er funktioniert nicht, wenn ein Handelsunternehmen uns lediglich dazu benutzt, kurzfristigen Bedarf zu decken oder sich die Rosinen aus unserem Sortiment heraus pickt.

Haustex: Rummel ist mit seinen Produkten im mittleren und gehobenen Preisbereich positioniert. Was ist ihre Hauptpreislage?

Neudecker: Unsere meist verkauften Matratzen liegen zwischen 700 und 800 Euro in den Standardgrößen. Derzeit haben wir nur einen Artikel, der mehr als 1.000 Euro kostet. Generell wollen wir unser Produktprogramm in den Preislagen ab 500 Euro aufwärts stärken, denn die Preislagen 199 bis 499 Euro werden in Zukunft noch stärker umworben werden und noch kritischer gesehen. Die Fläche, also die Großanbieter, hat momentan Schwierigkeiten, sie führt aber genau diese Preislagen und wird sie daher noch stärker bewerben. Wer also als Hersteller ausschließlich in diesem Bereich arbeitet, der wird in Zukunft Probleme bekommen, seinen Umsatz zu halten. Gleichzeitig versucht die Fläche im Preis nach oben zu gehen, aber das funktioniert auch nicht.

Wenn der Handel unseren Service nicht mehr benötigt, dann haben wir einfach keine Daseinsberechtigung mehr. Also wenn er nur noch die Rosinen bei uns heraus pickt, dann werden wir bald nicht mehr so arbeiten können wie bisher. Aber umgekehrt macht es doch auch keinen Sinn für einen Einzelhändler, fünf oder noch mehr Matratzenlieferanten zu haben. Wenn man diese Zahl reduziert, macht das Geschäft beiden Seiten mehr Spaß.

Haustex: Angesichts der Preisentwicklungen auf dem Rohstoffmarkt dürfte es den Matratzenherstellern aber schwer fallen, die Preislagen für ihre Produkte halten zu können. Was tut Rummel in diesem Bereich?

Wunder: Die ganze Geschichte ist so problematisch, weil die Verteuerung der Rohstoffe schon seit Jahren erfolgt. Das gleiche Produkt kann daher ein Jahr später nicht zum gleichen Preis angeboten werden. Manche haben es dennoch versucht, aber die gibt es inzwischen leider nicht mehr. Unser Problem ist es, den Verbänden und dem Handel zu verdeutlichen, dass die Dinge einfach teurer werden. Manchmal werden dann unsere Produkte mit denen anderer Hersteller verglichen. Aber das gleicht dem Vergleich von Äpfeln und Birnen, denn man vernachlässigt dabei die Leistungen um den Preis herum: Dienstleistungen, Qualitäten, Reklamationsquoten.

Was macht man also in solchen Fällen? Wir geben den Preis zum Teil weiter, teilweise müssen Artikel verändert werden, und wir suchen nach Ersatzmaterialien, die nicht so hohe Preissteigerungen aufweisen wie gegenwärtig Stahl und Polyschäume. Zum Beispiel nutzen wir die Fiberglas-Technologie. Auf der anderen Seite versuchen wir, in der Konstruktion Dinge einfacher zu gestalten, ohne den Komfort für den Endverbraucher zu verschlechtern.

Neudecker: Allerdings muss man auch sagen, dass viele Möglichkeiten der Kostenersparnis schon ausgeschöpft sind. Fakt ist einfach, wenn der Preis steht und ich verändere das Produkt nicht, wird es durch die Verteuerung seiner Bestandteile teurer oder es geht zu Lasten der Kalkulation. Das letzte kann ja nur kurzfristig gedacht sein. Für uns bedeutet das, dass wir den bereits erwähnten Schulterschluss vollziehen müssen, um uns gemeinsam an einen Tisch zu setzen und zu überlegen, was man gemeinsam machen kann. Brauchen wir das Produkt so wie es ist, oder macht es Sinn, dass wir Synergieeffekte nutzen?

Es ist unser tägliches Brot zu überlegen, ob man für einen Partner ein zweites Produkt auflegt, das eine bessere Kalkulation für beide Seiten bietet, so dass wir durch einen Marketingmix die Preissteigerung eines Produktes in einem anderen Artikel mit auffangen. Es ist doch normal, dass es Artikel gibt, die besser kalkuliert sind und solche, die schlechtere Margen bieten.

Wer sagt denn, dass eine Matratze über Jahre immer das gleich kosten muss? Für einen Golf zahlt man heute auch mehr als noch vor Jahren. Aber dafür hat er auch mehr. Genau so muss es auch bei einer Matratze laufen. Wenn sie erheblich teurer wird, muss sie auch mehr Nutzen bringen.

Haustex: Aber es gibt doch die beliebten Preislagen, die sich damit verändern würden.

Wunder: Die Preislagen bleiben die gleichen. Es ist nur die Aufgabe des Handels, dem Verbraucher zu erklären, dass er heute bei gleicher Preislage nicht mehr die gleiche Qualität erwarten darf wie vor zehn Jahren. Durch den hohen Anteil an Material und einen vergleichsweise geringen Personalkosten-Anteil wirkt sich die Erhöhung der Materialkosten bei einer Matratze so stark im Endpreis aus.

Neudecker: Wichtiger als Preise sind aus unserer Sicht sowieso Konzepte, gemeinsam geschaffen und durchgesetzt.

Haustex: Wie reagiert Ihr Unternehmen auf den Zuwachs der Fläche und den Schrumpf im Fachhandel?

Neudecker: Wir haben keine Abhängigkeit von einem Kunden, das ist sehr wichtig. Wir verfügen über eine sehr heterogene Kundenstruktur. Jeder Kunde, der unseren Service nutzen möchte, wird beliefert. Es macht aber keinen Sinn, wenn unsere Produkte wie Sensoflex dann verramscht werden. Wir wollen diese Preisreduzierungen nicht mitmachen und uns deshalb vom Fachhandel geißeln lassen. Das ist sicherlich schwierig, denn Preis ist unser tägliches Brot, aber wir wollen davon nicht abhängig sein, sondern unsere Strategie fortsetzen.

Das Problem kann daher nur dann gelöst werden, wenn die Fläche den gleich Anspruch an das Produkt und an den Lieferanten stellt, wie wir ihn an uns selbst stellen. Die Fläche mag ja den Preis nutzen, um den Kunden ins Haus zu ziehen, aber bitte nicht mit uns.

Wunder: Ich glaube, dass das, was der Fachhandel heute bietet, auch gefragt wäre, wenn es ihn nicht mehr gäbe: Persönlichkeit, Beratung, ausgesuchte Sortimente, Problemlösungen, ein offenes Ohr haben. Dann müssten diese Bestandteile in einer anderen Form angeboten werden, etwa in einer großen innerstädtischen Einkaufsmall, wo es dann ein kleines Fachgeschäft gibt. Dieser Bedarf wird mit dem wachsenden Durchschnittsalter der Bevölkerung eher noch zunehmen.

Haustex: Wie sieht demnach Ihrer Meinung nach der Matratzenfachhandel der Zukunft aus?

Neudecker: Ich glaube an den stationären Handel, der Probleme löst, stärker auf den Endverbraucher eingeht, individueller wird, aber nicht nur eine Matratze anbietet, sondern passend dazu Lattenrost, Bettgestell und Bettwäsche, und eine klare Zielgruppenausrichtung hat. Für manche Leute würde es auch Sinn machen, ein Franchise-Konzept zu betreiben. Aber wir haben in diesem Punkt schwierige Zeiten hinter uns. Wenn es ein rundes Marketingkonzept wäre, mit einem vernünftigen Fundament und im Schulterschluss mit der Industrie, könnte so etwas funktionieren. Leider waren solche Bemühungen in der Vergangenheit im Wesentlichen preisgesteuert und das allein kann es nicht sein. Es muss weiter reichen, mit einer klaren Kundenansprache, die dann auch konsequent durchgezogen wird.

Es bedarf im Fachhandel schon eines starken Rückgrats, sich nicht von der Preispolitik der Großfläche beeinflussen zu lassen und nicht auch die Preise durchzustreichen, vor allem als Einzelkämpfer. Es könnte daher eine der Hauptaufgaben für die Zukunft sein, sich als Einzelhändler mit Partnern aus der Industrie zu verbünden, um ein Konzept erfolgreich durchzuziehen. Das ist auch unser Bestreben, weil wir so ein Partner sind.

Wunder: Interessant ist ja, dass ein Produkt umso schneller ausgetauscht wird, je teurer es ist - auch bei Matratzen. Jemand mit wenig Geld kauft sich eine billige Matratze, legt sie sich ins Bett und stirbt auch darauf. Denn warum sollte er sie auch austauschen wollen, wenn er gar nicht weiß, dass es etwas Besseres gibt. Er liegt sowieso nicht ideal darauf, warum sollte er sich also so etwas noch einmal kaufen? Viele Sensoflex-Kunden haben dagegen schon ihre vierte oder fünfte Garnitur gekauft, weil sie zufrieden waren und auch den hygienischen Aspekt kennen. Warum zehn Jahre warten, wenn es jetzt schon etwas Besseres gibt?

Haustex: Es ist zwar noch einen kleine Weile hin, aber was wird Rummel auf der nächsten Möbelmesse in Köln an Neuheiten zeigen?

Neudecker: Ich muss dazu ein wenig ausholen. Wir haben eine kontinuierliche Messe in Köln, um eine Plattform für den Handel zu schaffen. Wir wollen als Matratzenindustrie kurze Wege für den Handel bieten. Sie findet jedes Jahr statt und schafft eine gewisse Erwartungshaltung für Neuentwicklungen und Trends. Das zwingt uns, ein Produkt immer wieder neu zu erfinden - nicht für den Konsumenten, sondern für den Einkäufer. Da reicht es manchmal nicht, nur den Bezug zu verändern.

Auf der anderen Seite müssen aber gewisse Dinge auch wachsen. Ein Nichtkunde von Rummel wird nicht beim ersten Mal bei uns kaufen, und er würde auch nicht zu uns nach Neustadt kommen. Aber auf einen Messestand kommt er schon eher. Daher ist unser Messestand auch die Visitenkarte des Unternehmens und eine Art Showroom, den wir hier bei uns momentan aus räumlichen Gründen nicht bieten können.

Um auf unsere Neuheiten zu sprechen zu kommen: Bei Sensoflex wird es eine Erweiterung geben, denn wir werden unsere Antwort auf den Trend Boxspringbetten haben, den ich persönlich zwar noch nicht sehe, der aber stark den Export betrifft. In Ländern wie Benelux kann man fast nichts anderes mehr verkaufen. Unser Erfolgsprodukt Sensoflex Care weiten wir in diese Richtung aus. Es macht für uns keinen Sinn, ein klassisches Boxspringbett anzubieten, das passt nicht in unsere kurzfristige Produktionslogistik. Außerdem benötigt man für die Präsentation von klassischen Boxspringbetten Fläche, die der Bettenfachhandel so meist nicht hat. Darauf stellen wir uns mit unserem neuen System ein, das quasi ein Hybrid-Produkt sein wird. Damit umschiffen wir mehrere Probleme des typischen Boxspring-Systems, denn wir treten nicht in direkte Konkurrenz zu einem für uns neuen Anbieterkreis. Außerdem ist unser System nicht so stark abhängig von kurzlebigen modischen Entwicklungen wie Stoffen und Dessins. Wir geben dem Handel ein funktionierendes Produkt, das zugleich ein Eyecatcher fürs Schaufenster ist.

Haustex: Sie nannten das Stichwort Export. Welche Bedeutung hat es derzeit für Rummel?

Neudecker: Wir sind tätig in Benelux, der Schweiz Österreich, Italien und China mit einer Repräsentantin.

Haustex: Und nicht Moskau? Dort gibt es doch angeblich die höchste Millionärsdichte.

Neudecker: Moskau lohnt sich für uns nicht, da wir nicht teuer genug sind. Außerdem kann in den an Deutschland angrenzenden Ländern der Lieferservice wie in Deutschland angeboten werden. In ferneren Ländern könnten wir nur über das Produkt kommen und damit würde unsere Kernkompetenz nicht zum Tragen kommen.

Wunder: Wir haben in Deutschland auch noch gut zu tun und müssen darum nicht ins Auslandsgeschäft fliehen. Wir nehmen die Umsätze im Ausland gerne mit, so ist es nun auch nicht, aber wir sind nicht an dem Punkt, wo wir das Ausland zum Überleben bräuchten. Der Auslandsanteil am Umsatz liegt bei rund zwölf Prozent. So lange uns der Fachhandel in Deutschland will, werden wir das nutzen. Es ist die Stärke der Firma Rummel, dass wir nur das machen, was wir auch können. Die anderen Dinge überlassen wir den Mitbewerbern. Und es muss eine Zukunft haben. Jede Erweiterung ist danach ausgerichtet, dass wir unsere Zielgruppe bedienen können. Auch diese Einstellung haben wir von unserem Senior-Chef gelernt.


Rummel Firmentelegramm

Rummel Matratzen GmbH & Co. KG
Zum Klausberg 6, 91413 Neustadt/Aisch
Postfach 1604, 91406 Neustadt/Aisch
Tel.: 09161 - 880-0
Fax: 09161 - 880-119
E-Mail: info@rummel-matratzen.de
Internet: www.rummel-matratzen.de, www.sensoflex.com

Geschäftsleitung: Dietrich Richter, Anette Richter, Klaus Neudecker, Gerhard Wunder

Chronik: Das Unternehmen wurde 1948 von Charlotte Richter (geb. Rummel) gegründet. Ihr Sohn Dietrich Richter tritt zehn Jahre später als 20-jähriger in das Unternehmen ein. 1967 wird die Innenheftung für Federkern- und Taschefederkern-Matratzen patentiert. 1974 zieht sich die Firmengründerin aus dem Unternehmen zurück. 1985 entsteht das neue Fertigungs- und Verwaltungsgebäude im Neustädter Stadtteil Birkenfeld. Zwei Jahre später wird mit dem Start des Sensoflex-Systems die Basis für die erfolgreiche Zukunft des Unternehmens gelegt. 1989 nimmt Rummel die eigene Rahmenproduktion auf. 1997 nimmt mit Anette Richter und ihrem Mann Klaus Neudecker die dritte Familien-Generation die Arbeit auf. Seit 2003 ist Anette Richter Mehrheitsgesellschafterin und gleichberechtigte Geschäftsführerin. 2006 kommt Rummel mit Sensoflex Loft auf den Markt, das Polsterleisten in Glasfaserspiralen-Technik in der Unterfederung beinhaltet. Im vergangenen Jahr wurde die neue Logistikhalle eröffnet.

Mitarbeiterzahl: rund 120 fest Angestellte
Marken: Rummel, Sensoflex
Produktprogramm: Matratzen, Rahmen, Kissen, Schlafsysteme
Produktionsstandort: Neustadt/Aisch
Vertriebskanäle: Fachhandel, Verbände, ausgewählte Möbelhäuser, Inneneinrichter
Absatzmärkte: Deutschland, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Österreich, Italien, China
Exportquote: rund 12 Prozent
aus Haustex 10/08 (Wirtschaft)