Sonnenschutz auf der Heimtextil

Wertige Produkte statt Massenware

Die Sonnenschutz-Branche lässt sich vom aktuellen Krisen-Szenario nicht beeindrucken und richtet den Blick nach vorne mit ideenreichen Kollektionskonzepten und wertigen Produkten, die nach der Devise "Design für alle" zunehmend auch Eingang in SB-Programme finden. Das Thema Energie sparen durch den Einsatz von Rollos, Plissees, Jalousien und Vertikallamellen sehen die Anbieter in Zeiten nachhaltigen Wirtschaftens ebenfalls als Chance, neue zusätzliche Kaufanreize und Verkaufsargumente zu schaffen. von Petra Lepp-Arnold

In den ersten beiden Monaten 2009 ging es für die Sonnenschutzbranche gleich heiß her: Auf die Heimtextil-Messe in Frankfurt folgte Anfang Februar als weiteres bedeutendes Großereignis die alle drei Jahre stattfindende Rollladen und Sonnenschutzmesse R + T in Stuttgart. Aussteller aus der Zulieferindustrie, wie Komponentenhersteller, Systemlieferanten und Textilproduzenten zieht es traditionell zur R + T und das Gros der betreffenden Firmen verzichtet dann im Gegenzug auf eine Präsenz in Frankfurt. Aber auch andere Unternehmen waren in diesem Jahr der Heimtextil fern geblieben: Stilgarnituren-Hersteller Büsche entschied sich für einen Erstauftritt auf der Stuttgarter Sonnenschutzmesse um, "neue Anregungen und Kundenkontakte" zu bekommen, während Dachfensterspezialist Velux der Münchner "Bau" den Vorzug gab.

Beim Durchschreiten der Sonnenschutz-Halle 4.2. "Sun" fiel jedenfalls sofort ins Auge, dass der Teilnehmerkreis deutlich geschrumpft war, denn nur notdürftig konnte der Messeveranstalter die großen Lücken auf der Ausstellungsfläche kaschieren. Nicht unerwähnt bleiben darf eine weitere interessante Entwicklung im Veranstaltungsjahr der R + T: Immer mehr namhafte Sonnenschutz-Anbieter zeigen gleichzeitig auf der Heimtextil und einen Monat später in Stuttgart Flagge: Zu den bisherigen "Doppel"-Ausstellern MHZ, Teba, Kadeco und Möller Profilsysteme gesellten sich aktuell noch Erfal und Gardinia Home Decor als weitere Protagonisten hinzu.

Trotz rückläufiger Besucherzahlen auf der Heimtextil-Messe kamen die meisten Sonnenschutz-Aussteller dennoch voll auf ihre Kosten. Am Stand von Gardinia Home Decor waren "wirkliche Neukunden aus dem Ausland da, die kleinere Bau- und Fachmärkte führen", berichtet Marketingleiter Albert Baake, für den die Messe "in Anbetracht der Qualität der Kunden aufging". Teba aus Duisburg zählte im Vergleich zur Heimtextil 2008 zwar "7% weniger Besucher", lobt aber ebenfalls die "guten, interessanten Kontakte" und zieht deshalb eine positive Bilanz. Auch für MHZ war die Messe "ein voller Erfolg", erklärt Pressereferentin Yvonne Wöhner: "Der Besucherstrom an unserem Stand war gleichbleibend gut."

Branche agiert aktiv in der Krise

Der weltweiten Finanzmarktkrise und Konjunkturverlangsamung begegnet die Sonnenschutz-Branche offensiv und hofft, dass der Kelch an ihr vorübergeht. "Wir machen bei der Krise nicht mit. Wir stecken voller Ideen und Konzepte für Sonnenschutz und Fensterdekoration, die hier während der Heimtextil bei unseren Kunden sehr gut aufgenommen wurden", erklärt Britta Gies, zuständig für Marketing und Produktmanagement bei Liedeco in Uder. Optimistisch äußert sich auch Ralf Meyer, Leiter Kundenberatung bei Erfal, der nach wie vor eine "positive Stimmung" bei den Raumausstattern feststellt: "Unsere Branche trifft die Krise nicht so sehr wie zum Beispiel die Autobranche." Als Begründung wird genannt, dass die Heimtextil-Industrie die Erwartung hegt, vom aktuellen Homing-Trend profitieren zu können, der besagt, dass sich Menschen in Krisenzeiten stärker auf ihr Zuhause konzentrieren und danach streben, dieses entsprechend schön zu gestalten.

Spannend ist auch die Antwort darauf, welcher Absatzkanal sich bei knappen Kassen der Endverbraucher eher bewähren wird, der Fachhandels- oder SB-Bereich? Europas führender Baumarkt-Spezialist Gardinia gibt sich jedenfalls zuversichtlich: "Ich bin überzeugt, dass wir die Krise zumindest im DIY-Sektor nicht so spüren werden", sagt Reinhard Heidemann, geschäftsführender Gesellschafter von Gardinia Home Decor, der allerdings für beide Sparten - die DIY-Marke Gardinia und das Premium-Label Alugard - "keine Zuwachsraten" erwartet.

Fachhandelsanbieter MHZ sieht sich angesichts seiner Kundenzielgruppe ebenfalls gut positioniert: "Endverbraucher, an die wir unsere Produkte verkaufen, befinden sich in einer Konsumklasse, die sich weiterhin Handwerksarbeiten leisten kann", meint deren geschäftsführende Gesellschafter Wilhelm Hachtel. "Bei objektorientierten Unternehmen, die mit großen Stückzahlen arbeiten, kann es zu Beeinträchtigungen kommen". Als Strategie in der jetzigen Situation gilt für ihn, "die Nachhaltigkeit der Produkte und die Nachhaltigkeit der Produktion effizient zu gestalten."

Das komplexe Thema "Nachhaltigkeit" beschäftigt seit geraumer Zeit auch den Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz (VIS) in Krefeld, der mit einer Energieeffizienz-Initiative jetzt an die Öffentlichkeit geht. Durch einen Mix unterschiedlicher Kommunikationsmaßnahmen und POS-Aktivitäten will die Interessengemeinschaft der Industrie den Sachverhalt "Energie sparen durch Sonnenschutz" ganz in den Fokus der Endverbraucher rücken und darüber hinaus zusätzliche Kaufanreize und neue Verkaufsargumente schaffen.

Im Vergleich zu anderen Heimtextil-Branchen, zum Beispiel Gardinen und Dekostoffe, die 2008 rote Zahlen schrieben, konnten die Anbieter von Sonnenschutz-Anlagen ein "gestiegenes Marktvolumen von rund 2%" verbuchen (2007: 5%). Während sich im ersten Halbjahr ein "guter bis sehr guter" Verkauf vollzogen habe, sei die zweite Jahreshälfte "ruhig" und sichtbar unter demselben Zeitraum 2007 verlaufen, vermeldet der VIS, der die künftige Wirtschaftsentwicklung mit Fragezeichen versieht. "Von einer Absatzsteigerung 2009 geht die Branche nicht aus." Weiterhin konstatiert der Verband, dass der Bereich innenliegender Sonnenschutz seinen Anteil am Umsatz des Facheinzelhandels "bei rund 15%" gefestigt habe.
aus BTH Heimtex 02/09 (Wirtschaft)