Tapeten auf der Heimtextil

Dekorativ, prägnant und technisch anspruchsvoll

Der ganz große Design-Hype bei der Tapete ist abgeklungen; vorbei die Zeiten der raumgreifenden, plakativen Motive und überschwänglichen Farben. Was nicht heißt, dass wir in das Zeitalter der "weißen Uniwand" zurückfallen - die Kreativität bei Tapeten ist genauso ungebrochen und beeindruckend wie in den letzten Jahren. Nur ist das Ergebnis raffinierter: Die Kunst ist heute, ein Dessin zu gestalten, das dekorativ und prägnant ist, auch großformatig sein darf und dennoch in der Fläche nicht zu sehr dominiert. Dabei kommt dem Ausreizen der vielfältigen technischen Möglichkeiten besondere Bedeutung zu. von Thomas Pfnorr und Claudia Weidt

Der deutliche Besucherrückgang auf der diesjährigen Heimtextil - von über 86.000 auf 74.000 Besucher - war auch in der Tapeten-Halle 5.1 zu spüren. Dennoch gehörten die dortigen Aussteller zu denen, die sich mit der Messe durchaus zufrieden zeigten. Von Krisenstimmung, Resignation oder Zukunftsangst war bei der Tapete nichts auszumachen.

Und das, obgleich die Branche letztes Jahr Federn lassen musste. Denn die internationale Finanzkrise zeigte auf allen wichtigen Märkten Wirkung - das trifft die stark exportorientierten Unternehmen der deutschen Tapetenindustrie besonders. Vor allem in Russland, dem größten Tapetenmarkt der Welt. Bislang herrscht noch Ungewissheit darüber, wie weit der Absatz tatsächlich eingebrochen ist und wie hoch die Einbußen konkret sind. Gerüchte, dass einer der größten russischen Abnehmer seine Order um 80 % reduziert habe, konnte jedenfalls kein Aussteller bestätigen. Und doch werden bei manchem Erinnerungen an das Desaster im August 1998 wach, als der bis dato prosperierende russische Markt von einem Tag auf den anderen ohne Vorwarnung zusammenbrach. So katastrophal wird es wahrscheinlich und hoffentlich dieses Mal nicht ausgehen.

Aber es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass der Warenfluss nach Russland derzeit nahezu versiegt ist. Und das, obgleich die Nachfrage nach wie vor besteht. "Hochwertige Produkte aus deutscher Herstellung sind unverändert beliebt", sagt einer, der es wissen muss. Nur: Es gibt sie nicht mehr im Angebot. Die russischen Verbraucher stehen vor leeren Regalen. Die Lager sind leer gekauft und es fließt nichts nach. Ungünstige Währungsparitäten - der Rubel wurde massiv abgewertet, ausländische Produkte damit unverhältnismäßig verteuert - und eine restriktive Kreditpolitik drosseln die Zufuhr. Die russischen Distributeure sind es nämlich gewohnt, ihr Geschäft über kurzfristige Kredite zu finanzieren. Die haben sich in Folge der Finanzkrise jedoch inzwischen exorbitant verteuert. Ergo werden sie nicht in Anspruch genommen, es ist kein Geld für neue Ware da, das Geschäft kommt zum Erliegen...

Irgendwann wird sich dieser Stau auflösen - doch wagt derzeit keiner eine Prognose, wann dieser Punkt erreicht sein könnte. Das Problem ist, dass sich nur schwerlich ein Ventil für die aufgestauten Kapazitäten finden lässt. Traditionelle Tapeten-Märkte wie die USA oder Groß-britannien kämpfen schon seit einiger Zeit mit ihren eigenen Problemen - dort hat sich die heimische Industrie mehr oder weniger aufgelöst - Zukunftsmärkte wie Asien beginnen aufgrund der Finanzkrise ebenfalls zu kränkeln. Das heißt, dass vermutlich wieder mehr Druck auf den Inlandsmarkt entsteht.

Vielfach außer Acht gelassen werden allerdings die Chancen, die andere Märkte in Osteuropa bieten. Gemeinhin wird Russland leicht mit Osteuropa gleichgesetzt, aber das ist zu kurz gedacht: Es gibt dort etliche Märkte, die aufnahmefähig und interessiert an deutschen Produkten sind und auf denen Potenzial vorhanden ist.

Das Inland konnte im vergangenen Jahr die Einbußen im Ausland nicht kompensieren, doch zumindest scheint die Talfahrt hier gebremst. Und mit Initiativen wie dem unlängst eröffneten Showroom auf dem Hamburger Ballindamm hat man einen guten Schritt in die richtige Richtung getan, die Tapete präsenter und öffentlicher zu machen, und damit die Nachfrage zu stimulieren. Wir wünschen uns und dem VDT, dass der Showroom angenommen und rege frequentiert wird und die Tapete mehr Aufmerksamkeit bekommt - die Aufmerksamkeit, die sie verdient.

Alles in allem scheint die Lage nicht hoffnungslos. Doch sie ist auch nicht zu unterschätzen - weil sie so wenig einzuschätzen ist. Keiner will sich festlegen, keiner weiß ein Rezept. Mancher hat sein Budget für 2009, das er im September aufgestellt hat, im Dezember vorsichtshalber um 30 % reduziert.

Angesichts dieser Unsicherheit ist es umso bemerkenswerter, wie pragmatisch und nüchtern die deutschen Tapetenhersteller mit der gewiss nicht einfachen Situation umgehen. Weder Panik noch Agonie sind zu spüren; man hat sich auf die veränderten Bedingungen eingestellt und vorsorglich Maßnahmen ergriffen, um die Kapazitäten anzupassen: So hat beispielsweise Rasch die Belegschaft reduziert und dabei die natürliche Fluktuation genutzt. A.S. Création hat schon in der zweiten Jahreshälfte 2008 die Produktion zurückgefahren und den zum 1. Juni teilweise eingeführten 4-Schicht-Betrieb Ende des Jahres wieder eingestellt. Seit Anfang Februar hat das Unternehmen sogar an den Produktionsstandorten Weil-Bomig und Gummersbach-Derschlag sowie einigen Bereichen der Verwaltung für unbestimmte Zeit auf Kurzarbeit umgestellt.

Doch nicht alle Tapetenhersteller sind mit einem blauen Auge davongekommen. Es hat auch Opfer gegeben: Insider berichten von Insolvenzen in Italien und Dänemark, in Deutschland traf es Kreativa Tapeten in Hohenberg, die im Oktober 2008 Insolvenzantrag stellen mussten. Insolvenzverwalter Joachim Exner diagnostizierte damals, dass der Produzent von Leimdruck-, Flexodruck- und Strukturtapeten zwar momentan nicht zahlungsfähig sei, aber durchaus "funktionstüchtig und sanierungsfähig", mit "guten Produkten, stabilen Kundenbeziehungen und vollen Auftragsbüchern". Zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags beschäftigte das im Besitz der Familie Taubert befindliche und von Ralf und Tanja Taubert geführte Unternehmen 77 Mitarbeiter, davon 49 am Stammsitz in Hohenberg, 8 in Weiden und 20 in Arzberg, wo 2008 im ehemaligen Weißbetrieb der Porzellanfabrik Arzberg ein neuer Produktionsstandort errichtet worden war. Dort sollten mittelfristig rund 30 neue Arbeitsplätze entstehen und drei neue Maschinen installiert werden: eine Flexodruck-, eine Rotationssiebdruck- und eine Tiefdruckanlage. Insgesamt wollte Kreativa 2,5 Mio. EUR in Hohenberg, Weiden und Arzberg investieren.

Trotz Insolvenzantrag wurde der Geschäftsbetrieb von Kreativa unverändert fortgeführt. Im Verlauf des vierten Quartals verschärfte sich die Situation: Aufträge waren nach wie vor da, allerdings nur für Hohenberg; erschwerend hinzu kamen die hohen Fixkosten in Arzberg. Als Konsequenz musste dieser Standort geschlossen werden, die dortigen 18 Mitarbeiter erhielten die Kündigung. Exner bedauerte die Schließung als "harten Schnitt", der jedoch zwingend notwendig gewesen sei, um die restlichen 59 Arbeitsplätze zu erhalten. Sie sind nach Aussagen des Insolvenzverwalters "vorerst sicher", obgleich am 1. Dezember das Insolvenzverfahren über das Vermögen von Kreativa eröffnet wurde.

Das künftige Schicksal von Kreativa hängt von der weiteren Entwicklung des Marktes ab. Auf der Heimtextil war das Unternehmen mit einem ansprechenden Stand vertreten und verzeichnete regen Zulauf. Bleibt dem engagierten Ehepaar Taubert zu wünschen, dass daraus viele Aufträge entstehen...

Pickhardt + Siebert (P & S): Eigene Handschrift gefunden
Großer Andrang herrschte am Stand von Pickhardt + Siebert (P & S). Dietmar Everding, frischgebackener Geschäftsführer Vertrieb, freute sich über eine höhere Frequenz als im Vorjahr: "Wir mussten die Kunden sogar bitten, später noch einmal wieder zu kommen, weil wir den Ansturm einfach nicht bewältigen konnten." Offensichtlich zahlt sich die Arbeit aus, die man in Gummersbach an den Kollektionen und im Markt geleistet hat. "Bei uns steht wieder das Produkt im Vordergrund und unsere eigene Handschrift ist erkennbar." Die Bestätigung zeigt sich nicht nur ökonomisch in Form eines erneuten Umsatzzuwachses, sondern auch durch die Verleihung eines Designpreises auf der Heimtextil für die Kollektion Velvety, den Design Direktor Waldemar Zerbe entgegen nahm.

Wirtschaftlich konnte P & S 2008 an die durchweg positive Entwicklung der letzten Jahre anknüpfen und erzielte im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz. In Russland hätten die Zuwächse sogar im zweistelligen Bereich gelegen, berichtet Everding, bis sich das Geschäft dort gegen Jahresende erschwerte. Zunehmend erfolgreich sei man zudem in den Benelux-Ländern und Frankreich, zumindest "die Tür aufgestoßen" habe man in Großbritannien.

Noch verteilen sich die Umsätze zu etwa je einem Drittel auf die Regionen Deutschland, Westeuropa und Osteuropa. Aber durch verstärktes Engagement im Ausland will man sich weitere Absatzmärkte erschließen. Messebeteiligungen in Dubai seien sehr erfolgreich verlaufen und auch vom Geschäft in China verspricht man sich in Zukunft viel.

Die preisgekrönte Velvety-Kollektion überzeugte die Juroren mit ihrer samtweichen Oberfläche, gepaart mit metallische Fonds in Gold, Silber, Kupfer sowie pudrigem Beige und Bordeaux-Rot. Die metallischen Colorits schaffen ein glamouröses Ambiente. Besonderer Effekt: Je nach Lichteinfall changiert die Tönung von Schwarz zu Dunkelblau. Im Gegensatz dazu greifen die Gummersbacher mit Cashmere den Trend zu filigranen Strukturen auf. Abstrakte Blumenmotive wechseln mit geometrischen Dessins ab. Akzentuiert wird das effektvolle Zusammenspiel durch klassische Streifen.

Pro Ambiente: Schulungen mit Orac und Henkel
Pro Ambiente konnte im vergangenen Jahr zehnjähriges Bestehen feiern. 1998 war Hubert Esser mit seiner Agentur und Tapeten des belgischen Edel-Herstellers Omexco gestartet, heute vertritt er auch Vescom, Petite Fleur und seit neuestem Calcutta in Deutschland.

Wichtig für den Erfolg in der Tapetenbranche seien aber nicht nur attraktive Produkte der Hersteller. Auch das verarbeitende Handwerk müsse seinen Teil dazu leisten, die Tapete bei den Kunden weiter nach vorne zu bringen. Zu viele seien nicht in der Lage, die hochwertigen und teuren Tapeten tatsächlich zu verarbeiten, böten sie deshalb oft nicht an. Deshalb setzt Esser auf gezielte Schulungen für Handwerker, die er auch 2009 in Zusammenarbeit mit Orac und Henkel anbietet. "Und wer ein akutes Problem hat, kann mich gerne anrufen".

Jazz als Hintergrundmusik und Jazz an der Wand gabs auf dem Messestand: Die gleichnamige neue Kollektion der Belgier bietet so viele Farben wie der Jazz Spielarten: Türkis, Petrol, Gold, Taupe, Purpur, Lavendel, verschiedene Braun-, Gelb-, Orange- und Rottöne. Dazu wirbeln Arabesken und Lotusblüten ranken sich umeinander. Die großformatigen Designs werden durch Ledereffekte ergänzt.

Rasch: "Es muss schön sein, richtig schön"
Die Buschtrommeln auf der Messe kündeten von Entlassungen bei Rasch. Dario Rasch und Dr. Frederik Rasch konnten auf Nachfrage von BTH Heimtex die Gerüchte von Kündigungen aber schnell entkräften: Von betriebsbedingten Kündigungen könne keine Rede sein. Sie räumten allerdings ein, dass man gezwungen sei, die Kapazitäten den veränderten Marktbedingungen anzupassen; unter anderem wurden dazu auslaufende Zeitverträge nicht verlängert. "Wenn es die Situation erfordert, muss man die Strukturen für eine gewisse Zeit verkleinern", konstatierten die beiden Cousins nüchtern.

Daher sieht sich das Familienunternehmen nach einem erfolgreichen Jahr 2008 - die Gruppe mit der Tapetenfabrik Rasch, Rasch Textil, Kupferoth, Elbersdrucke und der Rasch Druckerei und Verlag konnte ihre Umsätze um 4,4 % auf 165 Mio. EUR erhöhen - auch für schwierigere Zeiten gut gerüstet. Das Plus wurde hauptsächlich im Ausland erzielt, wo es wie in den Vorjahren gelang, in den wichtigen Märkten Frankreich und der GUS zu wachsen. Der Inlandsmarkt stagnierte, doch zeigt man sich in Bramsche nicht unzufrieden, dass sich der Trend zu höherwertigen und modischen Produkten fortsetzen werde.

Auch Rasch litt über weite Strecken des Jahres an den rasant steigenden Rohstoffpreisen. Diese konnten nur zu einem geringen Teil in den Markt weitergegeben werden, überwiegend trug sie das Unternehmen selbst, was die Ertragskraft "in erheblichem Maße" belastete. "Wir hoffen, dass sich insbesondere der Ölpreis in den kommenden Monaten auf einem vernünftigen Niveau einpendeln wird, so dass die zusätzliche Ertragsbelastung 2009 nicht weiter besteht."

Da die Weltwirtschaftskrise ihre Schatten auch auf den Tapeten-Markt wirft, sieht die Geschäftsführung die kommenden Monate eher kritisch. "Obwohl zur Zeit noch keine Kaufzurückhaltung auf Verbraucherseite zu spüren ist, werden sich eine Vertrauenskrise, ein nicht ausreichend liquider Kreditmarkt und fallende Wechselkurse, insbesondere des Rubels, des ukrainischen Grivnas und des britischen Pfunds, negativ auf unser Geschäft auswirken." Dario und Dr. Frederik Rasch gehen insofern davon aus, dass der Wachstumskurs der vergangenen Jahre 2009 nicht fortgesetzt werden kann, bleiben aber optimistisch, was die mittelfristige Zukunft betrifft: "Sowohl in West- wie auch in Osteuropa wird die Nachfrage nach trendorientierten, hochwertigen Tapeten wieder steigen."

"Es muss schön sein, richtig schön in der Wohnung", ist die Antwort von Rasch auf die unsichere, wechselhafte Außenwelt, die die Menschen nach Überzeugung vieler wieder zurück in ihr Zuhause treibt. Und Rasch will die passenden Tapeten dafür liefern, denn: "Die Wanddekoration trägt maßgeblich dazu bei, dass sich die Bewohner wohl fühlen, sich gerne zuhause aufhalten und Gäste empfangen."

Neben fünf neuen Themen für das ganzheitliche Home.Vision-Konzept hatte Rasch sechs neue Kollektionen nach Frankfurt mitgebracht: Darunter ist Intuicion, mit romantischen Blumen und dezenten Streifen in einer schönen Farbwelt von Bordeaux über Schoko bis zu Beerentöne. Gold und Bronze sorgen für einen Hauch von Glamour. Der Name New Beats ruft Assoziationen an pulsierenden Rhythmus wach, die Design-Direktor Bernhard Holzapfel und sein Team mit großen Musterungen in angesagten Farb-Duos wie Türkis-Grau, mehrfarbigen Wellen und vielen Unis zum Kombinieren umgesetzt hat. Auch bei Rosalie ist der Name Programm: Harmonisch und feminin geben sich die Tapeten dieser Karte, die Inspirationen aus der Romantik und dem Rokoko erkennen lässt: zierliche Streublumen, Rosenblüten und als Highlight ein Toile de Jouy-Motiv. Palagietto, das altitalienische Wort für Schlösschen, beschreibt den Charakter der gleichnamigen Tapetenkarte. Hauptmotiv sind aufwendige, handgearbeitete Stickereien, begleitet von fein geprägten Mustern und floralen Dekoren.

Marburger Tapetenfabrik: "Diamonds are a girls best friend"
Bei der Marburger Tapetenfabrik spricht man nicht von einer Krise, sondern lieber von den Chancen, die sich durch die veränderten Bedingungen ergeben.

Dass diese Chancen nach wie vor vorhanden sind, hat Geschäftsführer Dieter Buhmann im November beim Designers Saturday im schweizerischen Langenthal erfahren. Auf der alle zwei Jahre stattfindenden Veranstaltung war Marburg als einziger Tapetenanbieter neben anderen hochkarätigen Unternehmen der Einrichtungsbranche präsent und konnte sich über die Aufmerksamkeit von Tausenden von Besuchern freuen; denn 17.000 Endverbraucher informierten sich an zwei Tagen über neue Produkte und Konzepte aus den Bereichen Architektur und Einrichtung.

Einem glücklichen Ende sieht inzwischen die Operation Hochregallager entgegen. Jetzt soll das Mammut-Projekt endlich störungsfrei laufen und das erfüllen, was sich Marburgs geschäftsführender Gesellschafter Ullrich Eitel davon versprochen hatte: Eine Optimierung des Kundenservices. "Dafür war diese Investition schließlich gedacht".

Hervorragend in Kirchhain integriert hat sich Design-Chef Bernhard Langer, der mit Gefühl und Können die Kollektionen der Marburger entwickelt und das hohe technische Know-How und Equipment des Unternehmens zu nutzen weiß. Als Dank dafür gibt es eine Designer-Kollektion, die seinen Namen trägt und in der er sich komplett verwirklichen konnte: The Walls by Dieter Langer.

Fest verbunden mit Marburg ist zudem der Name von Ulf Moritz. Der eigenwillige Wahl-Holländer, von Architektur & Wohnen vor wenigen Jahren zum "Designer des Jahres" gekürt, arbeitet mit den großen Namen bei Tapeten (Marburg), Stoffen (Sahco-Hesslein) und Teppichböden (Vorwerk) zusammen. Für Marburg hat er in diesem Jahr gleich drei Kollektionen entworfen, die sich allerdings zum Teil überschneiden und einen spannenden Mix innovativer Produkte zeigen: feinsten Silikatsand, neue Perlen-Optiken, Golfkarton, ein edles Japanvlies, Plissees, Handsiebdruck und einen mannshohen Digitaldruck. Bei der Kollektion Jewels bringt der Designer geschliffene Diamanten an die Wand, Charisma glänzt durch edle Ausstrahlung und dekorative Musterung, während Vanity insgesamt grafischer und maskuliner erscheint.

Mit Alice hat Marburg eine eigenständige Kollektionsreihe aufgelegt, die für junges und doch anspruchsvolles Design steht. Jüngster Neuzugang ist hier Alice Jeans, dekorativ und intelligent gemacht mit einer außergewöhnlichen, besonders gelungenen Aufmachung: Für den Einband der Karte wurden echte Jeans verarbeitet. Jede Karte ist daher ein Einzelstück. Auch soll nicht unerwähnt bleiben, dass Marburg für jede Jeans den doppelten Preis bezahlt und den Überschuss einer gemeinnützigen Organisation gespendet hat.

A.S. Création: Lizenz für "Schöner Wohnen"
A.S. Création hat die vergangenen Jahre genutzt, um die Position auf wichtigen Auslandsmärkten weiter zu stärken. In Russland wurde mit Kof Palitra ein Joint Venture geschlossen. Insgesamt sollen dort bis zu 30 Mio. EUR investiert werden, um ab 2010 höherwertige Tapeten für den russischen und osteuropäischen Markt zu produzieren. In Frankreich haben die Gummersbacher für 15,7 Mio. EUR Mehrheitsbeteiligungen an zwei der führenden Tapetengroßhändler erworben. Die Übernahme der restlichen Anteile ist für das Frühjahr 2011 geplant.

Allerdings spürt der einzige börsennotierte Tapetenhersteller inzwischen deutlich die Folgen der Wirtschaftskrise. Schon in der zweiten Jahreshälfte 2008 musste die Produktion zurückgefahren werden, der zum 1. Juni teilweise eingeführte 4-Schicht-Betrieb wurde Ende des Jahres wieder eingestellt. Inzwischen ist man sogar gezwungen, ab Februar an den Produktionsstandorten Wiehl-Bomig und Gummersbach-Derschlag sowie in einigen Bereichen der Verwaltung für unbestimmte Zeit auf Kurzarbeit umzustellen.

Mit dem Messeverlauf zeigte sich Rüdiger von Preen, Verkaufsleiter im Profibereich, trotz aller Widrigkeiten sehr zufrieden. Vor allem der neue Touchscreen Monitor als Warenpräsentation im Shopsystem - von Marketingleiter Stefan Gauger voller Begeisterung vorgeführt - zog die Aufmerksamkeit der Standbesucher auf sich. Auf dem Bildschirm lassen sich die A.S. Création Produkte per Fingerdruck auswählen und in einer Wohnsituation darstellen. Das neue System lässt sich sowohl ergänzend zur Beratung des Verkäufers als auch für ein spielerisches Kennen lernen der Kollektionen durch den Kunden einsetzen.

Mit "Schöner Wohnen" hat A.S. Création einen weiteren interessanten Lizenzpartner gewinnen können. Wie schon bei Esprit fügen sich die Tapeten auch hier in ein Gesamtkonzept aus Stoffen, Farben, Teppichen und Fensterdekorationen ein. Für das Design der ersten Vlieskollektion - Grace, Juliette, Tiffany und Twiggy - standen glamouröse und berühmte Frauen Pate. Alle Raports sind so gestaltet, dass sie sowohl vertikal als auch horizontal verarbeitet werden können. Die Kollektion wird in Kürze in der Wohnzeitschrift mit einer Fotostrecke vorgestellt.

Mit Flock 2 knüpfen die Gummersbacher an die erfolgreiche Vorgänger-Karte an. Die täuschend echte Flockoptik auf Vlies erzeugt reizvolle Effekte. Ganz groß raus kommen hier Motive aus der Pflanzenwelt: Als erhabene Blüten und Ranken, zarte Gräser oder in orientalische Medaillons eingebettet.

Einen flexiblen Naturstein von der Rolle bietet A.S. Création mit Stoneplex Sand aus der Objektlinie Architect Papers. Der 2 bis 4 mm starke Sandstein wird in einem Spezialverfahren abgebaut und auf ein Baumwollgewebe kaschiert. Die Ware kann nahtlos, bahnenweise, à la Endlosparkett oder in Naturstein-Anmutung verarbeitet werden. Jeder Meter ist ein Unikat, designed von Mutter Natur. 10 unterschiedliche Texturen stehen zur Wahl.

Seit Januar arbeitet A.S. Création in diesem Bereich mit dem belgischen Zierprofilhersteller Orac Decor in einer losen Kooperation zusammen. "Stoneplex Sand lässt sich nämlich hervorragend auf Orac-Dekorelementen applizieren und bietet so ungeahnte neue Möglichkeiten der Verkleidung mit Echtstein."

Erfurt: Klima Tec verringert Heizkosten um bis zu 35 %
2008 stellte Erfurt auf der Heimtextil mit Thermo Wall die Idee für ein energetisches Wandsystem vor. In diesem Jahr präsentierte man das inzwischen zur Marktreife gebrachte Produkt unter dem Markennamen Klima Tec. Die Tapetenunterlage ist sowohl energiesparend als auch schallabsorbierend und schimmelhemmend. Für alle Arten von Wandbelägen geeignet, kann sie sowohl in Neubauten als auch bei Renovierungen eingesetzt werden. Bei Erfurt ist man überzeugt davon, dass man mit Klima Tec und weiteren technischen Tapeten eine sinnvolle Ergänzung zur Rauhfaser im Angebot hat.

Wenn Rauhfaser swingt: Als Neuheit im dekorativen Produktbereich stellt das Familienunternehmen Rauhvlies Design vor, das die charakteristische Rauhfaseroptik mit klassischen Streifen oder beschwingten Wellen verbindet - jeweils in 52er- oder 70er Struktur. Neben der Optik ist auch die Verklebung neu: Die Rollen mit den Maßen 0,72 x 25 Meter können sowohl vertikal als auch horizontal und schräg in Wandklebetechnik verarbeitet werden.

Essener Tapetenimport, Schmitz Tapetenimport: Klassik und modernes Design aus einer Hand
Die beiden Traditionsverlage Essener und Schmitz, 1955 von Max Schmitz gegründet und seit einigen Jahren erfolgreich von seinem Sohn Christian geführt, der sich mit dem Zukauf Tescoha längst auch im Objekt etabliert hat, waren auf der Heimtextil wie immer stark frequentiert. Christian Schmitz hat ein Händchen für gute Kollektionen, die er weltweit selektiert. Daraus komponiert er eine gelungne Mischung aus marktgängigen, dennoch hochwertigen Karten und Außergewöhnlichem, das sich vielleicht weniger leicht verkauft, dafür neue Wege aufzeigt oder eigenständiges innovatives Design abseits des Mainstream bietet.

Auch für 2009 fühlt er sich mit seinen neuen Programmen bestens aufgestellt. Bei der Essener sind besonders viel versprechend Classic Silks, klassisches Registervinyl in der Tekko-Tradition, die Streifen-Serie Simply Stripes, die die erfolgreiche Canadian Stripes-Kollektion ablöst, die landhausorientierten Kleinmuster von Floral Prints und die "Deluxe"-Vliestapeten aus dem Hause Fiona/Flügger in den drei Stilrichtungen Modern, New Antique und Art Noveau. Unter Murogro vermarktet die Essener schon seit 20 Jahren 70 cm breite Vinylware. Hier gibt es zwei Neuzugänge: Murogro Fashion, eine mit 400 g extrem schwere Ware mit tiefer 3 D-Prägung und Murogro Classic, die Stammkollektion dieser Linie, jetzt erstmalig auf Vlies.

Der Schwesterverlag Schmitz hat einerseits den klassischen Bereich ausgemustert; so die Karte Ornamenta, von der man sich großen kommerziellen Erfolg verspricht, und die 280 bis 320 g schweren Vinylqualitäten von Musa, die das Thema modisch auffassen. Andererseits wird auch modernes Design gepflegt. Rhinoceros ist zum Begriff für edle, zeitlos gestaltete Vlies-on-Vlies-Produkte avanciert und wird gerne auch von Architekten eingesetzt. Mit JV 501 schlägt Schmitz ein neues Kapitel an designorientierten Kollektionen auf. Das Debütprogramm umfasst hochwertige Vliesartikel, Flock und Sandquarz-Tapeten in 70 cm Breite, adäquat präsentiert in einer Box.

Graham & Brown: Neue Vertriebsgesellschaft in Deutschland
Der britische Hersteller Graham & Brown ist seit Mitte 2008 mit einer eigenen Vertriebsgesellschaft in Deutschland präsent. Bis dahin hatten sich die Engländer, die am heimischen Markt einen Anteil von über 60 % haben und auch in den Niederlanden und Frankreich erfolgreich sind, auf einen Country Manager für Deutschland, Österreich und die Schweiz beschränkt. Allerdings habe man eingesehen, dass dieses Engagement nicht ausreiche, sagte Jens Klotmann, der inzwischen zum Geschäftsführer der Graham & Brown Deutschland GmbH aufgestiegen ist.

Jetzt verfügt man über ein eigenes Lager und kann die Kunden in Deutschland innerhalb von zwei Tagen beliefern. Beim Absatz fährt man zweigleisig: Baumärkte werden direkt über Graham & Brown bedient, bei Fach- und Großhandel arbeitet man mit Matex in Alzenau zusammen.

Natur pur herrscht in der Eco Kollektion: Bei der Herstellung werden ausschließlich FSC-zertifiziertes Papier und wasserbasierte Farben ohne flüchtige organische Verbindungen oder Lösemittel verwendet. Sogar die Verpackung ist organisch abbaubar. Bei den floralen Designs und Blattmotiven ließ man sich ebenso von der Natur inspirieren, wie bei den Farbtönen: sanftes Blau, warmes Rubinrot und Violett oder Töne von Steinen, Borke und Muscheln.

Amorim: Nischenprodukt Kork-Wandbeläge
Eine Nische bedient Amorim mit seinen Korktapeten. Der vor allem für seine Bodenbeläge bekannte portugiesische Hersteller vermarktet seine Wandbeläge als ökologische Naturprodukte mit schallhemmenden und wärmeisolierenden Eigenschaften. Dabei dienen sie eher zu Akzentuierung als zur Gestaltung ganzer Räume. Wichtigster Markt ist Polen. Vertrieben werden die Korktapeten gemeinsamen mit den Bodenbelägen.

Orac: Neue Markenstruktur
Der belgische Zierprofil-Spezialist Orac hat sein Sortiment neu gegliedert und will damit eine eindeutigere Zuordnung und höhere Wiedererkennung seiner Produkte im Markt erreichen. Dachmarke bleibt Orac Decor, darunter sind drei Submarken angesiedelt: Orac Luxxus steht für ein breites Angebot an hochwertigen, kreativen Dekorationselementen aus Duropolymer und Purotouch, darunter auch eine neue, großformatige Kollektion und Accessoires für die indirekte Beleuchtung. Orac Axxent bietet Eck-, Wand- und Fußleisten aus dem konturenscharfen, stoßfesten, dennoch leichten Kunststoff Duropolymer. Und Orac Basixx ist als Einstiegssegment mit einer Reihe von Profilen aus Styropor konzipiert.

Die Entwürfe für die neue großformatige XL-Serie stammen vom belgischen Architekten Xavier Donck. Sie umfasst drei monumentale Gesimse, eine hohe Scheuerleiste und drei Wandleisten und ist aufgrund ihrer extragroßen Abmessungen vor allem für hohe Räume geeignet. Für die indirekte Beleuchtung bietet Orac die passenden Systeme gleich mit an.

Pufas: Spezialreinigungs-Serie
Als einer der wenigen Zubehöranbieter war Pufas in Frankfurt vertreten. Die Gespräche seien vom ersten Tag an gut gewesen, resümierte Arne Weiß, Leiter der Anwendungstechnik. Er berichtete auch von einem erfolgreichen Jahr 2008 für den Malerbedarfsspezialisten. Sowohl im Exportgeschäft als auch auf dem von Konsolidierung im Handel geprägten und daher turbulenten deutschen Markt sei man gewachsen.

Das dürfte sicher auch mit der neuen Spezialreinigungsserie Glutoclean zusammenhängen, die das bisherige Angebot an Klebe- und Spachtelprodukten seit einem halben Jahr sinnvoll ergänzt. Die insgesamt 36 Produkte zur Reinigung von Möbeln, Bodenbelägen und anderen Haushaltsgegenständen sind heute bereits in 600 Shop-in-Shop-Systemen im Handel erhältlich.

Angesichts dieses Erfolges gaben sich Weiß und der neue Großkundenbetreuer Micha Handke auch optimistisch für das kommende Jahr. Zwar sei es noch zu früh, genaue Prognosen über die Entwicklung vor allem der Exportmärkte abgeben zu können. Aber dank der Breite des Produktangebotes blickt man zuversichtlich in die Zukunft. Schließlich ersetzte man als Vollsortimenter beim Großhandel bis zu sechs Lieferanten. Das zahle sich in den Kundenbeziehungen zunehmend aus.

Tapeteasy: Tapeten leichter entfernen
Messeneuling Tapeteasy klagte über den ungünstigen Standort in der Ebene 5.0, unterhalb der Tapetenhersteller. Trotzdem freute sich Geschäftsführer Arne Sextro, sein Produkt erstmals in so großem Rahmen präsentieren zu können. Seit einem Jahr ist man mit dem Kleisterzusatz, der das spätere Ablösen der Tapete deutlich erleichtert, am Markt. Während man im Endkundengeschäft bereits erste Erfolge erzielen konnte, sei bei den Handwerkern noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten.

Saueressig: Neuauflage des Ideenbuches
Bei Prägewalzenhersteller Saueressig hatte man noch keinen signifikanten Rückgang bei den Auftragseingängen festgestellt. Ohnehin verlaufe das Geschäft antizyklisch zur Tapetenbranche - gehe es den Tapetenherstellern gut, fehle aufgrund der hohen Produktionsauslastung die Zeit für Investitionen in neue Technologien. Laut Global Manager Matthias Picker diente der Messeauftritt in Frankfurt ohnehin eher der Kontaktpflege als dem Abschluss von Verträgen.

Im Gepäck hatte das Unternehmen aus dem münsterländischen Vreden nicht nur das Erfolgsprodukt Melenium, sondern auch die dritte Auflage des Ideenbuches. In Zusammenarbeit mit fünf weiteren Zulieferern aus der Branche werden darin die aktuellen Trends und Möglichkeiten beim Tapetendruck vorgestellt.
aus BTH Heimtex 02/09 (Wirtschaft)