Drapilux: Interview mit Justus Schmitz, Dan Schmitz und Bernd Möller

"Wir haben die wohl breiteste Objektkollektion am Markt"

Drapilux ist schon lange eine Größe im Objektmarkt, die nicht übersehen werden kann. Vor zwei Jahren haben sich die Emsdettener neu ausgerichtet. BTH Heimtex sprach mit dem Geschäftsführenden Gesellschafter Justus Schmitz, Vertriebschef Bernd Möller und Marketingleiter Dan Schmitz über das Geschäftsfeld intelligente Textilien, Zukunftsperspektiven, unternehmerische Zielsetzungen im Objekt und die neue Concerto-Kollektion.

BTH Heimtex: Die Schmitz-Werke und ihre Tochter Drapilux sind Familienunternehmen, stehen sehr solide da und es gibt bereits eine Nachfolgeregelung. Das ist heute nicht unbedingt selbstverständlich: Die Märkte befinden sich im Umbruch, die Eigentumsverhältnisse ändern sich, Kapitalgesellschaften engagieren sich verstärkt auch in unserer Branche. Wie positionieren Sie sich in diesem Umfeld?

Justus Schmitz: Unternehmen, die nicht allzu riesig sind, sind meist inhabergeführt. Das ist bei uns nicht anders, wir sind ja durchaus noch überschaubar. Und wir müssen dafür Sorge tragen, einen kontinuierlichen Weg zu gehen, auch über die Generationen hinweg. Da ich die 60 hinter mir habe, ist es meine Aufgabe, für meine Nachfolge zu sorgen - und dafür, dass das Unternehmen im Moment der Stabübergabe auch des Übergebens wert ist. Das ist eine ganz traditionelle, ganz einfache Philosophie - jeder Handwerker denkt so.

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, in unseren drei Aktivitätsfeldern jeweils eine Marktposition einzunehmen, die einen gewissen Bestand hat. Wichtig ist, dass wir auch bei Schwierigkeiten alles zentral managen können und die Bereiche Markilux oder Drapilux beispielsweise komplett einem einzelnen Verantwortlichen zuweisen zu können.

BTH Heimtex: Hat Drapilux deshalb eine andere Gesellschaftsform als die Schmitz-Werke?

Justus Schmitz: Drapilux haben wir als GmbH abgespalten, um koalitionsfähig zu werden. Die Schmitz-Werke selbst sind als GmbH & Co. mit genau austarierten Anteilsverhältnissen gar nicht koalitionsfähig. Da kann man nicht fusionieren oder auch nur ein vernünftiges Joint Venture vereinbaren. Aber mit einer GmbH geht das.

BTH Heimtex: Was genau bedeutet für Sie "koalitionsfähig"?

Justus Schmitz: Eine Koalition ist für uns eine Partnerschaft, in der etwas Gemeinsames entsteht und jeder den anderen ernst nimmt.

BTH Heimtex: Wie sähe denn Ihr Wunschpartner für Drapilux aus?

Justus Schmitz: Wir suchen gar nicht aktiv danach. Aber man soll offen sein und vor allen Dingen: gut vorbereitet. Ein amerikanisches Sprichwort besagt: Wenn es Brei regnet, sollte man einen großen Löffel haben.

BTH Heimtex: Mit Drapilux haben Sie vor zwei Jahren eine Neuausrichtung im Objektbereich vorgenommen. Wie weit sind Sie damit fortgeschritten, wo stehen Sie jetzt, und wohin soll sich Schmitz - genauer Drapilux - noch entwickeln? Noch erinnert das Unternehmen ein bisschen an einen ungeschliffenen Diamanten: Sie sind viel größer und haben viel mehr Bedeutung am Markt, als nach außen dringt.

Justus Schmitz: Die Sache mit dem ungeschliffenen Diamanten - das klingt ja wie eine versäumte Gelegenheit. Also müssen wir daran schleifen, und genau deswegen sitzen wir heute hier.

Auf dem Objektmarkt ist Drapilux schon ziemlich lange eine Größe, die man nicht so ohne weiteres übersehen kann. Die Frage ist bloß: Was genau bedeutet eigentlich ein "Objekt", wie definiert man so etwas? Normalerweise stellen wir uns darunter 500 bis 1.000 m Stoff vor, die irgendwo für das Klinikum XY gebraucht werden. Die Einrichtung plant ein Innenarchitekt oder Architekt. Also läge es nahe, Kollektionen anzubieten, die in erster Linie für den Architekten attraktiv sind.

So sind wir bei Drapilux aber nie vorgegangen: Wir gehen nicht von dem Planer aus, der einen Neubau konzipiert, sondern wir denken viel stärker an die Benutzer. Also wirken die Drapilux-Kollektionen auf den ersten Blick gar nicht wie die "typischen" Objektkollektionen. Wollten wir eine Kollektion haben, die nur für den Architekten attraktiv ist, dann hätten wir die anders gestrickt.

Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen den privaten vier Wänden der meisten Endverbraucher und einer typischen Architektenplanung. Der Architekt würde dazu sagen: Die Möglichkeiten, schlechten Geschmack auszuleben, sind unbegrenzt. Aber man kann vielleicht auch anders herangehen und sich fragen, was man tun kann, um den Menschen, den Patienten, den Hotelgast ein bisschen ernster zu nehmen.

Es ist unsere Aufgabe, den Designunterschied, der zwischen den typischen Wohnstoffen und den typischen Heimstoffen besteht, ein wenig auszugleichen. Unser Ziel ist es, dass der Besucher eines Hotels sich dort so wohl fühlt, dass er es einem anderen vorzieht. Dazu wollen wir beitragen. Wenn ein Kranker in seinem Krankenzimmer schneller gesund wird, wenn es im Bereich Büro weniger Fehlzeiten gibt, weil die Leute sich dort einfach wohler fühlen, weil das akustische Klima stimmt, weil die Nase nicht beleidigt wird, weil die Raumfarbe stimmt - dann haben wir unseren Job gut gemacht. All dies können wir mit Deko und Gardine mitgestalten und beeinflussen. Wenn das nicht unser Ziel wäre, sähe unsere Kollektion ganz anders aus.

BTH Heimtex: Eine "normale" Objektkollektion wäre also komplett am Geschmack der Architekten ausgerichtet. Und Sie gehen einen anderen, vermutlich schwereren Weg und versuchen den Architekten zu überzeugen, eher auf die Anforderungen und Bedürfnisse der Nutzer einzugehen, als seinem persönlichen Geschmack zu folgen?

Justus Schmitz: Wir haben natürlich auch interessante Sachen für den Architekten anzubieten, zumal wir über die wohl breiteste Objekt-Kollektion am Markt verfügen. Aber die ist eben nicht ausschließlich am Architekten ausgerichtet. Dadurch haben wir zwar Nachteile bei manchen Ausschreibungen. Aber wo es um Renovierungen geht, sind wir im Vorteil. Das Konzept funktioniert. Drapilux ist eben ein Stoff, bei dem man dazu sagen muss, dass es ein Objektstoff ist.

BTH Heimtex: Woran orientieren Sie sich bei Ihren Entwicklungen, etwa im Hotel?

Justus Schmitz: Wir orientieren uns an den Farben der Hölzer oder des Teppichbodens. Deko steht ja zumeist am Schluss der Ausstattung, weil die nicht so teuer sind wie die übrige Einrichtung.

Leichter haben wir es bei der Entwicklung neuer Stoffe für Kliniken oder Seniorenheime. In die modernen Seniorenheime bringen die Bewohner ihre Möbel meist mit. Daher sind unsere Stoffe eigentlich immer gedämpft multicolor, weil dann die Kombinationsmöglichkeiten breiter sind als bei klaren Farbaussagen.

Bei den Kliniken gibt es auch ganz andere funktionelle Bedürfnisse als bei Hotels, etwa relativ hohe Lichtdurchlasswerte und gleichzeitig eine gute Sichtundurchlässigkeit. Bei den Farben herrschen Beschränkungen, weil nur bestimmte dem Kranken gut tun.

Deshalb wird eine Drapilux-Kollektion eigentlich nur im Ausnahmefall richtig trendy sein, nur in Ausnahmefällen wirklich so sein, dass man sie als Spitze des Fortschritts ansieht und der Markt ihrem Beispiel folgt. So etwas geht nur im Bereich der Hotelkollektionen. Deshalb sind wir auf unsere Kollektion Concerto besonders stolz.

BTH Heimtex: Zeigt es sich auch auf anderen Gebieten, dass Drapilux kein klassischer Objektanbieter ist?

Justus Schmitz: Wir haben eine andere, breitere Absatzstruktur als reine Objektlieferanten. Denn der Raumausstatter, der in den Sommerferien neue Verdunklungsvorhänge im Physiksaal der Schule anbringen soll, muss auf unsere flammhemmende Kollektion zugreifen können - auch wenn das kein Objekt im eigentlichen Sinne ist.

Bei den Heimen haben wir die gleichen Absatzschienen wie Anbieter, die ausschließlich für diesen Bereich arbeiten. Und wir vernachlässigen auch die Objekteure nicht. Aber wir fahren eben zweigleisig, denn im Grunde bedienen wir zwei getrennte Märkte. Und wir sind stolz darauf, dass wir unseren zentralen Markt, die Renovierungen, selbst entwickelt haben.

BTH Heimtex: Und der private Verbraucher spielt gar keine Rolle mehr für Sie?

Justus Schmitz: Für die Neu-Bemusterung denken wir wirklich nur an das Objekt.

BTH Heimtex: Warum dieser rigide Kurswechsel?

Justus Schmitz: Wie alle anderen haben wir zuvor auf Wohn- und Objektstoffe gesetzt. Aber in einer Welt, wo die Webstühle geduldig sind und eigentlich jeder alles machen kann, haben wir erkannt, dass wir unser Profil schärfen und uns spezialisieren müssen. Und wir wollten uns langfristig aufstellen.

Unsere Entscheidung wurde dadurch erleichtert, dass wir im Ausland eigentlich immer schon als reiner Objektanbieter aufgetreten sind. Wir messen unsere Zukunftsaussichten gerne daran, ob wir international - und das heißt auch außerhalb der EU - wirklich exportfähig sind. Solange wir unsere Stoffe international verkaufen, haben wir eine gute Chance, auch in Deutschland erfolgreich zu sein. Wir verkaufen unsere Objektkollektionen in China und Korea. Das wäre mit deutschen Wohnkos eher problematisch.

BTH Heimtex: Die Neuausrichtung von Drapilux hat sicherlich auch Auswirkungen auf die Struktur Ihrer Kunden?

Justus Schmitz: Man muss an alle solche Sachen behutsam heran gehen. Trotzdem wird es Raumausstatter geben, die wir nicht mehr bedienen, weil wir uns seit Jahren um sie bemühen und sie trotzdem unter 1.000 EUR Umsatz im Jahr ausmachen. Auf dieser finanziellen Basis lohnt es sich einfach nicht mehr, dass wir z.B. Musterbücher pflegen. Und wenn ein Kunde meint, dass er bei einem solchen Einkaufsvolumen schon Großmengenrabatt haben muss, stellt sich natürlich die Frage, ob er wirklich zu uns passt.

BTH Heimtex: Wird es also eine Kundenhierarchie geben oder ist sie sogar schon vorhanden?

Justus Schmitz: Die gibt es schon seit Jahren. Unsere Unternehmensführung setzt zwar stark auf die Autonomie der Mitarbeiter und wir sehen sie eher als Manager ihrer Bezirke. Aber wir achten auch darauf, dass nicht durch den Besuch von zu vielen Kunden die wichtigen Bereiche vernachlässigt werden.

Bernd Möller: Den Objektmarkt wollen wir künftig mit einem selektiven Blick auf die Kundenstruktur bearbeiten, um einfach mehr Qualität zu schaffen und die Spitze der Architekten wieder stärker im Fokus zu haben. Nach dem Markenrelaunch wollen wir uns wieder stärker unseren eigenen Schwerpunktaufgaben und dem Objektgeschäft widmen. Kleinst-Kunden werden wir daher künftig nicht mehr in der Form wie bisher besuchen.

BTH Heimtex: Wie wirkt sich das auf Ihre Kommunikationsstrategie aus?

Dan Schmitz: Wir müssen weiterhin auf Probleme aufmerksam machen, um uns als Problemlöser profilieren zu können. Das gilt für die einzelnen Bereiche Akustik, Air und Bioaktiv.

Bernd Möller: Am Beispiel eines Krankenhauses kann man sich klar machen, wie kompliziert das alles ist: Über neue Vorhänge entscheidet eine Hygienefachkraft, die Pflegedirektion und natürlich die Geschäftsführung, die heutzutage eher Controller ist und nur genehmigt, was sich finanziell rechnet.

Wir sind gerade dabei zu überlegen, wie wir diese drei Ebenen auf den Punkt genau erreichen können. Das geht nur über eine gute Vorteilsargumentation, eingebetet in die Gesamtthematik Hygiene im Krankenzimmer. Der Vorhang ist dabei zunächst nur am Rande von Bedeutung.

Dan Schmitz: Man muss es dem Kunden eigentlich vorrechnen, man muss es wissenschaftlich belegen und es muss auch noch für das Auge erträglich sein.

BTH Heimtex: Dazu hatten Sie bisher spezielle Objektberater. Wird jetzt quasi jeder Außendienstler zum Objektberater?

Bernd Möller: Wir bedienen derzeit nur eine ganz kleine Anzahl von 1.000 bis 1.500 Architekturbüros. Von denen wissen wir, dass sie permanent mit Objekten zu tun haben. Die Betreiber von Pflegeeinrichtungen betreuen wir über die Objektberater-Schiene. Aber wir wollen unser Engagement ausweiten. Mit einem halben Dutzend Objektberatern können wir nicht flächendeckend tätig sein. Wenn aber unser ganzer Außendienst in diesem Bereich tätig sein kann, haben wir deutlich mehr Chancen auf dem Markt.

Deshalb soll unser Außendienst künftig in die Lage sein, ein Gespräch mit Architekten auf Augenhöhe führen zu können. Das nötige Wissen haben wir durch unsere Objektberater und die werden es sukzessiv weitergeben.

Justus Schmitz: Momentan sind unsere Reisenden nur für Musterpflege und Akquise zuständig, die Objektberater für ihre Objekte. Diese Trennung wollen wir beseitigen. Dazu bilden wir Teams mit jeweils einem Objektberater und ein, zwei oder drei Außendienstmitarbeitern.

BTH Heimtex: Sie haben die neue Concerto-Kollektion bereits erwähnt. Wo sehen Sie deren Stärken?

Justus Schmitz: Zum einen die Farbigkeit, die für diesen Bereich wirklich State of the art ist. Zum anderen haben wir es zum Beispiel durch die Verwendung von Chenillegarn geschafft, den Taft als solchen besser inszenierbar zu machen - auch da, wo er eben nicht üppig dekoriert werden kann, etwa in Hotels.

Möller: Die Concerto-Kollektion ist ein koordiniertes Programm aus einem Guss. Taft ist gerade im Hotelbereich ein wichtiges Thema. Für uns war es eine große Herausforderung, Filamentgarne in Kombination mit Chenillegarnen zu weben, da sich beide unterschiedlich verhalten.

BTH Heimtex: Wenn man sich Ihre Gesamtkollektion anschaut - welchen Umfang nehmen die luftverbessernden Air-Stoffe ein?
Justus Schmitz: Mehr als die Hälfte der Kollektion ist inzwischen Air-ausgestattet.

Bei der Air-Technik stellt sich heraus, dass eine Art Segmentierung der Kunden stattfindet. Es gibt die, die mit leuchtenden Augen von diesem Zusatznutzen sprechen und das selbst positiv erlebt haben, und die, die sagen, das erhöht nur die Preise.

BTH Heimtex: Wie wird es in ein paar Jahren aussehen? Wird die Air-Ausstattung dann obligatorisch sein?

Möller: Wir sind vor 5 Jahren mit einem Dutzend Air-Artikeln gestartet. Aus dem Dutzend wurden ein Jahr später 30, 40 Artikel. Mittlerweile können wir 60 % des Sortiments und des Umsatzes in Air machen. Und das weitet sich noch weiter aus. Aber es werden nie 100 % werden, denn einige Stoffarten sind dafür nicht geeignet.

Justus Schmitz: Immer wenn es um glänzende Stoffe geht und wo wir den Original-Lüster des Garns erhalten wollen, funktioniert das nicht. Wenn wir einen Taft mit Air ausrüsten - das könnten wir ohne Weiteres -, sieht das Ergebnis nicht mehr wie Taft aus, sondern wie ganz normaler billiger Polyester. Die Ausrüstung sorgt dafür, dass die eigentlich eckigen Querschnitte der Faser, die man braucht, um diesen seidenartigen Taft-Charakter hinzubekommen, rund werden. Die Lichtbrechung und der knirschende Griff, den man für einen richtigen Taft braucht, gehen dadurch verloren.

Aber wir arbeiten natürlich ständig an Weiterentwicklungen. Und wir sind sehr stolz, dass wir Air so weiterentwickelt haben, dass die Waschbegrenzung mit 40 C aufgehoben werden konnte. Air-Stoffe darf man jetzt mit 60 C waschen.

BTH Heimtex: Und welche Bedeutung haben die Bio-Stoffe?

Möller: Bio hat einen deutlich geringerer Anteil am Sortiment, auch vom Umsatz her.

Da wo es Sinn macht - etwa in Kliniken - wird es eingesetzt. Trevira bietet jetzt mit einem Bioaktive Feinstfilament die richtigen Fasern für den Store-Bereich an. Das nutzen wir zusätzlich, um in diesem Segment weiter zu kommen.

BTH Heimtex: Und die Akustik-Stoffe?

Möller: Eigentlich ist doch jeder Stoff in irgendeiner Form ein Akustik-Stoff. Die Qualifizierung geht von A bis F. Der Architekt muss wissen, für welchen Bereich er den Akustik-Stoff haben will, zum Beispiel für einen Konzertsaal, bei dem der Boden und andere Elemente wie Polsterstoffe, Bestuhlung etc. noch dazukommen, die alle die Akustik beeinflussen.

Wir haben unsere Stoffe klassifiziert: Jeder Stoff wurde nach bestimmten Kategorien getestet, um ihn den verschiedenen Klassen zuordnen zu können. Je offenporiger ein Stoff ist, umso bessere Werte erzielt er.

Justus Schmitz: Um eine vernünftige akustische Wirkung zu entfalten, braucht man - ganz banal gesagt - Löcher im Stoff, durch die der Schall praktisch hindurch kann.

BTH Heimtex: Und auch Volumen?

Justus Schmitz: Es geht eigentlich um das Luftpolster zwischen dem Deko und der Wand bzw. dem Fenster. Da muss der Abstand richtig sein. Und die Schalldurchlässigkeit des Gewebes muss so abgestimmt sein, dass der Schall gewissermaßen einmal durch den Stoff hindurchgeht und dann möglichst in dem Raum zwischen Wand bzw. Fenster und Stoff aufgefangen wird.

Das gilt auch für Messungen zum akustischen Verhalten. Wir messen mit einer Zugabe von 1,5, glatt aufgehängt für Flächenvorhänge. Es gibt aber durchaus auch Akustikstoffe im Markt, die mit dreifacher Zugabe gemessen werden. Das ist am Rande der Seriosität, finde ich.

BTH Heimtex: Fertigen Sie eigentlich alles selbst?

Justus Schmitz: Ja, so gut wie alles. Unsere neuesten Webstühle sind gerade in Betrieb genommen worden.

BTH Heimtex: Und was kaufen Sie zu?

Justus Schmitz: Wir kaufen nur ganz wenige Sachen zu, die wir selbst nicht herstellen können. Wir haben zum Beispiel keine Jacquard-Kapazität. Auch einige bedruckte Sachen kaufen wir zu. Wir haben zwar einen Thermo-Transfer Umdruck-Kalander im Werk stehen, aber Transferdruck ist natürlich nur ein Aspekt unter vielen.

BTH Heimtex: Anders herum, betreiben Sie Lohnfertigung für andere?

Justus Schmitz: Nein. Wir arbeiten zwar für ausländische Großhändler mit eigener Kollektion. Aber das ist keine Lohnfertigung im klassischen Sinne.

BTH Heimtex: Wo wir das Thema Export schon einmal angesprochen haben: Wie hoch ist derzeit ihre Exportquote?

Justus Schmitz: Etwa zwei Drittel unserer Stoffe landen im Ausland, inklusive der Swela Stoffe. Wenn ich nur die Drapilux-Kollektionen betrachte, dann haben wir einen Exportanteil von knapp 40% - plus etwa 10 %, die nicht als Drapilux das Werk verlassen. Das Ausland spielt bei uns eine ganz erhebliche Rolle.

BTH Heimtex: Was für Geschäfte machen Sie überwiegend im Ausland: Mehr Gesundheitseinrichtungen oder mehr Hotels?

Justus Schmitz: Das ist je nach Land sehr unterschiedlich. Man muss eine gewisse Findigkeit haben dafür, wie welcher Markt funktioniert, um dann seine Lücke zu finden.

Dan Schmitz: Wichtig ist auch, welche Themen in dem jeweiligen Markt gerade von Interesse sind. In Irland ist es der Health & Care Bereich - dort boomt Bioaktiv. Weil dort Multiplikatoren sitzen, die begriffen haben, dass man damit typische Klinik-Infektionen reduzieren kann. Wenn der nächste Skandal durch deutsche Kliniken läuft, wird sich das hier auch beschleunigen.

Letztlich geht es darum, dass ein bestimmtes Problem auch als drängend begriffen wird. Wir sehen uns als Problemlöser. Wenn die Probleme nicht wahrgenommen werden, dann können wir sie auch schlecht lösen. Das ist wie mit der Abwesenheit von Geruch.

Justus Schmitz: Wir hatten einige Kliniken, die mit der geruchsneutralisierenden Air-Ausrüstung bestückt waren, in denen das Pflegepersonal sagte: Bitte liebe Klinikleitung, wir hätten gerne überall diese Stoffe, weil wir nicht möchten, dass es so unangenehm riecht wie im Flur im zweiten Stock. Wenn man den direkten Vergleich hat, ist es wunderbar, dann funktioniert das auch.

BTH Heimtex: Welche Länder laufen zurzeit besonders gut? Auch mit Blick auf die aktuellen Turbulenzen?

Justus Schmitz: Da muss man eigentlich unterscheiden zwischen: Wo machen wir besonders viel Umsatz und welcher Markt ist besonders ermutigend? Das muss sich nicht immer decken.

Wir haben eigene Absatzgesellschaften in Großbritannien, in Dänemark - von dort werden auch Norwegen und Schweden bedient -, in Italien, in Frankreich und in Österreich. Derzeit leiden eigentlich alle unter den wirtschaftlichen Turbulenzen. Relativ am besten läuft Deutschland. Bis September hatten wir im Inland keinen Umsatzeinbruch und haben uns hier offenbar richtig positioniert.

Durch den hohen Kurs des Euro haben wir allerdings international Absatzprobleme und liegen weit unter unseren Planzahlen. Das gilt auch für die Arabischen Emirate und Asien. Hoffnung macht mir aber, dass sich die Lage mit dem Sinken des Eurokurses schon wieder gebessert hat. Wir hatten gerade eine Außendiensttagung und ich war sowohl überrascht als auch beruhigt, wie positiv und zuversichtlich unsere Außendienstmitarbeiter eingestellt waren.

BTH Heimtex: Wenn Sie in diesem Jahr noch keinen Monat hatten, der richtig eingebrochen ist, dann sind Sie die Ausnahme in dieser Branche. Bei vielen gab es in diesem Sommer Kurzarbeit.

Justus Schmitz: Ich habe bislang nur über Drapilux und Dekos gesprochen. Nicht so gut ist es bei den Markisenstoffen gelaufen. In diesem Bereich war unsere Weberei nicht ausgelastet.

Wir haben bei Drapilux praktisch nur über die Preissteigerung zugelegt.

Anders als erwartet, war bei Markisenstoffen auch die Menge rückläufig. Wir bedienen hier nicht den Objektmarkt, sondern den privaten Verbraucher. Angesichts der hohen Preise für Öl, Benzin und Gas hält der erst einmal sein Geld fest oder gibt es jedenfalls nicht für langlebige Gebrauchsgüter wie Markisen aus.
Möller: Bei Drapilux waren wir immer verwöhnt, gerade was die Exportentwicklung angeht. Im Inland sind wir nicht unzufrieden. Die Branche schreibt nach wie vor ein deutliches Minus, wir dagegen ein Plus - ein kleines zwar, aber immerhin deutlich abgekoppelt vom Gesamttrend.

Allerdings wird wegen der auch für uns drastisch gestiegenen Energiekosten eine Preiserhöhung von etwa 4 bis 5 % unumgänglich sein. In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Energie um 35 % verteuert. Auch im Fadenbereich sind die Preise zweistellig gestiegen. Hinzu kommen die Gehaltsabschlüsse, die in der Textilindustrie nicht unbedingt moderat waren.

BTH Heimtex: Zu Ihrem Marken-Relaunch: In Ihrer neuen Broschüre zu den Concerto-Stoffen sehen die Bilder fast so aus, als wenn man die Stoffe fühlen kann. In puncto Marketing hat sich Drapilux in den zurückliegenden Jahren wirklich hervorragend entwickelt.

Justus Schmitz: Das war ein Traum von mir. Ich wollte immer die Stoffe dreidimensional abbilden, so dass man das Gefühl hat, man könne sie anfassen. Textil ist etwas, das man fühlen muss.

BTH Heimtex: Der neue Auftritt wirkt strenger, konsequenter.

Justus Schmitz: Damit entspricht der Auftritt genau unserem Markenprofil. Näher auf den Punkt, fokussierter. Und genau das wollten wir natürlich auch transportieren.

BTH Heimtex: Wie hat der Handel darauf reagiert? Gab es Reaktionen?

Justus Schmitz: Die Reaktion des Handels war spannend. Den einen war es egal, wie die Stoffe von Schmitz jetzt heißen. Die anderen haben gesagt: Jetzt entspricht das erstmals dem Anspruch, den man in euren Stoffen schon erkennt. Das hat mir natürlich gut getan, so eine Botschaft zu hören. Der neue Auftritt passt zur Qualität unserer Produkte. Den Billig-Uni für Schulfenster kann man heute konkurrenzlos günstig aus Fernost importieren. Dagegen können wir schnell große Mengen liefern, haben wirklich alles im Lager liegen und bieten als deutscher Hersteller einen besseren Service als irgendein Anbieter, der erst sechs Wochen auf seinen Container aus China warten muss.

BTH Heimtex: Das ist natürlich der Vorteil, wenn Sie sich auf das Objektgeschäft konzentrieren. Beim klassischen Handelsgeschäft wächst die Konkurrenz aus der Türkei und Fernost.

Justus Schmitz: Die wesentliche Frage, die ich mir stellen muss ist: wie kann ich in den nächsten 10, 15 Jahren dieses Unternehmen erhalten, ohne komplett nur zum Converter oder ähnlichem zu werden? Ich sehe es als sportliche Herausforderung, zu beweisen, dass es geht. Bisher haben wir den Beweis erbringen können. Und wir arbeiten daran, das auch in Zukunft zu tun.

BTH Heimtex: Was erwarten Sie von den nächsten Monaten und vom nächsten Jahr?

Justus Schmitz: Das war noch nie so schwer zu beantworten wie zur Zeit. Für den Bereich Drapilux sind wir ganz optimistisch, weil wir mit langfristig geplanten Ausgaben institutioneller Abnehmer zu tun haben. Das gilt für Deutschland und Europa. Hinzu kommt noch das Überseegeschäft, das von dem gesunkenen Eurokurs profitiert. Insgesamt sehe ich recht positiv in die Zukunft.

BTH Heimtex: Wie schätzen Sie die Branche ein, die weitere Entwicklung und den Wettbewerb?

Justus Schmitz: Ein Wohnzimmer in Deutschland wird auch in 20 Jahren im Prinzip noch eher deutsch und nicht wie eines in Südfrankreich oder Mailand aussehen. Damit haben wir eine Art kulturellen Schutzwall um unseren Markt. Und weil das so ist, wird es auch auf absehbare Zeit deutsche Hersteller geben.
Der Markt verlangt eine extreme Diversität, also extrem breite Kollektionen. Es ist aber für Anbieter aus Fernost ziemlich uninteressant, Aufträge mit relativ kleinen Mengen zu bedienen. Und weil das so ist, werden wir auch in Zukunft eine Chance haben, uns den Kern des deutschen Heimtextilmarktes zu erhalten. Auch im Bereich der Deko und Gardine.

BTH Heimtex: Zum Schluss: Was können wir von Ihnen zur Heimtextil erwarten?

Möller: Wir machen heute 54% des Gesamtumsatzes im Uni-Bereich und werden uns zur Heimtextil verstärkt diesem Bereich widmen. Einige Standards wurden komplett umgestellt, neu ausgemustert, farblich vollkommen überarbeitet, erweitert und auf die Concerto-Kollektion abgestimmt und integriert. Teilweise wurden sie auf 300 cm umgestellt, da dies immer wichtiger wird.

Natürlich gibt es auch wieder einige Neuentwicklungen: Bei den Unis ergänzen neue Strukturen das bestehende Sortiment. Im Store Bereich gibt es buntgewebte Neuheiten. Und wir werden den Dim Out Bereich ausbauen.


Schmitz-Werke Telegramm

Schmitz-Werke GmbH & Co. KG
Hansestraße 87
D-48282 Emsdetten
Telefon: 02572 / 9 27-0
Telefax: 02572 / 9 27-4 83
eMail: info@schmitz-werke.com
www.schmitz-werke.com

Mitarbeiterzahl: 773
Gruppenumsatz: (2007) 116,1 Mio. EUR; (2006) 111,1 Mio. EUR; (2005) 102 Mio. EUR
Markennamen: Markilux, Swela, Drapilux
Tochtergesellschaften/Beteiligungen: Drapilux GmbH
Verbandsmitglied bei:
- Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie e.V.
- BKTex Bundesverband Konfektion Technischer Textilien e.V.

Geschäftsführender Gesellschafter: Justus Schmitz
Vertrieb: Bernd Möller
Marketing: Dan Schmitz
Anwendungstechnik: Bernhard Wessels

Produkte
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Ausbrenner
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Flachgewebe
Objekttaugliche Möbelstoffe

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aus BTH Heimtex 12/08 (Wirtschaft)