Heimtextil 2009 setzt auf Nachhaltigkeit und das Objekt

Neue Schwerpunkte für die alten Märkte

Die Heimtextilbranche wandelt sich: Die Produktion wandert in Richtung Südosten. Neue Chancen für Europa, Nordamerika und Japan liegen in den Bereichen Objekt und Nachhaltigkeit. Und im Design: Trends zeigt die Heimtextil gleich sechsfach im Forum. Der Nachwuchs polstert um die Wette, Schwerpunkt: Systemgastronomie.

Vom 14. bis 17. Januar 2009 findet wieder die weltweit größte internationale Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien statt, die Heimtestil Frankfurt; mittlerweile zum 39. Mal. Die Teilnehmer kommen aus 120 Ländern.

Die Textilindustrie befindet sich im Umbruch: Produktionstechniken werden automatisiert, die Hauptproduktionsstätten wandern von Zentraleuropa und Amerika nach Ost- und Südosteuropa sowie nach Asien ab. In China und Indien entstehen neue Absatzmärkte - mit ungeahntem Verbraucherpotenzial. Die Türkei, China, Indien und Pakistan liefern inzwischen die komplette Palette der Konfektions- und Meterware auf allen Qualitätsstufen; Vietnam und Thailand rücken nach. Derweil verlagern Europa, Japan und Nordamerika ihren Schwerpunkt auf Design, Veredlung und Spezialprodukte. Hier entstehen vor allem neue Tätigkeitsfelder im Objektbereich, außerdem neue Herausforderung in Sachen Nachhaltigkeit, Ökologie, Ökonomie und soziale Verantwortung.

Neue Chancen bei Objekt und Nachhaltigkeit

Genau hier, nämlich bei Objekt und Nachhaltigkeit, liegen auch wichtige Schwerpunkte der Heimtextil 2009. Der Objektmarkt dehnt sich deutlich aus. Wichtige Einsatzgebiete sind Hotellerie und Gastronomie, Büros und Tagungszentren sowie Gesundheit. In Frankfurt weist der Bereich Contract Creations den Weg zum qualifizierten Angebot im Markt. Gut 16% der Messebesucher suchen übrigens auf der Heimtextil speziell danach.

Zeichen an den Ständen der Aussteller weisen darauf hin, dass Objekttextilien im Angebot sind. Im Januar 2009 gibts sogar einen neuen Rekord: Im gedruckten Verzeichnis "Contract Guide" sind 350 Objekttextil-Anbieter zu finden und ebenfalls in der Internetplattform www.contact-contract.com für Kontakt und Terminplanung registriert.

Die zweite große Überschrift lautet "sustainability". Nachhaltiges Wirtschaften unter umwelttechnischen und sozialen Gesichtspunkten - das Thema hat sich längst aus der Theorie in die Praxis verlagert und zeigt dort immer stärkere Auswirkungen. Weitere praxisrelevante Informationen liefert die international besetzte Vortragsveranstaltung "Lets talk about it" (Halle 8.0) mit Rednern aus Industrie, Forschung und Handel.

Außerdem wird der Eco-Textile Labelling Guide vorgestellt: ein soeben veröffentlichtes aktuelles Verzeichnis der Zertifikate für Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit in der Textilindustrie. Er enthält Informationen und Bewertungen zu rund 30 Umweltzertifikaten unterschiedlicher Weltregionen und Sektoren der Textilindustrie.

Trends rund um Hexen, Alchimisten und Zeitreisende

Nicht zuletzt ist die Heimtextil natürlich eine Trendmesse: "Was gibts Neues an Farben, Formen, Strukturen und Materialien?", lautete auch dieses Jahr die Frage. Antworten gibt der Showcase "Lets have a look" in Halle 3.1: Am zweiten Messetag nimmt eine Diskussionsrunde mit Branchenexperten die neue Bedeutung ornamentalen Designs für Architekten im Außen- und Innenbereich kritisch unter die Lupe. Dazu gibts drei Produkt-Workshops zum Thema Struktur und Oberfläche.

"Expect the Unexpected" lautet die Trend-Vorhersage für die kommende Wohnsaison. Was an überraschenden Entwicklungen zu erwarten sein könnte, hat sich ein internationales Gremium überlegt. Kreative aus sechs Ländern waren am so genannten "Trendtable" beteiligt. Das Konzept hatte letztes Jahr mit fünf europäischen Designern Premiere; ganz neu dabei ist diesmal ein Team aus Japan: DAN Project. Außerdem mit von der Partie:

- Stijlinstituut Amsterdam (Niederlande)
- Carlin International (Frankreich)
- The Future Laboratory (Großbritannien)
- Alvisi e Alvisi (Italien)
- bora.herkestilbüro (Deutschland)

Die neuen Trendthemen heißen: Illusionist, Time Traveller, Alchemist, Fortune Teller, Witchcraft und Enchanted. Dabei hat das Gremium die aktuellen Strömungen aus Mode, Design und Architektur gebündelt. Vorgestellt werden die Themen traditionell im Messeforum. Das Stijlinstitut Amsterdam gestaltet die Präsentation und ist in diesem Jahr federführend für das Trendbuch verantwortlich, das neu umgesetzt wurde: im Magazin-Format mit herausnehmbarem Trend-Poster als Farbkarte und Arbeitsgrundlage für Designer. Die Niederländer gestalten darüber hinaus 2009 die Trend-Präsentation im Forum auf der Heimtextil. An den sechs Heimtextil-Trends orientiert sich auch das Deco Team, das in Ebene 3.0 detaillierte Verarbeitungsideen für Raumgestalter vorführt.

Ergänzend finden sich auf der Heimtextil-Website der aktuelle Trend-Blog sowie das Trend-Archiv der vergangenen 18 Jahre (www.heimtextil-trends.com).

Viel Raum für Nachwuchs

Der Nachwuchs liefert auf der Heimtextil neue Impulse: Unter dem Titel "Rooms for free" präsentieren in Halle 1.1 europäische Textil-Fachbereiche und Hochschulinstitute ihr Spektrum und ihre Leistungsträger.

Zum zweiten Mal verleiht die Heimtextil den Nachwuchspreis für junge Textil- und Möbeldesigner (Young Contract Creations Award Upholstery); erstmals zeichnet die Messeleitung auch junge Designer im Bereich Wandgestaltung aus.

Beim Möbeldesigner-Wettbewerb werden textile Sitzmöbel für die Systemgastronomie gesucht. Die befindet sich zur Zeit im Wandel: Mit ihren stoffbezogenen Ohrensesseln bringen die Coffee Shops eine neue Gemütlichkeit in die Restaurantketten-Landschaft; die Nachfrage nach geeigneten Textilien als Bepolsterungsmaterial ist groß.

Der Young Contract Creations Award: Upholstery rund um die Systemgastronomie umfasst drei Bereiche: Coffeebars, American Diners und International Cooking.

Außerhalb der Messehallen wird die Fachmesse zum vierten Mal von der Publikumsaktion "Heimtextil goes City" begleitet: 30 Raumausstatter, Bettenfachgeschäfte und Werkstätten stellen die Messeneuheiten in ihren Verkaufsräumen in der Frankfurter Innenstadt vor.
aus BTH Heimtex 12/08 (Wirtschaft)